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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band.

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Friedensrat gezählt werden muß, keine Feldkriege gegen regelrecht formirte
Armeen führen kann. Solche Truppen leisten das ihrer Stärke entsprechende
nur in Festungen, in cngbcschränttcn Räumen und mit fest gesteckten Gefcchtszielen.
Die dänischen Truppen baben bis jetzt nirgends einen nachhaltigen Widerstand
geleistet und zeigen sich für die ruhigen Stunden einer Gefangenschaft durchaus
nicht unempfänglich. In den Positionen von Düppel und Fridericia aber ver¬
mögen die Leute ihre Schuldigkeit zu thun. Die dänischen Generäle haben
ohne große Verluste diese Stellungen gewonnen und die Verbündeten haben
nicht eher das Recht sich als Eroberer der eingenommenen Landschaften anzu¬
sehen, als bis sie die Dänen ganz vom Festlande vertrieben haben.

2) Die Leitung der alliirten Armeen ist noch nirgends hervorgetreten,
ausgenommen in dem gleichzeitigen Einmarsch in Schleswig. Am 1. Februar
überschreiten die Truppen die Eider, dann aber fällt die Thätigkeit den einzelnen
Eorpsführern, selbst den Commandeuren einzelner Truppenabtheilungen anheim.
Am 2. Februar greift Prinz Friedrich Karl bei Missunde an, am 3. General
von Gablenz bei Overselk, am 5. trennt sich der Prinz von der Armee, geht
am 6. bei Amis über die Schlei und erfährt Morgens elf Uhr"), daß die Dänen
abgezogen sind. General von Gablenz folgt den zwölf Stunden vorher abmar-
schirten Dänen Morgens sechs Uhr, General von Mulde aber erst um neun Uhr.
General von Gabienz bleibt am 6. bei Oeversee nach einem Marsch von drei
und einer halben Meile, der Prinz Friedrich Karl bei Sterup nach einem Marsch
von drei Meilen stehen, während der Feind fünf Meilen und darüber zurücklegte.
Am 7. folgen drei preußische Escadrons des Prinzen Friedrich Karl und der
General von Mulde dem Feinde bis Flensburg und hier beginnt jene classische
Ruhe der kriegerischen Thätigkeit, welche mit kleinen, resultatlosen Ausnahmen
am 8. März durch den Einmarsch nach Jütland unterbrochen worden ist, bei
welchem General von Mulde gegen Fridericia, General von Gablenz aber gegen
Hvrsens marschirt sind. Jetzt hat jedes der drei Corps sein eigenes Gefcchts-
feld gewonnen, aber keine Resultate.

3) Nesultatvvlle Gefechte haben bis jetzt nur die Oestreicher geführt, sie
haben bei Overselk und Oeversee mit einer Rücksichtslosigkeit gefochten, die den
Beweis eines echt kriegerischen Geistes in der Truppe lieferte. Sie haben in
beiden Fällen den in sehr günstiger Stellung befindlichen Gegner angegriffen,
sie haben hier einen kräftigen Widerstand gefunden und diesen mit dem eigenen
Leide durchbrochen. Die Oestreicher verließen sich in beiden Fällen auf das
Bajonnet, bei Oeversee sollen ihnen die Gewehre sogar versagt haben. Diese
Verachtung des Feucrgcfechts, meinen wir, haben die Oestreicher von den



") Die Nachricht vom Abzüge der Dänen kam nach Mittheilung eines Augenzeugen schon
Anm. d. Red. am ö. Abends zu den Preußen.' Berge. Ur, 10 der Grenzb. S. 377 f.

Friedensrat gezählt werden muß, keine Feldkriege gegen regelrecht formirte
Armeen führen kann. Solche Truppen leisten das ihrer Stärke entsprechende
nur in Festungen, in cngbcschränttcn Räumen und mit fest gesteckten Gefcchtszielen.
Die dänischen Truppen baben bis jetzt nirgends einen nachhaltigen Widerstand
geleistet und zeigen sich für die ruhigen Stunden einer Gefangenschaft durchaus
nicht unempfänglich. In den Positionen von Düppel und Fridericia aber ver¬
mögen die Leute ihre Schuldigkeit zu thun. Die dänischen Generäle haben
ohne große Verluste diese Stellungen gewonnen und die Verbündeten haben
nicht eher das Recht sich als Eroberer der eingenommenen Landschaften anzu¬
sehen, als bis sie die Dänen ganz vom Festlande vertrieben haben.

2) Die Leitung der alliirten Armeen ist noch nirgends hervorgetreten,
ausgenommen in dem gleichzeitigen Einmarsch in Schleswig. Am 1. Februar
überschreiten die Truppen die Eider, dann aber fällt die Thätigkeit den einzelnen
Eorpsführern, selbst den Commandeuren einzelner Truppenabtheilungen anheim.
Am 2. Februar greift Prinz Friedrich Karl bei Missunde an, am 3. General
von Gablenz bei Overselk, am 5. trennt sich der Prinz von der Armee, geht
am 6. bei Amis über die Schlei und erfährt Morgens elf Uhr"), daß die Dänen
abgezogen sind. General von Gablenz folgt den zwölf Stunden vorher abmar-
schirten Dänen Morgens sechs Uhr, General von Mulde aber erst um neun Uhr.
General von Gabienz bleibt am 6. bei Oeversee nach einem Marsch von drei
und einer halben Meile, der Prinz Friedrich Karl bei Sterup nach einem Marsch
von drei Meilen stehen, während der Feind fünf Meilen und darüber zurücklegte.
Am 7. folgen drei preußische Escadrons des Prinzen Friedrich Karl und der
General von Mulde dem Feinde bis Flensburg und hier beginnt jene classische
Ruhe der kriegerischen Thätigkeit, welche mit kleinen, resultatlosen Ausnahmen
am 8. März durch den Einmarsch nach Jütland unterbrochen worden ist, bei
welchem General von Mulde gegen Fridericia, General von Gablenz aber gegen
Hvrsens marschirt sind. Jetzt hat jedes der drei Corps sein eigenes Gefcchts-
feld gewonnen, aber keine Resultate.

3) Nesultatvvlle Gefechte haben bis jetzt nur die Oestreicher geführt, sie
haben bei Overselk und Oeversee mit einer Rücksichtslosigkeit gefochten, die den
Beweis eines echt kriegerischen Geistes in der Truppe lieferte. Sie haben in
beiden Fällen den in sehr günstiger Stellung befindlichen Gegner angegriffen,
sie haben hier einen kräftigen Widerstand gefunden und diesen mit dem eigenen
Leide durchbrochen. Die Oestreicher verließen sich in beiden Fällen auf das
Bajonnet, bei Oeversee sollen ihnen die Gewehre sogar versagt haben. Diese
Verachtung des Feucrgcfechts, meinen wir, haben die Oestreicher von den



") Die Nachricht vom Abzüge der Dänen kam nach Mittheilung eines Augenzeugen schon
Anm. d. Red. am ö. Abends zu den Preußen.' Berge. Ur, 10 der Grenzb. S. 377 f.
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[0524] Friedensrat gezählt werden muß, keine Feldkriege gegen regelrecht formirte Armeen führen kann. Solche Truppen leisten das ihrer Stärke entsprechende nur in Festungen, in cngbcschränttcn Räumen und mit fest gesteckten Gefcchtszielen. Die dänischen Truppen baben bis jetzt nirgends einen nachhaltigen Widerstand geleistet und zeigen sich für die ruhigen Stunden einer Gefangenschaft durchaus nicht unempfänglich. In den Positionen von Düppel und Fridericia aber ver¬ mögen die Leute ihre Schuldigkeit zu thun. Die dänischen Generäle haben ohne große Verluste diese Stellungen gewonnen und die Verbündeten haben nicht eher das Recht sich als Eroberer der eingenommenen Landschaften anzu¬ sehen, als bis sie die Dänen ganz vom Festlande vertrieben haben. 2) Die Leitung der alliirten Armeen ist noch nirgends hervorgetreten, ausgenommen in dem gleichzeitigen Einmarsch in Schleswig. Am 1. Februar überschreiten die Truppen die Eider, dann aber fällt die Thätigkeit den einzelnen Eorpsführern, selbst den Commandeuren einzelner Truppenabtheilungen anheim. Am 2. Februar greift Prinz Friedrich Karl bei Missunde an, am 3. General von Gablenz bei Overselk, am 5. trennt sich der Prinz von der Armee, geht am 6. bei Amis über die Schlei und erfährt Morgens elf Uhr"), daß die Dänen abgezogen sind. General von Gablenz folgt den zwölf Stunden vorher abmar- schirten Dänen Morgens sechs Uhr, General von Mulde aber erst um neun Uhr. General von Gabienz bleibt am 6. bei Oeversee nach einem Marsch von drei und einer halben Meile, der Prinz Friedrich Karl bei Sterup nach einem Marsch von drei Meilen stehen, während der Feind fünf Meilen und darüber zurücklegte. Am 7. folgen drei preußische Escadrons des Prinzen Friedrich Karl und der General von Mulde dem Feinde bis Flensburg und hier beginnt jene classische Ruhe der kriegerischen Thätigkeit, welche mit kleinen, resultatlosen Ausnahmen am 8. März durch den Einmarsch nach Jütland unterbrochen worden ist, bei welchem General von Mulde gegen Fridericia, General von Gablenz aber gegen Hvrsens marschirt sind. Jetzt hat jedes der drei Corps sein eigenes Gefcchts- feld gewonnen, aber keine Resultate. 3) Nesultatvvlle Gefechte haben bis jetzt nur die Oestreicher geführt, sie haben bei Overselk und Oeversee mit einer Rücksichtslosigkeit gefochten, die den Beweis eines echt kriegerischen Geistes in der Truppe lieferte. Sie haben in beiden Fällen den in sehr günstiger Stellung befindlichen Gegner angegriffen, sie haben hier einen kräftigen Widerstand gefunden und diesen mit dem eigenen Leide durchbrochen. Die Oestreicher verließen sich in beiden Fällen auf das Bajonnet, bei Oeversee sollen ihnen die Gewehre sogar versagt haben. Diese Verachtung des Feucrgcfechts, meinen wir, haben die Oestreicher von den ") Die Nachricht vom Abzüge der Dänen kam nach Mittheilung eines Augenzeugen schon Anm. d. Red. am ö. Abends zu den Preußen.' Berge. Ur, 10 der Grenzb. S. 377 f.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_116464/524>, abgerufen am 24.07.2024.