Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Rede. "Aber lassen Sie uns fest bleiben unter allen Umständen. Sie sagen mir,
daß Sie fest zu mir stehen werden. Ich glaube Ihnen, und verspreche Ihnen,
ebenfalls festzuhalten an unserem Rechte. Gott wird unserer gerechten Sache
den Sieg schenken. Unsere gemeinsame Losung sei, wie es am Schluß Ihrer
Adresse heißt: Frei von Dänemark auf ewig."

Nach Beendigung dieser Ansprache begab sich der Herzog nach seiner Ge¬
wohnheit zu den Führern der Züge aus den einzelnen Städten und Landschaften,
um sich dieselben vorstellen zu lassen und sich mit ihnen freundlich zu unter¬
halten. Nach der Estrade zurückgekehrt, wurde er noch durch ein Hoch geehrt,
welches Häutens auf "unsern Landesfürsten, Herzog Friedrich von Schleswig-
Holstein" ausbrachte, und welches die Menge unten mit Hüte- und Fahnen-
schwenker neunmal begeistert wiederholte. Der Herzog erwiderte darauf mit
einigen Worten, in welchen er den Deputaten Schleswigs Grüße an ihre Wähler
auftrug und zum Schlüsse aufforderte, Schleswig-Holstein leben zu lassen. Er
hatte den besten Eindruck gemacht, und wenn er nicht schon als Träger des
Princips der absoluten Scheidung der Herzogthümer von Dänemark aller Herzen
besessen hätte, so würde er sie jetzt erobert haben. Noch beim Einsteigen in
den Wagen begleiteten ihn Lebehochs.

Ich meine, es wird den Mächten nicht leicht werden, ihre Rechnung ohne
Berücksichtigung des Rechtes Herzogs Friedrich mit Dänemark ins Reine zu
bringen. Dieses Recht ist ganz entschieden auch der Wille des Volkes in Schles¬
wig-Holstein. Es wird durch nichts Anderes ersetzt werden können, da nichts
Anderes so sicher und dauernd von Dänemark scheidet, und weil Trennung auf
ewig von Dänemark der erste und oberste Wunsch der Bevölkerung ist -- ein
Wunsch, der hier wie glimmendes Feuer bis tief hinab in Schichten lebt, welche
in Deutschlands Innern sehr selten warm werden. Nenne man die Form der
Union Schleswig-Holsteins mit Dänemark, auf welche Preußen in unseliger
Verbindung mit Oestreich hinzusteuern scheint, Gesammtstaat oder Personalunion,
gebe man in ihr dem deutschen Elemente viele oder wenige Hilfsmittel, sich
fernerer Mißhandlung, Unterdrückung und Ausbeutung von Seiten des dänischen
zu erwehren, es ist völlig einerlei für die Zukunft. Ruhe und Ordnung wenig¬
stens wird selbst das suspensive Veto und das absolute Steuerverweigerungsrecht,
welches Herr v. Bismarck den Herzogthümern in Aussicht gestellt hat, nicht
bringen. Im Gegentheil, solche demokratische Institutionen werden nur Waffen
sein, mit denen man seinen dem rechtmäßigen Landesherrn geleisteten Eid zu
erfüllen bestrebt sein wird, nicht Mittel das Wasser trübe zu halten, um mit
der Zeit im Trüben fischen zu können, was auch eine Politik, nur, wie man
hier meint, eine aussichtslose ist.




Rede. „Aber lassen Sie uns fest bleiben unter allen Umständen. Sie sagen mir,
daß Sie fest zu mir stehen werden. Ich glaube Ihnen, und verspreche Ihnen,
ebenfalls festzuhalten an unserem Rechte. Gott wird unserer gerechten Sache
den Sieg schenken. Unsere gemeinsame Losung sei, wie es am Schluß Ihrer
Adresse heißt: Frei von Dänemark auf ewig."

Nach Beendigung dieser Ansprache begab sich der Herzog nach seiner Ge¬
wohnheit zu den Führern der Züge aus den einzelnen Städten und Landschaften,
um sich dieselben vorstellen zu lassen und sich mit ihnen freundlich zu unter¬
halten. Nach der Estrade zurückgekehrt, wurde er noch durch ein Hoch geehrt,
welches Häutens auf „unsern Landesfürsten, Herzog Friedrich von Schleswig-
Holstein" ausbrachte, und welches die Menge unten mit Hüte- und Fahnen-
schwenker neunmal begeistert wiederholte. Der Herzog erwiderte darauf mit
einigen Worten, in welchen er den Deputaten Schleswigs Grüße an ihre Wähler
auftrug und zum Schlüsse aufforderte, Schleswig-Holstein leben zu lassen. Er
hatte den besten Eindruck gemacht, und wenn er nicht schon als Träger des
Princips der absoluten Scheidung der Herzogthümer von Dänemark aller Herzen
besessen hätte, so würde er sie jetzt erobert haben. Noch beim Einsteigen in
den Wagen begleiteten ihn Lebehochs.

Ich meine, es wird den Mächten nicht leicht werden, ihre Rechnung ohne
Berücksichtigung des Rechtes Herzogs Friedrich mit Dänemark ins Reine zu
bringen. Dieses Recht ist ganz entschieden auch der Wille des Volkes in Schles¬
wig-Holstein. Es wird durch nichts Anderes ersetzt werden können, da nichts
Anderes so sicher und dauernd von Dänemark scheidet, und weil Trennung auf
ewig von Dänemark der erste und oberste Wunsch der Bevölkerung ist — ein
Wunsch, der hier wie glimmendes Feuer bis tief hinab in Schichten lebt, welche
in Deutschlands Innern sehr selten warm werden. Nenne man die Form der
Union Schleswig-Holsteins mit Dänemark, auf welche Preußen in unseliger
Verbindung mit Oestreich hinzusteuern scheint, Gesammtstaat oder Personalunion,
gebe man in ihr dem deutschen Elemente viele oder wenige Hilfsmittel, sich
fernerer Mißhandlung, Unterdrückung und Ausbeutung von Seiten des dänischen
zu erwehren, es ist völlig einerlei für die Zukunft. Ruhe und Ordnung wenig¬
stens wird selbst das suspensive Veto und das absolute Steuerverweigerungsrecht,
welches Herr v. Bismarck den Herzogthümern in Aussicht gestellt hat, nicht
bringen. Im Gegentheil, solche demokratische Institutionen werden nur Waffen
sein, mit denen man seinen dem rechtmäßigen Landesherrn geleisteten Eid zu
erfüllen bestrebt sein wird, nicht Mittel das Wasser trübe zu halten, um mit
der Zeit im Trüben fischen zu können, was auch eine Politik, nur, wie man
hier meint, eine aussichtslose ist.




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0408" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/116874"/>
          <p xml:id="ID_1250" prev="#ID_1249"> Rede. &#x201E;Aber lassen Sie uns fest bleiben unter allen Umständen. Sie sagen mir,<lb/>
daß Sie fest zu mir stehen werden. Ich glaube Ihnen, und verspreche Ihnen,<lb/>
ebenfalls festzuhalten an unserem Rechte. Gott wird unserer gerechten Sache<lb/>
den Sieg schenken. Unsere gemeinsame Losung sei, wie es am Schluß Ihrer<lb/>
Adresse heißt: Frei von Dänemark auf ewig."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1251"> Nach Beendigung dieser Ansprache begab sich der Herzog nach seiner Ge¬<lb/>
wohnheit zu den Führern der Züge aus den einzelnen Städten und Landschaften,<lb/>
um sich dieselben vorstellen zu lassen und sich mit ihnen freundlich zu unter¬<lb/>
halten. Nach der Estrade zurückgekehrt, wurde er noch durch ein Hoch geehrt,<lb/>
welches Häutens auf &#x201E;unsern Landesfürsten, Herzog Friedrich von Schleswig-<lb/>
Holstein" ausbrachte, und welches die Menge unten mit Hüte- und Fahnen-<lb/>
schwenker neunmal begeistert wiederholte. Der Herzog erwiderte darauf mit<lb/>
einigen Worten, in welchen er den Deputaten Schleswigs Grüße an ihre Wähler<lb/>
auftrug und zum Schlüsse aufforderte, Schleswig-Holstein leben zu lassen. Er<lb/>
hatte den besten Eindruck gemacht, und wenn er nicht schon als Träger des<lb/>
Princips der absoluten Scheidung der Herzogthümer von Dänemark aller Herzen<lb/>
besessen hätte, so würde er sie jetzt erobert haben. Noch beim Einsteigen in<lb/>
den Wagen begleiteten ihn Lebehochs.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1252"> Ich meine, es wird den Mächten nicht leicht werden, ihre Rechnung ohne<lb/>
Berücksichtigung des Rechtes Herzogs Friedrich mit Dänemark ins Reine zu<lb/>
bringen. Dieses Recht ist ganz entschieden auch der Wille des Volkes in Schles¬<lb/>
wig-Holstein. Es wird durch nichts Anderes ersetzt werden können, da nichts<lb/>
Anderes so sicher und dauernd von Dänemark scheidet, und weil Trennung auf<lb/>
ewig von Dänemark der erste und oberste Wunsch der Bevölkerung ist &#x2014; ein<lb/>
Wunsch, der hier wie glimmendes Feuer bis tief hinab in Schichten lebt, welche<lb/>
in Deutschlands Innern sehr selten warm werden. Nenne man die Form der<lb/>
Union Schleswig-Holsteins mit Dänemark, auf welche Preußen in unseliger<lb/>
Verbindung mit Oestreich hinzusteuern scheint, Gesammtstaat oder Personalunion,<lb/>
gebe man in ihr dem deutschen Elemente viele oder wenige Hilfsmittel, sich<lb/>
fernerer Mißhandlung, Unterdrückung und Ausbeutung von Seiten des dänischen<lb/>
zu erwehren, es ist völlig einerlei für die Zukunft. Ruhe und Ordnung wenig¬<lb/>
stens wird selbst das suspensive Veto und das absolute Steuerverweigerungsrecht,<lb/>
welches Herr v. Bismarck den Herzogthümern in Aussicht gestellt hat, nicht<lb/>
bringen. Im Gegentheil, solche demokratische Institutionen werden nur Waffen<lb/>
sein, mit denen man seinen dem rechtmäßigen Landesherrn geleisteten Eid zu<lb/>
erfüllen bestrebt sein wird, nicht Mittel das Wasser trübe zu halten, um mit<lb/>
der Zeit im Trüben fischen zu können, was auch eine Politik, nur, wie man<lb/>
hier meint, eine aussichtslose ist.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0408] Rede. „Aber lassen Sie uns fest bleiben unter allen Umständen. Sie sagen mir, daß Sie fest zu mir stehen werden. Ich glaube Ihnen, und verspreche Ihnen, ebenfalls festzuhalten an unserem Rechte. Gott wird unserer gerechten Sache den Sieg schenken. Unsere gemeinsame Losung sei, wie es am Schluß Ihrer Adresse heißt: Frei von Dänemark auf ewig." Nach Beendigung dieser Ansprache begab sich der Herzog nach seiner Ge¬ wohnheit zu den Führern der Züge aus den einzelnen Städten und Landschaften, um sich dieselben vorstellen zu lassen und sich mit ihnen freundlich zu unter¬ halten. Nach der Estrade zurückgekehrt, wurde er noch durch ein Hoch geehrt, welches Häutens auf „unsern Landesfürsten, Herzog Friedrich von Schleswig- Holstein" ausbrachte, und welches die Menge unten mit Hüte- und Fahnen- schwenker neunmal begeistert wiederholte. Der Herzog erwiderte darauf mit einigen Worten, in welchen er den Deputaten Schleswigs Grüße an ihre Wähler auftrug und zum Schlüsse aufforderte, Schleswig-Holstein leben zu lassen. Er hatte den besten Eindruck gemacht, und wenn er nicht schon als Träger des Princips der absoluten Scheidung der Herzogthümer von Dänemark aller Herzen besessen hätte, so würde er sie jetzt erobert haben. Noch beim Einsteigen in den Wagen begleiteten ihn Lebehochs. Ich meine, es wird den Mächten nicht leicht werden, ihre Rechnung ohne Berücksichtigung des Rechtes Herzogs Friedrich mit Dänemark ins Reine zu bringen. Dieses Recht ist ganz entschieden auch der Wille des Volkes in Schles¬ wig-Holstein. Es wird durch nichts Anderes ersetzt werden können, da nichts Anderes so sicher und dauernd von Dänemark scheidet, und weil Trennung auf ewig von Dänemark der erste und oberste Wunsch der Bevölkerung ist — ein Wunsch, der hier wie glimmendes Feuer bis tief hinab in Schichten lebt, welche in Deutschlands Innern sehr selten warm werden. Nenne man die Form der Union Schleswig-Holsteins mit Dänemark, auf welche Preußen in unseliger Verbindung mit Oestreich hinzusteuern scheint, Gesammtstaat oder Personalunion, gebe man in ihr dem deutschen Elemente viele oder wenige Hilfsmittel, sich fernerer Mißhandlung, Unterdrückung und Ausbeutung von Seiten des dänischen zu erwehren, es ist völlig einerlei für die Zukunft. Ruhe und Ordnung wenig¬ stens wird selbst das suspensive Veto und das absolute Steuerverweigerungsrecht, welches Herr v. Bismarck den Herzogthümern in Aussicht gestellt hat, nicht bringen. Im Gegentheil, solche demokratische Institutionen werden nur Waffen sein, mit denen man seinen dem rechtmäßigen Landesherrn geleisteten Eid zu erfüllen bestrebt sein wird, nicht Mittel das Wasser trübe zu halten, um mit der Zeit im Trüben fischen zu können, was auch eine Politik, nur, wie man hier meint, eine aussichtslose ist.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_116464
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_116464/408
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_116464/408>, abgerufen am 24.07.2024.