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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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lassen, welches es vermuthlich absichtlich -- ungewiß ließ, ob er nach Kiel rei¬
sen werde oder nicht, und so bewirkte, daß Thamse" zu Hause blieb. Hühner
Hadje endlich stand früher unter dem Einfluß Scheeis, des Exminisiers und
dänischen Satrapen in Pinneberg und wurde deshalb von den Kollegen einmal
übel behandelt. Ob er sich zu kommen schämte oder ob jener Einfluß von
Kopenhagen her fortwirkt, ist mir nicht bekannt, auch nicht von Wichtigkeit.

Der gewählte Ausschuß der holsteinischen Stände hatte beschlossen, die
Declaration vom S. April persönlich in London einzubringen und sich ferner
bereit erklärt, die Zustim mungs adresser, welche im Lande vorbereitet
wurden, anzunehmen. Eine solche Zustimmungserklärung erging zunächst von
der Universität. Das akademische Konsistorium (Senat) zu Kiel beschloß
schon am 6. April einstimmig, "als gesetzliche Vertretung der Schleswig-holstei-
nischen Landesuniversität" der "hohen Ständeversammlung" (die Universität
sieht also in der Zusammenkunft vom 5. nicht etwa blos eine private Bespre¬
chung einer Anzahl von Mitgliedern der Stände, sondern die Stände selbst)
seinen Dank und seine Zustimmung zu den gefaßten Beschlüssen ausdrücklich zu
erkennen zu geben und diese Zustimmungserklärung dem Ausschusse mit der
Bitte zu überreichen, von derselben an geeigneter Stelle Gebrauch zu machen.

Tags darauf fand in Neumünster eine Versammlung der holsteinischen
Geistlichkeit statt, zu der sich circa sechzig Pröpste und Pastoren eingestellt
hatten, und welche "durchdrungen von der Ueberzeugung, daß nurdurch Gewährung
und Durchführung des vollen Rechtes der Herzogthümer Schleswig-Holstein ein
dauernder Friede herzustellen sei," und "im Verfolg der unterm 13. Januar
von 115 holsteinischen Geistlichen an die Bundesversammlung beschafften Ein¬
gabe" ein Schriftstück unterzeichneten, , in welchem sie den am 5. April zu Kiel
von den Ständen gefaßten Beschlüssen ihre "volle und unumwundene Zustim-
mung" erklärten und den gemahlten Ausschuß ersuchten, diese Erklärung ge¬
eigneten Ortes zur Geltung zu bringen. Der Bischof des Landes, Herr Koopmann
konnte, durch Amtsgeschäfte abgehalten, erst nach Schluß der Berathung ein¬
treffen, trat aber dann, als neuerdings von der Güte der'durch die patriotische
Partei vertretenen Sache Ueberzeugtcr, der Erklärung der Amtsbruder durch
seine Unterschrift bei.

Wie die Universität und die Geistlichkeit, so regen sich auch die Lehrer
Holsteins, und es läuft eine Adresse zur Unterschrift um, in welcher dieselben
erklären, daß "das ganze Volk, mit Ausnahme einiger meist nicht zurechnungs¬
fähiger oder durch Privatinteressen bestimmter Individuen" in der Declaration
der Abgeordneten vom 3. April "den Ausdruck seines Rechtes findet, und seines
Willens, dieses Recht, wofür auch das' ganze deutsche Volk einsteht, nimmer
aufzugeben." Wie man vernimmt, ist dieses Schriftstück bereits mit zahlreichen
Unterschriften bedeckt.


lassen, welches es vermuthlich absichtlich — ungewiß ließ, ob er nach Kiel rei¬
sen werde oder nicht, und so bewirkte, daß Thamse» zu Hause blieb. Hühner
Hadje endlich stand früher unter dem Einfluß Scheeis, des Exminisiers und
dänischen Satrapen in Pinneberg und wurde deshalb von den Kollegen einmal
übel behandelt. Ob er sich zu kommen schämte oder ob jener Einfluß von
Kopenhagen her fortwirkt, ist mir nicht bekannt, auch nicht von Wichtigkeit.

Der gewählte Ausschuß der holsteinischen Stände hatte beschlossen, die
Declaration vom S. April persönlich in London einzubringen und sich ferner
bereit erklärt, die Zustim mungs adresser, welche im Lande vorbereitet
wurden, anzunehmen. Eine solche Zustimmungserklärung erging zunächst von
der Universität. Das akademische Konsistorium (Senat) zu Kiel beschloß
schon am 6. April einstimmig, „als gesetzliche Vertretung der Schleswig-holstei-
nischen Landesuniversität" der „hohen Ständeversammlung" (die Universität
sieht also in der Zusammenkunft vom 5. nicht etwa blos eine private Bespre¬
chung einer Anzahl von Mitgliedern der Stände, sondern die Stände selbst)
seinen Dank und seine Zustimmung zu den gefaßten Beschlüssen ausdrücklich zu
erkennen zu geben und diese Zustimmungserklärung dem Ausschusse mit der
Bitte zu überreichen, von derselben an geeigneter Stelle Gebrauch zu machen.

Tags darauf fand in Neumünster eine Versammlung der holsteinischen
Geistlichkeit statt, zu der sich circa sechzig Pröpste und Pastoren eingestellt
hatten, und welche „durchdrungen von der Ueberzeugung, daß nurdurch Gewährung
und Durchführung des vollen Rechtes der Herzogthümer Schleswig-Holstein ein
dauernder Friede herzustellen sei," und „im Verfolg der unterm 13. Januar
von 115 holsteinischen Geistlichen an die Bundesversammlung beschafften Ein¬
gabe" ein Schriftstück unterzeichneten, , in welchem sie den am 5. April zu Kiel
von den Ständen gefaßten Beschlüssen ihre „volle und unumwundene Zustim-
mung" erklärten und den gemahlten Ausschuß ersuchten, diese Erklärung ge¬
eigneten Ortes zur Geltung zu bringen. Der Bischof des Landes, Herr Koopmann
konnte, durch Amtsgeschäfte abgehalten, erst nach Schluß der Berathung ein¬
treffen, trat aber dann, als neuerdings von der Güte der'durch die patriotische
Partei vertretenen Sache Ueberzeugtcr, der Erklärung der Amtsbruder durch
seine Unterschrift bei.

Wie die Universität und die Geistlichkeit, so regen sich auch die Lehrer
Holsteins, und es läuft eine Adresse zur Unterschrift um, in welcher dieselben
erklären, daß „das ganze Volk, mit Ausnahme einiger meist nicht zurechnungs¬
fähiger oder durch Privatinteressen bestimmter Individuen" in der Declaration
der Abgeordneten vom 3. April „den Ausdruck seines Rechtes findet, und seines
Willens, dieses Recht, wofür auch das' ganze deutsche Volk einsteht, nimmer
aufzugeben." Wie man vernimmt, ist dieses Schriftstück bereits mit zahlreichen
Unterschriften bedeckt.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/120>, abgerufen am 23.07.2024.