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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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flüchtet. Die Stände haben früher einmal viel, haben mehr auf ihn gegeben,
als er genau besehen verdiente. Zum Dank dafür behandelt er sie jetzt als
demagogische Schreier und Fahnenschwenker. Die Convvcanten sind ihm als
Männer bekannt, die wahrlich nicht Gefahr laufen, sich durch den Druck der
Masse" bestimmen zu lassen, ja, die stets eher zu weit rechts als zu weit links
standen, und er antwortet auf ihre collegialische Einladung damit, daß er sie
mit Jnvcctiven bedient. Sollte da nicht der Schluß gestaltet sein, daß nur das
Bewußtsein, sich verrannt zu haben, mit schwachen Gründen zu fechten, und
allen Einfluß auf die Entscheidung verscherzt zu habe", so unartig werden, so
krampfhaft um sich greifen und so unvorsichtig auftreten ließ? Wir erlauben
uns diesen Schluß und freuen uns, baß die kleine Partei, welche Baron Blome
vertritt, so weit herunter gediehen ist, daß sie sich bei Nichiparteigenossen Weis¬
heit borge", und daß sie versuchen muß, statt mit Beweisen mit Grobheiten
ihre Position zu vertheidigen.

Was der Herr Baron übrigens mit seinen Primvgcniturstatut meint, ist
uns völlig unklar, und selbst von Leuten, welche die Geschichte der Herzog-
thümer und ihres Fürstenhauses bis ins Detail kennen, war Aufklärung dieses
dunkeln Punktes nicht zu erlangen. Es wäre darum schön, wenn der Baron
die Gnade hätte, der Well darüber in seinem Hamburger Moniteur eine recht
hellbrennende Kerze anzuzünden. Aber mit artiger Manier, bitten wir,' und
nichts mehr von "des Augustenburgers". Wir würden andernfalls nur in der
Meinung bestärkt werden, daß es mit der Diplomatie des Herrn v. Hciligcn-
stetten zu Ende geht und daß auch sehr vornehme Leute ungezogen sein könne".
Die Holsteiner aber würden dann noch mitleidiger als jetzt bereits geschieht,
die Achseln zucken und, noch fester überzeugt davon, daß diese feudale Clique
ihre Rolle ausgespielt hat, die ferneren Kundgebungen derselben mit dem Spruch:
"Lasset die Todten ihre Todten begraben" als fortan nicht mehr beachtenswerth
ansehen.

In Betreff der übrigen Fehlenden müssen wir kürzer sein. Reventlvw-
Farve hat wohl nur aus Eigensinn und Vcrfahrenheit noch nicht ins rechte
Lager zu gelangen vermocht. Brvckdorff-Ahlefeldt, wohlgesinnt, war durch Krank¬
heit am Erscheinen verhindert. Reventlow-Jersbcck und Baudissin-Borstel schwan¬
ken (an Scheel-Plessenö Leine), doch beide, wenn ich recht hörte, mehr nach
der Seite der Gerechtigkeit. Mahner-Saldern, ein Junker reinsten Wassers,
hatte sich zwar in Kiel eingefunden, aber nur, um auf dem Perron des Bahn¬
hofs Versuche anzustellen, ob nicht einer seiner Bekannten sich von der Theil¬
nahme an der Bersammlnng abreden lassen möchte. Pastor Bröcker, einer der
wenigen unpatrivtisch gesinnte" Geistlichen Holstein?, war nicht nur nicht ge¬
kommen, sondern hatte auch nach Empfang der Einladung an seinen Stellver-
treter Thamscn, der mit den Vierzig gestimmt hätte, ein Schreiben abgehen


flüchtet. Die Stände haben früher einmal viel, haben mehr auf ihn gegeben,
als er genau besehen verdiente. Zum Dank dafür behandelt er sie jetzt als
demagogische Schreier und Fahnenschwenker. Die Convvcanten sind ihm als
Männer bekannt, die wahrlich nicht Gefahr laufen, sich durch den Druck der
Masse» bestimmen zu lassen, ja, die stets eher zu weit rechts als zu weit links
standen, und er antwortet auf ihre collegialische Einladung damit, daß er sie
mit Jnvcctiven bedient. Sollte da nicht der Schluß gestaltet sein, daß nur das
Bewußtsein, sich verrannt zu haben, mit schwachen Gründen zu fechten, und
allen Einfluß auf die Entscheidung verscherzt zu habe», so unartig werden, so
krampfhaft um sich greifen und so unvorsichtig auftreten ließ? Wir erlauben
uns diesen Schluß und freuen uns, baß die kleine Partei, welche Baron Blome
vertritt, so weit herunter gediehen ist, daß sie sich bei Nichiparteigenossen Weis¬
heit borge», und daß sie versuchen muß, statt mit Beweisen mit Grobheiten
ihre Position zu vertheidigen.

Was der Herr Baron übrigens mit seinen Primvgcniturstatut meint, ist
uns völlig unklar, und selbst von Leuten, welche die Geschichte der Herzog-
thümer und ihres Fürstenhauses bis ins Detail kennen, war Aufklärung dieses
dunkeln Punktes nicht zu erlangen. Es wäre darum schön, wenn der Baron
die Gnade hätte, der Well darüber in seinem Hamburger Moniteur eine recht
hellbrennende Kerze anzuzünden. Aber mit artiger Manier, bitten wir,' und
nichts mehr von „des Augustenburgers". Wir würden andernfalls nur in der
Meinung bestärkt werden, daß es mit der Diplomatie des Herrn v. Hciligcn-
stetten zu Ende geht und daß auch sehr vornehme Leute ungezogen sein könne».
Die Holsteiner aber würden dann noch mitleidiger als jetzt bereits geschieht,
die Achseln zucken und, noch fester überzeugt davon, daß diese feudale Clique
ihre Rolle ausgespielt hat, die ferneren Kundgebungen derselben mit dem Spruch:
„Lasset die Todten ihre Todten begraben" als fortan nicht mehr beachtenswerth
ansehen.

In Betreff der übrigen Fehlenden müssen wir kürzer sein. Reventlvw-
Farve hat wohl nur aus Eigensinn und Vcrfahrenheit noch nicht ins rechte
Lager zu gelangen vermocht. Brvckdorff-Ahlefeldt, wohlgesinnt, war durch Krank¬
heit am Erscheinen verhindert. Reventlow-Jersbcck und Baudissin-Borstel schwan¬
ken (an Scheel-Plessenö Leine), doch beide, wenn ich recht hörte, mehr nach
der Seite der Gerechtigkeit. Mahner-Saldern, ein Junker reinsten Wassers,
hatte sich zwar in Kiel eingefunden, aber nur, um auf dem Perron des Bahn¬
hofs Versuche anzustellen, ob nicht einer seiner Bekannten sich von der Theil¬
nahme an der Bersammlnng abreden lassen möchte. Pastor Bröcker, einer der
wenigen unpatrivtisch gesinnte» Geistlichen Holstein?, war nicht nur nicht ge¬
kommen, sondern hatte auch nach Empfang der Einladung an seinen Stellver-
treter Thamscn, der mit den Vierzig gestimmt hätte, ein Schreiben abgehen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/119>, abgerufen am 23.07.2024.