Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
No. 8.
Goethe an Frhr. v. Lamezan.

Hochwvhlgeborner
Jnsonders hochgeehrtester Herr!

Für die, seiner Zeit richtig eingegangene Medaille verbindlichst zu danken
habe so lange angestanden, bis ich von Ew. Hochwohlgeb. die Beseitigung der
eingetretenen politischen Hindernisse erführe. Gegenwärtig kann ich gehorsamst
so viel melden, daß schon zwei Zeichnungen zur Rückseite bei mir eingegangen
lind, welche viel Verdienst haben, aber noch einiges zu wünschen übrig lassen.
Drei andere sind mir versprochen, denen ich mit Ungeduld entgegensehe.

Ferner würde das Bildnis; zu bedenken sein. Könnte mir ein gutes Pro-
filpvrtrait zugesendet werden, so würde ich solches, zu dem vorgesetzten Zweck,
durch einen geschickten Künstler in gehöriger Größe, ausführlich zeichnen und
so dem Medailleur vorarbeiten lassen; dabei wäre die Bekleidung und die Um¬
schrift zu bestimmen.

Was die Ausführung betrifft so wünsche ich noch immer, daß sie in Nom
geschehe, weil dadurch allein das Denkmal zu einer wahren Kunstwürdc erhoben
werden tan". Allein bei näherer Erkundigung und Betrachtung zeigen sich
manche Schwierigkeiten. Daher ich vorerst folgenden Borschlag thue: Es ist
nöthig, daß wir einen Mittelsmann finden, der die Bestellung mache, und den
ganzen ökonomischen und merkantilischen Theil über sich nehme. Sie haben
bei sich in Mannheim Herrn Fontaine, der viele Konnexion nach Italien
hat, insofern möchte er wohl derjenige sein, der in diesem Falle am sicher¬
sten wirken könnte. Ich würde alsdann zu diesem Zweck Ew. Hochwohlgeb.
e>" italiänisches Promemoria zuschicken, welches Herr Fontaine an Mcrcan-
dctti senden, oder durch irgend einen Freund in Rom bestellen könnte. Da
Herr von Humboldt bei seinen vielen Geschäften wohl eine gefällige Einsicht in
das Geschäft nicht versagen, eine Einleitung und Leitung desselben aber ab¬
rechnen dürfte. Wobei ich nicht unbemerkt lassen kann, daß ich bei meiner ersten
Hoffnung vorzüglich aus Frau von Humboldt, eine geborene Von Dachrcdcn
rechnete, die sich als eine thätige Kunstfrcundin immer bewiesen hat, nunmehr
"ber, "ach einem Besuche in Thüringen, sich in Paris befindet.

Mögen Ew. Hochwohlgeb. mir hierüber gefällig Ihre Gebaut'er sagen; so
werde ich nicht versäumen, das übrige nachzubringen.

Auf alle Fälle habe ich mich um die Talente deutscher und französischer
Medailleurs mehr umgethan und hoffe auch davon bald mehr Rechenschaft geben
M können.

Für die übersendete Schwendimannische Medaille erstatte nochmals meinen
lebhaftesten Dank. Aus derselben ersehe schon genugsam dieses wackern Kunst-


12*
No. 8.
Goethe an Frhr. v. Lamezan.

Hochwvhlgeborner
Jnsonders hochgeehrtester Herr!

Für die, seiner Zeit richtig eingegangene Medaille verbindlichst zu danken
habe so lange angestanden, bis ich von Ew. Hochwohlgeb. die Beseitigung der
eingetretenen politischen Hindernisse erführe. Gegenwärtig kann ich gehorsamst
so viel melden, daß schon zwei Zeichnungen zur Rückseite bei mir eingegangen
lind, welche viel Verdienst haben, aber noch einiges zu wünschen übrig lassen.
Drei andere sind mir versprochen, denen ich mit Ungeduld entgegensehe.

Ferner würde das Bildnis; zu bedenken sein. Könnte mir ein gutes Pro-
filpvrtrait zugesendet werden, so würde ich solches, zu dem vorgesetzten Zweck,
durch einen geschickten Künstler in gehöriger Größe, ausführlich zeichnen und
so dem Medailleur vorarbeiten lassen; dabei wäre die Bekleidung und die Um¬
schrift zu bestimmen.

Was die Ausführung betrifft so wünsche ich noch immer, daß sie in Nom
geschehe, weil dadurch allein das Denkmal zu einer wahren Kunstwürdc erhoben
werden tan». Allein bei näherer Erkundigung und Betrachtung zeigen sich
manche Schwierigkeiten. Daher ich vorerst folgenden Borschlag thue: Es ist
nöthig, daß wir einen Mittelsmann finden, der die Bestellung mache, und den
ganzen ökonomischen und merkantilischen Theil über sich nehme. Sie haben
bei sich in Mannheim Herrn Fontaine, der viele Konnexion nach Italien
hat, insofern möchte er wohl derjenige sein, der in diesem Falle am sicher¬
sten wirken könnte. Ich würde alsdann zu diesem Zweck Ew. Hochwohlgeb.
e>» italiänisches Promemoria zuschicken, welches Herr Fontaine an Mcrcan-
dctti senden, oder durch irgend einen Freund in Rom bestellen könnte. Da
Herr von Humboldt bei seinen vielen Geschäften wohl eine gefällige Einsicht in
das Geschäft nicht versagen, eine Einleitung und Leitung desselben aber ab¬
rechnen dürfte. Wobei ich nicht unbemerkt lassen kann, daß ich bei meiner ersten
Hoffnung vorzüglich aus Frau von Humboldt, eine geborene Von Dachrcdcn
rechnete, die sich als eine thätige Kunstfrcundin immer bewiesen hat, nunmehr
"ber, „ach einem Besuche in Thüringen, sich in Paris befindet.

Mögen Ew. Hochwohlgeb. mir hierüber gefällig Ihre Gebaut'er sagen; so
werde ich nicht versäumen, das übrige nachzubringen.

Auf alle Fälle habe ich mich um die Talente deutscher und französischer
Medailleurs mehr umgethan und hoffe auch davon bald mehr Rechenschaft geben
M können.

Für die übersendete Schwendimannische Medaille erstatte nochmals meinen
lebhaftesten Dank. Aus derselben ersehe schon genugsam dieses wackern Kunst-


12*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0095" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/188122"/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> No. 8.<lb/>
Goethe an Frhr. v. Lamezan.</head><lb/>
            <note type="salute"> Hochwvhlgeborner<lb/>
Jnsonders hochgeehrtester Herr!</note><lb/>
            <p xml:id="ID_294"> Für die, seiner Zeit richtig eingegangene Medaille verbindlichst zu danken<lb/>
habe so lange angestanden, bis ich von Ew. Hochwohlgeb. die Beseitigung der<lb/>
eingetretenen politischen Hindernisse erführe. Gegenwärtig kann ich gehorsamst<lb/>
so viel melden, daß schon zwei Zeichnungen zur Rückseite bei mir eingegangen<lb/>
lind, welche viel Verdienst haben, aber noch einiges zu wünschen übrig lassen.<lb/>
Drei andere sind mir versprochen, denen ich mit Ungeduld entgegensehe.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_295"> Ferner würde das Bildnis; zu bedenken sein. Könnte mir ein gutes Pro-<lb/>
filpvrtrait zugesendet werden, so würde ich solches, zu dem vorgesetzten Zweck,<lb/>
durch einen geschickten Künstler in gehöriger Größe, ausführlich zeichnen und<lb/>
so dem Medailleur vorarbeiten lassen; dabei wäre die Bekleidung und die Um¬<lb/>
schrift zu bestimmen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_296"> Was die Ausführung betrifft so wünsche ich noch immer, daß sie in Nom<lb/>
geschehe, weil dadurch allein das Denkmal zu einer wahren Kunstwürdc erhoben<lb/>
werden tan». Allein bei näherer Erkundigung und Betrachtung zeigen sich<lb/>
manche Schwierigkeiten. Daher ich vorerst folgenden Borschlag thue: Es ist<lb/>
nöthig, daß wir einen Mittelsmann finden, der die Bestellung mache, und den<lb/>
ganzen ökonomischen und merkantilischen Theil über sich nehme. Sie haben<lb/>
bei sich in Mannheim Herrn Fontaine, der viele Konnexion nach Italien<lb/>
hat, insofern möchte er wohl derjenige sein, der in diesem Falle am sicher¬<lb/>
sten wirken könnte. Ich würde alsdann zu diesem Zweck Ew. Hochwohlgeb.<lb/>
e&gt;» italiänisches Promemoria zuschicken, welches Herr Fontaine an Mcrcan-<lb/>
dctti senden, oder durch irgend einen Freund in Rom bestellen könnte. Da<lb/>
Herr von Humboldt bei seinen vielen Geschäften wohl eine gefällige Einsicht in<lb/>
das Geschäft nicht versagen, eine Einleitung und Leitung desselben aber ab¬<lb/>
rechnen dürfte. Wobei ich nicht unbemerkt lassen kann, daß ich bei meiner ersten<lb/>
Hoffnung vorzüglich aus Frau von Humboldt, eine geborene Von Dachrcdcn<lb/>
rechnete, die sich als eine thätige Kunstfrcundin immer bewiesen hat, nunmehr<lb/>
"ber, &#x201E;ach einem Besuche in Thüringen, sich in Paris befindet.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_297"> Mögen Ew. Hochwohlgeb. mir hierüber gefällig Ihre Gebaut'er sagen; so<lb/>
werde ich nicht versäumen, das übrige nachzubringen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_298"> Auf alle Fälle habe ich mich um die Talente deutscher und französischer<lb/>
Medailleurs mehr umgethan und hoffe auch davon bald mehr Rechenschaft geben<lb/>
M können.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_299" next="#ID_300"> Für die übersendete Schwendimannische Medaille erstatte nochmals meinen<lb/>
lebhaftesten Dank.  Aus derselben ersehe schon genugsam dieses wackern Kunst-</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> 12*</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0095] No. 8. Goethe an Frhr. v. Lamezan. Hochwvhlgeborner Jnsonders hochgeehrtester Herr! Für die, seiner Zeit richtig eingegangene Medaille verbindlichst zu danken habe so lange angestanden, bis ich von Ew. Hochwohlgeb. die Beseitigung der eingetretenen politischen Hindernisse erführe. Gegenwärtig kann ich gehorsamst so viel melden, daß schon zwei Zeichnungen zur Rückseite bei mir eingegangen lind, welche viel Verdienst haben, aber noch einiges zu wünschen übrig lassen. Drei andere sind mir versprochen, denen ich mit Ungeduld entgegensehe. Ferner würde das Bildnis; zu bedenken sein. Könnte mir ein gutes Pro- filpvrtrait zugesendet werden, so würde ich solches, zu dem vorgesetzten Zweck, durch einen geschickten Künstler in gehöriger Größe, ausführlich zeichnen und so dem Medailleur vorarbeiten lassen; dabei wäre die Bekleidung und die Um¬ schrift zu bestimmen. Was die Ausführung betrifft so wünsche ich noch immer, daß sie in Nom geschehe, weil dadurch allein das Denkmal zu einer wahren Kunstwürdc erhoben werden tan». Allein bei näherer Erkundigung und Betrachtung zeigen sich manche Schwierigkeiten. Daher ich vorerst folgenden Borschlag thue: Es ist nöthig, daß wir einen Mittelsmann finden, der die Bestellung mache, und den ganzen ökonomischen und merkantilischen Theil über sich nehme. Sie haben bei sich in Mannheim Herrn Fontaine, der viele Konnexion nach Italien hat, insofern möchte er wohl derjenige sein, der in diesem Falle am sicher¬ sten wirken könnte. Ich würde alsdann zu diesem Zweck Ew. Hochwohlgeb. e>» italiänisches Promemoria zuschicken, welches Herr Fontaine an Mcrcan- dctti senden, oder durch irgend einen Freund in Rom bestellen könnte. Da Herr von Humboldt bei seinen vielen Geschäften wohl eine gefällige Einsicht in das Geschäft nicht versagen, eine Einleitung und Leitung desselben aber ab¬ rechnen dürfte. Wobei ich nicht unbemerkt lassen kann, daß ich bei meiner ersten Hoffnung vorzüglich aus Frau von Humboldt, eine geborene Von Dachrcdcn rechnete, die sich als eine thätige Kunstfrcundin immer bewiesen hat, nunmehr "ber, „ach einem Besuche in Thüringen, sich in Paris befindet. Mögen Ew. Hochwohlgeb. mir hierüber gefällig Ihre Gebaut'er sagen; so werde ich nicht versäumen, das übrige nachzubringen. Auf alle Fälle habe ich mich um die Talente deutscher und französischer Medailleurs mehr umgethan und hoffe auch davon bald mehr Rechenschaft geben M können. Für die übersendete Schwendimannische Medaille erstatte nochmals meinen lebhaftesten Dank. Aus derselben ersehe schon genugsam dieses wackern Kunst- 12*

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/95
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/95>, abgerufen am 27.09.2024.