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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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hafteste Interesse für die Herzogthümer und die Versicherung aus, daß die
Rechte derselben beim Könige "in guten Händen seien". Andererseits jedoch
finden sich namentlich im diplomatischen Verkehr mit England die unzweideu¬
tigsten Erklärungen des entschiedenen Festhaltens am londoner Tractate und
an der Erbfolge Christian des Neunten -- Divergenzen, in Betreff deren der
Unbefangene in Versuchung kommt, mit Shakespeare "einen Gelehrten zu
fragen". In jüngster Zeit erfährt man, daß mit Hilfe des Herrn Barons
Blome-Heiligenstedten und des Herrn v. Scheel-Plessen am dortigen Hofe
Intriguen auf Grund der Anschauung spielen sollen, daß die Bewegung in den
Herzogthümern doch nur als Revolution zu betrachten sei. Im Zusammen¬
hang mit dieser Meinung ist von einem positiven Arrangement gesprochen wor¬
den, welches am hannöverschen Hofe Anklang hätte, von diesem.nämlich: unter
Voraussehung einer billigen Personalunion den Herzog Karl v. Glücksburg,
ältesten Bruder des Protvkollkönigs, zum Statthalter in Schleswig-Holstein
zu empfehlen. Freilich steht jene Auffassung in eigenthümlichem Contrast zu
der Theilnahme an der Bundcsexecution in Holstein und zu dem Kriege der
Großmächte in Schleswig, und was das angedeutete Auskunftsmittel betrifft,
so liegt ein übles Prognostikon in dem Umstände, daß Herzog Karl sich nebst
seiner Familie für das Successionsrecht Herzog Friedrichs des Achten erklärt
hat. Zum mindesten als ein ungünstiger Zufall muß es ferner angesehen
werden, daß der junge Blome. alni-ge ä'Mizii'tZS bei der hannöverschen Ge¬
sandtschaft in London, unter Protection seines Chefs. des Grafen Kielmannsegge.
als entschieden im dänischen Sinne thätig bezeichnet wird. Rücksichtlich des
Positiven Hintergrunds für die Gedankenrichtung des hannöverschen Cavinets
wird es nicht müssig sein, an den Plan zu erinnern, die jüngst consirmirte
Prinzessin Friederike von Hannover mit dem Kronprinzen .von Dänemark zu ver¬
loben. Im Jahre 1848 bediente sich die eiderdänische Partei in Kopenhagen
>in Hinblick auf eine mögliche skandinavische Union des Ausdrucks. Schleswig
als "Morgengabe" Dänemarks an Schweden in die Union mitzubringen. Sollte
vielleicht der Einfluß Hannovers in der Hcrzogthümerfrage das Interesse einer
>tre Mitgift bei der präsumtiven Verwandtschaft der wölfischen und der Protokoll-
dänischen Dynastie haben? -- Es ist sehr zu wünschen, daß die Intentionen der
königlichen Regierung sich recht bald aufklären; abc<mit negativen Erklärungen.
Ablehnungen, Entrüstungen über Verleumdung :c. wird es kaum mehr gethan
sein. Man wird sich zu positiven Schritten bequemen müssen, um die ungünstigen
Vorurtheile, die nun einmal entstanden sind, niederzuschlagen. Zur Bestärkung
dürfte gelegentlich auch darauf hinzuweisen sein, daß der Protolollstandpunkt
immer etwas Verfängliches haben würde für einen Staat, welcher seiner¬
seits ebenfalls mit Successivnserwartung schwanger geht. Daß dem "Prä¬
tendenten von Augustenburg" die ordinäre Schicklichkeit einer Antwort auf
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hafteste Interesse für die Herzogthümer und die Versicherung aus, daß die
Rechte derselben beim Könige „in guten Händen seien". Andererseits jedoch
finden sich namentlich im diplomatischen Verkehr mit England die unzweideu¬
tigsten Erklärungen des entschiedenen Festhaltens am londoner Tractate und
an der Erbfolge Christian des Neunten — Divergenzen, in Betreff deren der
Unbefangene in Versuchung kommt, mit Shakespeare „einen Gelehrten zu
fragen". In jüngster Zeit erfährt man, daß mit Hilfe des Herrn Barons
Blome-Heiligenstedten und des Herrn v. Scheel-Plessen am dortigen Hofe
Intriguen auf Grund der Anschauung spielen sollen, daß die Bewegung in den
Herzogthümern doch nur als Revolution zu betrachten sei. Im Zusammen¬
hang mit dieser Meinung ist von einem positiven Arrangement gesprochen wor¬
den, welches am hannöverschen Hofe Anklang hätte, von diesem.nämlich: unter
Voraussehung einer billigen Personalunion den Herzog Karl v. Glücksburg,
ältesten Bruder des Protvkollkönigs, zum Statthalter in Schleswig-Holstein
zu empfehlen. Freilich steht jene Auffassung in eigenthümlichem Contrast zu
der Theilnahme an der Bundcsexecution in Holstein und zu dem Kriege der
Großmächte in Schleswig, und was das angedeutete Auskunftsmittel betrifft,
so liegt ein übles Prognostikon in dem Umstände, daß Herzog Karl sich nebst
seiner Familie für das Successionsrecht Herzog Friedrichs des Achten erklärt
hat. Zum mindesten als ein ungünstiger Zufall muß es ferner angesehen
werden, daß der junge Blome. alni-ge ä'Mizii'tZS bei der hannöverschen Ge¬
sandtschaft in London, unter Protection seines Chefs. des Grafen Kielmannsegge.
als entschieden im dänischen Sinne thätig bezeichnet wird. Rücksichtlich des
Positiven Hintergrunds für die Gedankenrichtung des hannöverschen Cavinets
wird es nicht müssig sein, an den Plan zu erinnern, die jüngst consirmirte
Prinzessin Friederike von Hannover mit dem Kronprinzen .von Dänemark zu ver¬
loben. Im Jahre 1848 bediente sich die eiderdänische Partei in Kopenhagen
>in Hinblick auf eine mögliche skandinavische Union des Ausdrucks. Schleswig
als „Morgengabe" Dänemarks an Schweden in die Union mitzubringen. Sollte
vielleicht der Einfluß Hannovers in der Hcrzogthümerfrage das Interesse einer
>tre Mitgift bei der präsumtiven Verwandtschaft der wölfischen und der Protokoll-
dänischen Dynastie haben? — Es ist sehr zu wünschen, daß die Intentionen der
königlichen Regierung sich recht bald aufklären; abc<mit negativen Erklärungen.
Ablehnungen, Entrüstungen über Verleumdung :c. wird es kaum mehr gethan
sein. Man wird sich zu positiven Schritten bequemen müssen, um die ungünstigen
Vorurtheile, die nun einmal entstanden sind, niederzuschlagen. Zur Bestärkung
dürfte gelegentlich auch darauf hinzuweisen sein, daß der Protolollstandpunkt
immer etwas Verfängliches haben würde für einen Staat, welcher seiner¬
seits ebenfalls mit Successivnserwartung schwanger geht. Daß dem „Prä¬
tendenten von Augustenburg" die ordinäre Schicklichkeit einer Antwort auf
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[0339] hafteste Interesse für die Herzogthümer und die Versicherung aus, daß die Rechte derselben beim Könige „in guten Händen seien". Andererseits jedoch finden sich namentlich im diplomatischen Verkehr mit England die unzweideu¬ tigsten Erklärungen des entschiedenen Festhaltens am londoner Tractate und an der Erbfolge Christian des Neunten — Divergenzen, in Betreff deren der Unbefangene in Versuchung kommt, mit Shakespeare „einen Gelehrten zu fragen". In jüngster Zeit erfährt man, daß mit Hilfe des Herrn Barons Blome-Heiligenstedten und des Herrn v. Scheel-Plessen am dortigen Hofe Intriguen auf Grund der Anschauung spielen sollen, daß die Bewegung in den Herzogthümern doch nur als Revolution zu betrachten sei. Im Zusammen¬ hang mit dieser Meinung ist von einem positiven Arrangement gesprochen wor¬ den, welches am hannöverschen Hofe Anklang hätte, von diesem.nämlich: unter Voraussehung einer billigen Personalunion den Herzog Karl v. Glücksburg, ältesten Bruder des Protvkollkönigs, zum Statthalter in Schleswig-Holstein zu empfehlen. Freilich steht jene Auffassung in eigenthümlichem Contrast zu der Theilnahme an der Bundcsexecution in Holstein und zu dem Kriege der Großmächte in Schleswig, und was das angedeutete Auskunftsmittel betrifft, so liegt ein übles Prognostikon in dem Umstände, daß Herzog Karl sich nebst seiner Familie für das Successionsrecht Herzog Friedrichs des Achten erklärt hat. Zum mindesten als ein ungünstiger Zufall muß es ferner angesehen werden, daß der junge Blome. alni-ge ä'Mizii'tZS bei der hannöverschen Ge¬ sandtschaft in London, unter Protection seines Chefs. des Grafen Kielmannsegge. als entschieden im dänischen Sinne thätig bezeichnet wird. Rücksichtlich des Positiven Hintergrunds für die Gedankenrichtung des hannöverschen Cavinets wird es nicht müssig sein, an den Plan zu erinnern, die jüngst consirmirte Prinzessin Friederike von Hannover mit dem Kronprinzen .von Dänemark zu ver¬ loben. Im Jahre 1848 bediente sich die eiderdänische Partei in Kopenhagen >in Hinblick auf eine mögliche skandinavische Union des Ausdrucks. Schleswig als „Morgengabe" Dänemarks an Schweden in die Union mitzubringen. Sollte vielleicht der Einfluß Hannovers in der Hcrzogthümerfrage das Interesse einer >tre Mitgift bei der präsumtiven Verwandtschaft der wölfischen und der Protokoll- dänischen Dynastie haben? — Es ist sehr zu wünschen, daß die Intentionen der königlichen Regierung sich recht bald aufklären; abc<mit negativen Erklärungen. Ablehnungen, Entrüstungen über Verleumdung :c. wird es kaum mehr gethan sein. Man wird sich zu positiven Schritten bequemen müssen, um die ungünstigen Vorurtheile, die nun einmal entstanden sind, niederzuschlagen. Zur Bestärkung dürfte gelegentlich auch darauf hinzuweisen sein, daß der Protolollstandpunkt immer etwas Verfängliches haben würde für einen Staat, welcher seiner¬ seits ebenfalls mit Successivnserwartung schwanger geht. Daß dem „Prä¬ tendenten von Augustenburg" die ordinäre Schicklichkeit einer Antwort auf * 42

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/339>, abgerufen am 23.07.2024.