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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band.

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vorher in Mailand angekauft hatte, bildeten zu der Zeit den Mittelpunkt ihrer
Unterhaltungen. Zu dem Vorzüglichsten, was "das Schiff aus Ophir" mit¬
gebracht hatte, gehörten die Bvssischen Durchzeichnungen der älteren Copien von
da Vincis Abendmahl, sie hatten zunächst die große Abhandlung von Goethe
über Leonardo da Vinci veranlaßt, die im dritten Heft von Kunst und Alter¬
thum bereits gedruckt vorlag. Nvehden beschloß, sie ins Englische zu übersetzen.
Das Werk, mit allem Luxus der englischen Typographie ausgestattet, erschien
in London in groß Quart im Jahr 1821, nachdem Noehden längst wieder
dahin zurückgekehrt war. Denn in Weimar, wie sehr auch alle Verhältnisse
zu einem längeren Aufenthalt angethan schienen, war seines Bleibens doch nur
kurze Zeit. Schon im Mai 1819 unternahm er eine Reise nach Italien, zu der
er sich gleich beim Antritt seiner neuen Stellung im voraus die Erlaubniß aus¬
bedungen hatte. In Rom angekommen fand er einen ehrenvollen Ruf an das
britische Museum in London vor. Eine Weile mochte er zwischen den neu¬
eingegangenen weimarscher Verpflichtungen und den ihm weit größer er¬
scheinenden ältern gegen seine englischen Freunde schwanken. Aber die Vorliebe
für das Land, das ihm zu einer zweiten Heimath geworden war, gab den
Ausschlag. Noehden ging nach London zurück, wo er in hohem Ansehen im
Jahre 1826 gestorben ist. Wie er bemüht war, "das in Weimar angeknüpfte
schöne Verhältniß auch in der Ferne dauerhaft und in Wechselwirkung zu er¬
halten", hat Goethe wiederholt rühmend und dankbar anerkannt, und wiesehr
dieser solchen löblichen Eifer warm zu erhalten verstand, bezeugen auch die nach¬
stehenden Briefe, die schon aus diesem Gesichtspunkt einiges Interesse in An¬
spruch nehmen dürfen.

1.

Ew. Wohlgeboren

für das bezeigte Andenken verbindlichsten Dank abstattend übersende sogleich
die besprochene Zeichnung. Die beiden Seiten der Medaille, etwas näher
zusammengerückt, werden entweder auf dem Titel oder über dem Anfange der
Schrift nach gefälliger Wahl gute Wirkung thun und ich hoffe durch das Ganze
unsern gnädigsten Herrn angenehm überrascht zu sehen. Eine gleiche Empfin¬
dung wird gewiß bei Jhro Kaiserlichen Hoheit zu erwarten sein und ich unter¬
ließ deshalb wegen der Zuschrift eine vorläufige Anfrage.

Ich füge noch einige Notizen hinzu, um einer gar artigen Nachbildung
des Abendmahls in erhabener Arbeit und der Veranlassung unserer Medaille
zu gedenken.

Indem ich nun das Uebrige Ew. Wohlgeboren Einsicht und Thätigkeit mit


vorher in Mailand angekauft hatte, bildeten zu der Zeit den Mittelpunkt ihrer
Unterhaltungen. Zu dem Vorzüglichsten, was „das Schiff aus Ophir" mit¬
gebracht hatte, gehörten die Bvssischen Durchzeichnungen der älteren Copien von
da Vincis Abendmahl, sie hatten zunächst die große Abhandlung von Goethe
über Leonardo da Vinci veranlaßt, die im dritten Heft von Kunst und Alter¬
thum bereits gedruckt vorlag. Nvehden beschloß, sie ins Englische zu übersetzen.
Das Werk, mit allem Luxus der englischen Typographie ausgestattet, erschien
in London in groß Quart im Jahr 1821, nachdem Noehden längst wieder
dahin zurückgekehrt war. Denn in Weimar, wie sehr auch alle Verhältnisse
zu einem längeren Aufenthalt angethan schienen, war seines Bleibens doch nur
kurze Zeit. Schon im Mai 1819 unternahm er eine Reise nach Italien, zu der
er sich gleich beim Antritt seiner neuen Stellung im voraus die Erlaubniß aus¬
bedungen hatte. In Rom angekommen fand er einen ehrenvollen Ruf an das
britische Museum in London vor. Eine Weile mochte er zwischen den neu¬
eingegangenen weimarscher Verpflichtungen und den ihm weit größer er¬
scheinenden ältern gegen seine englischen Freunde schwanken. Aber die Vorliebe
für das Land, das ihm zu einer zweiten Heimath geworden war, gab den
Ausschlag. Noehden ging nach London zurück, wo er in hohem Ansehen im
Jahre 1826 gestorben ist. Wie er bemüht war, „das in Weimar angeknüpfte
schöne Verhältniß auch in der Ferne dauerhaft und in Wechselwirkung zu er¬
halten", hat Goethe wiederholt rühmend und dankbar anerkannt, und wiesehr
dieser solchen löblichen Eifer warm zu erhalten verstand, bezeugen auch die nach¬
stehenden Briefe, die schon aus diesem Gesichtspunkt einiges Interesse in An¬
spruch nehmen dürfen.

1.

Ew. Wohlgeboren

für das bezeigte Andenken verbindlichsten Dank abstattend übersende sogleich
die besprochene Zeichnung. Die beiden Seiten der Medaille, etwas näher
zusammengerückt, werden entweder auf dem Titel oder über dem Anfange der
Schrift nach gefälliger Wahl gute Wirkung thun und ich hoffe durch das Ganze
unsern gnädigsten Herrn angenehm überrascht zu sehen. Eine gleiche Empfin¬
dung wird gewiß bei Jhro Kaiserlichen Hoheit zu erwarten sein und ich unter¬
ließ deshalb wegen der Zuschrift eine vorläufige Anfrage.

Ich füge noch einige Notizen hinzu, um einer gar artigen Nachbildung
des Abendmahls in erhabener Arbeit und der Veranlassung unserer Medaille
zu gedenken.

Indem ich nun das Uebrige Ew. Wohlgeboren Einsicht und Thätigkeit mit


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[0496] vorher in Mailand angekauft hatte, bildeten zu der Zeit den Mittelpunkt ihrer Unterhaltungen. Zu dem Vorzüglichsten, was „das Schiff aus Ophir" mit¬ gebracht hatte, gehörten die Bvssischen Durchzeichnungen der älteren Copien von da Vincis Abendmahl, sie hatten zunächst die große Abhandlung von Goethe über Leonardo da Vinci veranlaßt, die im dritten Heft von Kunst und Alter¬ thum bereits gedruckt vorlag. Nvehden beschloß, sie ins Englische zu übersetzen. Das Werk, mit allem Luxus der englischen Typographie ausgestattet, erschien in London in groß Quart im Jahr 1821, nachdem Noehden längst wieder dahin zurückgekehrt war. Denn in Weimar, wie sehr auch alle Verhältnisse zu einem längeren Aufenthalt angethan schienen, war seines Bleibens doch nur kurze Zeit. Schon im Mai 1819 unternahm er eine Reise nach Italien, zu der er sich gleich beim Antritt seiner neuen Stellung im voraus die Erlaubniß aus¬ bedungen hatte. In Rom angekommen fand er einen ehrenvollen Ruf an das britische Museum in London vor. Eine Weile mochte er zwischen den neu¬ eingegangenen weimarscher Verpflichtungen und den ihm weit größer er¬ scheinenden ältern gegen seine englischen Freunde schwanken. Aber die Vorliebe für das Land, das ihm zu einer zweiten Heimath geworden war, gab den Ausschlag. Noehden ging nach London zurück, wo er in hohem Ansehen im Jahre 1826 gestorben ist. Wie er bemüht war, „das in Weimar angeknüpfte schöne Verhältniß auch in der Ferne dauerhaft und in Wechselwirkung zu er¬ halten", hat Goethe wiederholt rühmend und dankbar anerkannt, und wiesehr dieser solchen löblichen Eifer warm zu erhalten verstand, bezeugen auch die nach¬ stehenden Briefe, die schon aus diesem Gesichtspunkt einiges Interesse in An¬ spruch nehmen dürfen. 1. Ew. Wohlgeboren für das bezeigte Andenken verbindlichsten Dank abstattend übersende sogleich die besprochene Zeichnung. Die beiden Seiten der Medaille, etwas näher zusammengerückt, werden entweder auf dem Titel oder über dem Anfange der Schrift nach gefälliger Wahl gute Wirkung thun und ich hoffe durch das Ganze unsern gnädigsten Herrn angenehm überrascht zu sehen. Eine gleiche Empfin¬ dung wird gewiß bei Jhro Kaiserlichen Hoheit zu erwarten sein und ich unter¬ ließ deshalb wegen der Zuschrift eine vorläufige Anfrage. Ich füge noch einige Notizen hinzu, um einer gar artigen Nachbildung des Abendmahls in erhabener Arbeit und der Veranlassung unserer Medaille zu gedenken. Indem ich nun das Uebrige Ew. Wohlgeboren Einsicht und Thätigkeit mit

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_116464/496>, abgerufen am 24.07.2024.