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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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allen übrigen Dörfergruppen des nördlichen Schleswig herrscht die plattdänische
oder südjütische Volkssprache ausschließlich, in den Kirchen wird Hochdänisch ge¬
predigt, in den Schulen in derselben Sprache unterrichtet.

Rechnen wir also zu unsern drei ersten Zonen noch Friesland mit seinen
Inseln und Fehmarn. dessen Bewohner, zum Theil germanisirte Slaven, durch-
gehends deutsche Sitte und Sprache haben, und nennen wir diese Gruppe
Südschlcswig. so umfaßt letzteres, nach Propsteien und Kirchspielen gerechnet,
die Propstei Flensburg mit 28, die Propsiei Gottorf mit 31. die Propstei
Hütten mit 18, die Propstei Husum mit 26, Eiderstedt mit 18. die Propstei
Fehmarn mit 4 und einen Theil der Propstei Tondern mit 29 Kirchspiele".!

, Nordschleswig dagegen begreift in sich die Propstei Hadersleben mit 34,
die Propstei Apenräde mit 19, die Propstei Sonderburg mit 7. das Bisthum
Alsen mit 18, Törninglchn (unter dem Bischof von Ripcn stehend) mit 29 und
einen Theil der Propstei Tondern mit 13 Kirchspielen.

Mithin gehören von den 274 Kirchspielen des Herzogtums Schleswig zu
der in obiger Weise zusammengesetzten südlichen Gruppe 154, zur nördlichen
Hälfte 120. In den 154 Kirchspielen Südschleswigs war, wie bemerkt, bis
1850 Hochdeutsch die Sprache der Schule und mit einigen Ausnahmen auch die
der Kirche. Nur in der Heiligen-Geist-Kirche zu Flensburg war der Gottes¬
dienst dänisch, und in zwei oder drei Kirchen in der Nähe von Tondern wurde
jeden dritten oder vierten Sonntag dänisch gepredigt, aber, wie sonst immer,
deutsch gesungen. In Nordschleswig dagegen wurde damals in den Städten
Hadersleben, Apenrade und Sonderburg der Schulunterricht in deutscher -spräche
ertheilt, und ebenso wurde die Hauptprcdigt in derselben gehalten. Aehnlich
war das Verhältniß in der Herrnhuter-Colonie Christiane>seid und in dem Flecken
Gravenstein. In dem Flecken Lygumtloster fand in jedem Monat und in Kliplev
"n jedem dritten Sontag eine deutsche Predigt statt.

Wie dieses Verhältniß, mit welchem alle Theile mit seltenen Ausnahmen
zufrieden waren, von den Dänen dahin umgestaltet wurde, daß nicht nur in
fast allen Kirchspielen unsrer zweiten und dritten Zone, sondern auch in der
^ößern Hälfte Angelus die Kirche zum Theil, die Schule ganz danisirt wurde,
'se bekannt. Ebenso, daß die Civilcommissärc die alte, Einrichtung zur Freude,
wenigstens nicht zum Verdruß und in mehr als einem Kirchspiel auf ausdrück¬
lichen, fast einmüthigen Wunsch der Bevölkerung wiederhergestellt haben.

Die Gesammtbevölkerung deS Herzogthums Schleswig betrug nach der
Zahlung von 1860: 409,907 Seelen, von denen beiläufig 204,323 dem männ¬
lichen. 205.584 dem weiblichen Geschlecht angehörten. Von diesen wohnten in
der Propstei Flensburg 57,174, in den Propsteien Gottorf und Hütten 52.062,
auf Fehmarn 9,594. in Eiderstedt 18,680. in der Propstei Husum 37.131. in
den deutschen Kirchspielen der Propstei Tondern 32,345, und zu Rendsburg sind


allen übrigen Dörfergruppen des nördlichen Schleswig herrscht die plattdänische
oder südjütische Volkssprache ausschließlich, in den Kirchen wird Hochdänisch ge¬
predigt, in den Schulen in derselben Sprache unterrichtet.

Rechnen wir also zu unsern drei ersten Zonen noch Friesland mit seinen
Inseln und Fehmarn. dessen Bewohner, zum Theil germanisirte Slaven, durch-
gehends deutsche Sitte und Sprache haben, und nennen wir diese Gruppe
Südschlcswig. so umfaßt letzteres, nach Propsteien und Kirchspielen gerechnet,
die Propstei Flensburg mit 28, die Propsiei Gottorf mit 31. die Propstei
Hütten mit 18, die Propstei Husum mit 26, Eiderstedt mit 18. die Propstei
Fehmarn mit 4 und einen Theil der Propstei Tondern mit 29 Kirchspiele».!

, Nordschleswig dagegen begreift in sich die Propstei Hadersleben mit 34,
die Propstei Apenräde mit 19, die Propstei Sonderburg mit 7. das Bisthum
Alsen mit 18, Törninglchn (unter dem Bischof von Ripcn stehend) mit 29 und
einen Theil der Propstei Tondern mit 13 Kirchspielen.

Mithin gehören von den 274 Kirchspielen des Herzogtums Schleswig zu
der in obiger Weise zusammengesetzten südlichen Gruppe 154, zur nördlichen
Hälfte 120. In den 154 Kirchspielen Südschleswigs war, wie bemerkt, bis
1850 Hochdeutsch die Sprache der Schule und mit einigen Ausnahmen auch die
der Kirche. Nur in der Heiligen-Geist-Kirche zu Flensburg war der Gottes¬
dienst dänisch, und in zwei oder drei Kirchen in der Nähe von Tondern wurde
jeden dritten oder vierten Sonntag dänisch gepredigt, aber, wie sonst immer,
deutsch gesungen. In Nordschleswig dagegen wurde damals in den Städten
Hadersleben, Apenrade und Sonderburg der Schulunterricht in deutscher -spräche
ertheilt, und ebenso wurde die Hauptprcdigt in derselben gehalten. Aehnlich
war das Verhältniß in der Herrnhuter-Colonie Christiane>seid und in dem Flecken
Gravenstein. In dem Flecken Lygumtloster fand in jedem Monat und in Kliplev
«n jedem dritten Sontag eine deutsche Predigt statt.

Wie dieses Verhältniß, mit welchem alle Theile mit seltenen Ausnahmen
zufrieden waren, von den Dänen dahin umgestaltet wurde, daß nicht nur in
fast allen Kirchspielen unsrer zweiten und dritten Zone, sondern auch in der
^ößern Hälfte Angelus die Kirche zum Theil, die Schule ganz danisirt wurde,
'se bekannt. Ebenso, daß die Civilcommissärc die alte, Einrichtung zur Freude,
wenigstens nicht zum Verdruß und in mehr als einem Kirchspiel auf ausdrück¬
lichen, fast einmüthigen Wunsch der Bevölkerung wiederhergestellt haben.

Die Gesammtbevölkerung deS Herzogthums Schleswig betrug nach der
Zahlung von 1860: 409,907 Seelen, von denen beiläufig 204,323 dem männ¬
lichen. 205.584 dem weiblichen Geschlecht angehörten. Von diesen wohnten in
der Propstei Flensburg 57,174, in den Propsteien Gottorf und Hütten 52.062,
auf Fehmarn 9,594. in Eiderstedt 18,680. in der Propstei Husum 37.131. in
den deutschen Kirchspielen der Propstei Tondern 32,345, und zu Rendsburg sind


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[0415] allen übrigen Dörfergruppen des nördlichen Schleswig herrscht die plattdänische oder südjütische Volkssprache ausschließlich, in den Kirchen wird Hochdänisch ge¬ predigt, in den Schulen in derselben Sprache unterrichtet. Rechnen wir also zu unsern drei ersten Zonen noch Friesland mit seinen Inseln und Fehmarn. dessen Bewohner, zum Theil germanisirte Slaven, durch- gehends deutsche Sitte und Sprache haben, und nennen wir diese Gruppe Südschlcswig. so umfaßt letzteres, nach Propsteien und Kirchspielen gerechnet, die Propstei Flensburg mit 28, die Propsiei Gottorf mit 31. die Propstei Hütten mit 18, die Propstei Husum mit 26, Eiderstedt mit 18. die Propstei Fehmarn mit 4 und einen Theil der Propstei Tondern mit 29 Kirchspiele».! , Nordschleswig dagegen begreift in sich die Propstei Hadersleben mit 34, die Propstei Apenräde mit 19, die Propstei Sonderburg mit 7. das Bisthum Alsen mit 18, Törninglchn (unter dem Bischof von Ripcn stehend) mit 29 und einen Theil der Propstei Tondern mit 13 Kirchspielen. Mithin gehören von den 274 Kirchspielen des Herzogtums Schleswig zu der in obiger Weise zusammengesetzten südlichen Gruppe 154, zur nördlichen Hälfte 120. In den 154 Kirchspielen Südschleswigs war, wie bemerkt, bis 1850 Hochdeutsch die Sprache der Schule und mit einigen Ausnahmen auch die der Kirche. Nur in der Heiligen-Geist-Kirche zu Flensburg war der Gottes¬ dienst dänisch, und in zwei oder drei Kirchen in der Nähe von Tondern wurde jeden dritten oder vierten Sonntag dänisch gepredigt, aber, wie sonst immer, deutsch gesungen. In Nordschleswig dagegen wurde damals in den Städten Hadersleben, Apenrade und Sonderburg der Schulunterricht in deutscher -spräche ertheilt, und ebenso wurde die Hauptprcdigt in derselben gehalten. Aehnlich war das Verhältniß in der Herrnhuter-Colonie Christiane>seid und in dem Flecken Gravenstein. In dem Flecken Lygumtloster fand in jedem Monat und in Kliplev «n jedem dritten Sontag eine deutsche Predigt statt. Wie dieses Verhältniß, mit welchem alle Theile mit seltenen Ausnahmen zufrieden waren, von den Dänen dahin umgestaltet wurde, daß nicht nur in fast allen Kirchspielen unsrer zweiten und dritten Zone, sondern auch in der ^ößern Hälfte Angelus die Kirche zum Theil, die Schule ganz danisirt wurde, 'se bekannt. Ebenso, daß die Civilcommissärc die alte, Einrichtung zur Freude, wenigstens nicht zum Verdruß und in mehr als einem Kirchspiel auf ausdrück¬ lichen, fast einmüthigen Wunsch der Bevölkerung wiederhergestellt haben. Die Gesammtbevölkerung deS Herzogthums Schleswig betrug nach der Zahlung von 1860: 409,907 Seelen, von denen beiläufig 204,323 dem männ¬ lichen. 205.584 dem weiblichen Geschlecht angehörten. Von diesen wohnten in der Propstei Flensburg 57,174, in den Propsteien Gottorf und Hütten 52.062, auf Fehmarn 9,594. in Eiderstedt 18,680. in der Propstei Husum 37.131. in den deutschen Kirchspielen der Propstei Tondern 32,345, und zu Rendsburg sind

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/415>, abgerufen am 23.07.2024.