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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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größerer Ehre steht, als das Gebot Gottes; er hat euch einem Weib zu Lieb
ein Kehl gegründet, und ihr haltet es in größeren Ehren als Gottes Gebote.
Schüiat' erzürnte infolge dieser Worte und vertheidigt"? die römische Kirche
und Czlubek dagegen die evangelische Lehre und so trennten sie sich. Darauf
klagte es Schulak dein Herrn Pfarrer Georg Jajek. Infolge dessen wurde
Czlubek zu dem Pfarrer am Mittwoch nach Pfingsten den 6. Juni gerufen.
Ais er sich dahin begab, ging eben der Priester in die Kirche und als es nach
der Messe war. da sah Czlubek, wie dort das Werk der Anbetung dargebracht
wurde der neuen Malerei d, i. dem Kreuzwege, worüber er sehr ereifert ward
-- gemäß deck Gebote und den Worten des h. Paulus: Was hat der Tempel
Gottes für eine Gemeinschaft mit den Götzen? Darauf ging er in das Pfarr¬
haus, und fragte: Ehrwürdiger Herr Pfarrer, aus welcher Ursache haben Sie
neu Mich den Kirchendiener geschickt, um bei Ihnen zu erscheinen? Der Pfarrer.
Ihr seid hier Verklagt, weil ihr nämlich gesprochen hat, daß der Papst das
Frohnleichnamsfest einem Weibe zU Lieb eingesetzt hat. Wo habt ihr das ge¬
hört? Czlubek. Das steht in euren, Buche: Königin-Kirche. Der Pfarrer
nahm das Buch und als er es dort vorfand, sprach er: Ihr habt aber ge¬
sprochen, daß sie des Papstes Geliebte wäre? Czlubek. Das sage ich noch.
Pfarrer. Mensch, was sprechet ihr da? Czlubek. Das spreche ich und werde
es sprechen, daß sie ihm lieber wär, als das Gebot Gottes: denn in dem
Testamente des Herrn stehet: Euere Weiber lasset schweigen unter der Gemeinde,
deM es soll ihnen nicht zugelassen werden, daß sie reden. Pfarrer. Ihr war
es geoffenbctret. Czlubek. Eine solche Offenbarung, stehet in eurer Bibel im
3. Buche Moses, 13. ist eine Ketzerei. Indem sie ihn in keiner Sache
überweisen koünteU, warfen sie selben in den GcMeindctcrker in zwei großen
Eisen.

Derzeit war im RathhaUs Franz Mahner, welcher auch das päpstliche Joch
unterthättig trug Und ihren Erfindungen huldigte. Derselbe wurde von dem
Vorstände angewiesen, aus jene aufzumerken, welche inihümliche Bücher hätten.
Er hatte aufgemerkt; erkannte aber selber aus selben Büchern den Irrthum der
Verführung und die evangelischen Wahrheiten. Es währte vor dem bereits
fast ein Jahr, ehe sie es bei ihm mit Sicherheit wahrnahmen. Dünn fingen
die NöMlinge an Mit ihm zu disputiren gegen das heil'ge Evangelium, bis sie
ihn auch verklagtes bei deM Pfarrer des Marktes Oels, Georg IM. Da er
zU diesem gerufen wurde, sagte der Pfarrer: Ihr Mensch! ich habe Euch ja stets
für einen guten katholischen Christen gehalten, jetzt höre ich von Euch, daß Ihr
irre gehet. Er antwortete: Ehrwürdiger Herr Pfarrer: Ich kam geraden Wegs
in das Pfarrhaus, ich ging ja nicht irre. Der Pfarrer sagt: Ich meine jedoch,
daß ihr im Glauben irret. Wahn er antwortete: Er möge ihm den Irthum
zeigen. Pfarrer. Wie sollet Ihr nicht irren, indem ihr Euch von dem allein-


größerer Ehre steht, als das Gebot Gottes; er hat euch einem Weib zu Lieb
ein Kehl gegründet, und ihr haltet es in größeren Ehren als Gottes Gebote.
Schüiat' erzürnte infolge dieser Worte und vertheidigt«? die römische Kirche
und Czlubek dagegen die evangelische Lehre und so trennten sie sich. Darauf
klagte es Schulak dein Herrn Pfarrer Georg Jajek. Infolge dessen wurde
Czlubek zu dem Pfarrer am Mittwoch nach Pfingsten den 6. Juni gerufen.
Ais er sich dahin begab, ging eben der Priester in die Kirche und als es nach
der Messe war. da sah Czlubek, wie dort das Werk der Anbetung dargebracht
wurde der neuen Malerei d, i. dem Kreuzwege, worüber er sehr ereifert ward
— gemäß deck Gebote und den Worten des h. Paulus: Was hat der Tempel
Gottes für eine Gemeinschaft mit den Götzen? Darauf ging er in das Pfarr¬
haus, und fragte: Ehrwürdiger Herr Pfarrer, aus welcher Ursache haben Sie
neu Mich den Kirchendiener geschickt, um bei Ihnen zu erscheinen? Der Pfarrer.
Ihr seid hier Verklagt, weil ihr nämlich gesprochen hat, daß der Papst das
Frohnleichnamsfest einem Weibe zU Lieb eingesetzt hat. Wo habt ihr das ge¬
hört? Czlubek. Das steht in euren, Buche: Königin-Kirche. Der Pfarrer
nahm das Buch und als er es dort vorfand, sprach er: Ihr habt aber ge¬
sprochen, daß sie des Papstes Geliebte wäre? Czlubek. Das sage ich noch.
Pfarrer. Mensch, was sprechet ihr da? Czlubek. Das spreche ich und werde
es sprechen, daß sie ihm lieber wär, als das Gebot Gottes: denn in dem
Testamente des Herrn stehet: Euere Weiber lasset schweigen unter der Gemeinde,
deM es soll ihnen nicht zugelassen werden, daß sie reden. Pfarrer. Ihr war
es geoffenbctret. Czlubek. Eine solche Offenbarung, stehet in eurer Bibel im
3. Buche Moses, 13. ist eine Ketzerei. Indem sie ihn in keiner Sache
überweisen koünteU, warfen sie selben in den GcMeindctcrker in zwei großen
Eisen.

Derzeit war im RathhaUs Franz Mahner, welcher auch das päpstliche Joch
unterthättig trug Und ihren Erfindungen huldigte. Derselbe wurde von dem
Vorstände angewiesen, aus jene aufzumerken, welche inihümliche Bücher hätten.
Er hatte aufgemerkt; erkannte aber selber aus selben Büchern den Irrthum der
Verführung und die evangelischen Wahrheiten. Es währte vor dem bereits
fast ein Jahr, ehe sie es bei ihm mit Sicherheit wahrnahmen. Dünn fingen
die NöMlinge an Mit ihm zu disputiren gegen das heil'ge Evangelium, bis sie
ihn auch verklagtes bei deM Pfarrer des Marktes Oels, Georg IM. Da er
zU diesem gerufen wurde, sagte der Pfarrer: Ihr Mensch! ich habe Euch ja stets
für einen guten katholischen Christen gehalten, jetzt höre ich von Euch, daß Ihr
irre gehet. Er antwortete: Ehrwürdiger Herr Pfarrer: Ich kam geraden Wegs
in das Pfarrhaus, ich ging ja nicht irre. Der Pfarrer sagt: Ich meine jedoch,
daß ihr im Glauben irret. Wahn er antwortete: Er möge ihm den Irthum
zeigen. Pfarrer. Wie sollet Ihr nicht irren, indem ihr Euch von dem allein-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/194>, abgerufen am 23.07.2024.