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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band.

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Vergnügen überlasse, darf ich wohl versichern, daß in unserer kleinen Abend¬
gesellschaft, welche immer noch ihren alten Fortgang hat, auch Ihrer öfters
gedacht und Ihre freundliche und belehrende Gegenwart vermißt werde. Lassen
Sie uns von Zeit zu Zeit vernehmen, wie Sie sich befinden und was Ihrem
würdigen Kreise neues und bedeutendes sich hinzufügt, erlauben uns auch ge¬
legentlich irgend eine Anfrage, damit das frühere angenehme und nützliche Ver¬
hältniß auch in der Folge einer wünschenswerthen Dauer sich erfreue.

Mit den aufrichtigsten Wünschen

Weimar, den 6. März 1820.


ergebenst
I. W. Goethe.

Als Zugabe gedenken wir einer kleinen, länglich viereckten Nachbildung
des da Vincischen Abendmahls, in Metall ausgeprägt, 6 Zoll lang, 3V-- hoch
von Putinati in Mayland gegraben; jedermann wird sie mit Vergnügen be¬
trachten. In den Köpfen der Apostel ist die Verschiedenheit des Charakters
recht sehr gut ausgedrückt, und wer die traurigen Neste des Originals, alte
Copien oder auch nur R. Mvrghens schönen Kupferstich im Gedächtniß behal¬
ten hat, erkennt hier die Züge jeder Figur wieder. Der perspectivische Grund,
wie auch die übrigen reichen Nebenwerke sind mit großer Sorgfalt, ohne die
Figuren zu benachteiligen, ausgeführt*)




Um nun zuletzt noch die Veranlassung der Medaille zu erklären, deren
Abbildung wir gegeben, sagen wir folgendes: Jhro Königliche Hoheit, der
Großherzog von Weimar wurden auf Jhro Reise in die Lombardey mit den
Verdiensten des schon mit Tod abgegangenen Malers Bossi genau bekannt,
sowohl insofern er eigne Komposition und Arbeit geleistet, als auch wie er sich
bei Wiederherstellung des Abendmahls von Leonard da Vinci die größten und
redlichsten Bemühungen gegeben. Sie verschafften daher Ihrer Residenz eine
besondere Zierde, indem die eigenen Kartone Bossis, nicht weniger die Durch¬
zeichnungen verschiedener Copien des großen da Vincischen Bildes über die
Alpen gebracht wurden, wovon wir oben umständlich Rechenschaft gegeben. ,

Hierdurch veranlaßt vereinigten sich mehrere Mayländische Kunstfreunde
und ließen, durch den schon gerühmten Künstler Putinati, eine Medaille
schneiden, deren Abbildung unsere Leser kennen. Der Avers zeigt das wohl-



-) Siehe Kunst und Alterthum. II. , 2. S. 61.
62-

Vergnügen überlasse, darf ich wohl versichern, daß in unserer kleinen Abend¬
gesellschaft, welche immer noch ihren alten Fortgang hat, auch Ihrer öfters
gedacht und Ihre freundliche und belehrende Gegenwart vermißt werde. Lassen
Sie uns von Zeit zu Zeit vernehmen, wie Sie sich befinden und was Ihrem
würdigen Kreise neues und bedeutendes sich hinzufügt, erlauben uns auch ge¬
legentlich irgend eine Anfrage, damit das frühere angenehme und nützliche Ver¬
hältniß auch in der Folge einer wünschenswerthen Dauer sich erfreue.

Mit den aufrichtigsten Wünschen

Weimar, den 6. März 1820.


ergebenst
I. W. Goethe.

Als Zugabe gedenken wir einer kleinen, länglich viereckten Nachbildung
des da Vincischen Abendmahls, in Metall ausgeprägt, 6 Zoll lang, 3V-- hoch
von Putinati in Mayland gegraben; jedermann wird sie mit Vergnügen be¬
trachten. In den Köpfen der Apostel ist die Verschiedenheit des Charakters
recht sehr gut ausgedrückt, und wer die traurigen Neste des Originals, alte
Copien oder auch nur R. Mvrghens schönen Kupferstich im Gedächtniß behal¬
ten hat, erkennt hier die Züge jeder Figur wieder. Der perspectivische Grund,
wie auch die übrigen reichen Nebenwerke sind mit großer Sorgfalt, ohne die
Figuren zu benachteiligen, ausgeführt*)




Um nun zuletzt noch die Veranlassung der Medaille zu erklären, deren
Abbildung wir gegeben, sagen wir folgendes: Jhro Königliche Hoheit, der
Großherzog von Weimar wurden auf Jhro Reise in die Lombardey mit den
Verdiensten des schon mit Tod abgegangenen Malers Bossi genau bekannt,
sowohl insofern er eigne Komposition und Arbeit geleistet, als auch wie er sich
bei Wiederherstellung des Abendmahls von Leonard da Vinci die größten und
redlichsten Bemühungen gegeben. Sie verschafften daher Ihrer Residenz eine
besondere Zierde, indem die eigenen Kartone Bossis, nicht weniger die Durch¬
zeichnungen verschiedener Copien des großen da Vincischen Bildes über die
Alpen gebracht wurden, wovon wir oben umständlich Rechenschaft gegeben. ,

Hierdurch veranlaßt vereinigten sich mehrere Mayländische Kunstfreunde
und ließen, durch den schon gerühmten Künstler Putinati, eine Medaille
schneiden, deren Abbildung unsere Leser kennen. Der Avers zeigt das wohl-



-) Siehe Kunst und Alterthum. II. , 2. S. 61.
62-
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[0497] Vergnügen überlasse, darf ich wohl versichern, daß in unserer kleinen Abend¬ gesellschaft, welche immer noch ihren alten Fortgang hat, auch Ihrer öfters gedacht und Ihre freundliche und belehrende Gegenwart vermißt werde. Lassen Sie uns von Zeit zu Zeit vernehmen, wie Sie sich befinden und was Ihrem würdigen Kreise neues und bedeutendes sich hinzufügt, erlauben uns auch ge¬ legentlich irgend eine Anfrage, damit das frühere angenehme und nützliche Ver¬ hältniß auch in der Folge einer wünschenswerthen Dauer sich erfreue. Mit den aufrichtigsten Wünschen Weimar, den 6. März 1820. ergebenst I. W. Goethe. Als Zugabe gedenken wir einer kleinen, länglich viereckten Nachbildung des da Vincischen Abendmahls, in Metall ausgeprägt, 6 Zoll lang, 3V-- hoch von Putinati in Mayland gegraben; jedermann wird sie mit Vergnügen be¬ trachten. In den Köpfen der Apostel ist die Verschiedenheit des Charakters recht sehr gut ausgedrückt, und wer die traurigen Neste des Originals, alte Copien oder auch nur R. Mvrghens schönen Kupferstich im Gedächtniß behal¬ ten hat, erkennt hier die Züge jeder Figur wieder. Der perspectivische Grund, wie auch die übrigen reichen Nebenwerke sind mit großer Sorgfalt, ohne die Figuren zu benachteiligen, ausgeführt*) Um nun zuletzt noch die Veranlassung der Medaille zu erklären, deren Abbildung wir gegeben, sagen wir folgendes: Jhro Königliche Hoheit, der Großherzog von Weimar wurden auf Jhro Reise in die Lombardey mit den Verdiensten des schon mit Tod abgegangenen Malers Bossi genau bekannt, sowohl insofern er eigne Komposition und Arbeit geleistet, als auch wie er sich bei Wiederherstellung des Abendmahls von Leonard da Vinci die größten und redlichsten Bemühungen gegeben. Sie verschafften daher Ihrer Residenz eine besondere Zierde, indem die eigenen Kartone Bossis, nicht weniger die Durch¬ zeichnungen verschiedener Copien des großen da Vincischen Bildes über die Alpen gebracht wurden, wovon wir oben umständlich Rechenschaft gegeben. , Hierdurch veranlaßt vereinigten sich mehrere Mayländische Kunstfreunde und ließen, durch den schon gerühmten Künstler Putinati, eine Medaille schneiden, deren Abbildung unsere Leser kennen. Der Avers zeigt das wohl- -) Siehe Kunst und Alterthum. II. , 2. S. 61. 62-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_116464/497>, abgerufen am 24.07.2024.