Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band.des Landes hatten sich seine Geschlechter außerordentlich bereichert. Außer den Um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts begann es allmälig anders Und jetzt, gegen das Ende des Jahrhunderts, äußerten die Humanitäts¬ Nun aber kam noch ein letztes Moment, die Speculation, in diese Be¬ ' Alte Trachten haben sich unter den Schleswig-holsteinischen Sachsen so wenig 61"
des Landes hatten sich seine Geschlechter außerordentlich bereichert. Außer den Um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts begann es allmälig anders Und jetzt, gegen das Ende des Jahrhunderts, äußerten die Humanitäts¬ Nun aber kam noch ein letztes Moment, die Speculation, in diese Be¬ ' Alte Trachten haben sich unter den Schleswig-holsteinischen Sachsen so wenig 61"
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des Landes hatten sich seine Geschlechter außerordentlich bereichert. Außer den
Rantzau besaßen namentlich die Familien v. d. Wisch, Sehestedt, Rathlau,
Wensin, Ahlefeldt und Rumohr Landstrecken von ungeheurer Ausdehnung.
Ueberall entstanden neue Herrenhäuser und zugleich erbauten sich deren Besitzer
in den benachbarten Städten Kiel. Itzehoe, Hamburg und Schleswig schloß
ähnliche Hotels, in denen sie wie kleine Fürsten residirten. Auf ihren Gütern
verfuhren sie mit ihren Leibeignen fast uneingeschränkt wie ihnen beliebte.
Um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts begann es allmälig anders
zu werden. Zunächst arbeiteten die Fürsten auf Lähmung der Aristokratie hin.
Dann rief diese selbst durch Mißbrauch ihrer Gewalt das Eingreifen der Landes¬
herren hervor, wie z. B. in der rantzauer Blutsache und dem bürauer Leib-
cignenmord. Endlich scheinen mehre der alten Geschlechter sich ausgelebt zu
haben. Sehr rasch starben kurz nach einander Familien wie die Wisch, die
Pogwisch und die Sehestedt aus, und über andere, wie über die Ahlefeldt, die
Reventlow und die Rantzau brachen Concurse aus. Ein neuer Adel von nobili-
tirten bürgerlichen Geschlechtern verschmolz mit dem alten und trug zur Zer¬
setzung seiner Eigenthümlichkeiten bei. Schon meldete sich hier und da der reiche
Hamburger Kaufmann zum Antritt der Erbschaft des aussterbenden Ritterthums.
Und jetzt, gegen das Ende des Jahrhunderts, äußerten die Humanitäts¬
ideen, die sich von Frankreich aus über die ganze civilisirte Welt verbreitet
hatten, auch hier ihren Einfluß. Einzelne singen an, ihren Bauern die Frei¬
heit zu geben und ihnen Grundeigenthum zu erblichem Besitz gegen einen Pacht¬
schilling zu überlassen. Die Regierung im sogenannten königlichen Theil des
Landes that dasselbe, desgleichen die gottorsische. Zu Ende des Jahrhunderts
waren bereits die meisten Staatsgüter zerschlagen und die Parzellen in Erb-
pachtstcllen verwandelt. Endlich wurde im Jahre 1804 auch die Aufhebung der
Leibeigenschaft verfügt.
Nun aber kam noch ein letztes Moment, die Speculation, in diese Be¬
wegung zum Bessern. Die Gutspreise schwankten um den Anfang des jetzigen
Jahrhunderts außerordentlich, die Güter gingen rasch von einer Hand in die
andere, und die Käufer suchten ihre hohen Kaufsummcn durch Anlegung von
Meierhöfen wiederzuerlangen, die sie vom Haupthöfe separirten und verkauften.
So wurde eine große Zahl solcher Nebengüter zu.adeligen Gütern erhoben, und
es trat jetzt das umgekehrte Verhältniß ein wie im 16. und 17. Jahrhundert,
die damals durch Niederlegung der Dörfer vergrößerten Güter wurden ver¬
kleinert. Gleichzeitig brachte die Speculation eine Menge fremder bürgerlicher Guts¬
besitzer ins Land, und der grundbesitzende Adel verlor mehr und mehr an Einfluß.
' Alte Trachten haben sich unter den Schleswig-holsteinischen Sachsen so wenig
erhalten, wie unter ihren südlichen Stammgenossen. Dagegen mag ihr Haus
hier eine Stelle verdienen, einmal weil es, von dem des Anglers und der
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