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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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ihres Heimathslandes unter dem dänischen Joche erworben. Die Proben des an
Verrücktheit grenzenden Fanatismus, mit welchem Schlcisncr sein Delatorcncnnt ver¬
waltete, würden zum Theil lächerlich sein, wenn sie nicht so ernste Folgen gehabt
hätten, und sie würden unglaublich sein, wen" die Berichterstatter ihn nicht durch
seine eignen mit Anführungszeichen gegebenen Worte schilderten. Zunächst wußte er
sich durch Bciscitcschieben des ihm ncbengcordncten SanitätscoUegiums den Behörden
und Gemeinden gegenüber eine bis dahin unerhörte Macht zu allerlei Anordnungen,
Eingriffen, Absetzungen u. s. w. zu verschaffen. Dann begann er mit dieser Macht
sein DanisirungSgeschäst ins Werk zu setzen. Die deutschen Physici wurden durch
Dänen ersetzt, als Armenarzte stellte er nur solche Deutsche an, welche eine reine,
d. h. eine entweder indifferente oder, und das war der häufigere Fall, eine antideutsche
Vergangenheit hinter sich hatten. Eine Schleswig-holsteinische Petition unterschrieben,
im Schleswig-holsteinischen Heer gedient, der "aufrührerischen" Regierung Steuern
gezahlt zu haben, machte jeden ohne Weiteres unfähig, Däne oder dänisch gesinnt
zu sein dagegen machte jeden vor Andern fähig zur Anstellung als Arzt. Deutsche
Reisende sollten, so lautete der Grundsatz, nach welchen der Medicinalinspcctor bei
derartigen wie bei andern Gelegenheiten verfuhr, sobald sie den Fuß auf schleswigschen
Boden setzten, inne werden, daß sie in Dänemark seien. Apotheker wurden, indem
man ihnen ihr Privilegium nahm, gezwungen, ihr Geschäft nach einer von Schleis-
ucr angeordneten Abschätzung zu verkaufen, und diese war stets eine so niedrige, daß
bedeutender Vermögensverlust, in einem Fall sogar völliger Ruin die Folge war.
Selbst die Irrenanstalt in Schleswig mußte statt der deutschen sich dänische Aerzte
gefallen lassen, >und was dünische Aerzte für ein Deutsch schreiben, zeigt die wahr¬
haft kostbare Anmerkung, welche die Eramcnarbcit eines gewissen Knudsen aus
Kopenhagen mittheilt. Man lese und man wird auf jeder Seite Gelegenheit finden,
sich verwundert zu fragen, ob man recht gelesen. -- Die in Aussicht gestellten
weiteren Lieferungen werden jedenfalls nicht weniger interessante Beispiele aus andern
Sphären des dänischen Treibens in den letzten dreizehn Jahren enthalten. Wir
werden von Rechtskränkungcn und Ncchtsverweigerungen, willkürlichen Entziehungen
von Stellen und Privilegien, von Amtsmißbrauch in Kirche und Schule, Polizei-
chieancn und einem Sportuliren hören, wie es so schmachvoll noch nirgends erhört
wurde. Und was dem Unternehmen seinen eigentlichen Werth und seinen entschiedenen
Vorzug vor den bisherigen Veröffentlichungen dieser Art giebt, alles dazu verwendete
Material wird aus beglaubigten Thatsachen bestehen, jede Mißdarstcllung oder Ueber¬
treibung daher ausgeschlossen sein.




Verantwortlicher Redacteur: Vr. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Herbig. -- Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

ihres Heimathslandes unter dem dänischen Joche erworben. Die Proben des an
Verrücktheit grenzenden Fanatismus, mit welchem Schlcisncr sein Delatorcncnnt ver¬
waltete, würden zum Theil lächerlich sein, wenn sie nicht so ernste Folgen gehabt
hätten, und sie würden unglaublich sein, wen» die Berichterstatter ihn nicht durch
seine eignen mit Anführungszeichen gegebenen Worte schilderten. Zunächst wußte er
sich durch Bciscitcschieben des ihm ncbengcordncten SanitätscoUegiums den Behörden
und Gemeinden gegenüber eine bis dahin unerhörte Macht zu allerlei Anordnungen,
Eingriffen, Absetzungen u. s. w. zu verschaffen. Dann begann er mit dieser Macht
sein DanisirungSgeschäst ins Werk zu setzen. Die deutschen Physici wurden durch
Dänen ersetzt, als Armenarzte stellte er nur solche Deutsche an, welche eine reine,
d. h. eine entweder indifferente oder, und das war der häufigere Fall, eine antideutsche
Vergangenheit hinter sich hatten. Eine Schleswig-holsteinische Petition unterschrieben,
im Schleswig-holsteinischen Heer gedient, der „aufrührerischen" Regierung Steuern
gezahlt zu haben, machte jeden ohne Weiteres unfähig, Däne oder dänisch gesinnt
zu sein dagegen machte jeden vor Andern fähig zur Anstellung als Arzt. Deutsche
Reisende sollten, so lautete der Grundsatz, nach welchen der Medicinalinspcctor bei
derartigen wie bei andern Gelegenheiten verfuhr, sobald sie den Fuß auf schleswigschen
Boden setzten, inne werden, daß sie in Dänemark seien. Apotheker wurden, indem
man ihnen ihr Privilegium nahm, gezwungen, ihr Geschäft nach einer von Schleis-
ucr angeordneten Abschätzung zu verkaufen, und diese war stets eine so niedrige, daß
bedeutender Vermögensverlust, in einem Fall sogar völliger Ruin die Folge war.
Selbst die Irrenanstalt in Schleswig mußte statt der deutschen sich dänische Aerzte
gefallen lassen, >und was dünische Aerzte für ein Deutsch schreiben, zeigt die wahr¬
haft kostbare Anmerkung, welche die Eramcnarbcit eines gewissen Knudsen aus
Kopenhagen mittheilt. Man lese und man wird auf jeder Seite Gelegenheit finden,
sich verwundert zu fragen, ob man recht gelesen. — Die in Aussicht gestellten
weiteren Lieferungen werden jedenfalls nicht weniger interessante Beispiele aus andern
Sphären des dänischen Treibens in den letzten dreizehn Jahren enthalten. Wir
werden von Rechtskränkungcn und Ncchtsverweigerungen, willkürlichen Entziehungen
von Stellen und Privilegien, von Amtsmißbrauch in Kirche und Schule, Polizei-
chieancn und einem Sportuliren hören, wie es so schmachvoll noch nirgends erhört
wurde. Und was dem Unternehmen seinen eigentlichen Werth und seinen entschiedenen
Vorzug vor den bisherigen Veröffentlichungen dieser Art giebt, alles dazu verwendete
Material wird aus beglaubigten Thatsachen bestehen, jede Mißdarstcllung oder Ueber¬
treibung daher ausgeschlossen sein.




Verantwortlicher Redacteur: Vr. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Herbig. — Druck von C. E. Elbert in Leipzig.
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[0448] ihres Heimathslandes unter dem dänischen Joche erworben. Die Proben des an Verrücktheit grenzenden Fanatismus, mit welchem Schlcisncr sein Delatorcncnnt ver¬ waltete, würden zum Theil lächerlich sein, wenn sie nicht so ernste Folgen gehabt hätten, und sie würden unglaublich sein, wen» die Berichterstatter ihn nicht durch seine eignen mit Anführungszeichen gegebenen Worte schilderten. Zunächst wußte er sich durch Bciscitcschieben des ihm ncbengcordncten SanitätscoUegiums den Behörden und Gemeinden gegenüber eine bis dahin unerhörte Macht zu allerlei Anordnungen, Eingriffen, Absetzungen u. s. w. zu verschaffen. Dann begann er mit dieser Macht sein DanisirungSgeschäst ins Werk zu setzen. Die deutschen Physici wurden durch Dänen ersetzt, als Armenarzte stellte er nur solche Deutsche an, welche eine reine, d. h. eine entweder indifferente oder, und das war der häufigere Fall, eine antideutsche Vergangenheit hinter sich hatten. Eine Schleswig-holsteinische Petition unterschrieben, im Schleswig-holsteinischen Heer gedient, der „aufrührerischen" Regierung Steuern gezahlt zu haben, machte jeden ohne Weiteres unfähig, Däne oder dänisch gesinnt zu sein dagegen machte jeden vor Andern fähig zur Anstellung als Arzt. Deutsche Reisende sollten, so lautete der Grundsatz, nach welchen der Medicinalinspcctor bei derartigen wie bei andern Gelegenheiten verfuhr, sobald sie den Fuß auf schleswigschen Boden setzten, inne werden, daß sie in Dänemark seien. Apotheker wurden, indem man ihnen ihr Privilegium nahm, gezwungen, ihr Geschäft nach einer von Schleis- ucr angeordneten Abschätzung zu verkaufen, und diese war stets eine so niedrige, daß bedeutender Vermögensverlust, in einem Fall sogar völliger Ruin die Folge war. Selbst die Irrenanstalt in Schleswig mußte statt der deutschen sich dänische Aerzte gefallen lassen, >und was dünische Aerzte für ein Deutsch schreiben, zeigt die wahr¬ haft kostbare Anmerkung, welche die Eramcnarbcit eines gewissen Knudsen aus Kopenhagen mittheilt. Man lese und man wird auf jeder Seite Gelegenheit finden, sich verwundert zu fragen, ob man recht gelesen. — Die in Aussicht gestellten weiteren Lieferungen werden jedenfalls nicht weniger interessante Beispiele aus andern Sphären des dänischen Treibens in den letzten dreizehn Jahren enthalten. Wir werden von Rechtskränkungcn und Ncchtsverweigerungen, willkürlichen Entziehungen von Stellen und Privilegien, von Amtsmißbrauch in Kirche und Schule, Polizei- chieancn und einem Sportuliren hören, wie es so schmachvoll noch nirgends erhört wurde. Und was dem Unternehmen seinen eigentlichen Werth und seinen entschiedenen Vorzug vor den bisherigen Veröffentlichungen dieser Art giebt, alles dazu verwendete Material wird aus beglaubigten Thatsachen bestehen, jede Mißdarstcllung oder Ueber¬ treibung daher ausgeschlossen sein. Verantwortlicher Redacteur: Vr. Moritz Busch. Verlag von F. L. Herbig. — Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/448>, abgerufen am 03.07.2024.