Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.Arten, die sie mit Großbritannien gemein hat. Dieses Verhältniß erklärt sich Die vergleichsweise Häufigkeit der für die spätere Tertiärzeit charakteristischen ^ Eine der bei Betrachtung der Vertheilung der Pflanzen auf der Erdober¬ Arten, die sie mit Großbritannien gemein hat. Dieses Verhältniß erklärt sich Die vergleichsweise Häufigkeit der für die spätere Tertiärzeit charakteristischen ^ Eine der bei Betrachtung der Vertheilung der Pflanzen auf der Erdober¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0323" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/188350"/> <p xml:id="ID_1028" prev="#ID_1027"> Arten, die sie mit Großbritannien gemein hat. Dieses Verhältniß erklärt sich<lb/> daraus, daß während der Eiszeit solche Pflanzen in den höheren und mittleren<lb/> Lagen der, Amerika von Norden nach Süden mit nicht nennenswerthen Unter¬<lb/> brechungen durchziehenden, Gebirge und Hochländer sich leicht in Richtung des<lb/> Meridians zu verbreiten vermochten. Nach dem Wiedereintritt wärmeren Kli¬<lb/> mas mochten sie in die Mitte der langen Kette von Hochländern von andern<lb/> Pflanzen verdrängt werden, an den Endpunkten aber sich erhalten. — Jsolirte<lb/> Berggipfel, die erst nach Ablauf der Eiszeit Alpenhöhe erreichten, konnten von<lb/> den 'eben erwähnten Vorgängen nicht berührt werden. Ein schlagendes Beispiel<lb/> eines solchen ist der Aetna/ Seine Hauptmasse ruht aus geologisch ganz jungen,<lb/> der Jetztzeit angehörigen, pflanzenführendcn Tuffen. Sein schneegetrönter Gipfel<lb/> hat also erst nach der diluvialen Zeit seine Erhebung erlangt. Dem gewaltigen<lb/> Berge fehlt durchaus eine alpine Vegetation; auf den unfernen. viel niedrigeren<lb/> Berggipfeln des südlichen Calabriens ist eine solche vorhanden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1029"> Die vergleichsweise Häufigkeit der für die spätere Tertiärzeit charakteristischen<lb/> Pflanzenformen im südlichen und mittleren Nordamerika, in Nordchina und<lb/> Japan; die Seltenheit derselben Typen in Europa und dem westlichen Nord-<lb/> asien folgt unter den oben ausgesprochenen Voraussetzungen aus der Gestaltung<lb/> der Conturente. Auf dem Rückwege aus Süden und Südosten nach Europa<lb/> und Kleinasien stießen die während der Eiszeit südwärts geflücyteten Pflanzen<lb/> wärmeren Klimas auf das Meer, weiter ostwärts in Asien und in Nordafnka<lb/> aus breite Gürtel regenlosen oder regenarmen Landes, die der Wanderung der<lb/> Samen der meisten Gewächse, namentlich der baumartigen, eine nicht minder<lb/> unüberschreitbare Grenze ziehen als ein breiter Meeresarm. Was unter solchen<lb/> Umständen in der Westhälfte der gemäßigten Zone der alten Welt von jenen<lb/> Formen sich erhalten und wieder verbreitet hat, das werden in den meisten<lb/> Fällen Abkömmlinge der vereinzelten Individuen sein, die auch während der<lb/> schlimmsten Zeit der Eisperiode in irgend einem warmen Winkel der Südabhänge<lb/> von Gebirgen des Mittelmeergebiets ihr Dasein gefristet haben. Anders an der Ost¬<lb/> küste Asiens und in Nordamerika, wo dem Wiedervordringen nordwärts der einst<lb/> vertriebenen Formen kein wesentliches Hinderniß im Wege stand. Der größere<lb/> Formenreichthum hier, der geringere dort erklärt sich unter solchen Umständen leicht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1030" next="#ID_1031"> ^ Eine der bei Betrachtung der Vertheilung der Pflanzen auf der Erdober¬<lb/> fläche im Großen und Ganzen am weitesten hervortretenden Thatsachen ist die<lb/> Gleichartigkeit der Vegetation der nördlichen Hemisphäre, die Ungleichartigkeit<lb/> der einzelnen Wcltthe'ne der südlichen. Bei aller Verschiedenheit der Arten<lb/> und Gattungen beherrscht doch ein gemeinsamer Typus die Vegetation von den<lb/> Nvrdgrenzcn der Continente aus bis weit jenseits des Aequators. Beim Vor-<lb/> schreiten nach Süden treten allmcilig neue Typen hinzu, aber einzeln, und nicht<lb/> allzu schroff von den bereits vorhandenen geschieden. Es ist, als ob im<lb/> Norden entspringende Quellen zu einem Flusse zusammenträten, der, durch<lb/> zahlreiche kleine Zuflüsse nach und nach zu einem gewaltigen Strome angeschwellt,<lb/> bis gegen den Wendekreis des Steinbocks hin alles Land überfluthet. Aber<lb/> schon nördlich vom Aequator reichen in ihn herein vereinzelte, schwache Gegen¬<lb/> ströme. Hier und da zeigt sich eine Pflanzenform eines weit abweichenden<lb/> Typus. Solche Formen, in den durch Meere getrennten Ländermassen der süd¬<lb/> lichen Halbkugel gtvßcntheils verschiedenartig/mehren sich Weiler südwärts, bis<lb/> endlich die nordische Fluth auf ihre geschlossene Masse trifft, von dieser gestaut<lb/> wird. Derartige Länder, die gegenwärtigen Heimathbezirke der südlichen Typen,<lb/> sind das Capland. Südaustralien, das Südende Amerikas. Auch diese Wahr¬<lb/> nehmung erklärt sich schon aus der Konfiguration der Continente. Aus den<lb/> Weiten, zusammenhängenden Landstrichen im Norden der Erde mußten, auch<lb/> unter übrigens ganz gleichen Umständen, unter den Tropen mehr zugewanderte</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0323]
Arten, die sie mit Großbritannien gemein hat. Dieses Verhältniß erklärt sich
daraus, daß während der Eiszeit solche Pflanzen in den höheren und mittleren
Lagen der, Amerika von Norden nach Süden mit nicht nennenswerthen Unter¬
brechungen durchziehenden, Gebirge und Hochländer sich leicht in Richtung des
Meridians zu verbreiten vermochten. Nach dem Wiedereintritt wärmeren Kli¬
mas mochten sie in die Mitte der langen Kette von Hochländern von andern
Pflanzen verdrängt werden, an den Endpunkten aber sich erhalten. — Jsolirte
Berggipfel, die erst nach Ablauf der Eiszeit Alpenhöhe erreichten, konnten von
den 'eben erwähnten Vorgängen nicht berührt werden. Ein schlagendes Beispiel
eines solchen ist der Aetna/ Seine Hauptmasse ruht aus geologisch ganz jungen,
der Jetztzeit angehörigen, pflanzenführendcn Tuffen. Sein schneegetrönter Gipfel
hat also erst nach der diluvialen Zeit seine Erhebung erlangt. Dem gewaltigen
Berge fehlt durchaus eine alpine Vegetation; auf den unfernen. viel niedrigeren
Berggipfeln des südlichen Calabriens ist eine solche vorhanden.
Die vergleichsweise Häufigkeit der für die spätere Tertiärzeit charakteristischen
Pflanzenformen im südlichen und mittleren Nordamerika, in Nordchina und
Japan; die Seltenheit derselben Typen in Europa und dem westlichen Nord-
asien folgt unter den oben ausgesprochenen Voraussetzungen aus der Gestaltung
der Conturente. Auf dem Rückwege aus Süden und Südosten nach Europa
und Kleinasien stießen die während der Eiszeit südwärts geflücyteten Pflanzen
wärmeren Klimas auf das Meer, weiter ostwärts in Asien und in Nordafnka
aus breite Gürtel regenlosen oder regenarmen Landes, die der Wanderung der
Samen der meisten Gewächse, namentlich der baumartigen, eine nicht minder
unüberschreitbare Grenze ziehen als ein breiter Meeresarm. Was unter solchen
Umständen in der Westhälfte der gemäßigten Zone der alten Welt von jenen
Formen sich erhalten und wieder verbreitet hat, das werden in den meisten
Fällen Abkömmlinge der vereinzelten Individuen sein, die auch während der
schlimmsten Zeit der Eisperiode in irgend einem warmen Winkel der Südabhänge
von Gebirgen des Mittelmeergebiets ihr Dasein gefristet haben. Anders an der Ost¬
küste Asiens und in Nordamerika, wo dem Wiedervordringen nordwärts der einst
vertriebenen Formen kein wesentliches Hinderniß im Wege stand. Der größere
Formenreichthum hier, der geringere dort erklärt sich unter solchen Umständen leicht.
^ Eine der bei Betrachtung der Vertheilung der Pflanzen auf der Erdober¬
fläche im Großen und Ganzen am weitesten hervortretenden Thatsachen ist die
Gleichartigkeit der Vegetation der nördlichen Hemisphäre, die Ungleichartigkeit
der einzelnen Wcltthe'ne der südlichen. Bei aller Verschiedenheit der Arten
und Gattungen beherrscht doch ein gemeinsamer Typus die Vegetation von den
Nvrdgrenzcn der Continente aus bis weit jenseits des Aequators. Beim Vor-
schreiten nach Süden treten allmcilig neue Typen hinzu, aber einzeln, und nicht
allzu schroff von den bereits vorhandenen geschieden. Es ist, als ob im
Norden entspringende Quellen zu einem Flusse zusammenträten, der, durch
zahlreiche kleine Zuflüsse nach und nach zu einem gewaltigen Strome angeschwellt,
bis gegen den Wendekreis des Steinbocks hin alles Land überfluthet. Aber
schon nördlich vom Aequator reichen in ihn herein vereinzelte, schwache Gegen¬
ströme. Hier und da zeigt sich eine Pflanzenform eines weit abweichenden
Typus. Solche Formen, in den durch Meere getrennten Ländermassen der süd¬
lichen Halbkugel gtvßcntheils verschiedenartig/mehren sich Weiler südwärts, bis
endlich die nordische Fluth auf ihre geschlossene Masse trifft, von dieser gestaut
wird. Derartige Länder, die gegenwärtigen Heimathbezirke der südlichen Typen,
sind das Capland. Südaustralien, das Südende Amerikas. Auch diese Wahr¬
nehmung erklärt sich schon aus der Konfiguration der Continente. Aus den
Weiten, zusammenhängenden Landstrichen im Norden der Erde mußten, auch
unter übrigens ganz gleichen Umständen, unter den Tropen mehr zugewanderte
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