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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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Auf spanischer Seite hatte sich auf einem etwas niedrigerem Rücken näher
am Samsabach ein Jägerbataillon aufgestellt, das seine Tirciilleure bis an den
Fluß vorgeschoben hatte. Weiter rechts stand ein zweites Jägerbataillon, und
in der Flußniederung, den maurischen Reitern gegenüber, eine schwache spanische
Schwadron, kaum achtzig Pferde stark. Bald rückten jedoch drei weitere Bataillone
-und einige Batterien in die Schlachtlinie ein, während das zweite Corps unter
Prim und die Cavalleriedivision noch unterwegs waren.

Vor der Hand aber blieben die Mauren immer noch im Angriff und suchten
beide Flügel zu umfassen. Ein starker Trupp Infanterie kam sogar über den
Fluß herüber, während die Reiterschaar unten in der Niederung mit lautem
Allahgeschrei vorsprengte, aber von der spanischen Reiterei sofort zurückgeworfen
wurde. Leider ließ sich diese von ihrem Ungestüm zu weit fortreißen und mußte
schließlich unter dem Feuer der nachdringenden Feinde über den Fluß umkehren,
wobei ihr Commandeur, von einer feindlichen Kugel verwundet, vom Pferde
sank und in den Wellen verschwand. Andererseits hatte aber auch der über
den Fluß gedrungene Trupp Mauren wieder auf das ander Ufer zurückgehen
müssen, und die Samsa schied wieder die beiden feindlichen Linien.

Jetzt fuhren aus spanischer Seite zwei reitende Batterien auf, die, nebst
einer weiter zurückstehender Gebirgsbatterie auf den jenseitigen Bergrücken ein
heftiges Feuer eröffneten, das dem Auge ein sehr effectvolles Schauspiel
darbot, da man jede einzelne Granate springen sah, aber im Verhältniß
zu dem großen Lärm, wenig Schaden anrichtete, weil man nur einzelne
Schützen und keine geschlossenen Trupps als Zielpunkt hatte. Doch hatte
die spanischen Artillerie wenigstens einen guten Treffer; denn Plötzlich
sah man in der Niederung von allen Seiten marokkanische Reiter nach
einem Punkte hinjagen und dann von dort einen Schwerverwundeten fort¬
schaffen. Wie sich später herausstellte, war es der feindliche Oberbefehls¬
haber Kalb°Er-Fal, der, von einem Granatstück getroffen, noch an demselben
Tage starb.

Während der Kanonade hatte sich der maurische linke Flügel immer mehr
ausgedehnt, um die Spanier auf dieser Seite ganz zu umfassen. Diesen Fehler
benutzte sofort O'Donnell. indem er das mittlerweile eingetroffene zweite Corps
gegen Fronte und Flanke der unvorsichtig Vorgegangenen sendete, um sie von
dem Hauptcorps abzuschneiden und gegen das Gebirge zu werfen.

Die Preußen schlossen sich der Brigade Paredes an und machten den An¬
griff mit. mit dem festen Vorsatz, sich bei dem Gros des Corps aufzuhalten,
und namentlich nicht zu der Schützenlinie'.vorzureiten, wo schon einer von ihnen,
Lieutenant Jena, der Bruder des vor Kurzem bei Düppel gebliebenen Major
Jena, eine Wunde davon getragen hatte. Aber der Wille war besser als die
Ausführung. Die Kampflust riß sie fort, und bald waren sie nicht blos bei der


Auf spanischer Seite hatte sich auf einem etwas niedrigerem Rücken näher
am Samsabach ein Jägerbataillon aufgestellt, das seine Tirciilleure bis an den
Fluß vorgeschoben hatte. Weiter rechts stand ein zweites Jägerbataillon, und
in der Flußniederung, den maurischen Reitern gegenüber, eine schwache spanische
Schwadron, kaum achtzig Pferde stark. Bald rückten jedoch drei weitere Bataillone
-und einige Batterien in die Schlachtlinie ein, während das zweite Corps unter
Prim und die Cavalleriedivision noch unterwegs waren.

Vor der Hand aber blieben die Mauren immer noch im Angriff und suchten
beide Flügel zu umfassen. Ein starker Trupp Infanterie kam sogar über den
Fluß herüber, während die Reiterschaar unten in der Niederung mit lautem
Allahgeschrei vorsprengte, aber von der spanischen Reiterei sofort zurückgeworfen
wurde. Leider ließ sich diese von ihrem Ungestüm zu weit fortreißen und mußte
schließlich unter dem Feuer der nachdringenden Feinde über den Fluß umkehren,
wobei ihr Commandeur, von einer feindlichen Kugel verwundet, vom Pferde
sank und in den Wellen verschwand. Andererseits hatte aber auch der über
den Fluß gedrungene Trupp Mauren wieder auf das ander Ufer zurückgehen
müssen, und die Samsa schied wieder die beiden feindlichen Linien.

Jetzt fuhren aus spanischer Seite zwei reitende Batterien auf, die, nebst
einer weiter zurückstehender Gebirgsbatterie auf den jenseitigen Bergrücken ein
heftiges Feuer eröffneten, das dem Auge ein sehr effectvolles Schauspiel
darbot, da man jede einzelne Granate springen sah, aber im Verhältniß
zu dem großen Lärm, wenig Schaden anrichtete, weil man nur einzelne
Schützen und keine geschlossenen Trupps als Zielpunkt hatte. Doch hatte
die spanischen Artillerie wenigstens einen guten Treffer; denn Plötzlich
sah man in der Niederung von allen Seiten marokkanische Reiter nach
einem Punkte hinjagen und dann von dort einen Schwerverwundeten fort¬
schaffen. Wie sich später herausstellte, war es der feindliche Oberbefehls¬
haber Kalb°Er-Fal, der, von einem Granatstück getroffen, noch an demselben
Tage starb.

Während der Kanonade hatte sich der maurische linke Flügel immer mehr
ausgedehnt, um die Spanier auf dieser Seite ganz zu umfassen. Diesen Fehler
benutzte sofort O'Donnell. indem er das mittlerweile eingetroffene zweite Corps
gegen Fronte und Flanke der unvorsichtig Vorgegangenen sendete, um sie von
dem Hauptcorps abzuschneiden und gegen das Gebirge zu werfen.

Die Preußen schlossen sich der Brigade Paredes an und machten den An¬
griff mit. mit dem festen Vorsatz, sich bei dem Gros des Corps aufzuhalten,
und namentlich nicht zu der Schützenlinie'.vorzureiten, wo schon einer von ihnen,
Lieutenant Jena, der Bruder des vor Kurzem bei Düppel gebliebenen Major
Jena, eine Wunde davon getragen hatte. Aber der Wille war besser als die
Ausführung. Die Kampflust riß sie fort, und bald waren sie nicht blos bei der


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[0148] Auf spanischer Seite hatte sich auf einem etwas niedrigerem Rücken näher am Samsabach ein Jägerbataillon aufgestellt, das seine Tirciilleure bis an den Fluß vorgeschoben hatte. Weiter rechts stand ein zweites Jägerbataillon, und in der Flußniederung, den maurischen Reitern gegenüber, eine schwache spanische Schwadron, kaum achtzig Pferde stark. Bald rückten jedoch drei weitere Bataillone -und einige Batterien in die Schlachtlinie ein, während das zweite Corps unter Prim und die Cavalleriedivision noch unterwegs waren. Vor der Hand aber blieben die Mauren immer noch im Angriff und suchten beide Flügel zu umfassen. Ein starker Trupp Infanterie kam sogar über den Fluß herüber, während die Reiterschaar unten in der Niederung mit lautem Allahgeschrei vorsprengte, aber von der spanischen Reiterei sofort zurückgeworfen wurde. Leider ließ sich diese von ihrem Ungestüm zu weit fortreißen und mußte schließlich unter dem Feuer der nachdringenden Feinde über den Fluß umkehren, wobei ihr Commandeur, von einer feindlichen Kugel verwundet, vom Pferde sank und in den Wellen verschwand. Andererseits hatte aber auch der über den Fluß gedrungene Trupp Mauren wieder auf das ander Ufer zurückgehen müssen, und die Samsa schied wieder die beiden feindlichen Linien. Jetzt fuhren aus spanischer Seite zwei reitende Batterien auf, die, nebst einer weiter zurückstehender Gebirgsbatterie auf den jenseitigen Bergrücken ein heftiges Feuer eröffneten, das dem Auge ein sehr effectvolles Schauspiel darbot, da man jede einzelne Granate springen sah, aber im Verhältniß zu dem großen Lärm, wenig Schaden anrichtete, weil man nur einzelne Schützen und keine geschlossenen Trupps als Zielpunkt hatte. Doch hatte die spanischen Artillerie wenigstens einen guten Treffer; denn Plötzlich sah man in der Niederung von allen Seiten marokkanische Reiter nach einem Punkte hinjagen und dann von dort einen Schwerverwundeten fort¬ schaffen. Wie sich später herausstellte, war es der feindliche Oberbefehls¬ haber Kalb°Er-Fal, der, von einem Granatstück getroffen, noch an demselben Tage starb. Während der Kanonade hatte sich der maurische linke Flügel immer mehr ausgedehnt, um die Spanier auf dieser Seite ganz zu umfassen. Diesen Fehler benutzte sofort O'Donnell. indem er das mittlerweile eingetroffene zweite Corps gegen Fronte und Flanke der unvorsichtig Vorgegangenen sendete, um sie von dem Hauptcorps abzuschneiden und gegen das Gebirge zu werfen. Die Preußen schlossen sich der Brigade Paredes an und machten den An¬ griff mit. mit dem festen Vorsatz, sich bei dem Gros des Corps aufzuhalten, und namentlich nicht zu der Schützenlinie'.vorzureiten, wo schon einer von ihnen, Lieutenant Jena, der Bruder des vor Kurzem bei Düppel gebliebenen Major Jena, eine Wunde davon getragen hatte. Aber der Wille war besser als die Ausführung. Die Kampflust riß sie fort, und bald waren sie nicht blos bei der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/148>, abgerufen am 28.09.2024.