Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band. bringen in großen Summen des Gelts und rothen Gotts, damit euch abzumarkten, zu kaufen eure Kind, die noch kein Wort nicht sprechen, und in der Wiegen sind. Ich thu euch dessen warnen, weil Warnung noch hat Platz, gespannt sind euch die Garne, die Hund sind auf der Hand. Gedenkt an meine Treue, kein Tell komt nimmermehr, euch wird kein Freunde neue geben kein besser Lehr. Thut euch zusammen halten in Fried und Einigkeit als eure frommen Alten, betrachtet Bund und Eyd: Laßt euch das Gelt nicht müssen, Die Gaben machen blind, daß ihr nicht müßen büßen und dienen z'letst dem Fiend. Das Tellenlied, zu welchen die eben angeführten Strophen gehören, ist nicht bringen in großen Summen des Gelts und rothen Gotts, damit euch abzumarkten, zu kaufen eure Kind, die noch kein Wort nicht sprechen, und in der Wiegen sind. Ich thu euch dessen warnen, weil Warnung noch hat Platz, gespannt sind euch die Garne, die Hund sind auf der Hand. Gedenkt an meine Treue, kein Tell komt nimmermehr, euch wird kein Freunde neue geben kein besser Lehr. Thut euch zusammen halten in Fried und Einigkeit als eure frommen Alten, betrachtet Bund und Eyd: Laßt euch das Gelt nicht müssen, Die Gaben machen blind, daß ihr nicht müßen büßen und dienen z'letst dem Fiend. Das Tellenlied, zu welchen die eben angeführten Strophen gehören, ist nicht <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0136" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/189231"/> <lg xml:id="POEMID_4" type="poem"> <l> bringen in großen Summen<lb/> des Gelts und rothen Gotts,<lb/> damit euch abzumarkten,<lb/> zu kaufen eure Kind,<lb/> die noch kein Wort nicht sprechen,<lb/> und in der Wiegen sind.</l><lb/> <l> Ich thu euch dessen warnen,<lb/> weil Warnung noch hat Platz,<lb/> gespannt sind euch die Garne,<lb/> die Hund sind auf der Hand.<lb/> Gedenkt an meine Treue,<lb/> kein Tell komt nimmermehr,<lb/> euch wird kein Freunde neue<lb/> geben kein besser Lehr.</l><lb/> <l> Thut euch zusammen halten<lb/> in Fried und Einigkeit<lb/> als eure frommen Alten,<lb/> betrachtet Bund und Eyd:<lb/> Laßt euch das Gelt nicht müssen,<lb/> Die Gaben machen blind,<lb/> daß ihr nicht müßen büßen<lb/> und dienen z'letst dem Fiend.</l> </lg><lb/> <p xml:id="ID_427" next="#ID_428"> Das Tellenlied, zu welchen die eben angeführten Strophen gehören, ist nicht<lb/> das altnationale und echte Volkslied, sondern ein von Hieronymus Mudelen<lb/> (aus Uri?) im siebzehnten Jahrhundert überarbeitetes. Ein Exemplar davon,<lb/> ein fliegendes Blatt v. I. 1633, liegt auf der berner Bibliothek. Mudelen<lb/> sagt am Schluß seines Liedes selber, er habe dasselbe „gedichtet und gemehrt".<lb/> Wie er dies that, läßt sich zwar mit Genauigkeit angeben, nur liegt die<lb/> einläßliche Mittheilung hierüber diesen Blättern zu fern und bleibt für eine<lb/> andere Gelegenheit aufbehalten. Muheims Lied fängt an: Wilhelm bin ich der<lb/> Telle, von Heldes Muth und Blut. Ein um ein Jahrhundert älteres Volks¬<lb/> lied aber beginnt mit demselben Wortlaute: Wilhelmus von Nassawe bin ich<lb/> von deutschem Blut. Letzteres ist der Wilhelm von Oranien, oder das berühmte<lb/> Geusenlied, das zu Ehren des Grafen Wilhelm von Nassau, der sich Prinz von<lb/> Oranien nannte und 1384 durch Meuchelmord starb, von Philipp von Marnix<lb/> (1- 1398) gedichtet und in Musik gesetzt worden ist. Ganz gewiß hat Mudelen<lb/> dieses Lied copirt. Dasselbe konnte ihm und seinen Landesgenossen wohl¬<lb/> bekannt sein. Denn es steht schon im Ambraser Liederbuche mit verzeichnet,<lb/> welches selbst vom Jahre 1882 stammt und also den Beweis liefert, wie noch<lb/> zu Lebzeiten Wilhelms des Oraniers das ihn feiernde Volkslied in unsre ober-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0136]
bringen in großen Summen
des Gelts und rothen Gotts,
damit euch abzumarkten,
zu kaufen eure Kind,
die noch kein Wort nicht sprechen,
und in der Wiegen sind.
Ich thu euch dessen warnen,
weil Warnung noch hat Platz,
gespannt sind euch die Garne,
die Hund sind auf der Hand.
Gedenkt an meine Treue,
kein Tell komt nimmermehr,
euch wird kein Freunde neue
geben kein besser Lehr.
Thut euch zusammen halten
in Fried und Einigkeit
als eure frommen Alten,
betrachtet Bund und Eyd:
Laßt euch das Gelt nicht müssen,
Die Gaben machen blind,
daß ihr nicht müßen büßen
und dienen z'letst dem Fiend.
Das Tellenlied, zu welchen die eben angeführten Strophen gehören, ist nicht
das altnationale und echte Volkslied, sondern ein von Hieronymus Mudelen
(aus Uri?) im siebzehnten Jahrhundert überarbeitetes. Ein Exemplar davon,
ein fliegendes Blatt v. I. 1633, liegt auf der berner Bibliothek. Mudelen
sagt am Schluß seines Liedes selber, er habe dasselbe „gedichtet und gemehrt".
Wie er dies that, läßt sich zwar mit Genauigkeit angeben, nur liegt die
einläßliche Mittheilung hierüber diesen Blättern zu fern und bleibt für eine
andere Gelegenheit aufbehalten. Muheims Lied fängt an: Wilhelm bin ich der
Telle, von Heldes Muth und Blut. Ein um ein Jahrhundert älteres Volks¬
lied aber beginnt mit demselben Wortlaute: Wilhelmus von Nassawe bin ich
von deutschem Blut. Letzteres ist der Wilhelm von Oranien, oder das berühmte
Geusenlied, das zu Ehren des Grafen Wilhelm von Nassau, der sich Prinz von
Oranien nannte und 1384 durch Meuchelmord starb, von Philipp von Marnix
(1- 1398) gedichtet und in Musik gesetzt worden ist. Ganz gewiß hat Mudelen
dieses Lied copirt. Dasselbe konnte ihm und seinen Landesgenossen wohl¬
bekannt sein. Denn es steht schon im Ambraser Liederbuche mit verzeichnet,
welches selbst vom Jahre 1882 stammt und also den Beweis liefert, wie noch
zu Lebzeiten Wilhelms des Oraniers das ihn feiernde Volkslied in unsre ober-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |