Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band.Ziele verfolgenden Musikgesellschaften überläßt, allerband 'erste Versuche ihren Heute vor fünfzig Jahren. Erinnerungen eines Veteranen aus dem Feldzug von 1814. ' ' ' ' 6- . Amboise ist ein nettes Städtchen von 4--8000 Einwohner, wo wir Ziele verfolgenden Musikgesellschaften überläßt, allerband 'erste Versuche ihren Heute vor fünfzig Jahren. Erinnerungen eines Veteranen aus dem Feldzug von 1814. ' ' ' ' 6- . Amboise ist ein nettes Städtchen von 4—8000 Einwohner, wo wir <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0196" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/116662"/> <p xml:id="ID_563" prev="#ID_562"> Ziele verfolgenden Musikgesellschaften überläßt, allerband 'erste Versuche ihren<lb/> Mitgliedern vorzuführen, oder den unbekannten und nicht begehrten Werken<lb/> gewisser musikalischer Coterien durch Aufführung zu einer freilich nur sehr ephe¬<lb/> meren Scheinexistenz zu verhelfen. Solchen Bestrebungen gegenüber müssen wir<lb/> uns mit der getroffenen Auswahl durchaus einverstanden erklären, und es ist<lb/> höchst erfreulich, daß gerade zwei der aufgeführten neuen Symphonien, die<lb/> Symphonien von Reinecke und von Volkmann eine so ergiebige Ader der Pro-<lb/> duction zeigen, die erstere mehr nach der Seite des Melodiös-Interessanten, For¬<lb/> mengewandten und Anmuthig-Beweglichen, die andere mehr in der Richtung<lb/> auf das Großartig-Ernste und Gewichtige. Es steht zu hoffen, daß der Kom¬<lb/> ponist der letzteren mehr und mehr des Elementes reiner und klarer Schönheit<lb/> Herr werden möge, welches bei den größten Meistern aller Zeiten die voll<lb/> endetste Erscheinungsform künstlerischer Ideen gewesen ist.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Heute vor fünfzig Jahren.<lb/><note type="byline"> Erinnerungen eines Veteranen aus dem Feldzug von 1814.<lb/> '</note> ' ' ' 6- . </head><lb/> <p xml:id="ID_564" next="#ID_565"> Amboise ist ein nettes Städtchen von 4—8000 Einwohner, wo wir<lb/> bei den Bürgern einquartiert und gut verpflegt wurden. Am andern Tage er¬<lb/> hielten wir wirklich unsere Pässe, in welchen die Magistrate der verschiedenen<lb/> Etappen aufgefordert wurden, uns Quartier und Beköstigung zu verabreichen.<lb/> Viele von uns, selbst einige von den Kameraden, mit welchen ich Menage ge¬<lb/> macht hatte, die klüger oder selbstsüchtiger gewesen waren, als ich. hatten noch<lb/> Geld, während ich nichts für mich allein zurückbehalten, sondern alles ehrlich<lb/> zur gemeinschaftlichen Kasse gegeben, mietheten sich Wagen und fuhren gleich<lb/> ab nach Paris. Ich ging des andern Tages auch fort, aber natürlich zu Fuß,<lb/> auf mein gutes Glück bauend, das ich denn doch bei allem Unglück bisher ge¬<lb/> habt hatte; denn es hätte mir ja noch viel schlechter ergehen können. Ich<lb/> marschirte zwei oder drei Lieues bis auf die nächste Etappe, auch ein kleines<lb/> Städtchen, ging auf den Markt, fragte nach der MunicipaM und sah vor dem<lb/> PostHause dieselbe Equipage halten, in welcher der Minister reiste, der un»</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0196]
Ziele verfolgenden Musikgesellschaften überläßt, allerband 'erste Versuche ihren
Mitgliedern vorzuführen, oder den unbekannten und nicht begehrten Werken
gewisser musikalischer Coterien durch Aufführung zu einer freilich nur sehr ephe¬
meren Scheinexistenz zu verhelfen. Solchen Bestrebungen gegenüber müssen wir
uns mit der getroffenen Auswahl durchaus einverstanden erklären, und es ist
höchst erfreulich, daß gerade zwei der aufgeführten neuen Symphonien, die
Symphonien von Reinecke und von Volkmann eine so ergiebige Ader der Pro-
duction zeigen, die erstere mehr nach der Seite des Melodiös-Interessanten, For¬
mengewandten und Anmuthig-Beweglichen, die andere mehr in der Richtung
auf das Großartig-Ernste und Gewichtige. Es steht zu hoffen, daß der Kom¬
ponist der letzteren mehr und mehr des Elementes reiner und klarer Schönheit
Herr werden möge, welches bei den größten Meistern aller Zeiten die voll
endetste Erscheinungsform künstlerischer Ideen gewesen ist.
Heute vor fünfzig Jahren.
Erinnerungen eines Veteranen aus dem Feldzug von 1814.
' ' ' ' 6- .
Amboise ist ein nettes Städtchen von 4—8000 Einwohner, wo wir
bei den Bürgern einquartiert und gut verpflegt wurden. Am andern Tage er¬
hielten wir wirklich unsere Pässe, in welchen die Magistrate der verschiedenen
Etappen aufgefordert wurden, uns Quartier und Beköstigung zu verabreichen.
Viele von uns, selbst einige von den Kameraden, mit welchen ich Menage ge¬
macht hatte, die klüger oder selbstsüchtiger gewesen waren, als ich. hatten noch
Geld, während ich nichts für mich allein zurückbehalten, sondern alles ehrlich
zur gemeinschaftlichen Kasse gegeben, mietheten sich Wagen und fuhren gleich
ab nach Paris. Ich ging des andern Tages auch fort, aber natürlich zu Fuß,
auf mein gutes Glück bauend, das ich denn doch bei allem Unglück bisher ge¬
habt hatte; denn es hätte mir ja noch viel schlechter ergehen können. Ich
marschirte zwei oder drei Lieues bis auf die nächste Etappe, auch ein kleines
Städtchen, ging auf den Markt, fragte nach der MunicipaM und sah vor dem
PostHause dieselbe Equipage halten, in welcher der Minister reiste, der un»
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