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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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Am Orte möchte noch sein, gegenüber den beiden blomeschen Reclamen
daran zu erinnern, daß >der Baron in der Versammlung zu Hamburg am
24. November v. I. durchaus kein Bedenken trug, die erste Eingabe der hol¬
steinischen Abgeordneten und Stellvertreter an den Bund mit der Unterschrift
seines Namens zu versehen. In dieser Eingabe aber wurde bereits für jeder¬
mann, der sehen wollte, und namentlich für Diplomatenaugen wie die des
frühern Gesandten deutlich genug das augustenburgische Erbrecht anerkannt und
die Hilfe des Bundes für dasselbe mit in Anspruch genommen. Der Baron
hat sich also durch sein jetziges Auftreten allermindestens einer großen Incon-
sequenz, Andere werden sagen, eines unverzeihlicher Abfalls von seiner Ueber¬
zeugung und seiner Pflicht schuldig gemacht.

Von hier an rechnen wir ihn zu den Todten. Seine Grabschrift aber möge
man aus folgender, jetzt durch alle Blätter des Landes gehenden, vom Ein¬
sender als verbürgt bezeichneten Notiz der "Norddeutschen Zeitung" in Flens-
burg wählen.

"Als die Bundescommissare ihre Landesverwaltung in Holstein eben an¬
getreten hatten, ließ sichs die Bundesversammlung nachträglich noch ein Tele¬
gramm kosten, um die Commissäre zu instruircn, den Herren Blome und
(Scheel-) Plessen keinerlei Amt anzuvertrauen. Als diese Instruction von dem
betreffenden Buudesgliede (richtiger Wohl Bundestagsgesandter) motivirt worden
ist, hat die Bezeichnung "Landesverräther" für jene Ritter von der traurigen
Gestalt ausdrücklich Anwendung gesunden."

Schließlich noch die Notiz, daß auch die freiwillige Anleihe hier in der
Stadt und an mehren Punkten des platten Landes (man nennt vorzüglich die
sonst ziemlich zähe Propstei und Ditmarschen) von Neuem erfreuliche Fortschritte
macht. Hier in Kiel sind jetzt bereits über dreiunddreißigtausend preußische
Thaler gezeichnet, und ich finde in der Liste zwei Namen mit je 1000 Thalern
(Bankier Uhlemann und die Firma Schweffel und Söhne), drei mit je 500, einen
mit 300, zwei mit je 2S0, drei mit je 200, zehn mit je 100 und eine be¬
trächtliche Anzahl mit je 30 bis SO Thalern. Ich bemerke dazu, dass Kiel nur
achtzehntausend Einwohner hat und unter seinen Bürgern zwar manchen wohl¬
habenden, aber keinen im leipziger Sinn des Wortes reichen Mann zählt.

Ich glaube, es giebt bei Ihnen einige, die diese Notiz mit Nutzen für ihren
politischen Ruf lesen könnten. Das größere deutsche Publicum aber wird ein¬
geladen, in den Spiegel zu blicken, der ihm die nachstehende fernere Notiz hinhält:

Gezeichnet bis Mitte März für die freiwilligen Anleihen:

In Deutschland circa S1,000 Thlr.
In Holstein " 83,000 "



Am Orte möchte noch sein, gegenüber den beiden blomeschen Reclamen
daran zu erinnern, daß >der Baron in der Versammlung zu Hamburg am
24. November v. I. durchaus kein Bedenken trug, die erste Eingabe der hol¬
steinischen Abgeordneten und Stellvertreter an den Bund mit der Unterschrift
seines Namens zu versehen. In dieser Eingabe aber wurde bereits für jeder¬
mann, der sehen wollte, und namentlich für Diplomatenaugen wie die des
frühern Gesandten deutlich genug das augustenburgische Erbrecht anerkannt und
die Hilfe des Bundes für dasselbe mit in Anspruch genommen. Der Baron
hat sich also durch sein jetziges Auftreten allermindestens einer großen Incon-
sequenz, Andere werden sagen, eines unverzeihlicher Abfalls von seiner Ueber¬
zeugung und seiner Pflicht schuldig gemacht.

Von hier an rechnen wir ihn zu den Todten. Seine Grabschrift aber möge
man aus folgender, jetzt durch alle Blätter des Landes gehenden, vom Ein¬
sender als verbürgt bezeichneten Notiz der „Norddeutschen Zeitung" in Flens-
burg wählen.

„Als die Bundescommissare ihre Landesverwaltung in Holstein eben an¬
getreten hatten, ließ sichs die Bundesversammlung nachträglich noch ein Tele¬
gramm kosten, um die Commissäre zu instruircn, den Herren Blome und
(Scheel-) Plessen keinerlei Amt anzuvertrauen. Als diese Instruction von dem
betreffenden Buudesgliede (richtiger Wohl Bundestagsgesandter) motivirt worden
ist, hat die Bezeichnung „Landesverräther" für jene Ritter von der traurigen
Gestalt ausdrücklich Anwendung gesunden."

Schließlich noch die Notiz, daß auch die freiwillige Anleihe hier in der
Stadt und an mehren Punkten des platten Landes (man nennt vorzüglich die
sonst ziemlich zähe Propstei und Ditmarschen) von Neuem erfreuliche Fortschritte
macht. Hier in Kiel sind jetzt bereits über dreiunddreißigtausend preußische
Thaler gezeichnet, und ich finde in der Liste zwei Namen mit je 1000 Thalern
(Bankier Uhlemann und die Firma Schweffel und Söhne), drei mit je 500, einen
mit 300, zwei mit je 2S0, drei mit je 200, zehn mit je 100 und eine be¬
trächtliche Anzahl mit je 30 bis SO Thalern. Ich bemerke dazu, dass Kiel nur
achtzehntausend Einwohner hat und unter seinen Bürgern zwar manchen wohl¬
habenden, aber keinen im leipziger Sinn des Wortes reichen Mann zählt.

Ich glaube, es giebt bei Ihnen einige, die diese Notiz mit Nutzen für ihren
politischen Ruf lesen könnten. Das größere deutsche Publicum aber wird ein¬
geladen, in den Spiegel zu blicken, der ihm die nachstehende fernere Notiz hinhält:

Gezeichnet bis Mitte März für die freiwilligen Anleihen:

In Deutschland circa S1,000 Thlr.
In Holstein „ 83,000 „



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[0167] Am Orte möchte noch sein, gegenüber den beiden blomeschen Reclamen daran zu erinnern, daß >der Baron in der Versammlung zu Hamburg am 24. November v. I. durchaus kein Bedenken trug, die erste Eingabe der hol¬ steinischen Abgeordneten und Stellvertreter an den Bund mit der Unterschrift seines Namens zu versehen. In dieser Eingabe aber wurde bereits für jeder¬ mann, der sehen wollte, und namentlich für Diplomatenaugen wie die des frühern Gesandten deutlich genug das augustenburgische Erbrecht anerkannt und die Hilfe des Bundes für dasselbe mit in Anspruch genommen. Der Baron hat sich also durch sein jetziges Auftreten allermindestens einer großen Incon- sequenz, Andere werden sagen, eines unverzeihlicher Abfalls von seiner Ueber¬ zeugung und seiner Pflicht schuldig gemacht. Von hier an rechnen wir ihn zu den Todten. Seine Grabschrift aber möge man aus folgender, jetzt durch alle Blätter des Landes gehenden, vom Ein¬ sender als verbürgt bezeichneten Notiz der „Norddeutschen Zeitung" in Flens- burg wählen. „Als die Bundescommissare ihre Landesverwaltung in Holstein eben an¬ getreten hatten, ließ sichs die Bundesversammlung nachträglich noch ein Tele¬ gramm kosten, um die Commissäre zu instruircn, den Herren Blome und (Scheel-) Plessen keinerlei Amt anzuvertrauen. Als diese Instruction von dem betreffenden Buudesgliede (richtiger Wohl Bundestagsgesandter) motivirt worden ist, hat die Bezeichnung „Landesverräther" für jene Ritter von der traurigen Gestalt ausdrücklich Anwendung gesunden." Schließlich noch die Notiz, daß auch die freiwillige Anleihe hier in der Stadt und an mehren Punkten des platten Landes (man nennt vorzüglich die sonst ziemlich zähe Propstei und Ditmarschen) von Neuem erfreuliche Fortschritte macht. Hier in Kiel sind jetzt bereits über dreiunddreißigtausend preußische Thaler gezeichnet, und ich finde in der Liste zwei Namen mit je 1000 Thalern (Bankier Uhlemann und die Firma Schweffel und Söhne), drei mit je 500, einen mit 300, zwei mit je 2S0, drei mit je 200, zehn mit je 100 und eine be¬ trächtliche Anzahl mit je 30 bis SO Thalern. Ich bemerke dazu, dass Kiel nur achtzehntausend Einwohner hat und unter seinen Bürgern zwar manchen wohl¬ habenden, aber keinen im leipziger Sinn des Wortes reichen Mann zählt. Ich glaube, es giebt bei Ihnen einige, die diese Notiz mit Nutzen für ihren politischen Ruf lesen könnten. Das größere deutsche Publicum aber wird ein¬ geladen, in den Spiegel zu blicken, der ihm die nachstehende fernere Notiz hinhält: Gezeichnet bis Mitte März für die freiwilligen Anleihen: In Deutschland circa S1,000 Thlr. In Holstein „ 83,000 „

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/167>, abgerufen am 23.07.2024.