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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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Doch heut ist keine Zeit zum Schelten über Kleine und Große. Denn
dem, der dies schreibt, ist das Herz noch voll von Erhebung und Rührung über
unsere braven Soldaten. Heut ist Grund zur Freude für alle patriotischen
Deutschen, und wohl hatten die Schleswig-Holsteiner Ursache, über diesen
Sturm zu jubeln. Denn diese Schlacht bei Düppel und die dadurch
veranlaßte Reise des Königs von Preußen zum Schlachtfeld
haben die völlige Befreiung der Herzogthümer von Dänemark zu
einer Ehrensache gemacht für den König selbst, für das Heer und
für jedes Ministerium und jede politische Partei.




Die neue Bewegung in Schleswig-Solstein.

Bis zum heutigen Tage sollten die Beitrittserklärungen zu der Declaration
der Stände vom 5. d. M. geschlossen und dem Ausschuß, der sich durch drei
Schleswiger verstärkt hat, zur Uebermittelung an Herrn v. Beust zugesandt
sein. Der Ausschuß geht zu diesem Zweck nach London. Hoffentlich vergißt
er nicht, daß Preußen dort auch einen Vertreter hat, und daß von Preußens
Wohlwollen jetzt mehr abhängt als von dem des Bundes, dessen Ohnmacht man
hier in manchen Kreisen, wie mir scheint, länger als billig für Macht gehalten
hat. Die Zustimmungsadressen in Betreff der ständischen Erklärung sind zahl¬
reich eingegangen. Namentlich Ditmarschen und der Bezirk um Segeberg zeich¬
neten sich durch eifrige Betheiligung auch der ländlichen Bevölkerung aus, und
in mehr als einem Kirchspiel scheinen nicht weniger als alle Mündigen und
selbständigen dem herumgehenden Bogen ihre Namensunterschrift gegeben zu
haben. In dem kleinen Geeststädtchen Segeberg selbst geschah dies von nahe
an fünfhundert Einwohnern. Aus dem Amte Traventhal im südlichen Holstein
wird gemeldet. daß die Zahl der Unterschriften mit der Zahl der mündigen und
selbständigen Männer dieses Districts fast vollständig zusammenfällt. Im Kirch¬
spiel Leetzen bei Segeberg unterschrieben 61 Hufcnbesitzer, d. h. alle bis auf
einen, und man erwartete, daß die übrigen Kirchspiele des Amts das gleiche
Resultat zeigen würden. Im Kirchspiel Kaltenkirchen fand die Rechtsverwahrung


Grenzboten II. 18V4. 2S

Doch heut ist keine Zeit zum Schelten über Kleine und Große. Denn
dem, der dies schreibt, ist das Herz noch voll von Erhebung und Rührung über
unsere braven Soldaten. Heut ist Grund zur Freude für alle patriotischen
Deutschen, und wohl hatten die Schleswig-Holsteiner Ursache, über diesen
Sturm zu jubeln. Denn diese Schlacht bei Düppel und die dadurch
veranlaßte Reise des Königs von Preußen zum Schlachtfeld
haben die völlige Befreiung der Herzogthümer von Dänemark zu
einer Ehrensache gemacht für den König selbst, für das Heer und
für jedes Ministerium und jede politische Partei.




Die neue Bewegung in Schleswig-Solstein.

Bis zum heutigen Tage sollten die Beitrittserklärungen zu der Declaration
der Stände vom 5. d. M. geschlossen und dem Ausschuß, der sich durch drei
Schleswiger verstärkt hat, zur Uebermittelung an Herrn v. Beust zugesandt
sein. Der Ausschuß geht zu diesem Zweck nach London. Hoffentlich vergißt
er nicht, daß Preußen dort auch einen Vertreter hat, und daß von Preußens
Wohlwollen jetzt mehr abhängt als von dem des Bundes, dessen Ohnmacht man
hier in manchen Kreisen, wie mir scheint, länger als billig für Macht gehalten
hat. Die Zustimmungsadressen in Betreff der ständischen Erklärung sind zahl¬
reich eingegangen. Namentlich Ditmarschen und der Bezirk um Segeberg zeich¬
neten sich durch eifrige Betheiligung auch der ländlichen Bevölkerung aus, und
in mehr als einem Kirchspiel scheinen nicht weniger als alle Mündigen und
selbständigen dem herumgehenden Bogen ihre Namensunterschrift gegeben zu
haben. In dem kleinen Geeststädtchen Segeberg selbst geschah dies von nahe
an fünfhundert Einwohnern. Aus dem Amte Traventhal im südlichen Holstein
wird gemeldet. daß die Zahl der Unterschriften mit der Zahl der mündigen und
selbständigen Männer dieses Districts fast vollständig zusammenfällt. Im Kirch¬
spiel Leetzen bei Segeberg unterschrieben 61 Hufcnbesitzer, d. h. alle bis auf
einen, und man erwartete, daß die übrigen Kirchspiele des Amts das gleiche
Resultat zeigen würden. Im Kirchspiel Kaltenkirchen fand die Rechtsverwahrung


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[0201] Doch heut ist keine Zeit zum Schelten über Kleine und Große. Denn dem, der dies schreibt, ist das Herz noch voll von Erhebung und Rührung über unsere braven Soldaten. Heut ist Grund zur Freude für alle patriotischen Deutschen, und wohl hatten die Schleswig-Holsteiner Ursache, über diesen Sturm zu jubeln. Denn diese Schlacht bei Düppel und die dadurch veranlaßte Reise des Königs von Preußen zum Schlachtfeld haben die völlige Befreiung der Herzogthümer von Dänemark zu einer Ehrensache gemacht für den König selbst, für das Heer und für jedes Ministerium und jede politische Partei. Die neue Bewegung in Schleswig-Solstein. Bis zum heutigen Tage sollten die Beitrittserklärungen zu der Declaration der Stände vom 5. d. M. geschlossen und dem Ausschuß, der sich durch drei Schleswiger verstärkt hat, zur Uebermittelung an Herrn v. Beust zugesandt sein. Der Ausschuß geht zu diesem Zweck nach London. Hoffentlich vergißt er nicht, daß Preußen dort auch einen Vertreter hat, und daß von Preußens Wohlwollen jetzt mehr abhängt als von dem des Bundes, dessen Ohnmacht man hier in manchen Kreisen, wie mir scheint, länger als billig für Macht gehalten hat. Die Zustimmungsadressen in Betreff der ständischen Erklärung sind zahl¬ reich eingegangen. Namentlich Ditmarschen und der Bezirk um Segeberg zeich¬ neten sich durch eifrige Betheiligung auch der ländlichen Bevölkerung aus, und in mehr als einem Kirchspiel scheinen nicht weniger als alle Mündigen und selbständigen dem herumgehenden Bogen ihre Namensunterschrift gegeben zu haben. In dem kleinen Geeststädtchen Segeberg selbst geschah dies von nahe an fünfhundert Einwohnern. Aus dem Amte Traventhal im südlichen Holstein wird gemeldet. daß die Zahl der Unterschriften mit der Zahl der mündigen und selbständigen Männer dieses Districts fast vollständig zusammenfällt. Im Kirch¬ spiel Leetzen bei Segeberg unterschrieben 61 Hufcnbesitzer, d. h. alle bis auf einen, und man erwartete, daß die übrigen Kirchspiele des Amts das gleiche Resultat zeigen würden. Im Kirchspiel Kaltenkirchen fand die Rechtsverwahrung Grenzboten II. 18V4. 2S

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/201>, abgerufen am 23.07.2024.