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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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und die Zusicherung erhalten, dieselbe würde die zarteste Rücksicht erfahren.
"Zu gleicher Zeit" -- schreibt Howard -- "erinnerte ich den Grafen Platen,
daß er sich in unsern Unterhaltungen immer für die Vermeidung einer Exe¬
kution ausgesprochen habe. Darauf erwiederte er, es würde zwar unmöglich
fein mit derselben zurückzuhalten, falls der König von Dänemark die März¬
verfassung nicht aufhöbe; indessen gebe es ja verschiedene Wege zur Vollziehung
der Execution. Einer von diesen -- und zwar derjenige, für welchen Graf
Platen, wie ich ihn verstehen mühte, eingenommen war -- bestehe darin, daß
man einen Bundescommissar nach Holstein schicke, dein nur eine Escorte bei-
gegeben würde. Jedenfalls würde er, wenn die Execution nöthig befunden
werden sollte, sein Möglichstes thun, daß sie in einer Form geschähe, die keinen
Conflict herbeiführte.' Ich warf ein, daß bei der starken Empfindlichkeit,
die, in Dänemark gegen die Ansprüche Deutschlands herrsche, das Erscheinen
eines einzigen deutschen Soldaten in Holstein leicht zum Conflicte führen werde,
und daß dies darum besser zu verhüten sei. Se. Excellenz war jedoch der An¬
sicht, der König von Dänemark werde durch eine Execution, wie erste sich vor¬
stellte, nur zur Wiederaufnahme von Unterhandlungen bewogen werden. --

Es nimmt sich seltsam aus, wenn Graf Platen drei Wochen nach dieser
letzten Unterredung, in welcher er seinen Wunsch kundgegeben hatte, daß
die Frage ferner mit Sammthandschuhen statt mit Waffen angefaßt werden
möchte, plötzlich sich gegen Howard, der auf den wahrscheinliche" Widerstand
Dänemarks hinwies, ziemlich kriegerisch äußerte. Howard hatte dabei auf
die Versammlung von Schleswig-Holsteincrn angespielt, welche am 18. Juli in
Hamburg Resolutionen von sehr unbedachter Natur ausgesprochen habe. Platen
läugnete, daß dabei irgendwelche Personen von Bedeutung betheiligt gewesen
seien. Die Versammlung werde zum überwiegenden Theile aus Freunden des
Herzogs v. Augustenburg und aus Hamburgern bestanden haben.

Bis tief in den Herbst, als der Bundcsbeschluß zur Execution bereits große
Fortschritte gemacht hatte, blieb Platen bei dieser löblichen Haltung gegen die
Vorstellungen des englischen Geschäftsträgers, und lieh wiederholt die Be¬
merkung fallen, das "deutsche Volk" sei es müde, von Dänemark an der Nase
herumgeführt zu werden. Kopenhagen sei jetzt der Ort, wo das englische Cabinet
seine Friedensbemühungen anzubringen habe. Er konnte es indessen doch nicht
übers Herz bringen, Hrn. Howard anzudeuten, daß die Procedur zum Behuf
der Execution wenigstens zehn Wochen in Anspruch nehmen würde.

In der nächsten Zeit verkehrte Howard in gewohnter Zudringlichkeit mit
Hrn. Zimmermann, der denn auch nicht blöde gewesen zu sein scheint, den Eng¬
länder mit Notizen zu versehen, welche geeignet waren, ihn rücksichtlich der
Jmpetuosität des militärische Theils der Execution zu beruhigen. Howard
brachte später die von Lord Russell an den Bund gerichtete Vorstellung zu


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und die Zusicherung erhalten, dieselbe würde die zarteste Rücksicht erfahren.
„Zu gleicher Zeit" — schreibt Howard — „erinnerte ich den Grafen Platen,
daß er sich in unsern Unterhaltungen immer für die Vermeidung einer Exe¬
kution ausgesprochen habe. Darauf erwiederte er, es würde zwar unmöglich
fein mit derselben zurückzuhalten, falls der König von Dänemark die März¬
verfassung nicht aufhöbe; indessen gebe es ja verschiedene Wege zur Vollziehung
der Execution. Einer von diesen — und zwar derjenige, für welchen Graf
Platen, wie ich ihn verstehen mühte, eingenommen war — bestehe darin, daß
man einen Bundescommissar nach Holstein schicke, dein nur eine Escorte bei-
gegeben würde. Jedenfalls würde er, wenn die Execution nöthig befunden
werden sollte, sein Möglichstes thun, daß sie in einer Form geschähe, die keinen
Conflict herbeiführte.' Ich warf ein, daß bei der starken Empfindlichkeit,
die, in Dänemark gegen die Ansprüche Deutschlands herrsche, das Erscheinen
eines einzigen deutschen Soldaten in Holstein leicht zum Conflicte führen werde,
und daß dies darum besser zu verhüten sei. Se. Excellenz war jedoch der An¬
sicht, der König von Dänemark werde durch eine Execution, wie erste sich vor¬
stellte, nur zur Wiederaufnahme von Unterhandlungen bewogen werden. —

Es nimmt sich seltsam aus, wenn Graf Platen drei Wochen nach dieser
letzten Unterredung, in welcher er seinen Wunsch kundgegeben hatte, daß
die Frage ferner mit Sammthandschuhen statt mit Waffen angefaßt werden
möchte, plötzlich sich gegen Howard, der auf den wahrscheinliche» Widerstand
Dänemarks hinwies, ziemlich kriegerisch äußerte. Howard hatte dabei auf
die Versammlung von Schleswig-Holsteincrn angespielt, welche am 18. Juli in
Hamburg Resolutionen von sehr unbedachter Natur ausgesprochen habe. Platen
läugnete, daß dabei irgendwelche Personen von Bedeutung betheiligt gewesen
seien. Die Versammlung werde zum überwiegenden Theile aus Freunden des
Herzogs v. Augustenburg und aus Hamburgern bestanden haben.

Bis tief in den Herbst, als der Bundcsbeschluß zur Execution bereits große
Fortschritte gemacht hatte, blieb Platen bei dieser löblichen Haltung gegen die
Vorstellungen des englischen Geschäftsträgers, und lieh wiederholt die Be¬
merkung fallen, das „deutsche Volk" sei es müde, von Dänemark an der Nase
herumgeführt zu werden. Kopenhagen sei jetzt der Ort, wo das englische Cabinet
seine Friedensbemühungen anzubringen habe. Er konnte es indessen doch nicht
übers Herz bringen, Hrn. Howard anzudeuten, daß die Procedur zum Behuf
der Execution wenigstens zehn Wochen in Anspruch nehmen würde.

In der nächsten Zeit verkehrte Howard in gewohnter Zudringlichkeit mit
Hrn. Zimmermann, der denn auch nicht blöde gewesen zu sein scheint, den Eng¬
länder mit Notizen zu versehen, welche geeignet waren, ihn rücksichtlich der
Jmpetuosität des militärische Theils der Execution zu beruhigen. Howard
brachte später die von Lord Russell an den Bund gerichtete Vorstellung zu


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/131>, abgerufen am 23.07.2024.