Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band.wahren, dem in langen bangen Schmerzensjahren ein schönes Schaffen ertragen Als Probe mögen die folgenden Gedichte dienen: Nein, nein! das ist der Frühling nicht. Nein, nein! das ist der Frühling nicht,(1829) . Der sonst mit Sang und Klang, Mit Blumenduft und Sonnenlicht In meine Seele drang -- Es ist ein Andrer ganz und gar, Nicht blumenreich und sonnenklar, Er fällt ja wie ein arger Schmerz Mir auf das schwerbeklomm'ne Herz! Die Sonnenstrahlen sind so matt! Die Blüthen sind so bleich! So schüchtern nur schlüpft Blatt an Blatt Hervor aus zartem Zweig! Gleichgiltig streift die Luft vorbei Als sei ihr Alles einerlei, Und selbst der Jubel der Natur Tönt wie ein scharfer Wehlaut uur! -- Verblühtes. Von allen Wonnen der Natur gefeiert,(1830) . Von Luft umschwärmt, von Muth und Kraft beseelt, War er noch gestern rosig überschleiert Der Baum, dem heute schon die Blüthe fehlt. Die Blüthe, die aus Sonnenlicht gewoben Wie eine zarte Hülle ihn umschwebt, Hat nun erblaßt, vereinzelt und zerstoben, Schon ihr verklärtes Dasein ausgelebt. Und ist doch nicht zu früh dahin gesunken Inmitten ihrer jugendlichen Pracht, Da sie des Himmels reinen Strahl getrunken, Die Erde schön und Herzen froh gemacht. Geist und Natur. Du Lebensgeist, der durch die Schöpfung geht(1841). Mit irdischen und himmlischen Gewalten, Geist der Natur! durch den das All besteht, Du hast der Welt auch diesmal Wort gehalten! wahren, dem in langen bangen Schmerzensjahren ein schönes Schaffen ertragen Als Probe mögen die folgenden Gedichte dienen: Nein, nein! das ist der Frühling nicht. Nein, nein! das ist der Frühling nicht,(1829) . Der sonst mit Sang und Klang, Mit Blumenduft und Sonnenlicht In meine Seele drang — Es ist ein Andrer ganz und gar, Nicht blumenreich und sonnenklar, Er fällt ja wie ein arger Schmerz Mir auf das schwerbeklomm'ne Herz! Die Sonnenstrahlen sind so matt! Die Blüthen sind so bleich! So schüchtern nur schlüpft Blatt an Blatt Hervor aus zartem Zweig! Gleichgiltig streift die Luft vorbei Als sei ihr Alles einerlei, Und selbst der Jubel der Natur Tönt wie ein scharfer Wehlaut uur! — Verblühtes. Von allen Wonnen der Natur gefeiert,(1830) . Von Luft umschwärmt, von Muth und Kraft beseelt, War er noch gestern rosig überschleiert Der Baum, dem heute schon die Blüthe fehlt. Die Blüthe, die aus Sonnenlicht gewoben Wie eine zarte Hülle ihn umschwebt, Hat nun erblaßt, vereinzelt und zerstoben, Schon ihr verklärtes Dasein ausgelebt. Und ist doch nicht zu früh dahin gesunken Inmitten ihrer jugendlichen Pracht, Da sie des Himmels reinen Strahl getrunken, Die Erde schön und Herzen froh gemacht. Geist und Natur. Du Lebensgeist, der durch die Schöpfung geht(1841). Mit irdischen und himmlischen Gewalten, Geist der Natur! durch den das All besteht, Du hast der Welt auch diesmal Wort gehalten! <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0411" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/116877"/> <p xml:id="ID_1261" prev="#ID_1260"> wahren, dem in langen bangen Schmerzensjahren ein schönes Schaffen ertragen<lb/> und überwinden half.</p><lb/> <p xml:id="ID_1262"> Als Probe mögen die folgenden Gedichte dienen:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_3" type="poem"> <head> Nein, nein! das ist der Frühling nicht.<lb/> (1829) .</head> <l> Nein, nein! das ist der Frühling nicht,<lb/> Der sonst mit Sang und Klang,<lb/> Mit Blumenduft und Sonnenlicht<lb/> In meine Seele drang —<lb/> Es ist ein Andrer ganz und gar,<lb/> Nicht blumenreich und sonnenklar,<lb/> Er fällt ja wie ein arger Schmerz<lb/> Mir auf das schwerbeklomm'ne Herz! Die Sonnenstrahlen sind so matt!<lb/> Die Blüthen sind so bleich!<lb/> So schüchtern nur schlüpft Blatt an Blatt<lb/> Hervor aus zartem Zweig!<lb/> Gleichgiltig streift die Luft vorbei<lb/> Als sei ihr Alles einerlei,<lb/> Und selbst der Jubel der Natur<lb/> Tönt wie ein scharfer Wehlaut uur! — </l> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_4" type="poem"> <head> Verblühtes.<lb/> (1830) .</head> <l> Von allen Wonnen der Natur gefeiert,<lb/> Von Luft umschwärmt, von Muth und Kraft beseelt,<lb/> War er noch gestern rosig überschleiert<lb/> Der Baum, dem heute schon die Blüthe fehlt. Die Blüthe, die aus Sonnenlicht gewoben<lb/> Wie eine zarte Hülle ihn umschwebt,<lb/> Hat nun erblaßt, vereinzelt und zerstoben,<lb/> Schon ihr verklärtes Dasein ausgelebt. Und ist doch nicht zu früh dahin gesunken<lb/> Inmitten ihrer jugendlichen Pracht,<lb/> Da sie des Himmels reinen Strahl getrunken,<lb/> Die Erde schön und Herzen froh gemacht. </l> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_5" type="poem"> <head> Geist und Natur.<lb/> (1841).</head> <l> Du Lebensgeist, der durch die Schöpfung geht<lb/> Mit irdischen und himmlischen Gewalten,<lb/> Geist der Natur! durch den das All besteht,<lb/> Du hast der Welt auch diesmal Wort gehalten! </l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0411]
wahren, dem in langen bangen Schmerzensjahren ein schönes Schaffen ertragen
und überwinden half.
Als Probe mögen die folgenden Gedichte dienen:
Nein, nein! das ist der Frühling nicht.
(1829) . Nein, nein! das ist der Frühling nicht,
Der sonst mit Sang und Klang,
Mit Blumenduft und Sonnenlicht
In meine Seele drang —
Es ist ein Andrer ganz und gar,
Nicht blumenreich und sonnenklar,
Er fällt ja wie ein arger Schmerz
Mir auf das schwerbeklomm'ne Herz! Die Sonnenstrahlen sind so matt!
Die Blüthen sind so bleich!
So schüchtern nur schlüpft Blatt an Blatt
Hervor aus zartem Zweig!
Gleichgiltig streift die Luft vorbei
Als sei ihr Alles einerlei,
Und selbst der Jubel der Natur
Tönt wie ein scharfer Wehlaut uur! —
Verblühtes.
(1830) . Von allen Wonnen der Natur gefeiert,
Von Luft umschwärmt, von Muth und Kraft beseelt,
War er noch gestern rosig überschleiert
Der Baum, dem heute schon die Blüthe fehlt. Die Blüthe, die aus Sonnenlicht gewoben
Wie eine zarte Hülle ihn umschwebt,
Hat nun erblaßt, vereinzelt und zerstoben,
Schon ihr verklärtes Dasein ausgelebt. Und ist doch nicht zu früh dahin gesunken
Inmitten ihrer jugendlichen Pracht,
Da sie des Himmels reinen Strahl getrunken,
Die Erde schön und Herzen froh gemacht.
Geist und Natur.
(1841). Du Lebensgeist, der durch die Schöpfung geht
Mit irdischen und himmlischen Gewalten,
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Du hast der Welt auch diesmal Wort gehalten!
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