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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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Nikolaus Friedrich Peter mit Beziehung auf den Verzicht seines Vaters unterm
28. März 1854 ausstellte. Um die Solemnisirung des Verzichtes voll zu machen,
erfolgte hierzu eine officielle Note, unter demselben Datum, in welcher der
regierende Großherzog durch Baron v. Rössing sich bereit erklärte, die wegen
damaliger Minderjährigkeit seines Bruders, des Herzogs Anton Günther Frie¬
drich Eiimar unterbliebene Unterschrist desselben bei dessen eintretender Volljährig¬
keit so weit thunlich zu veranlassen, sowie auch "auf Wunsch des Königs von
Dänemark seine doim ottreiis. eintreten zu lassen, um seuren Herrn Vetter, den
Prinzen Konstantin Friedrich Peter von Oldenburg, kaiserliche Hoheit, zu ver¬
mögen, oben erwähnter Verzichtsacte beizutreten." --- Das Jahr vorher ist
aber zwischen Oldenburg und Dänemark über die Opportunität der Verhand¬
lung des ganzen Gegenstandes am Bunde discutirt worden. Wir besitzen dar¬
über ein lehrreiches Document in einem officiellen Schreiben des Baron
v. Rössing an Dirckinck-Holmfeldt ä. <Z. Eutin, 29. Juni 1853. Es ist zunächst
Antwort auf eine dänische Aufforderung hinsichtlich des Antrags am Bunde.
In dieser Beziehung theilt der Minister mir, daß der oldenburgische Bundes¬
gesandte angewiesen sei, eventuell am Präsidium von der Note v. 10. Decb.
vertraulich Gebrauch zu machen und hinsichtlich der Motive mündliche Erläute¬
rungen zu geben. Hierauf schließt die Note: ,,Indem die großherzvgliche Re¬
gierung auf solche Weise den Wünschen der hohen königlich dänischen Regierung
entspricht, kann dieselbe nicht umhin, den schon früher geäußerten Wunsch zu
wiederholen, daß die in Rede stehende Angelegenheit überall nicht zur Verhand¬
lung ror dem Bundestage kommen möge." Mehr konnte man billiger und un¬
billiger Weise dänischer Seits nicht verlangen und hiernach werden die jüngsten
Mystifikationen in Betreff der Pläne Oldenburgs zu reduciren sein. Weitere
officielle Kundgebungen.sind unsres Wissens nicht bekannt geworden. Rücksichtlich
der Anertennungsfrage kann sonach im besten Kalte nur erwartet werden, daß
Oldenburg sich der Sturme enthält.

Die königlich Hannöversche Regierung hielt sich bei der Einladung zur An¬
nahme des londoner Tractates weder mit irgendwelcher Motivirung noch mit einer
Erwähnung des Bundes aus, sondern in vollem europäischen Souveränetätsgefühl
füllte sie einfach das dänische Acccssionsfvrmular mit dem Datum des "18. Decb.
im Jahr der Gnade 1852" aus. Bestem Vernehmen nach bat Baron v. Sehele,
welcher das Actenstück vollzog, nachmals sehr unangenehme, hier nicht wieder
zugehende Titulaturen von Seiten Sr. Maj. des Königs erhalten, weil er ihn
"zur schlimmsten That seines Lebens verführt hätte". Andere Zeiten, andere
Sitten. Gegenwärtig und Angesichts des neuen Standes der Frage bewegt
man sich bekanntlich am hannöverschen Hofe in .anderer Anschauung. Die
officiellen Auslassungen der Regierung und des Königs auf Volksvcrsammlungs-
adressen, Deputationen und Kammerinterpellativnen sprechen zwar das leb-


Nikolaus Friedrich Peter mit Beziehung auf den Verzicht seines Vaters unterm
28. März 1854 ausstellte. Um die Solemnisirung des Verzichtes voll zu machen,
erfolgte hierzu eine officielle Note, unter demselben Datum, in welcher der
regierende Großherzog durch Baron v. Rössing sich bereit erklärte, die wegen
damaliger Minderjährigkeit seines Bruders, des Herzogs Anton Günther Frie¬
drich Eiimar unterbliebene Unterschrist desselben bei dessen eintretender Volljährig¬
keit so weit thunlich zu veranlassen, sowie auch „auf Wunsch des Königs von
Dänemark seine doim ottreiis. eintreten zu lassen, um seuren Herrn Vetter, den
Prinzen Konstantin Friedrich Peter von Oldenburg, kaiserliche Hoheit, zu ver¬
mögen, oben erwähnter Verzichtsacte beizutreten." —- Das Jahr vorher ist
aber zwischen Oldenburg und Dänemark über die Opportunität der Verhand¬
lung des ganzen Gegenstandes am Bunde discutirt worden. Wir besitzen dar¬
über ein lehrreiches Document in einem officiellen Schreiben des Baron
v. Rössing an Dirckinck-Holmfeldt ä. <Z. Eutin, 29. Juni 1853. Es ist zunächst
Antwort auf eine dänische Aufforderung hinsichtlich des Antrags am Bunde.
In dieser Beziehung theilt der Minister mir, daß der oldenburgische Bundes¬
gesandte angewiesen sei, eventuell am Präsidium von der Note v. 10. Decb.
vertraulich Gebrauch zu machen und hinsichtlich der Motive mündliche Erläute¬
rungen zu geben. Hierauf schließt die Note: ,,Indem die großherzvgliche Re¬
gierung auf solche Weise den Wünschen der hohen königlich dänischen Regierung
entspricht, kann dieselbe nicht umhin, den schon früher geäußerten Wunsch zu
wiederholen, daß die in Rede stehende Angelegenheit überall nicht zur Verhand¬
lung ror dem Bundestage kommen möge." Mehr konnte man billiger und un¬
billiger Weise dänischer Seits nicht verlangen und hiernach werden die jüngsten
Mystifikationen in Betreff der Pläne Oldenburgs zu reduciren sein. Weitere
officielle Kundgebungen.sind unsres Wissens nicht bekannt geworden. Rücksichtlich
der Anertennungsfrage kann sonach im besten Kalte nur erwartet werden, daß
Oldenburg sich der Sturme enthält.

Die königlich Hannöversche Regierung hielt sich bei der Einladung zur An¬
nahme des londoner Tractates weder mit irgendwelcher Motivirung noch mit einer
Erwähnung des Bundes aus, sondern in vollem europäischen Souveränetätsgefühl
füllte sie einfach das dänische Acccssionsfvrmular mit dem Datum des „18. Decb.
im Jahr der Gnade 1852" aus. Bestem Vernehmen nach bat Baron v. Sehele,
welcher das Actenstück vollzog, nachmals sehr unangenehme, hier nicht wieder
zugehende Titulaturen von Seiten Sr. Maj. des Königs erhalten, weil er ihn
„zur schlimmsten That seines Lebens verführt hätte". Andere Zeiten, andere
Sitten. Gegenwärtig und Angesichts des neuen Standes der Frage bewegt
man sich bekanntlich am hannöverschen Hofe in .anderer Anschauung. Die
officiellen Auslassungen der Regierung und des Königs auf Volksvcrsammlungs-
adressen, Deputationen und Kammerinterpellativnen sprechen zwar das leb-


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[0338] Nikolaus Friedrich Peter mit Beziehung auf den Verzicht seines Vaters unterm 28. März 1854 ausstellte. Um die Solemnisirung des Verzichtes voll zu machen, erfolgte hierzu eine officielle Note, unter demselben Datum, in welcher der regierende Großherzog durch Baron v. Rössing sich bereit erklärte, die wegen damaliger Minderjährigkeit seines Bruders, des Herzogs Anton Günther Frie¬ drich Eiimar unterbliebene Unterschrist desselben bei dessen eintretender Volljährig¬ keit so weit thunlich zu veranlassen, sowie auch „auf Wunsch des Königs von Dänemark seine doim ottreiis. eintreten zu lassen, um seuren Herrn Vetter, den Prinzen Konstantin Friedrich Peter von Oldenburg, kaiserliche Hoheit, zu ver¬ mögen, oben erwähnter Verzichtsacte beizutreten." —- Das Jahr vorher ist aber zwischen Oldenburg und Dänemark über die Opportunität der Verhand¬ lung des ganzen Gegenstandes am Bunde discutirt worden. Wir besitzen dar¬ über ein lehrreiches Document in einem officiellen Schreiben des Baron v. Rössing an Dirckinck-Holmfeldt ä. <Z. Eutin, 29. Juni 1853. Es ist zunächst Antwort auf eine dänische Aufforderung hinsichtlich des Antrags am Bunde. In dieser Beziehung theilt der Minister mir, daß der oldenburgische Bundes¬ gesandte angewiesen sei, eventuell am Präsidium von der Note v. 10. Decb. vertraulich Gebrauch zu machen und hinsichtlich der Motive mündliche Erläute¬ rungen zu geben. Hierauf schließt die Note: ,,Indem die großherzvgliche Re¬ gierung auf solche Weise den Wünschen der hohen königlich dänischen Regierung entspricht, kann dieselbe nicht umhin, den schon früher geäußerten Wunsch zu wiederholen, daß die in Rede stehende Angelegenheit überall nicht zur Verhand¬ lung ror dem Bundestage kommen möge." Mehr konnte man billiger und un¬ billiger Weise dänischer Seits nicht verlangen und hiernach werden die jüngsten Mystifikationen in Betreff der Pläne Oldenburgs zu reduciren sein. Weitere officielle Kundgebungen.sind unsres Wissens nicht bekannt geworden. Rücksichtlich der Anertennungsfrage kann sonach im besten Kalte nur erwartet werden, daß Oldenburg sich der Sturme enthält. Die königlich Hannöversche Regierung hielt sich bei der Einladung zur An¬ nahme des londoner Tractates weder mit irgendwelcher Motivirung noch mit einer Erwähnung des Bundes aus, sondern in vollem europäischen Souveränetätsgefühl füllte sie einfach das dänische Acccssionsfvrmular mit dem Datum des „18. Decb. im Jahr der Gnade 1852" aus. Bestem Vernehmen nach bat Baron v. Sehele, welcher das Actenstück vollzog, nachmals sehr unangenehme, hier nicht wieder zugehende Titulaturen von Seiten Sr. Maj. des Königs erhalten, weil er ihn „zur schlimmsten That seines Lebens verführt hätte". Andere Zeiten, andere Sitten. Gegenwärtig und Angesichts des neuen Standes der Frage bewegt man sich bekanntlich am hannöverschen Hofe in .anderer Anschauung. Die officiellen Auslassungen der Regierung und des Königs auf Volksvcrsammlungs- adressen, Deputationen und Kammerinterpellativnen sprechen zwar das leb-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/338>, abgerufen am 23.07.2024.