Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.zeigte sich vor etwa zwanzig Jahren in einzelnen Exemplaren unter den Mauern Endlich ist überhaupt die Zahl der Pflanzenarten nicht groß, welche in zeigte sich vor etwa zwanzig Jahren in einzelnen Exemplaren unter den Mauern Endlich ist überhaupt die Zahl der Pflanzenarten nicht groß, welche in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0314" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/188341"/> <p xml:id="ID_1005" prev="#ID_1004"> zeigte sich vor etwa zwanzig Jahren in einzelnen Exemplaren unter den Mauern<lb/> von Montevideo. Binnen zehn Jahren hat sie den Raum zwischen dieser<lb/> Stadt und ihrer Vorstadt völlig überdeckt. Die Pflanzendecke des Cerro de<lb/> Montevideo, des einzigen Hügels in der Nähe dieser Stadt, besteht zum grö¬<lb/> ßeren Theile aus europäischen Pflanzen. Und selbst die Tropengegenden sind<lb/> von den europäischen Eindringlingen nicht verschont geblieben. Unsere Wald¬<lb/> erdbeere hat sich auf den höheren Bergen von Jamaika. Mauritius und Bourbon<lb/> vollständig eingebürgert. Aus Se. Helena haben eingeschleppte europäische<lb/> Pflanzen (darunter vorwiegend häusig Brombeeren, Stechginster) die einheimische<lb/> Vegetation arg beeinträchtigt, wenn auch noch nicht in dem Grade, wie eine aus<lb/> Neusüdwales eingewanderte Akazie, die jetzt etwa ein Drittel der Insel bedeckt.<lb/> Mancherlei europäische Unkräuter, Eisenkraut, Hühnerdarm, Schierling z. B.,<lb/> sind den Europäern nach Brasilien gefolgt. In Australien walten ähnliche<lb/> Verhältnisse ob, wie in Nordamerika. In der jungen Colonie Victoria waren<lb/> schon 1854 über fünfzig Fremdlinge völlig eingebürgert; um Sidney haben<lb/> außer zahlreichen europäischen auch manche amerikanische und afrikanische Pflanzen<lb/> sich angesiedelt. Die (aus Südamerika stammende) Sensitive, die bekannte<lb/> NimvKÄ Mcliea, und eine passitlorg, von den Antillen, von der man Datum<lb/> (1834) und Urheber der Einführung genau kennt, sind dort gemeine Unkräuter<lb/> geworden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1006" next="#ID_1007"> Endlich ist überhaupt die Zahl der Pflanzenarten nicht groß, welche in<lb/> mehren, von einander durch weite Räume getrennten Wohnbezirken vorkommen.<lb/> Eine nickt unbeträchtliche Anzahl unzweifelhaft wildwachsender Pflanzen wächst<lb/> zwar zugleich auf der östlichen und westlichen Halbkugel. Aber die Mehr¬<lb/> zahl derselben sind Pflanzen sehr weiter Verbreitung. Sie haben einen sehr<lb/> großen, aber zusammenhängenden Wohnbezirk. Bei weitem die meisten der<lb/> hierher gehörigen Gewächse sind circumpolare, in einem breiten Gürtel rings<lb/> um den Nordpol verbreitete; viele von ihnen sehr weit nach Süden verab¬<lb/> reichend. So findet sich unsere Krötenbinse außer in der ganzen kalten und<lb/> gemäßigten nördlichen Zone auch in Abyssinien, in Neugranada, Chile. Uru¬<lb/> guay, dem südwestlichen Neuholland, Neuseeland, am Cap. Eine ähnliche Ver¬<lb/> breitung, aber nur auf der östlichen Halbkugel, hat der schmalblättrige Rohr¬<lb/> kolben. Der gemeine Thymian reicht vom Nordcap und Nordsibirien bis<lb/> Madera, Algerien, Abyssinien und zum Himalaya, von Grönland bis in die<lb/> mittleren Vereinigten Staaten. Eine ähnliche Verbreitung hat der Löwenzahn.<lb/> Die meisten der Gewächse so großer, mehr als ein Drittel der festen Erd¬<lb/> oberfläche einnehmender Verbreitung sind Wasser-, Sumpf- oder Schuttpflanzen.<lb/> — Von den Pflanzen mit eng begrenzten, weit von einander entlegenen Wohn¬<lb/> bezirken bilden die Gewächse der höheren Gebirge und der Polargegenden, die<lb/> man gemeinhin als Alpenpflanzen zu bezeichnen pflegt, die große Mehrzahl.- Die</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0314]
zeigte sich vor etwa zwanzig Jahren in einzelnen Exemplaren unter den Mauern
von Montevideo. Binnen zehn Jahren hat sie den Raum zwischen dieser
Stadt und ihrer Vorstadt völlig überdeckt. Die Pflanzendecke des Cerro de
Montevideo, des einzigen Hügels in der Nähe dieser Stadt, besteht zum grö¬
ßeren Theile aus europäischen Pflanzen. Und selbst die Tropengegenden sind
von den europäischen Eindringlingen nicht verschont geblieben. Unsere Wald¬
erdbeere hat sich auf den höheren Bergen von Jamaika. Mauritius und Bourbon
vollständig eingebürgert. Aus Se. Helena haben eingeschleppte europäische
Pflanzen (darunter vorwiegend häusig Brombeeren, Stechginster) die einheimische
Vegetation arg beeinträchtigt, wenn auch noch nicht in dem Grade, wie eine aus
Neusüdwales eingewanderte Akazie, die jetzt etwa ein Drittel der Insel bedeckt.
Mancherlei europäische Unkräuter, Eisenkraut, Hühnerdarm, Schierling z. B.,
sind den Europäern nach Brasilien gefolgt. In Australien walten ähnliche
Verhältnisse ob, wie in Nordamerika. In der jungen Colonie Victoria waren
schon 1854 über fünfzig Fremdlinge völlig eingebürgert; um Sidney haben
außer zahlreichen europäischen auch manche amerikanische und afrikanische Pflanzen
sich angesiedelt. Die (aus Südamerika stammende) Sensitive, die bekannte
NimvKÄ Mcliea, und eine passitlorg, von den Antillen, von der man Datum
(1834) und Urheber der Einführung genau kennt, sind dort gemeine Unkräuter
geworden.
Endlich ist überhaupt die Zahl der Pflanzenarten nicht groß, welche in
mehren, von einander durch weite Räume getrennten Wohnbezirken vorkommen.
Eine nickt unbeträchtliche Anzahl unzweifelhaft wildwachsender Pflanzen wächst
zwar zugleich auf der östlichen und westlichen Halbkugel. Aber die Mehr¬
zahl derselben sind Pflanzen sehr weiter Verbreitung. Sie haben einen sehr
großen, aber zusammenhängenden Wohnbezirk. Bei weitem die meisten der
hierher gehörigen Gewächse sind circumpolare, in einem breiten Gürtel rings
um den Nordpol verbreitete; viele von ihnen sehr weit nach Süden verab¬
reichend. So findet sich unsere Krötenbinse außer in der ganzen kalten und
gemäßigten nördlichen Zone auch in Abyssinien, in Neugranada, Chile. Uru¬
guay, dem südwestlichen Neuholland, Neuseeland, am Cap. Eine ähnliche Ver¬
breitung, aber nur auf der östlichen Halbkugel, hat der schmalblättrige Rohr¬
kolben. Der gemeine Thymian reicht vom Nordcap und Nordsibirien bis
Madera, Algerien, Abyssinien und zum Himalaya, von Grönland bis in die
mittleren Vereinigten Staaten. Eine ähnliche Verbreitung hat der Löwenzahn.
Die meisten der Gewächse so großer, mehr als ein Drittel der festen Erd¬
oberfläche einnehmender Verbreitung sind Wasser-, Sumpf- oder Schuttpflanzen.
— Von den Pflanzen mit eng begrenzten, weit von einander entlegenen Wohn¬
bezirken bilden die Gewächse der höheren Gebirge und der Polargegenden, die
man gemeinhin als Alpenpflanzen zu bezeichnen pflegt, die große Mehrzahl.- Die
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