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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band.

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Franzosen angenommen und wir nennen dies vieles angenommen, weil in dem
entschiedenen Suchen des Handgcfechts eine der ersten militärischen Tilgende",
das Fundament des entscheidenden Sieges, gefunden werden muß. Die Kugel
darf nur als die Brücke betrachtet werden, welche uns den Weg an den Feind
heran, und in seine Reihen bahnt. Nur hier ist man des Sieges und eines
durchgreifenden Erfolges gewiß.

4) Die Preußen haben bis jetzt nur mit der Kugel Erfolge errungen.
Das Zündnadelgewehr und das preußische gezogene Geschütz haben sich als
ganz vorzügliche Waffen bewiesen. I" den Gefechten der Preußen mit den
Dänen haben die erstem immer viel weniger Verluste an Todten und Ver¬
wundeten erlitten als die letztern. Mit alleiniger Ausnahme des Gefechts bei
Missunde, wo die Verluste der Preußen etwas größer waren. Dies Gefecht
war aber in der Anlage so verfehlt, daß es füglich außer Betracht gelassen
werden kann. Bei Missunde schoß man nicht nur in den Nebel, hatte also
kein Ziel, sondern stellte auch die Infanterie hinter die Batterien und machte
jene zum Kugelfang der gegen diese gerichteten Schüsse.

Das gezogene Geschütz zeigte seine Trefffähigkeit und Durchschlagskraft
glänzend in den Kämpfen gegen die dänischen Schiffe bei Eckernförde und beim
Ekensund gegen den Rolf Krake.

Beide, Gewehre und Geschütze, werden von hinten geladen und dies
gestattet Kugeln in den Lauf zu bringen, welche ein wenig größer sind als die
Seele des Rohrs. Das entladene Pulver zwingt die Kugel in die Züge des
Rohrs und laßt sie diesem regelrecht und ohne Spielraum folgen. Die Geschütz¬
kugeln haben zu diesem Zweck einen Bleimantel. -- Die Folge davon ist, daß
die Kugeln viel richtiger der vorgeschriebenen Bahn folgen als bei allen ander"
Vvrderladungsgewehren :c., wo ein Spielraum nothwendig ist, um die Geschosse
einzubringen und wo Nebenkräfte wirken müssen, um diesen Spielraum zu schlie¬
ßen. Man hat noch keinerlei Vorderladungsgewehr und Geschütz erfunden,
welche so gut Strich halten wie die von hinten zu ladenden.

Die gute Waffe fordert aber gute Handhabung und hierin haben die
Preußen allen an sie zu machenden Ansprüchen genügt. Sie haben es ver¬
standen ihre Gegner zu treffen und es sind ihnen dadurch in den kleinen Ge¬
fechten so rasche Erfolge geworden, daß dieselben außerordentlich leicht erschienen
und in der militärischen Welt kaum in Anrechnung gebracht wurden. --

Das Zündnadelgewehr verbindet mit der Trefffähigkeit aber noch den Vor¬
theil, daß es sich in sehr kurzer Zeit ladet. Denn es gestattet vier Schuß ab-
zugeben, während die andern Armeegewehre nur einen Schuß verfeuern. Ein
guter, ruhiger preußischer Schütze ist deshalb im Stande es stets mit vier Geg¬
nern andrer Bewaffnung aufzunehmen und eine preußische Infanterie müßte
immer nur den vierten Theil der Verluste ihres Gegners erleiden. Am 22. Fe-


Franzosen angenommen und wir nennen dies vieles angenommen, weil in dem
entschiedenen Suchen des Handgcfechts eine der ersten militärischen Tilgende»,
das Fundament des entscheidenden Sieges, gefunden werden muß. Die Kugel
darf nur als die Brücke betrachtet werden, welche uns den Weg an den Feind
heran, und in seine Reihen bahnt. Nur hier ist man des Sieges und eines
durchgreifenden Erfolges gewiß.

4) Die Preußen haben bis jetzt nur mit der Kugel Erfolge errungen.
Das Zündnadelgewehr und das preußische gezogene Geschütz haben sich als
ganz vorzügliche Waffen bewiesen. I» den Gefechten der Preußen mit den
Dänen haben die erstem immer viel weniger Verluste an Todten und Ver¬
wundeten erlitten als die letztern. Mit alleiniger Ausnahme des Gefechts bei
Missunde, wo die Verluste der Preußen etwas größer waren. Dies Gefecht
war aber in der Anlage so verfehlt, daß es füglich außer Betracht gelassen
werden kann. Bei Missunde schoß man nicht nur in den Nebel, hatte also
kein Ziel, sondern stellte auch die Infanterie hinter die Batterien und machte
jene zum Kugelfang der gegen diese gerichteten Schüsse.

Das gezogene Geschütz zeigte seine Trefffähigkeit und Durchschlagskraft
glänzend in den Kämpfen gegen die dänischen Schiffe bei Eckernförde und beim
Ekensund gegen den Rolf Krake.

Beide, Gewehre und Geschütze, werden von hinten geladen und dies
gestattet Kugeln in den Lauf zu bringen, welche ein wenig größer sind als die
Seele des Rohrs. Das entladene Pulver zwingt die Kugel in die Züge des
Rohrs und laßt sie diesem regelrecht und ohne Spielraum folgen. Die Geschütz¬
kugeln haben zu diesem Zweck einen Bleimantel. — Die Folge davon ist, daß
die Kugeln viel richtiger der vorgeschriebenen Bahn folgen als bei allen ander»
Vvrderladungsgewehren :c., wo ein Spielraum nothwendig ist, um die Geschosse
einzubringen und wo Nebenkräfte wirken müssen, um diesen Spielraum zu schlie¬
ßen. Man hat noch keinerlei Vorderladungsgewehr und Geschütz erfunden,
welche so gut Strich halten wie die von hinten zu ladenden.

Die gute Waffe fordert aber gute Handhabung und hierin haben die
Preußen allen an sie zu machenden Ansprüchen genügt. Sie haben es ver¬
standen ihre Gegner zu treffen und es sind ihnen dadurch in den kleinen Ge¬
fechten so rasche Erfolge geworden, daß dieselben außerordentlich leicht erschienen
und in der militärischen Welt kaum in Anrechnung gebracht wurden. —

Das Zündnadelgewehr verbindet mit der Trefffähigkeit aber noch den Vor¬
theil, daß es sich in sehr kurzer Zeit ladet. Denn es gestattet vier Schuß ab-
zugeben, während die andern Armeegewehre nur einen Schuß verfeuern. Ein
guter, ruhiger preußischer Schütze ist deshalb im Stande es stets mit vier Geg¬
nern andrer Bewaffnung aufzunehmen und eine preußische Infanterie müßte
immer nur den vierten Theil der Verluste ihres Gegners erleiden. Am 22. Fe-


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[0525] Franzosen angenommen und wir nennen dies vieles angenommen, weil in dem entschiedenen Suchen des Handgcfechts eine der ersten militärischen Tilgende», das Fundament des entscheidenden Sieges, gefunden werden muß. Die Kugel darf nur als die Brücke betrachtet werden, welche uns den Weg an den Feind heran, und in seine Reihen bahnt. Nur hier ist man des Sieges und eines durchgreifenden Erfolges gewiß. 4) Die Preußen haben bis jetzt nur mit der Kugel Erfolge errungen. Das Zündnadelgewehr und das preußische gezogene Geschütz haben sich als ganz vorzügliche Waffen bewiesen. I» den Gefechten der Preußen mit den Dänen haben die erstem immer viel weniger Verluste an Todten und Ver¬ wundeten erlitten als die letztern. Mit alleiniger Ausnahme des Gefechts bei Missunde, wo die Verluste der Preußen etwas größer waren. Dies Gefecht war aber in der Anlage so verfehlt, daß es füglich außer Betracht gelassen werden kann. Bei Missunde schoß man nicht nur in den Nebel, hatte also kein Ziel, sondern stellte auch die Infanterie hinter die Batterien und machte jene zum Kugelfang der gegen diese gerichteten Schüsse. Das gezogene Geschütz zeigte seine Trefffähigkeit und Durchschlagskraft glänzend in den Kämpfen gegen die dänischen Schiffe bei Eckernförde und beim Ekensund gegen den Rolf Krake. Beide, Gewehre und Geschütze, werden von hinten geladen und dies gestattet Kugeln in den Lauf zu bringen, welche ein wenig größer sind als die Seele des Rohrs. Das entladene Pulver zwingt die Kugel in die Züge des Rohrs und laßt sie diesem regelrecht und ohne Spielraum folgen. Die Geschütz¬ kugeln haben zu diesem Zweck einen Bleimantel. — Die Folge davon ist, daß die Kugeln viel richtiger der vorgeschriebenen Bahn folgen als bei allen ander» Vvrderladungsgewehren :c., wo ein Spielraum nothwendig ist, um die Geschosse einzubringen und wo Nebenkräfte wirken müssen, um diesen Spielraum zu schlie¬ ßen. Man hat noch keinerlei Vorderladungsgewehr und Geschütz erfunden, welche so gut Strich halten wie die von hinten zu ladenden. Die gute Waffe fordert aber gute Handhabung und hierin haben die Preußen allen an sie zu machenden Ansprüchen genügt. Sie haben es ver¬ standen ihre Gegner zu treffen und es sind ihnen dadurch in den kleinen Ge¬ fechten so rasche Erfolge geworden, daß dieselben außerordentlich leicht erschienen und in der militärischen Welt kaum in Anrechnung gebracht wurden. — Das Zündnadelgewehr verbindet mit der Trefffähigkeit aber noch den Vor¬ theil, daß es sich in sehr kurzer Zeit ladet. Denn es gestattet vier Schuß ab- zugeben, während die andern Armeegewehre nur einen Schuß verfeuern. Ein guter, ruhiger preußischer Schütze ist deshalb im Stande es stets mit vier Geg¬ nern andrer Bewaffnung aufzunehmen und eine preußische Infanterie müßte immer nur den vierten Theil der Verluste ihres Gegners erleiden. Am 22. Fe-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_116464/525>, abgerufen am 24.07.2024.