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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

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von den mitteldeutschen Gebirgen nordwärts bis zu dem damals weit ferneren
Meer, ostwärts bis zum Ural unter Wasser setzte; und eine darauf folgende
Hebung, weiche einen Theil des versunkenen Landes, die nordeuropäischen'Ebe¬
nen, wieder trocken legte. Jene Senkung betrug in Mitteldeutschland minde¬
stens 1000 Fuß unter dem gegenwärtigen Meeresspiegel; denn so hoch herauf
reichen am deutschen Hügellande die während der Eiszeit auf dem Boden jenes
Meeres abgelagerten nordische" Geschiebe. Anderwärts noch höher, in den Ge¬
birgen von Wales bis 1400 Fuß. Es ist gewiß, daß die ganze Schwankung
der Erdrinde, die Senkung wie die Hebung, nur langsam vor sich ging. Nimmt
man zum Maßstabe der Schnelligkeit dieser Niveauänderungen die in neuerer
Zeit an den nordeuropäischen Küsten beobachtete Ab- oder Zunahme der Hohe
des Wasserstandes des Meeres von 2^2 bis 4 Fuß im Jahrhundert, so ergibt
sich für eine Oscillation der Höhe des Festlandes mit einer Amplitude von 1000
Fuß ein Zeitraum von S0,000 bis 80,000 Jahren. Ungleich längere Zeiträume
gibt die Berechnung der Zeit, welche zu umfangreichen Alluvionen an Flu߬
mündungen seit dem Eintritt der gegenwärtigen Niveauverhältnisse nöthig ge¬
wesen sein würde, bemessen nach der Mächtigkeit der gegenwärtigen Schlamm¬
ablagerungen. Aber diese langen Reihen von Jahrtausenden, wie unendlich sie
uns auch im Pergleiche mit Perioden der überlieferten Geschichte der Menschheit
erscheinen müssen,' sind nur ein kurzer Abschnitt der geologischen Epoche, in
welche das Bestehen der gegenwärtigen Formen von Pflanzen und niederen-
Thieren weit hinaufreicht.' Ueber die Gleichheit der Arten (den Begriff der Art
in der Weise gefaßt, welche der modernen Systematik geläufig ist) sehr vieler
Conchylien der späteren, und einer nicbt unerheblichen Anzahl selbst der frühe¬
sten tertiären Schichten herrscht völlige Uebereinstimmung der Sachverständigen.
Und in Bezug auf die tertiären Pflanzen wird auch von denen, welche die
Identität der Art selbst derjenigen tertiären Formen, welche Pflanzen der Jetzt¬
zeit am ähnlichsten sind, mit den heute lebenden nicbt zugeben, die Verwandt¬
schaft beider, die Abstammung dieser von jenen nicht in Zweifel gezogen. Ein
so hohes Alter der Formen bedingt eine ereigmßreiche Geschichte.' Prüfen wir
die Einflüsse, welche anderweit festgestellte geologische Borgänge auf die in
ihren Hauptzügen bekannte geographische Vertheilung der Pflanzen der Tertiär¬
zeit gehabt haben müssen, so treten die anderswie unerklärlichen auffallendsten
Thatsachen der Pflanzengeographie der Gegenwart plötzlich in Helles Licht.

Bon dein Beginn der Tertiärzeit bis in die diluviale hat die Temperatur
der nördlichen Halbkugel fortwährend abgenommen. Dies ist bewiesen durch
die Verminderung der Zahl und das endliche Verschwinden der Typen tropi¬
scher Vegetation von den älteren tertiären Schichten aufwärts zu den jüngeren
und den quaternären. Noch in der mittleren und späteren Tertiärzeit (über
deren Vegetation zahlreiche Beobachtungen aus sehr verschiedenen Oertlichkeiten
der alten und neuen Welt vorliegen) war die Vegetation der heute von dem
kalten bis zu dem wärmeren gemäßigten Klima eingenommenen Zone der nörd¬
lichen Hemisphäre weit gleichmäßiger als jetzt. Viele Arten reichten in breiten
Gürteln rings um die Erde; viele sehr weit von Norden nach Süden. Aber
schon bestanden beträchtliche klimatische Unterschiede. Sie mußten sich mehr
und mehr steigern bei der zunehmenden und vom Pole nach dem Aequator
langsam vorrückenden Abkühlung der Erde. Die vorschreitende Kälte duldete
nur die Pflanzenformen, die auch unter dem immer rauher werdenden Klima
auszudauern vermochten, und trieb die Typen wärmerer Zonen vor sich her,
dem Aequator zu. Ihr Gang mag langsam gewesen sein. Muthmaßlich nahm
in Jahrtausenden die mittlere Temperatur des Jahres uoch nicht um einen
Grad ab. Aber mit unwiderstehlicher Gewalt mußte sie den Charakter der
Flora ändern. Zunächst verödeten die arktischen Gegenden und der ihnen an-


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von den mitteldeutschen Gebirgen nordwärts bis zu dem damals weit ferneren
Meer, ostwärts bis zum Ural unter Wasser setzte; und eine darauf folgende
Hebung, weiche einen Theil des versunkenen Landes, die nordeuropäischen'Ebe¬
nen, wieder trocken legte. Jene Senkung betrug in Mitteldeutschland minde¬
stens 1000 Fuß unter dem gegenwärtigen Meeresspiegel; denn so hoch herauf
reichen am deutschen Hügellande die während der Eiszeit auf dem Boden jenes
Meeres abgelagerten nordische» Geschiebe. Anderwärts noch höher, in den Ge¬
birgen von Wales bis 1400 Fuß. Es ist gewiß, daß die ganze Schwankung
der Erdrinde, die Senkung wie die Hebung, nur langsam vor sich ging. Nimmt
man zum Maßstabe der Schnelligkeit dieser Niveauänderungen die in neuerer
Zeit an den nordeuropäischen Küsten beobachtete Ab- oder Zunahme der Hohe
des Wasserstandes des Meeres von 2^2 bis 4 Fuß im Jahrhundert, so ergibt
sich für eine Oscillation der Höhe des Festlandes mit einer Amplitude von 1000
Fuß ein Zeitraum von S0,000 bis 80,000 Jahren. Ungleich längere Zeiträume
gibt die Berechnung der Zeit, welche zu umfangreichen Alluvionen an Flu߬
mündungen seit dem Eintritt der gegenwärtigen Niveauverhältnisse nöthig ge¬
wesen sein würde, bemessen nach der Mächtigkeit der gegenwärtigen Schlamm¬
ablagerungen. Aber diese langen Reihen von Jahrtausenden, wie unendlich sie
uns auch im Pergleiche mit Perioden der überlieferten Geschichte der Menschheit
erscheinen müssen,' sind nur ein kurzer Abschnitt der geologischen Epoche, in
welche das Bestehen der gegenwärtigen Formen von Pflanzen und niederen-
Thieren weit hinaufreicht.' Ueber die Gleichheit der Arten (den Begriff der Art
in der Weise gefaßt, welche der modernen Systematik geläufig ist) sehr vieler
Conchylien der späteren, und einer nicbt unerheblichen Anzahl selbst der frühe¬
sten tertiären Schichten herrscht völlige Uebereinstimmung der Sachverständigen.
Und in Bezug auf die tertiären Pflanzen wird auch von denen, welche die
Identität der Art selbst derjenigen tertiären Formen, welche Pflanzen der Jetzt¬
zeit am ähnlichsten sind, mit den heute lebenden nicbt zugeben, die Verwandt¬
schaft beider, die Abstammung dieser von jenen nicht in Zweifel gezogen. Ein
so hohes Alter der Formen bedingt eine ereigmßreiche Geschichte.' Prüfen wir
die Einflüsse, welche anderweit festgestellte geologische Borgänge auf die in
ihren Hauptzügen bekannte geographische Vertheilung der Pflanzen der Tertiär¬
zeit gehabt haben müssen, so treten die anderswie unerklärlichen auffallendsten
Thatsachen der Pflanzengeographie der Gegenwart plötzlich in Helles Licht.

Bon dein Beginn der Tertiärzeit bis in die diluviale hat die Temperatur
der nördlichen Halbkugel fortwährend abgenommen. Dies ist bewiesen durch
die Verminderung der Zahl und das endliche Verschwinden der Typen tropi¬
scher Vegetation von den älteren tertiären Schichten aufwärts zu den jüngeren
und den quaternären. Noch in der mittleren und späteren Tertiärzeit (über
deren Vegetation zahlreiche Beobachtungen aus sehr verschiedenen Oertlichkeiten
der alten und neuen Welt vorliegen) war die Vegetation der heute von dem
kalten bis zu dem wärmeren gemäßigten Klima eingenommenen Zone der nörd¬
lichen Hemisphäre weit gleichmäßiger als jetzt. Viele Arten reichten in breiten
Gürteln rings um die Erde; viele sehr weit von Norden nach Süden. Aber
schon bestanden beträchtliche klimatische Unterschiede. Sie mußten sich mehr
und mehr steigern bei der zunehmenden und vom Pole nach dem Aequator
langsam vorrückenden Abkühlung der Erde. Die vorschreitende Kälte duldete
nur die Pflanzenformen, die auch unter dem immer rauher werdenden Klima
auszudauern vermochten, und trieb die Typen wärmerer Zonen vor sich her,
dem Aequator zu. Ihr Gang mag langsam gewesen sein. Muthmaßlich nahm
in Jahrtausenden die mittlere Temperatur des Jahres uoch nicht um einen
Grad ab. Aber mit unwiderstehlicher Gewalt mußte sie den Charakter der
Flora ändern. Zunächst verödeten die arktischen Gegenden und der ihnen an-


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[0319] von den mitteldeutschen Gebirgen nordwärts bis zu dem damals weit ferneren Meer, ostwärts bis zum Ural unter Wasser setzte; und eine darauf folgende Hebung, weiche einen Theil des versunkenen Landes, die nordeuropäischen'Ebe¬ nen, wieder trocken legte. Jene Senkung betrug in Mitteldeutschland minde¬ stens 1000 Fuß unter dem gegenwärtigen Meeresspiegel; denn so hoch herauf reichen am deutschen Hügellande die während der Eiszeit auf dem Boden jenes Meeres abgelagerten nordische» Geschiebe. Anderwärts noch höher, in den Ge¬ birgen von Wales bis 1400 Fuß. Es ist gewiß, daß die ganze Schwankung der Erdrinde, die Senkung wie die Hebung, nur langsam vor sich ging. Nimmt man zum Maßstabe der Schnelligkeit dieser Niveauänderungen die in neuerer Zeit an den nordeuropäischen Küsten beobachtete Ab- oder Zunahme der Hohe des Wasserstandes des Meeres von 2^2 bis 4 Fuß im Jahrhundert, so ergibt sich für eine Oscillation der Höhe des Festlandes mit einer Amplitude von 1000 Fuß ein Zeitraum von S0,000 bis 80,000 Jahren. Ungleich längere Zeiträume gibt die Berechnung der Zeit, welche zu umfangreichen Alluvionen an Flu߬ mündungen seit dem Eintritt der gegenwärtigen Niveauverhältnisse nöthig ge¬ wesen sein würde, bemessen nach der Mächtigkeit der gegenwärtigen Schlamm¬ ablagerungen. Aber diese langen Reihen von Jahrtausenden, wie unendlich sie uns auch im Pergleiche mit Perioden der überlieferten Geschichte der Menschheit erscheinen müssen,' sind nur ein kurzer Abschnitt der geologischen Epoche, in welche das Bestehen der gegenwärtigen Formen von Pflanzen und niederen- Thieren weit hinaufreicht.' Ueber die Gleichheit der Arten (den Begriff der Art in der Weise gefaßt, welche der modernen Systematik geläufig ist) sehr vieler Conchylien der späteren, und einer nicbt unerheblichen Anzahl selbst der frühe¬ sten tertiären Schichten herrscht völlige Uebereinstimmung der Sachverständigen. Und in Bezug auf die tertiären Pflanzen wird auch von denen, welche die Identität der Art selbst derjenigen tertiären Formen, welche Pflanzen der Jetzt¬ zeit am ähnlichsten sind, mit den heute lebenden nicbt zugeben, die Verwandt¬ schaft beider, die Abstammung dieser von jenen nicht in Zweifel gezogen. Ein so hohes Alter der Formen bedingt eine ereigmßreiche Geschichte.' Prüfen wir die Einflüsse, welche anderweit festgestellte geologische Borgänge auf die in ihren Hauptzügen bekannte geographische Vertheilung der Pflanzen der Tertiär¬ zeit gehabt haben müssen, so treten die anderswie unerklärlichen auffallendsten Thatsachen der Pflanzengeographie der Gegenwart plötzlich in Helles Licht. Bon dein Beginn der Tertiärzeit bis in die diluviale hat die Temperatur der nördlichen Halbkugel fortwährend abgenommen. Dies ist bewiesen durch die Verminderung der Zahl und das endliche Verschwinden der Typen tropi¬ scher Vegetation von den älteren tertiären Schichten aufwärts zu den jüngeren und den quaternären. Noch in der mittleren und späteren Tertiärzeit (über deren Vegetation zahlreiche Beobachtungen aus sehr verschiedenen Oertlichkeiten der alten und neuen Welt vorliegen) war die Vegetation der heute von dem kalten bis zu dem wärmeren gemäßigten Klima eingenommenen Zone der nörd¬ lichen Hemisphäre weit gleichmäßiger als jetzt. Viele Arten reichten in breiten Gürteln rings um die Erde; viele sehr weit von Norden nach Süden. Aber schon bestanden beträchtliche klimatische Unterschiede. Sie mußten sich mehr und mehr steigern bei der zunehmenden und vom Pole nach dem Aequator langsam vorrückenden Abkühlung der Erde. Die vorschreitende Kälte duldete nur die Pflanzenformen, die auch unter dem immer rauher werdenden Klima auszudauern vermochten, und trieb die Typen wärmerer Zonen vor sich her, dem Aequator zu. Ihr Gang mag langsam gewesen sein. Muthmaßlich nahm in Jahrtausenden die mittlere Temperatur des Jahres uoch nicht um einen Grad ab. Aber mit unwiderstehlicher Gewalt mußte sie den Charakter der Flora ändern. Zunächst verödeten die arktischen Gegenden und der ihnen an- 40'

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/319>, abgerufen am 27.09.2024.