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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

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ters Art und Kunst. Kommt die spätere Ew. Hochwohlgeb. einst zu Handen,
so bitte meiner zu gedenken.

Der ich mich zu geneigtem Andenken empfehle und mich mit vorzüglicher
Hochachtung zu unterzeichnen die Ehre habe.


Ew. Hochwohlgeb.

Weimar,
am 13. July
1804.


ganz gehorsamster Diener
I. W. v. Goethe.
No. 9.
Goethe an Frhr. v. Lamczan.

Hochwohlgeborucr
Hochzuverehrender Herr!

Seit meinem letzten, vielleicht zu besorglichen Schreiben, ist der angenehme
Umstand eingetreten, daß ich erfahre wie Herr Mcrca ndetti sich angelegentlich
Eonnexion in Deutschland wünscht, wobei ich veranlaßt werde über jene Be¬
denklichkeit hinauszugehen und mich mit ihm in Verhältniß zu setzen. Unter
diesen günstigen Aspecten werde ich nicht ermangeln unsere Angelegenheit un¬
mittelbar einzuleiten und seiner Zeit Ew. Hochwohlgcb. schuldige Nachricht er¬
theilen. Konnte indessen das Portrait gefördert werden, so würde sich die
Rückseite auch wohl entscheiden und das Ganze der Ausführung näher kommen.
Der ich mich zu geneigtem Andenken empfehle und mich zu unterzeichnen die
Ehre habe


Ew. Hochwohlgcb.

Weimar,
den 25. Juli
1804.


ganz gehorsamsten Diener
I. W. v. Goethe.

Hier bricht die Korrespondenz ab. Die Denkmünze wurde, soweit uns be¬
kannt ist, nicht ausgeführt, ja es ist zweifelhaft, ob darüber überhaupt mit
Mercandctti verhandelt wurde. Weshalb der Plan aufgegeben ward, tan" man
nur muthmaßen. Gerade in dieser Zeit vollzog sich der würdelose Anschluß
Dalbergs an die französische Politik, und es fehlt nicht an Spuren, daß dem
vielgenannten Mann dies Wegwerfen seiner selbst, um seine äußere Stellung
zu erhalten, schon im Herbst des Jahres 1804 einen großen Theil der deutsche"
Sympathien nahm. Daß gerade er Ende September desselben Jahres dem
Eroberer in Mainz -- der früheren Residenz seines Erzbisthums -- aufwartete,
und daß er sich im December zur Krönung Napoleons sogar nach Paris ziehen
ließ, das mußte auch Solche verstimmen, welche seine traurige Stellung "is
Schützling Napoleons seit dem Februar 1803 noch als ein unvermeidliches


ters Art und Kunst. Kommt die spätere Ew. Hochwohlgeb. einst zu Handen,
so bitte meiner zu gedenken.

Der ich mich zu geneigtem Andenken empfehle und mich mit vorzüglicher
Hochachtung zu unterzeichnen die Ehre habe.


Ew. Hochwohlgeb.

Weimar,
am 13. July
1804.


ganz gehorsamster Diener
I. W. v. Goethe.
No. 9.
Goethe an Frhr. v. Lamczan.

Hochwohlgeborucr
Hochzuverehrender Herr!

Seit meinem letzten, vielleicht zu besorglichen Schreiben, ist der angenehme
Umstand eingetreten, daß ich erfahre wie Herr Mcrca ndetti sich angelegentlich
Eonnexion in Deutschland wünscht, wobei ich veranlaßt werde über jene Be¬
denklichkeit hinauszugehen und mich mit ihm in Verhältniß zu setzen. Unter
diesen günstigen Aspecten werde ich nicht ermangeln unsere Angelegenheit un¬
mittelbar einzuleiten und seiner Zeit Ew. Hochwohlgcb. schuldige Nachricht er¬
theilen. Konnte indessen das Portrait gefördert werden, so würde sich die
Rückseite auch wohl entscheiden und das Ganze der Ausführung näher kommen.
Der ich mich zu geneigtem Andenken empfehle und mich zu unterzeichnen die
Ehre habe


Ew. Hochwohlgcb.

Weimar,
den 25. Juli
1804.


ganz gehorsamsten Diener
I. W. v. Goethe.

Hier bricht die Korrespondenz ab. Die Denkmünze wurde, soweit uns be¬
kannt ist, nicht ausgeführt, ja es ist zweifelhaft, ob darüber überhaupt mit
Mercandctti verhandelt wurde. Weshalb der Plan aufgegeben ward, tan» man
nur muthmaßen. Gerade in dieser Zeit vollzog sich der würdelose Anschluß
Dalbergs an die französische Politik, und es fehlt nicht an Spuren, daß dem
vielgenannten Mann dies Wegwerfen seiner selbst, um seine äußere Stellung
zu erhalten, schon im Herbst des Jahres 1804 einen großen Theil der deutsche"
Sympathien nahm. Daß gerade er Ende September desselben Jahres dem
Eroberer in Mainz — der früheren Residenz seines Erzbisthums — aufwartete,
und daß er sich im December zur Krönung Napoleons sogar nach Paris ziehen
ließ, das mußte auch Solche verstimmen, welche seine traurige Stellung "is
Schützling Napoleons seit dem Februar 1803 noch als ein unvermeidliches


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/96>, abgerufen am 27.09.2024.