Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

hat -- deren kleinere, aber bevölkertere Hälfte aus. Der Charakter des Lan¬
des ist sich auf der ganzen Halbinsel gleich, nur daß Jütland nicht wie Schles¬
wig-Holstein Marschen hat, und daß dort die Haiden und Moorbrüche beträchtlich
mehr Raum einnehmen als hier. Die Flüsse sind mit Ausnahme der Elbe und der
untern Eider, die bei Tönningcn der Elbe unterhalb Hamburg an Breite gleich¬
kommt, durchweg unbedeutend, dagegen hat Holstein und Südschleswig mehre be¬
trächtliche Landseen. Von eigentlichen Bergen ist, wie nördlich vom Harz
überhaupt, nicht die Rede.

Die Hauptnahrungsquellen des Volkes sind, ganz ebenso wie in Däne¬
mark!, vor allem Ackerbau und Viehzucht, dann Schifffahrt, Fischerei und See¬
handel. Die Industrie ist auf einige Städte, namentlich Altona, Rendsburg
mit der Karlshütte, Kiel und Flensburg beschränkt und verhältnißmäßig von
keiner großen Wichtigkeit. Das merkantile Centrum der Herzogthümer, der
Ort, wohin sie vorwiegend verkaufen, wo sie einkaufen, Von dessen Börse sie
beherrscht werden, ist nicht Kopenhagen, sondern Hamburg. Die Städte Schles¬
wig-Holsteins sind mit Ausnahme Monas nur mittelgroß oder klein, keine der¬
selben außer Altona hat über 20,000, nur fünf: Altona, Flensburg, Kiel,
Schleswig und Rendsburg haben über 10,000 Einwohner.

Seiner Natur nach zerfällt das Land des Herzogs Friedrich in drei von
Süden nach Norden hinauslaufende Streifen, die ebensoviele schroffe Gegensätze
darstellen: 1) die hügelige, von tiefen Buchten oder Föhrden in eine Anzahl
Halbinseln zerschnittne, zum Theil bewaldete Ostseeküste; 2) die meist flache
und sandige, fast baumlose hohe Geest mit ihren Mooren und Haiden. eine
Art Plateau in der Mitte des Landes; endlich 3) im Westen am Gestade der
Unterelbe, dann der Nordsee, der lange schmale Saum der Marschen. Die
Ostseeküste hat vor sich nur drei Inseln: Fehmern, Alsen und Arroe, die Nord-
seeküste dagegen einen ganzen Archipel kleiner Eilande, von denen Sylt, Nvrd-
strand, Föhr und Pelworm die größten sind.

Die Ostseeküste zeigt, wenn wir von Norden nach Süden hinaufgehen,
nachstehende Reihenfolge von Halbinseln: Wagricn zwischen der neustädter und
der kieler Bucht, Dänisch-Wohid zwischen letzterer und der Bucht von Eckern¬
förde, Schwansen zwischen dieser und der Schlei, welche, wie beiläufig zu be¬
merken nicht ganz überflüssig sein möchte, kein Fluß, sondern ein langer, sehr
schmaler Meerbusen ist; ferner Angeln zwischen der Schlei und der flensburger
Föhrde, endlich Sundewitt, eingeschlossen von jener und der Bucht von
Apenrade.

Dieser ganze Landstrich ist, wie bemerkt, ein Hügelland, im Süden bis
zur Schlei reich an kleinen Landseen und durchschnittlich ziemlich fruchtbar. Die
Koppelwirthschaft, welche hier alle Felder mit lebendigen Hecken umzäunt, giebt
ihr einen Charakter, welcher an englische Landschaften erinnert. Der Haupt-


hat — deren kleinere, aber bevölkertere Hälfte aus. Der Charakter des Lan¬
des ist sich auf der ganzen Halbinsel gleich, nur daß Jütland nicht wie Schles¬
wig-Holstein Marschen hat, und daß dort die Haiden und Moorbrüche beträchtlich
mehr Raum einnehmen als hier. Die Flüsse sind mit Ausnahme der Elbe und der
untern Eider, die bei Tönningcn der Elbe unterhalb Hamburg an Breite gleich¬
kommt, durchweg unbedeutend, dagegen hat Holstein und Südschleswig mehre be¬
trächtliche Landseen. Von eigentlichen Bergen ist, wie nördlich vom Harz
überhaupt, nicht die Rede.

Die Hauptnahrungsquellen des Volkes sind, ganz ebenso wie in Däne¬
mark!, vor allem Ackerbau und Viehzucht, dann Schifffahrt, Fischerei und See¬
handel. Die Industrie ist auf einige Städte, namentlich Altona, Rendsburg
mit der Karlshütte, Kiel und Flensburg beschränkt und verhältnißmäßig von
keiner großen Wichtigkeit. Das merkantile Centrum der Herzogthümer, der
Ort, wohin sie vorwiegend verkaufen, wo sie einkaufen, Von dessen Börse sie
beherrscht werden, ist nicht Kopenhagen, sondern Hamburg. Die Städte Schles¬
wig-Holsteins sind mit Ausnahme Monas nur mittelgroß oder klein, keine der¬
selben außer Altona hat über 20,000, nur fünf: Altona, Flensburg, Kiel,
Schleswig und Rendsburg haben über 10,000 Einwohner.

Seiner Natur nach zerfällt das Land des Herzogs Friedrich in drei von
Süden nach Norden hinauslaufende Streifen, die ebensoviele schroffe Gegensätze
darstellen: 1) die hügelige, von tiefen Buchten oder Föhrden in eine Anzahl
Halbinseln zerschnittne, zum Theil bewaldete Ostseeküste; 2) die meist flache
und sandige, fast baumlose hohe Geest mit ihren Mooren und Haiden. eine
Art Plateau in der Mitte des Landes; endlich 3) im Westen am Gestade der
Unterelbe, dann der Nordsee, der lange schmale Saum der Marschen. Die
Ostseeküste hat vor sich nur drei Inseln: Fehmern, Alsen und Arroe, die Nord-
seeküste dagegen einen ganzen Archipel kleiner Eilande, von denen Sylt, Nvrd-
strand, Föhr und Pelworm die größten sind.

Die Ostseeküste zeigt, wenn wir von Norden nach Süden hinaufgehen,
nachstehende Reihenfolge von Halbinseln: Wagricn zwischen der neustädter und
der kieler Bucht, Dänisch-Wohid zwischen letzterer und der Bucht von Eckern¬
förde, Schwansen zwischen dieser und der Schlei, welche, wie beiläufig zu be¬
merken nicht ganz überflüssig sein möchte, kein Fluß, sondern ein langer, sehr
schmaler Meerbusen ist; ferner Angeln zwischen der Schlei und der flensburger
Föhrde, endlich Sundewitt, eingeschlossen von jener und der Bucht von
Apenrade.

Dieser ganze Landstrich ist, wie bemerkt, ein Hügelland, im Süden bis
zur Schlei reich an kleinen Landseen und durchschnittlich ziemlich fruchtbar. Die
Koppelwirthschaft, welche hier alle Felder mit lebendigen Hecken umzäunt, giebt
ihr einen Charakter, welcher an englische Landschaften erinnert. Der Haupt-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0416" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/116882"/>
          <p xml:id="ID_1275" prev="#ID_1274"> hat &#x2014; deren kleinere, aber bevölkertere Hälfte aus. Der Charakter des Lan¬<lb/>
des ist sich auf der ganzen Halbinsel gleich, nur daß Jütland nicht wie Schles¬<lb/>
wig-Holstein Marschen hat, und daß dort die Haiden und Moorbrüche beträchtlich<lb/>
mehr Raum einnehmen als hier. Die Flüsse sind mit Ausnahme der Elbe und der<lb/>
untern Eider, die bei Tönningcn der Elbe unterhalb Hamburg an Breite gleich¬<lb/>
kommt, durchweg unbedeutend, dagegen hat Holstein und Südschleswig mehre be¬<lb/>
trächtliche Landseen. Von eigentlichen Bergen ist, wie nördlich vom Harz<lb/>
überhaupt, nicht die Rede.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1276"> Die Hauptnahrungsquellen des Volkes sind, ganz ebenso wie in Däne¬<lb/>
mark!, vor allem Ackerbau und Viehzucht, dann Schifffahrt, Fischerei und See¬<lb/>
handel. Die Industrie ist auf einige Städte, namentlich Altona, Rendsburg<lb/>
mit der Karlshütte, Kiel und Flensburg beschränkt und verhältnißmäßig von<lb/>
keiner großen Wichtigkeit. Das merkantile Centrum der Herzogthümer, der<lb/>
Ort, wohin sie vorwiegend verkaufen, wo sie einkaufen, Von dessen Börse sie<lb/>
beherrscht werden, ist nicht Kopenhagen, sondern Hamburg. Die Städte Schles¬<lb/>
wig-Holsteins sind mit Ausnahme Monas nur mittelgroß oder klein, keine der¬<lb/>
selben außer Altona hat über 20,000, nur fünf: Altona, Flensburg, Kiel,<lb/>
Schleswig und Rendsburg haben über 10,000 Einwohner.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1277"> Seiner Natur nach zerfällt das Land des Herzogs Friedrich in drei von<lb/>
Süden nach Norden hinauslaufende Streifen, die ebensoviele schroffe Gegensätze<lb/>
darstellen: 1) die hügelige, von tiefen Buchten oder Föhrden in eine Anzahl<lb/>
Halbinseln zerschnittne, zum Theil bewaldete Ostseeküste; 2) die meist flache<lb/>
und sandige, fast baumlose hohe Geest mit ihren Mooren und Haiden. eine<lb/>
Art Plateau in der Mitte des Landes; endlich 3) im Westen am Gestade der<lb/>
Unterelbe, dann der Nordsee, der lange schmale Saum der Marschen. Die<lb/>
Ostseeküste hat vor sich nur drei Inseln: Fehmern, Alsen und Arroe, die Nord-<lb/>
seeküste dagegen einen ganzen Archipel kleiner Eilande, von denen Sylt, Nvrd-<lb/>
strand, Föhr und Pelworm die größten sind.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1278"> Die Ostseeküste zeigt, wenn wir von Norden nach Süden hinaufgehen,<lb/>
nachstehende Reihenfolge von Halbinseln: Wagricn zwischen der neustädter und<lb/>
der kieler Bucht, Dänisch-Wohid zwischen letzterer und der Bucht von Eckern¬<lb/>
förde, Schwansen zwischen dieser und der Schlei, welche, wie beiläufig zu be¬<lb/>
merken nicht ganz überflüssig sein möchte, kein Fluß, sondern ein langer, sehr<lb/>
schmaler Meerbusen ist; ferner Angeln zwischen der Schlei und der flensburger<lb/>
Föhrde, endlich Sundewitt, eingeschlossen von jener und der Bucht von<lb/>
Apenrade.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1279" next="#ID_1280"> Dieser ganze Landstrich ist, wie bemerkt, ein Hügelland, im Süden bis<lb/>
zur Schlei reich an kleinen Landseen und durchschnittlich ziemlich fruchtbar. Die<lb/>
Koppelwirthschaft, welche hier alle Felder mit lebendigen Hecken umzäunt, giebt<lb/>
ihr einen Charakter, welcher an englische Landschaften erinnert. Der Haupt-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0416] hat — deren kleinere, aber bevölkertere Hälfte aus. Der Charakter des Lan¬ des ist sich auf der ganzen Halbinsel gleich, nur daß Jütland nicht wie Schles¬ wig-Holstein Marschen hat, und daß dort die Haiden und Moorbrüche beträchtlich mehr Raum einnehmen als hier. Die Flüsse sind mit Ausnahme der Elbe und der untern Eider, die bei Tönningcn der Elbe unterhalb Hamburg an Breite gleich¬ kommt, durchweg unbedeutend, dagegen hat Holstein und Südschleswig mehre be¬ trächtliche Landseen. Von eigentlichen Bergen ist, wie nördlich vom Harz überhaupt, nicht die Rede. Die Hauptnahrungsquellen des Volkes sind, ganz ebenso wie in Däne¬ mark!, vor allem Ackerbau und Viehzucht, dann Schifffahrt, Fischerei und See¬ handel. Die Industrie ist auf einige Städte, namentlich Altona, Rendsburg mit der Karlshütte, Kiel und Flensburg beschränkt und verhältnißmäßig von keiner großen Wichtigkeit. Das merkantile Centrum der Herzogthümer, der Ort, wohin sie vorwiegend verkaufen, wo sie einkaufen, Von dessen Börse sie beherrscht werden, ist nicht Kopenhagen, sondern Hamburg. Die Städte Schles¬ wig-Holsteins sind mit Ausnahme Monas nur mittelgroß oder klein, keine der¬ selben außer Altona hat über 20,000, nur fünf: Altona, Flensburg, Kiel, Schleswig und Rendsburg haben über 10,000 Einwohner. Seiner Natur nach zerfällt das Land des Herzogs Friedrich in drei von Süden nach Norden hinauslaufende Streifen, die ebensoviele schroffe Gegensätze darstellen: 1) die hügelige, von tiefen Buchten oder Föhrden in eine Anzahl Halbinseln zerschnittne, zum Theil bewaldete Ostseeküste; 2) die meist flache und sandige, fast baumlose hohe Geest mit ihren Mooren und Haiden. eine Art Plateau in der Mitte des Landes; endlich 3) im Westen am Gestade der Unterelbe, dann der Nordsee, der lange schmale Saum der Marschen. Die Ostseeküste hat vor sich nur drei Inseln: Fehmern, Alsen und Arroe, die Nord- seeküste dagegen einen ganzen Archipel kleiner Eilande, von denen Sylt, Nvrd- strand, Föhr und Pelworm die größten sind. Die Ostseeküste zeigt, wenn wir von Norden nach Süden hinaufgehen, nachstehende Reihenfolge von Halbinseln: Wagricn zwischen der neustädter und der kieler Bucht, Dänisch-Wohid zwischen letzterer und der Bucht von Eckern¬ förde, Schwansen zwischen dieser und der Schlei, welche, wie beiläufig zu be¬ merken nicht ganz überflüssig sein möchte, kein Fluß, sondern ein langer, sehr schmaler Meerbusen ist; ferner Angeln zwischen der Schlei und der flensburger Föhrde, endlich Sundewitt, eingeschlossen von jener und der Bucht von Apenrade. Dieser ganze Landstrich ist, wie bemerkt, ein Hügelland, im Süden bis zur Schlei reich an kleinen Landseen und durchschnittlich ziemlich fruchtbar. Die Koppelwirthschaft, welche hier alle Felder mit lebendigen Hecken umzäunt, giebt ihr einen Charakter, welcher an englische Landschaften erinnert. Der Haupt-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_116464
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_116464/416
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_116464/416>, abgerufen am 24.07.2024.