Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Millionen Thäler veranschlagt und bleibt hierbei außer Berechnung die gesammte
freiwillige Dienstleistung, welche so bedeutend ist, daß von den bereiten Mitteln
nur drei Procent auf die Verwaltung incl. Transportmittel, Miethe und dergl.
verwendet zu werden brauchen und 97 Procent allein dem Soldaten zu Gute kom¬
men. Es ist dem Verein gelungen seine Hilfe dem amerikanischen Soldaten in allen
Lagen geltend zu machen, ihm überall hin zu folgen und immer da bereit zu sein,
wo die amtliche Hilfe zufällig auf sich warten ließ. Seinem directen Wirken
und seiner unausgesetzten, sachgemäßen Pression auf die Behörden zumal wird
es zugeschrieben, daß die Sterblichkeit in den amerikanischen Armeen augen¬
blicklich geringer sein soll, als dieselbe gewöhnlich in den kriegführenden euro¬
päischen Heeren ist. -- Die "größte Sorge wendet der Verein aber jetzt, und
darin hat er sich für permanent erklärt, auf die Pflege der vom Heere Ent¬
lassener und Beurlaubten. In den großen Orten und aus allen Etappen hat
d-er Verein Hcimathhäuser angelegt, in welchen jeder legitimirte Soldat in. freie
Station behufs seiner Weiterbeförderung erhält. Alle durch den Krieg mehr
oder minder erwerbsunfähig gewordenen Leute erhalten zwar vom Staate eine
Pension, aber um so mehr hält sich der Verein verpflichtet, sich ihrer anzu¬
nehmen, und ihnen, ihren Kräften entsprechend, eine thätige Existenz zu ver¬
schaffen, Das Ziel ist, alle diese Leute wieder ganz in das bürgerliche Leben
zurückzuführen und unter allen Umständen zu verhindern, daß sich abgesonderte
militärische Elemente bilden. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gestellt, ge¬
rade jetzt, wo der Soldat die erste Rolle spielt und das stehende Heer sich als
gespenstige Nothwendigkeit herausstellt, den Soldaten in dem engsten Verbände
mit dem Volke zu erhalten. Die Sorge seines Volkes tritt überall mächtig
an ihn heran, sobald die Verhältnisse es nur irgend gestatten, ja drängt sich,
ihn schützend, zwischen ihn und seinen Vorgesetzten, sobald nur irgendeine
Aussicht ist, sich materiell oder aber durch die Presse u. tgi. geltend zu machen.
So ist der Hilfsverein der Repräsentant des Volks und seiner politischen
Zwecke geworden, unter welchen der, kein stehendes Heer nach dem Kriege zu
behalten, der bedeutendste ist, und infolge dessen ist dieser Verein, der haupt¬
sächlich aus Frauen gebildet, ein leidenschaftlicher Vertreter des Krieges bis zur
vollsten Unterwerfung der Südstaaten geworden. -- Man hat die Ueberzeugung
aus dem jetzigen Kriege geschöpft, daß man einem mächtigen Gegner nicht mit
einem Volksheer begegnen kann, und daß man also einer südlichen Konföderation
mit ihren ganz andern Interessen gegenüber sich genöthigt sehen würde, ein
stehendes Heer, zu behalten. Das aber soll nicht sein und deshalb darf der
Krieg nicht durch einen Frieden, sondern nur durch die vollständigste Unter¬
werfung beendet werden. Ob das gelingen wird, ist wohl nach dem Gange
der Ereignisse noch die Frage, und man muß bezweifeln, daß Nordamerika aus
dem Kriege hervorgeht ohne ein stehendes Heer. Der Mangel des letztern ist


60*

Millionen Thäler veranschlagt und bleibt hierbei außer Berechnung die gesammte
freiwillige Dienstleistung, welche so bedeutend ist, daß von den bereiten Mitteln
nur drei Procent auf die Verwaltung incl. Transportmittel, Miethe und dergl.
verwendet zu werden brauchen und 97 Procent allein dem Soldaten zu Gute kom¬
men. Es ist dem Verein gelungen seine Hilfe dem amerikanischen Soldaten in allen
Lagen geltend zu machen, ihm überall hin zu folgen und immer da bereit zu sein,
wo die amtliche Hilfe zufällig auf sich warten ließ. Seinem directen Wirken
und seiner unausgesetzten, sachgemäßen Pression auf die Behörden zumal wird
es zugeschrieben, daß die Sterblichkeit in den amerikanischen Armeen augen¬
blicklich geringer sein soll, als dieselbe gewöhnlich in den kriegführenden euro¬
päischen Heeren ist. — Die »größte Sorge wendet der Verein aber jetzt, und
darin hat er sich für permanent erklärt, auf die Pflege der vom Heere Ent¬
lassener und Beurlaubten. In den großen Orten und aus allen Etappen hat
d-er Verein Hcimathhäuser angelegt, in welchen jeder legitimirte Soldat in. freie
Station behufs seiner Weiterbeförderung erhält. Alle durch den Krieg mehr
oder minder erwerbsunfähig gewordenen Leute erhalten zwar vom Staate eine
Pension, aber um so mehr hält sich der Verein verpflichtet, sich ihrer anzu¬
nehmen, und ihnen, ihren Kräften entsprechend, eine thätige Existenz zu ver¬
schaffen, Das Ziel ist, alle diese Leute wieder ganz in das bürgerliche Leben
zurückzuführen und unter allen Umständen zu verhindern, daß sich abgesonderte
militärische Elemente bilden. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gestellt, ge¬
rade jetzt, wo der Soldat die erste Rolle spielt und das stehende Heer sich als
gespenstige Nothwendigkeit herausstellt, den Soldaten in dem engsten Verbände
mit dem Volke zu erhalten. Die Sorge seines Volkes tritt überall mächtig
an ihn heran, sobald die Verhältnisse es nur irgend gestatten, ja drängt sich,
ihn schützend, zwischen ihn und seinen Vorgesetzten, sobald nur irgendeine
Aussicht ist, sich materiell oder aber durch die Presse u. tgi. geltend zu machen.
So ist der Hilfsverein der Repräsentant des Volks und seiner politischen
Zwecke geworden, unter welchen der, kein stehendes Heer nach dem Kriege zu
behalten, der bedeutendste ist, und infolge dessen ist dieser Verein, der haupt¬
sächlich aus Frauen gebildet, ein leidenschaftlicher Vertreter des Krieges bis zur
vollsten Unterwerfung der Südstaaten geworden. — Man hat die Ueberzeugung
aus dem jetzigen Kriege geschöpft, daß man einem mächtigen Gegner nicht mit
einem Volksheer begegnen kann, und daß man also einer südlichen Konföderation
mit ihren ganz andern Interessen gegenüber sich genöthigt sehen würde, ein
stehendes Heer, zu behalten. Das aber soll nicht sein und deshalb darf der
Krieg nicht durch einen Frieden, sondern nur durch die vollständigste Unter¬
werfung beendet werden. Ob das gelingen wird, ist wohl nach dem Gange
der Ereignisse noch die Frage, und man muß bezweifeln, daß Nordamerika aus
dem Kriege hervorgeht ohne ein stehendes Heer. Der Mangel des letztern ist


60*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0483" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/189044"/>
          <p xml:id="ID_1633" prev="#ID_1632" next="#ID_1634"> Millionen Thäler veranschlagt und bleibt hierbei außer Berechnung die gesammte<lb/>
freiwillige Dienstleistung, welche so bedeutend ist, daß von den bereiten Mitteln<lb/>
nur drei Procent auf die Verwaltung incl. Transportmittel, Miethe und dergl.<lb/>
verwendet zu werden brauchen und 97 Procent allein dem Soldaten zu Gute kom¬<lb/>
men. Es ist dem Verein gelungen seine Hilfe dem amerikanischen Soldaten in allen<lb/>
Lagen geltend zu machen, ihm überall hin zu folgen und immer da bereit zu sein,<lb/>
wo die amtliche Hilfe zufällig auf sich warten ließ. Seinem directen Wirken<lb/>
und seiner unausgesetzten, sachgemäßen Pression auf die Behörden zumal wird<lb/>
es zugeschrieben, daß die Sterblichkeit in den amerikanischen Armeen augen¬<lb/>
blicklich geringer sein soll, als dieselbe gewöhnlich in den kriegführenden euro¬<lb/>
päischen Heeren ist. &#x2014; Die »größte Sorge wendet der Verein aber jetzt, und<lb/>
darin hat er sich für permanent erklärt, auf die Pflege der vom Heere Ent¬<lb/>
lassener und Beurlaubten. In den großen Orten und aus allen Etappen hat<lb/>
d-er Verein Hcimathhäuser angelegt, in welchen jeder legitimirte Soldat in. freie<lb/>
Station behufs seiner Weiterbeförderung erhält. Alle durch den Krieg mehr<lb/>
oder minder erwerbsunfähig gewordenen Leute erhalten zwar vom Staate eine<lb/>
Pension, aber um so mehr hält sich der Verein verpflichtet, sich ihrer anzu¬<lb/>
nehmen, und ihnen, ihren Kräften entsprechend, eine thätige Existenz zu ver¬<lb/>
schaffen, Das Ziel ist, alle diese Leute wieder ganz in das bürgerliche Leben<lb/>
zurückzuführen und unter allen Umständen zu verhindern, daß sich abgesonderte<lb/>
militärische Elemente bilden. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gestellt, ge¬<lb/>
rade jetzt, wo der Soldat die erste Rolle spielt und das stehende Heer sich als<lb/>
gespenstige Nothwendigkeit herausstellt, den Soldaten in dem engsten Verbände<lb/>
mit dem Volke zu erhalten. Die Sorge seines Volkes tritt überall mächtig<lb/>
an ihn heran, sobald die Verhältnisse es nur irgend gestatten, ja drängt sich,<lb/>
ihn schützend, zwischen ihn und seinen Vorgesetzten, sobald nur irgendeine<lb/>
Aussicht ist, sich materiell oder aber durch die Presse u. tgi. geltend zu machen.<lb/>
So ist der Hilfsverein der Repräsentant des Volks und seiner politischen<lb/>
Zwecke geworden, unter welchen der, kein stehendes Heer nach dem Kriege zu<lb/>
behalten, der bedeutendste ist, und infolge dessen ist dieser Verein, der haupt¬<lb/>
sächlich aus Frauen gebildet, ein leidenschaftlicher Vertreter des Krieges bis zur<lb/>
vollsten Unterwerfung der Südstaaten geworden. &#x2014; Man hat die Ueberzeugung<lb/>
aus dem jetzigen Kriege geschöpft, daß man einem mächtigen Gegner nicht mit<lb/>
einem Volksheer begegnen kann, und daß man also einer südlichen Konföderation<lb/>
mit ihren ganz andern Interessen gegenüber sich genöthigt sehen würde, ein<lb/>
stehendes Heer, zu behalten. Das aber soll nicht sein und deshalb darf der<lb/>
Krieg nicht durch einen Frieden, sondern nur durch die vollständigste Unter¬<lb/>
werfung beendet werden. Ob das gelingen wird, ist wohl nach dem Gange<lb/>
der Ereignisse noch die Frage, und man muß bezweifeln, daß Nordamerika aus<lb/>
dem Kriege hervorgeht ohne ein stehendes Heer.  Der Mangel des letztern ist</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> 60*</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0483] Millionen Thäler veranschlagt und bleibt hierbei außer Berechnung die gesammte freiwillige Dienstleistung, welche so bedeutend ist, daß von den bereiten Mitteln nur drei Procent auf die Verwaltung incl. Transportmittel, Miethe und dergl. verwendet zu werden brauchen und 97 Procent allein dem Soldaten zu Gute kom¬ men. Es ist dem Verein gelungen seine Hilfe dem amerikanischen Soldaten in allen Lagen geltend zu machen, ihm überall hin zu folgen und immer da bereit zu sein, wo die amtliche Hilfe zufällig auf sich warten ließ. Seinem directen Wirken und seiner unausgesetzten, sachgemäßen Pression auf die Behörden zumal wird es zugeschrieben, daß die Sterblichkeit in den amerikanischen Armeen augen¬ blicklich geringer sein soll, als dieselbe gewöhnlich in den kriegführenden euro¬ päischen Heeren ist. — Die »größte Sorge wendet der Verein aber jetzt, und darin hat er sich für permanent erklärt, auf die Pflege der vom Heere Ent¬ lassener und Beurlaubten. In den großen Orten und aus allen Etappen hat d-er Verein Hcimathhäuser angelegt, in welchen jeder legitimirte Soldat in. freie Station behufs seiner Weiterbeförderung erhält. Alle durch den Krieg mehr oder minder erwerbsunfähig gewordenen Leute erhalten zwar vom Staate eine Pension, aber um so mehr hält sich der Verein verpflichtet, sich ihrer anzu¬ nehmen, und ihnen, ihren Kräften entsprechend, eine thätige Existenz zu ver¬ schaffen, Das Ziel ist, alle diese Leute wieder ganz in das bürgerliche Leben zurückzuführen und unter allen Umständen zu verhindern, daß sich abgesonderte militärische Elemente bilden. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gestellt, ge¬ rade jetzt, wo der Soldat die erste Rolle spielt und das stehende Heer sich als gespenstige Nothwendigkeit herausstellt, den Soldaten in dem engsten Verbände mit dem Volke zu erhalten. Die Sorge seines Volkes tritt überall mächtig an ihn heran, sobald die Verhältnisse es nur irgend gestatten, ja drängt sich, ihn schützend, zwischen ihn und seinen Vorgesetzten, sobald nur irgendeine Aussicht ist, sich materiell oder aber durch die Presse u. tgi. geltend zu machen. So ist der Hilfsverein der Repräsentant des Volks und seiner politischen Zwecke geworden, unter welchen der, kein stehendes Heer nach dem Kriege zu behalten, der bedeutendste ist, und infolge dessen ist dieser Verein, der haupt¬ sächlich aus Frauen gebildet, ein leidenschaftlicher Vertreter des Krieges bis zur vollsten Unterwerfung der Südstaaten geworden. — Man hat die Ueberzeugung aus dem jetzigen Kriege geschöpft, daß man einem mächtigen Gegner nicht mit einem Volksheer begegnen kann, und daß man also einer südlichen Konföderation mit ihren ganz andern Interessen gegenüber sich genöthigt sehen würde, ein stehendes Heer, zu behalten. Das aber soll nicht sein und deshalb darf der Krieg nicht durch einen Frieden, sondern nur durch die vollständigste Unter¬ werfung beendet werden. Ob das gelingen wird, ist wohl nach dem Gange der Ereignisse noch die Frage, und man muß bezweifeln, daß Nordamerika aus dem Kriege hervorgeht ohne ein stehendes Heer. Der Mangel des letztern ist 60*

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/483
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/483>, abgerufen am 23.07.2024.