Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

aber wurde der unternehmende Mann, welcher sich mit Erfolg dem Wagniß
der neuen Entdeckung aussetzte, wie ein Held und Reformator angestaunt.

Und es ist deshalb nicht nur unterhaltend, auch lehrreich zu sehen, wie
eine solche Luftfahrt aus dem engen Horizont einer deutschen Reichsstadt von
den Zeitgenossen aufgefaßt wurde. Ueber die Auffahrt des glücklichen Aben¬
teurers Blanchard zu Nürnberg im Jahre 1787 ist uns eine hübsche Flugschrift
erhalten: Ausführliche Beschreibung der achtundzwanzigsten Luftreise, welche
Herr Blanchard den 12. Nvvemb. 1787 zu Nürnberg unternahm und glücklich
Vollzog. Mit 4 Kupfertafeln begleitet. Verfaßt und verlegt von Johann Mayer,
Schriftstechcr und Kupferdrucker in Regensburg 1787. 4. Aus dem Titel be¬
findet sich noch Blanchards Silhouette von Lorbeer und Rosen umgeben, mit
der Unterschrift: I." Ms eelew" ^öroulrute. Die vier Kupfertafeln stellen dar:
die Ausfahrt selbst mit der staunenden Volksmenge, die triumphirende Rück¬
fahrt des Ballons auf dein Wagen, die Maschinen zur Füllung und den Fall¬
schirm, endlich sogar den Grundriß des Platzes, von welchem die Luftfahrt
ausging. -- Aus dieser Flugschrift wird hier die Hauptsache mit den Worten
des aufmerksamen Beobachters mitgetheilt.

Herr Blanchard reiste nach seiner zu Straßburg vollzogenen sechsundzwan-
zigsten Luftreise durch Nur'nberg nach Leipzig, um seine Siebenundzwanzigste
Luftauffahrt alldort zu unternehmen. Viele vornehme Einwohner Nürnbergs
schlugen ihm vor, nach seiner Auffahrt zu Leipzig zurückzukommen, um die acht-
undzwanzigste Luftreise in Nürnberg zu vollziehen; er versprachs, und während
seinem Aufenthalt zu Leipzig wurde eine Subscription eröffnet. Es wurde der
Preis der Plätze u vier, zwei und einen Laubthaler angesetzt und endlich der
6. November zur Ausfahrt bestimmt. Herr Blanchard kam den Is. October
von Leipzig in Nürnberg an, auch traf sein mit allen Füll- und Luftfahrt-
geräthschasten beladener, und für dieselben besonders zugerichteter Wagen ein,
welcher auf der Stadtheuwagc gewogen und 43 Centner schwer befunden wurde.

Von alle den boshaften Erdichtungen und schändlichen Verleumdungen, welche
wider Herrn Blanchard ausgestreut wurden, will ich nichts sagen. Ohne mich weder
an das übertriebene Lob. noch den niedern Tadel zu kehren, womit Herr Blanchard
auf allen Seiten umringt war. nahm ich. von einigen meiner Freunde aufge¬
muntert, mir vor, eine ausführliche Geschichte und getreue Zeichnungen von
allen Begebenheiten der achtundzwanzigsten aörvstatischen Reise herauszugeben.

Auf dem Ncucnbau wurde eine Hütte von Brettern errichtet, worin während
drei Wochen, nämlich bis zum 11. November, der mit atmosphärischer Luft auf¬
geblasene Ballon und alle andern zur Luftschifferei gehörigen Instrumente für
12 und 24 Kreuzer zu sehen waren.

Auch wurde auf dein sogenannten Judenbühl außerhalb der Schanzen


aber wurde der unternehmende Mann, welcher sich mit Erfolg dem Wagniß
der neuen Entdeckung aussetzte, wie ein Held und Reformator angestaunt.

Und es ist deshalb nicht nur unterhaltend, auch lehrreich zu sehen, wie
eine solche Luftfahrt aus dem engen Horizont einer deutschen Reichsstadt von
den Zeitgenossen aufgefaßt wurde. Ueber die Auffahrt des glücklichen Aben¬
teurers Blanchard zu Nürnberg im Jahre 1787 ist uns eine hübsche Flugschrift
erhalten: Ausführliche Beschreibung der achtundzwanzigsten Luftreise, welche
Herr Blanchard den 12. Nvvemb. 1787 zu Nürnberg unternahm und glücklich
Vollzog. Mit 4 Kupfertafeln begleitet. Verfaßt und verlegt von Johann Mayer,
Schriftstechcr und Kupferdrucker in Regensburg 1787. 4. Aus dem Titel be¬
findet sich noch Blanchards Silhouette von Lorbeer und Rosen umgeben, mit
der Unterschrift: I.« Ms eelew« ^öroulrute. Die vier Kupfertafeln stellen dar:
die Ausfahrt selbst mit der staunenden Volksmenge, die triumphirende Rück¬
fahrt des Ballons auf dein Wagen, die Maschinen zur Füllung und den Fall¬
schirm, endlich sogar den Grundriß des Platzes, von welchem die Luftfahrt
ausging. — Aus dieser Flugschrift wird hier die Hauptsache mit den Worten
des aufmerksamen Beobachters mitgetheilt.

Herr Blanchard reiste nach seiner zu Straßburg vollzogenen sechsundzwan-
zigsten Luftreise durch Nur'nberg nach Leipzig, um seine Siebenundzwanzigste
Luftauffahrt alldort zu unternehmen. Viele vornehme Einwohner Nürnbergs
schlugen ihm vor, nach seiner Auffahrt zu Leipzig zurückzukommen, um die acht-
undzwanzigste Luftreise in Nürnberg zu vollziehen; er versprachs, und während
seinem Aufenthalt zu Leipzig wurde eine Subscription eröffnet. Es wurde der
Preis der Plätze u vier, zwei und einen Laubthaler angesetzt und endlich der
6. November zur Ausfahrt bestimmt. Herr Blanchard kam den Is. October
von Leipzig in Nürnberg an, auch traf sein mit allen Füll- und Luftfahrt-
geräthschasten beladener, und für dieselben besonders zugerichteter Wagen ein,
welcher auf der Stadtheuwagc gewogen und 43 Centner schwer befunden wurde.

Von alle den boshaften Erdichtungen und schändlichen Verleumdungen, welche
wider Herrn Blanchard ausgestreut wurden, will ich nichts sagen. Ohne mich weder
an das übertriebene Lob. noch den niedern Tadel zu kehren, womit Herr Blanchard
auf allen Seiten umringt war. nahm ich. von einigen meiner Freunde aufge¬
muntert, mir vor, eine ausführliche Geschichte und getreue Zeichnungen von
allen Begebenheiten der achtundzwanzigsten aörvstatischen Reise herauszugeben.

Auf dem Ncucnbau wurde eine Hütte von Brettern errichtet, worin während
drei Wochen, nämlich bis zum 11. November, der mit atmosphärischer Luft auf¬
geblasene Ballon und alle andern zur Luftschifferei gehörigen Instrumente für
12 und 24 Kreuzer zu sehen waren.

Auch wurde auf dein sogenannten Judenbühl außerhalb der Schanzen


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0349" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/188910"/>
          <p xml:id="ID_1149" prev="#ID_1148"> aber wurde der unternehmende Mann, welcher sich mit Erfolg dem Wagniß<lb/>
der neuen Entdeckung aussetzte, wie ein Held und Reformator angestaunt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1150"> Und es ist deshalb nicht nur unterhaltend, auch lehrreich zu sehen, wie<lb/>
eine solche Luftfahrt aus dem engen Horizont einer deutschen Reichsstadt von<lb/>
den Zeitgenossen aufgefaßt wurde. Ueber die Auffahrt des glücklichen Aben¬<lb/>
teurers Blanchard zu Nürnberg im Jahre 1787 ist uns eine hübsche Flugschrift<lb/>
erhalten: Ausführliche Beschreibung der achtundzwanzigsten Luftreise, welche<lb/>
Herr Blanchard den 12. Nvvemb. 1787 zu Nürnberg unternahm und glücklich<lb/>
Vollzog. Mit 4 Kupfertafeln begleitet. Verfaßt und verlegt von Johann Mayer,<lb/>
Schriftstechcr und Kupferdrucker in Regensburg 1787. 4. Aus dem Titel be¬<lb/>
findet sich noch Blanchards Silhouette von Lorbeer und Rosen umgeben, mit<lb/>
der Unterschrift: I.« Ms eelew« ^öroulrute. Die vier Kupfertafeln stellen dar:<lb/>
die Ausfahrt selbst mit der staunenden Volksmenge, die triumphirende Rück¬<lb/>
fahrt des Ballons auf dein Wagen, die Maschinen zur Füllung und den Fall¬<lb/>
schirm, endlich sogar den Grundriß des Platzes, von welchem die Luftfahrt<lb/>
ausging. &#x2014; Aus dieser Flugschrift wird hier die Hauptsache mit den Worten<lb/>
des aufmerksamen Beobachters mitgetheilt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1151"> Herr Blanchard reiste nach seiner zu Straßburg vollzogenen sechsundzwan-<lb/>
zigsten Luftreise durch Nur'nberg nach Leipzig, um seine Siebenundzwanzigste<lb/>
Luftauffahrt alldort zu unternehmen. Viele vornehme Einwohner Nürnbergs<lb/>
schlugen ihm vor, nach seiner Auffahrt zu Leipzig zurückzukommen, um die acht-<lb/>
undzwanzigste Luftreise in Nürnberg zu vollziehen; er versprachs, und während<lb/>
seinem Aufenthalt zu Leipzig wurde eine Subscription eröffnet. Es wurde der<lb/>
Preis der Plätze u vier, zwei und einen Laubthaler angesetzt und endlich der<lb/>
6. November zur Ausfahrt bestimmt. Herr Blanchard kam den Is. October<lb/>
von Leipzig in Nürnberg an, auch traf sein mit allen Füll- und Luftfahrt-<lb/>
geräthschasten beladener, und für dieselben besonders zugerichteter Wagen ein,<lb/>
welcher auf der Stadtheuwagc gewogen und 43 Centner schwer befunden wurde.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1152"> Von alle den boshaften Erdichtungen und schändlichen Verleumdungen, welche<lb/>
wider Herrn Blanchard ausgestreut wurden, will ich nichts sagen. Ohne mich weder<lb/>
an das übertriebene Lob. noch den niedern Tadel zu kehren, womit Herr Blanchard<lb/>
auf allen Seiten umringt war. nahm ich. von einigen meiner Freunde aufge¬<lb/>
muntert, mir vor, eine ausführliche Geschichte und getreue Zeichnungen von<lb/>
allen Begebenheiten der achtundzwanzigsten aörvstatischen Reise herauszugeben.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1153"> Auf dem Ncucnbau wurde eine Hütte von Brettern errichtet, worin während<lb/>
drei Wochen, nämlich bis zum 11. November, der mit atmosphärischer Luft auf¬<lb/>
geblasene Ballon und alle andern zur Luftschifferei gehörigen Instrumente für<lb/>
12 und 24 Kreuzer zu sehen waren.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1154" next="#ID_1155"> Auch wurde auf dein sogenannten Judenbühl außerhalb der Schanzen</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0349] aber wurde der unternehmende Mann, welcher sich mit Erfolg dem Wagniß der neuen Entdeckung aussetzte, wie ein Held und Reformator angestaunt. Und es ist deshalb nicht nur unterhaltend, auch lehrreich zu sehen, wie eine solche Luftfahrt aus dem engen Horizont einer deutschen Reichsstadt von den Zeitgenossen aufgefaßt wurde. Ueber die Auffahrt des glücklichen Aben¬ teurers Blanchard zu Nürnberg im Jahre 1787 ist uns eine hübsche Flugschrift erhalten: Ausführliche Beschreibung der achtundzwanzigsten Luftreise, welche Herr Blanchard den 12. Nvvemb. 1787 zu Nürnberg unternahm und glücklich Vollzog. Mit 4 Kupfertafeln begleitet. Verfaßt und verlegt von Johann Mayer, Schriftstechcr und Kupferdrucker in Regensburg 1787. 4. Aus dem Titel be¬ findet sich noch Blanchards Silhouette von Lorbeer und Rosen umgeben, mit der Unterschrift: I.« Ms eelew« ^öroulrute. Die vier Kupfertafeln stellen dar: die Ausfahrt selbst mit der staunenden Volksmenge, die triumphirende Rück¬ fahrt des Ballons auf dein Wagen, die Maschinen zur Füllung und den Fall¬ schirm, endlich sogar den Grundriß des Platzes, von welchem die Luftfahrt ausging. — Aus dieser Flugschrift wird hier die Hauptsache mit den Worten des aufmerksamen Beobachters mitgetheilt. Herr Blanchard reiste nach seiner zu Straßburg vollzogenen sechsundzwan- zigsten Luftreise durch Nur'nberg nach Leipzig, um seine Siebenundzwanzigste Luftauffahrt alldort zu unternehmen. Viele vornehme Einwohner Nürnbergs schlugen ihm vor, nach seiner Auffahrt zu Leipzig zurückzukommen, um die acht- undzwanzigste Luftreise in Nürnberg zu vollziehen; er versprachs, und während seinem Aufenthalt zu Leipzig wurde eine Subscription eröffnet. Es wurde der Preis der Plätze u vier, zwei und einen Laubthaler angesetzt und endlich der 6. November zur Ausfahrt bestimmt. Herr Blanchard kam den Is. October von Leipzig in Nürnberg an, auch traf sein mit allen Füll- und Luftfahrt- geräthschasten beladener, und für dieselben besonders zugerichteter Wagen ein, welcher auf der Stadtheuwagc gewogen und 43 Centner schwer befunden wurde. Von alle den boshaften Erdichtungen und schändlichen Verleumdungen, welche wider Herrn Blanchard ausgestreut wurden, will ich nichts sagen. Ohne mich weder an das übertriebene Lob. noch den niedern Tadel zu kehren, womit Herr Blanchard auf allen Seiten umringt war. nahm ich. von einigen meiner Freunde aufge¬ muntert, mir vor, eine ausführliche Geschichte und getreue Zeichnungen von allen Begebenheiten der achtundzwanzigsten aörvstatischen Reise herauszugeben. Auf dem Ncucnbau wurde eine Hütte von Brettern errichtet, worin während drei Wochen, nämlich bis zum 11. November, der mit atmosphärischer Luft auf¬ geblasene Ballon und alle andern zur Luftschifferei gehörigen Instrumente für 12 und 24 Kreuzer zu sehen waren. Auch wurde auf dein sogenannten Judenbühl außerhalb der Schanzen

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/349
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/349>, abgerufen am 23.07.2024.