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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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einer unglaublich vielseitigen Thätigkeit mühte er sich bis zur Erschöpfung seiner
Kräfte, überall etwas Ordentliches zu wirken. Fast zahllos sind die humanen
Tendenzen, denen er mit warmer Hingebung diente. Er liebte die Kunst --
seine Sammlung Rafaelscher Handzeichnungen hat für die Kunstgeschichte eine
hohe Bedeutung gewonnen --, er war ein intelligenter Landwirth -- seine
Musterfarmen und die Häuser, welche er seinen Arbeitern baute, sind der eng¬
lischen Landwirthschaft epochemachend gewesen. Er nahm innigen Antheil an
jedem socialen Streben, die Lage der arbeitenden Classen zu verbessern, er hatte
eine recht herzliche und unbefangene Freude an feder Art von Menschenkraft
und Tüchtigkeit, er war bei allem fürstlichen Selbstgefühl mit ganzer Seele frei¬
gesinnt, er wurde in seinem Amt der liebevollste Vater, der aufopferndste Gatte,
ein liberaler, hochgesinnter, billigdenkender Staatsmann, ein guter und in
Wahrheit edler Mensch.

Das ist ein schönes Lob und es ist ihm wenigstens nach seinem Tode von
dem Volke, für dessen Wohl zu leben er bemüht war, in tiefer Trauer gezollt
worden.

Und deshalb wollen auch wir dem Uebersetzer und Verleger dankbar sein,
welche einen Theil seines Wesens durch dies Buch dem deutschen Leser nahe
legten.

Vielleicht das höchste Interesse erwecken darin die Zeilen, aus denen das
Verhältniß des Prinzen zur Königin deutlich wird. Wir erinnern uns nicht,
daß die Liebe und Hochachtung von zwer guten Menschen,-denen das Schicksal
wurde, ein großes Reich zu beherrschen, jemals so wahren und ergreifenden
Ausdruck gefunden hat, als in den einfachen Worten, mit denen die Königin
in dem vorliegenden Buche ihre Trauer ausspricht, und der Prinz seine Stel¬
lung zu der Königin charakterisirt. Es wird deshalb in Folgendem zugleich als
Probe der guten Uebersetzung die Verhandlung über den Oberbefehl der eng¬
lischen Armee im Auszuge mitgetheilt.

Die Veröffentlichung dieser Aufzeichnung des Prinzen giebt der Königin
eine passende Gelegenheit, auf das klarste und bündigste auszusprechen, was sie
schon längst gern ausgesprochen hätte. Zu Lebzeiten des Punzen hat es die
Königin oft gedrängt, der Welt zu sagen, welch unermüdliche, sorgsame, treue,
unschätzbare Hilfe bei der Leitung der Staatsgeschäfte sie an ihrem Gemahl
hatte. Schon damals konnte die .Königin es kaum ertragen, über diesen Gegen¬
stand zu schweigen und nicht laut verkünden zu dürfen, wie viel ihre Regierung
ihm verdankte. Und jetzt kann die Königin nicht länger anstehen, auszusprechen,
was sie so lange empfunden hat, und öffentlich zu erklären, einen wie unersetz¬
lichen Verlust der Staat nicht weniger, als sie selbst mit ihrer Familie durch
den Tod des Prinzen erlitten hat.

Wie schwer und traurig die Lage der Königin ist, die so viele Jahre an


einer unglaublich vielseitigen Thätigkeit mühte er sich bis zur Erschöpfung seiner
Kräfte, überall etwas Ordentliches zu wirken. Fast zahllos sind die humanen
Tendenzen, denen er mit warmer Hingebung diente. Er liebte die Kunst —
seine Sammlung Rafaelscher Handzeichnungen hat für die Kunstgeschichte eine
hohe Bedeutung gewonnen —, er war ein intelligenter Landwirth — seine
Musterfarmen und die Häuser, welche er seinen Arbeitern baute, sind der eng¬
lischen Landwirthschaft epochemachend gewesen. Er nahm innigen Antheil an
jedem socialen Streben, die Lage der arbeitenden Classen zu verbessern, er hatte
eine recht herzliche und unbefangene Freude an feder Art von Menschenkraft
und Tüchtigkeit, er war bei allem fürstlichen Selbstgefühl mit ganzer Seele frei¬
gesinnt, er wurde in seinem Amt der liebevollste Vater, der aufopferndste Gatte,
ein liberaler, hochgesinnter, billigdenkender Staatsmann, ein guter und in
Wahrheit edler Mensch.

Das ist ein schönes Lob und es ist ihm wenigstens nach seinem Tode von
dem Volke, für dessen Wohl zu leben er bemüht war, in tiefer Trauer gezollt
worden.

Und deshalb wollen auch wir dem Uebersetzer und Verleger dankbar sein,
welche einen Theil seines Wesens durch dies Buch dem deutschen Leser nahe
legten.

Vielleicht das höchste Interesse erwecken darin die Zeilen, aus denen das
Verhältniß des Prinzen zur Königin deutlich wird. Wir erinnern uns nicht,
daß die Liebe und Hochachtung von zwer guten Menschen,-denen das Schicksal
wurde, ein großes Reich zu beherrschen, jemals so wahren und ergreifenden
Ausdruck gefunden hat, als in den einfachen Worten, mit denen die Königin
in dem vorliegenden Buche ihre Trauer ausspricht, und der Prinz seine Stel¬
lung zu der Königin charakterisirt. Es wird deshalb in Folgendem zugleich als
Probe der guten Uebersetzung die Verhandlung über den Oberbefehl der eng¬
lischen Armee im Auszuge mitgetheilt.

Die Veröffentlichung dieser Aufzeichnung des Prinzen giebt der Königin
eine passende Gelegenheit, auf das klarste und bündigste auszusprechen, was sie
schon längst gern ausgesprochen hätte. Zu Lebzeiten des Punzen hat es die
Königin oft gedrängt, der Welt zu sagen, welch unermüdliche, sorgsame, treue,
unschätzbare Hilfe bei der Leitung der Staatsgeschäfte sie an ihrem Gemahl
hatte. Schon damals konnte die .Königin es kaum ertragen, über diesen Gegen¬
stand zu schweigen und nicht laut verkünden zu dürfen, wie viel ihre Regierung
ihm verdankte. Und jetzt kann die Königin nicht länger anstehen, auszusprechen,
was sie so lange empfunden hat, und öffentlich zu erklären, einen wie unersetz¬
lichen Verlust der Staat nicht weniger, als sie selbst mit ihrer Familie durch
den Tod des Prinzen erlitten hat.

Wie schwer und traurig die Lage der Königin ist, die so viele Jahre an


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/101>, abgerufen am 23.07.2024.