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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

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Die Franzosen machen ihre Sachen ganz wacker und brav; aber ich würde
ihnen eher einen Generalissimus, als einen geistlichen Herrn anvertrauen; denn
es ist immer etwas manierirtes und sür unsern Zweck fremdartiges in ihren
Arbeiten.

Daher scheint in manchem Sinne räthlich die gegenwärtig bestimmte Me¬
daille in Rom arbeiten zu lassen.

Es befindet sich daselbst ein Stempeischncider Mercandetti. dessen neueste
Arbeit, eine Medaille aus Galvani, ich in Gips Probetrunk in Händen habe,
ein Mann, der, nach Herrn Fernvws neuesten Versicherungen, der beste dortige
Arbeiter ist, so daß ich nur so viel sagen kann, daß mir in der Zeit, in der
wir gerade leben, auch kein besserer bekannt ist.

Hiezu kommt noch die Betrachtung, daß zu Ehren unsers fürtrefflichen
Fürsten eine Medaille in Rom schneiden zu lassen, eben so viel heißt als ihm
das Monument in Rom selbst setzen.

Der Stempeischncider wird sich geehrt finden eine Medaille zum Andenken
des ersten deutschen geistlichen Fürsten zu schneiden.

Der Papst und die Cardinäle werden, wenn irgend noch eine Spur von
altem Römischen Hof- und Weltwesen übrig sein sollte, wie höchst wahrschein¬
lich ist, sogleich hievon informire werden und der Künstler sich dadurch doppelt
und dreifach angefeuert fühlen etwas gutes zu machen, was ihn nach allen
Seiten empfehlen könne, so daß wir auf diesem Wege, wenn wir uns nicht
ganz betrügen, das beste was von jener Seite erhalten werden kann, erzwecken
Werden.

Demohngeachtet würde ich, wegen der Entfernung und so mancher ein¬
tretender Zufälligkeiten, den Muth nicht haben einen solchen Vorschlag zu thun,
wenn nicht Herr v. Humboldt sich an Ort und Stelle befände, der, mit uns,
bon gleicher Verehrung gegen den fürtrefflichen Fürsten belebt, das Geschäft
sowohl im Artistischen als im technischen und ökonomischen Sinne, wie wir
Sewiß voraussetzen können, zu behandeln geneigt wäre.

Die Medaille würde nach bcigezognem Zirkelkreise nicht ganz drei Zoll
leipziger Maaßes enthalten.

Auf der Hauptseite zeigte sie das Bildniß des verehrten Fürsten. Wir
Kunden von hier aus, nach einer Büste und einigen Portraiten, eine dergestalt
ausgeführte Zeichnung, in gehöriger Größe liefern, daß ein römischer Medailleur
darnach arbeiten könnte. Was die Kleidung sowie die Umschrift betrifft, wäre
Weitere Ueberlegung zu Pflegen.

Die Rückseite betr. bemerke ich Folgendes:

Vorerst wünschte ich deshalb mit denen Künstlern, welche mir schon be-
kannt sind, privatim zu conferiren. Die Prcisaufgabcn, in so fern sie die
Kunst sich selbst überlassen und sich noch im allgemeinen halten, mögen Wohl,


Die Franzosen machen ihre Sachen ganz wacker und brav; aber ich würde
ihnen eher einen Generalissimus, als einen geistlichen Herrn anvertrauen; denn
es ist immer etwas manierirtes und sür unsern Zweck fremdartiges in ihren
Arbeiten.

Daher scheint in manchem Sinne räthlich die gegenwärtig bestimmte Me¬
daille in Rom arbeiten zu lassen.

Es befindet sich daselbst ein Stempeischncider Mercandetti. dessen neueste
Arbeit, eine Medaille aus Galvani, ich in Gips Probetrunk in Händen habe,
ein Mann, der, nach Herrn Fernvws neuesten Versicherungen, der beste dortige
Arbeiter ist, so daß ich nur so viel sagen kann, daß mir in der Zeit, in der
wir gerade leben, auch kein besserer bekannt ist.

Hiezu kommt noch die Betrachtung, daß zu Ehren unsers fürtrefflichen
Fürsten eine Medaille in Rom schneiden zu lassen, eben so viel heißt als ihm
das Monument in Rom selbst setzen.

Der Stempeischncider wird sich geehrt finden eine Medaille zum Andenken
des ersten deutschen geistlichen Fürsten zu schneiden.

Der Papst und die Cardinäle werden, wenn irgend noch eine Spur von
altem Römischen Hof- und Weltwesen übrig sein sollte, wie höchst wahrschein¬
lich ist, sogleich hievon informire werden und der Künstler sich dadurch doppelt
und dreifach angefeuert fühlen etwas gutes zu machen, was ihn nach allen
Seiten empfehlen könne, so daß wir auf diesem Wege, wenn wir uns nicht
ganz betrügen, das beste was von jener Seite erhalten werden kann, erzwecken
Werden.

Demohngeachtet würde ich, wegen der Entfernung und so mancher ein¬
tretender Zufälligkeiten, den Muth nicht haben einen solchen Vorschlag zu thun,
wenn nicht Herr v. Humboldt sich an Ort und Stelle befände, der, mit uns,
bon gleicher Verehrung gegen den fürtrefflichen Fürsten belebt, das Geschäft
sowohl im Artistischen als im technischen und ökonomischen Sinne, wie wir
Sewiß voraussetzen können, zu behandeln geneigt wäre.

Die Medaille würde nach bcigezognem Zirkelkreise nicht ganz drei Zoll
leipziger Maaßes enthalten.

Auf der Hauptseite zeigte sie das Bildniß des verehrten Fürsten. Wir
Kunden von hier aus, nach einer Büste und einigen Portraiten, eine dergestalt
ausgeführte Zeichnung, in gehöriger Größe liefern, daß ein römischer Medailleur
darnach arbeiten könnte. Was die Kleidung sowie die Umschrift betrifft, wäre
Weitere Ueberlegung zu Pflegen.

Die Rückseite betr. bemerke ich Folgendes:

Vorerst wünschte ich deshalb mit denen Künstlern, welche mir schon be-
kannt sind, privatim zu conferiren. Die Prcisaufgabcn, in so fern sie die
Kunst sich selbst überlassen und sich noch im allgemeinen halten, mögen Wohl,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/91>, abgerufen am 27.09.2024.