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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

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Berlin z. B. nicht weniger als 33. in Hamburg 7. in Mona und Bremen je
S Turnvereine, und wenn sich hierfür bei großen Städten stichhaltige Gründe
anführen lassen, so muß es als schädlich und lächerlich zugleich bezeichnet werden,
wenn in kleinen Orten mehre Vereine neben einander bestehen, Städtchen wie
Jena z. B. deren 4. andere wie Apolda und Weida deren 3 besitzen. Schlösser
sich sämmtliche Turnvereine Berlins zusammen, so würde die Stadt einen Turn¬
verein von nahezu dreitausend Turnern haben, vereinigten sich sämmtliche Turner
Hamburgs, so gäbe das eine Genossenschaft von mehr als dritthalbtausend Mit¬
gliedern, träten die zwei Vereine Dresdens zu einem zusammen, so würde der¬
selbe die Zahl von 1020 erreichen.

Das Ergebniß weiterer statistischer Vergleiche, die wir im angeführten
Buche selbst nachzusehen bitten, liefert den Beweis, daß in Betreff der Theil¬
nahme am Vereinsturnen das Königreich Sachsen mit 91,"!> Vcreüismitgliedcrn.
resp. 123.45, Vereinsangehörigen auf je zehntausend Landesbewohner oben an¬
steht, und daß dann in absteigender Linie die Turnkreise Thüringen. Mittel-
rhein, Norden, Hannover, Mark und Pommern, Oberweser, Schwaben, Bayern,
Niederweser, Oberrhein, Niederrhein, Schlesien. Nordosten und Oestreich folgen,
welches letztere sich in dieser Hinsicht zu Sachsen wie 1 zu 2S verhält.

Rechnen wir die Kreise Nordosten, Schlesien, Mark, Pommern, Norden
und Niederrhein zu Norddeutschland, die Kreise Oberweser, Mittelrhein, Thü-
ringen und Sachsen zu Mitteldeutschland, und die Kreise Oberrhein, Schwaben,
Bayern und Oestreich zu Süddeutschland, so stellt sich heraus, daß auf je zehn¬
tausend Seelen kommen:

in Norddeutschland .... 26.3!> Vereinsmitglieder 30,""Vereinsangehörize
Mitteldeutschland .... 68.S7 " 83,"7
Süddeutschland .... 14,lo " . Is.M "

Zu Ungunsten des Nordens fallen die verhältnißmäßig turnvereinsarmcn
Provinzen Preußen, Posen und Schlesien in die Wagschale, zu Ungunsten des
Südens das deutsch-östreichische Gebiet. Ohne Einreihung des letzteren würden
in Süddeutschland auf je zehntausend Seelen 30.W Vereinsmitglieder, resp. 34,22
Angehörige kommen. Bei der Mangelhaftigkeit der Nachrichten über das Schul¬
turnen läßt sich Zuverlässiges über die an demselben Antheil nehmenden Kinder
nicht sagen, doch schätzt man deren Zahl im Allgemeinen auf etwa zweimalhun-
derttausend, und rechnet man diese zu den oben angegebenen Angehörigen der
Turnvereine, so würden in Deutschland auf je zehntausend Bewohner durch¬
schnittlich siebzig und einige mit der Turnsache beschäftigte Personen fallen.

Von besonderem Interesse ist die Tabelle unserer Turnstatistik, welche das
Alter der deutschen Turnvereine angibt. Man sieht daraus recht deutlich, wie
anregend das erste allgemeine Turnfest gewirkt hat. Die ältesten Vereine sind
die Hamburger Turnerschaft und die lübecker Turnanstalt, welche beide 1816 ge-


Berlin z. B. nicht weniger als 33. in Hamburg 7. in Mona und Bremen je
S Turnvereine, und wenn sich hierfür bei großen Städten stichhaltige Gründe
anführen lassen, so muß es als schädlich und lächerlich zugleich bezeichnet werden,
wenn in kleinen Orten mehre Vereine neben einander bestehen, Städtchen wie
Jena z. B. deren 4. andere wie Apolda und Weida deren 3 besitzen. Schlösser
sich sämmtliche Turnvereine Berlins zusammen, so würde die Stadt einen Turn¬
verein von nahezu dreitausend Turnern haben, vereinigten sich sämmtliche Turner
Hamburgs, so gäbe das eine Genossenschaft von mehr als dritthalbtausend Mit¬
gliedern, träten die zwei Vereine Dresdens zu einem zusammen, so würde der¬
selbe die Zahl von 1020 erreichen.

Das Ergebniß weiterer statistischer Vergleiche, die wir im angeführten
Buche selbst nachzusehen bitten, liefert den Beweis, daß in Betreff der Theil¬
nahme am Vereinsturnen das Königreich Sachsen mit 91,»!> Vcreüismitgliedcrn.
resp. 123.45, Vereinsangehörigen auf je zehntausend Landesbewohner oben an¬
steht, und daß dann in absteigender Linie die Turnkreise Thüringen. Mittel-
rhein, Norden, Hannover, Mark und Pommern, Oberweser, Schwaben, Bayern,
Niederweser, Oberrhein, Niederrhein, Schlesien. Nordosten und Oestreich folgen,
welches letztere sich in dieser Hinsicht zu Sachsen wie 1 zu 2S verhält.

Rechnen wir die Kreise Nordosten, Schlesien, Mark, Pommern, Norden
und Niederrhein zu Norddeutschland, die Kreise Oberweser, Mittelrhein, Thü-
ringen und Sachsen zu Mitteldeutschland, und die Kreise Oberrhein, Schwaben,
Bayern und Oestreich zu Süddeutschland, so stellt sich heraus, daß auf je zehn¬
tausend Seelen kommen:

in Norddeutschland .... 26.3!> Vereinsmitglieder 30,»»Vereinsangehörize
Mitteldeutschland .... 68.S7 „ 83,»7
Süddeutschland .... 14,lo „ . Is.M „

Zu Ungunsten des Nordens fallen die verhältnißmäßig turnvereinsarmcn
Provinzen Preußen, Posen und Schlesien in die Wagschale, zu Ungunsten des
Südens das deutsch-östreichische Gebiet. Ohne Einreihung des letzteren würden
in Süddeutschland auf je zehntausend Seelen 30.W Vereinsmitglieder, resp. 34,22
Angehörige kommen. Bei der Mangelhaftigkeit der Nachrichten über das Schul¬
turnen läßt sich Zuverlässiges über die an demselben Antheil nehmenden Kinder
nicht sagen, doch schätzt man deren Zahl im Allgemeinen auf etwa zweimalhun-
derttausend, und rechnet man diese zu den oben angegebenen Angehörigen der
Turnvereine, so würden in Deutschland auf je zehntausend Bewohner durch¬
schnittlich siebzig und einige mit der Turnsache beschäftigte Personen fallen.

Von besonderem Interesse ist die Tabelle unserer Turnstatistik, welche das
Alter der deutschen Turnvereine angibt. Man sieht daraus recht deutlich, wie
anregend das erste allgemeine Turnfest gewirkt hat. Die ältesten Vereine sind
die Hamburger Turnerschaft und die lübecker Turnanstalt, welche beide 1816 ge-


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[0466] Berlin z. B. nicht weniger als 33. in Hamburg 7. in Mona und Bremen je S Turnvereine, und wenn sich hierfür bei großen Städten stichhaltige Gründe anführen lassen, so muß es als schädlich und lächerlich zugleich bezeichnet werden, wenn in kleinen Orten mehre Vereine neben einander bestehen, Städtchen wie Jena z. B. deren 4. andere wie Apolda und Weida deren 3 besitzen. Schlösser sich sämmtliche Turnvereine Berlins zusammen, so würde die Stadt einen Turn¬ verein von nahezu dreitausend Turnern haben, vereinigten sich sämmtliche Turner Hamburgs, so gäbe das eine Genossenschaft von mehr als dritthalbtausend Mit¬ gliedern, träten die zwei Vereine Dresdens zu einem zusammen, so würde der¬ selbe die Zahl von 1020 erreichen. Das Ergebniß weiterer statistischer Vergleiche, die wir im angeführten Buche selbst nachzusehen bitten, liefert den Beweis, daß in Betreff der Theil¬ nahme am Vereinsturnen das Königreich Sachsen mit 91,»!> Vcreüismitgliedcrn. resp. 123.45, Vereinsangehörigen auf je zehntausend Landesbewohner oben an¬ steht, und daß dann in absteigender Linie die Turnkreise Thüringen. Mittel- rhein, Norden, Hannover, Mark und Pommern, Oberweser, Schwaben, Bayern, Niederweser, Oberrhein, Niederrhein, Schlesien. Nordosten und Oestreich folgen, welches letztere sich in dieser Hinsicht zu Sachsen wie 1 zu 2S verhält. Rechnen wir die Kreise Nordosten, Schlesien, Mark, Pommern, Norden und Niederrhein zu Norddeutschland, die Kreise Oberweser, Mittelrhein, Thü- ringen und Sachsen zu Mitteldeutschland, und die Kreise Oberrhein, Schwaben, Bayern und Oestreich zu Süddeutschland, so stellt sich heraus, daß auf je zehn¬ tausend Seelen kommen: in Norddeutschland .... 26.3!> Vereinsmitglieder 30,»»Vereinsangehörize Mitteldeutschland .... 68.S7 „ 83,»7 Süddeutschland .... 14,lo „ . Is.M „ Zu Ungunsten des Nordens fallen die verhältnißmäßig turnvereinsarmcn Provinzen Preußen, Posen und Schlesien in die Wagschale, zu Ungunsten des Südens das deutsch-östreichische Gebiet. Ohne Einreihung des letzteren würden in Süddeutschland auf je zehntausend Seelen 30.W Vereinsmitglieder, resp. 34,22 Angehörige kommen. Bei der Mangelhaftigkeit der Nachrichten über das Schul¬ turnen läßt sich Zuverlässiges über die an demselben Antheil nehmenden Kinder nicht sagen, doch schätzt man deren Zahl im Allgemeinen auf etwa zweimalhun- derttausend, und rechnet man diese zu den oben angegebenen Angehörigen der Turnvereine, so würden in Deutschland auf je zehntausend Bewohner durch¬ schnittlich siebzig und einige mit der Turnsache beschäftigte Personen fallen. Von besonderem Interesse ist die Tabelle unserer Turnstatistik, welche das Alter der deutschen Turnvereine angibt. Man sieht daraus recht deutlich, wie anregend das erste allgemeine Turnfest gewirkt hat. Die ältesten Vereine sind die Hamburger Turnerschaft und die lübecker Turnanstalt, welche beide 1816 ge-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/466>, abgerufen am 27.09.2024.