Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.Die Entstehung der Oelmalerei in Italien. Es ist bemerkenswert!), daß zwar genaue Untersuchungen die Entstehung Auch liegt ein fesselnder Reiz in der Erzählung, wie Johann van Eyck Grenzboten II. 1864. 21
Die Entstehung der Oelmalerei in Italien. Es ist bemerkenswert!), daß zwar genaue Untersuchungen die Entstehung Auch liegt ein fesselnder Reiz in der Erzählung, wie Johann van Eyck Grenzboten II. 1864. 21
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Die Entstehung der Oelmalerei in Italien.
Es ist bemerkenswert!), daß zwar genaue Untersuchungen die Entstehung
der niederländischen Oelmalerei ermittelt haben, daß man aber mit zu wenig
Interesse auf die Bestrebungen geachtet hat, die sich in den italienischen Schulen
zur Erreichung eines gleichen Zieles kundgaben. Die Streitigkeiten zwischen
deutschen und italienischen Forschern über die etwaigen Ansprüche der van
Eycks oder Antonello da Messinas auf Einführung der Oelmalerei in Italien
haben im Ganzen wenig gefördert. Zu schnell hat man als Thatsache betrach¬
tet, daß Italien einem dieser Künstler das Geheimniß in Oel zu malen ver¬
dankt und daß durch sie allein die neue Technik entdeckt worden. Niemand hat
es durchgeführt, die möglichen Ansprüche Dvmenicos, der Peselli oder Alesso
Baldovinettis zu prüfen; wer ja dergleichen versuchte, ist gar bald durch die
Mühseligkeit des Nachforschens und den Mangel an sicheren Nachrichten abge¬
schreckt worden.
Auch liegt ein fesselnder Reiz in der Erzählung, wie Johann van Eyck
Veranlaßt worden ist die Chemie der Malerei zu siudiren. Um den Fortschritt
seiner Erfindung zu begreifen, müssen wir uns die Arbeit, Zeit und Mühe
vergegenwärtigen, die nach dem alten System, das van Eyck zu bessern be¬
absichtigte, aus ein Bild verwendet werden mußte, um es seiner Vollendung
zuzuführen. Der Maler verarbeitete damals kein fertiges Material, sondern
präparirte seine Farben selbst. Die Tafel bestand aus sauber in einander ge¬
fügtem Holz, von ihr verlangte man, daß sie äußeren Stößen widerstand, sich
die ebene Oberfläche bewahrte und vom Wechsel der Witterung unberührt blieb,
nicht geworfen wurde, nicht Unebenheiten, Risse, Flecken erhielt. Eine solche
nicht allzu geglättete Tafel wurde zuerst grundirt, dann ward eine darüber ge¬
spannte Leinewand in die Grundirung hineingeklopft; demnächst die Zeichnung
auf die fo vorbereitete Unterlage mit einschneidenden Umrissen eingetragen, und
zwar nicht nur die allgemeinen Züge des Gegenstandes, sondern auch die
kleinste Detaillirung. Dann begann das Färben des Hintergrundes, des Falten¬
wurfes und die Vergoldung der Heiligenscheine — erst ganz zuletzt wurde mit
der Carnation begonnen. Vom modernen Standpunkt aus sollte man meinen.
Grenzboten II. 1864. 21
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