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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

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zu ziehen entschlossen war. Da diese Pensionirung nach Ansicht der Land¬
schaft mit den gesetzlichen Vorschriften nicht in Einklang stand, so protestirte
dieselbe gegen die Zahlung der Pension und wiederholte diesen Protest viele
Jahre hindurch auf jedem Landtage. Aber Herr v. Schröter ließ sich dadurch
nicht beirren und beharrte so lange auf seiner Maßregel, bis die Landschaft,
ermüdet, im Jahre 1861 sie auf sich beruhen und sich durch eine Vereinbarung
über die streitige Frage für künftige Fälle abfinden ließ. Herr v. Schröter
pflückte inzwischen die Früchte der von ihm beliebten Purification des höchsten
Gerichts.

Eine anderweitige Vorbereitung auf die vorbehalten? Ausführung der im
Jahre 1830 hervorgetretenen Intentionen lag darin, daß Herr v. Schröter im
Jahre 1851. ohne die ständische Zustimmung einzuholen, ein Reglement für
die Vollziehungsweise der Zuchthaus- und der Festungsstrafe in der Strafanstalt
zu Dreibergcn ausarbeiten ließ, welches im Auszuge unter dem 3. Den. 1851
veröffentlicht ward. Es ward damit der Festungsstrafe ein von dem bisherigen
grundverschiedener Charakter aufgedrückt und dadurch dafür gesorgt, daß, wenn es
auch nur gelingen wollte, die Mitglieder der verfolgten Linken zur Verurthei-
lung in Festungsstrafe zu bringen, doch diese der Zuchthausstrafe sich in mög¬
lichst hohem Grade annäherte.




Die Vegetation der Jetztzeit und die der Vorwelt.
2. Pflanzengeographie.

Seit der Erlangung genauerer Kenntniß der geographischen Vertheilung
jetzt lebender Pflanzenformen hat auf viele Forscher die Aufgabe einen mäch¬
tigen Reiz geübt, aus den vorliegenden Thatsachen Schlüsse zu ziehen auf die
Abstammung und Entstehung der Arten. Sah man ab von auf dogmatische
Ueberlieferung begründeten Anschauungen; setzte man voraus, daß die organi¬
schen Wesen, in ihren Lebenserscheinungen bedingt durch das Zusammenwirken
der Materie innewohnender Kräfte, von der Art dieser Kräfte in ihren For¬
men und Eigenschaften abhängig seien, so war die Folgerung unabweisbar,
daß unter völlig gleichen äußeren Umständen die gleichen Formen von Pflan¬
zen oder Thieren auftreten mußten. An diesen, für sich berechtigten Stand¬
punkt tritt die Versuchung nahe heran. annähernd ähnliche äußere Bedingungen
der Existenz für völlig identische zu halten, und dann das Vorkommen der
nämlichen Form auf weit entlegenen. durch scheinbar unübersteigliche Hindernisse
getrennten Punkten der Erdoberfläche durch die Annahme des selbständigen
Auftretens. der wiederholten Erschaffung der gleichen Form in ihren verschiede-


zu ziehen entschlossen war. Da diese Pensionirung nach Ansicht der Land¬
schaft mit den gesetzlichen Vorschriften nicht in Einklang stand, so protestirte
dieselbe gegen die Zahlung der Pension und wiederholte diesen Protest viele
Jahre hindurch auf jedem Landtage. Aber Herr v. Schröter ließ sich dadurch
nicht beirren und beharrte so lange auf seiner Maßregel, bis die Landschaft,
ermüdet, im Jahre 1861 sie auf sich beruhen und sich durch eine Vereinbarung
über die streitige Frage für künftige Fälle abfinden ließ. Herr v. Schröter
pflückte inzwischen die Früchte der von ihm beliebten Purification des höchsten
Gerichts.

Eine anderweitige Vorbereitung auf die vorbehalten? Ausführung der im
Jahre 1830 hervorgetretenen Intentionen lag darin, daß Herr v. Schröter im
Jahre 1851. ohne die ständische Zustimmung einzuholen, ein Reglement für
die Vollziehungsweise der Zuchthaus- und der Festungsstrafe in der Strafanstalt
zu Dreibergcn ausarbeiten ließ, welches im Auszuge unter dem 3. Den. 1851
veröffentlicht ward. Es ward damit der Festungsstrafe ein von dem bisherigen
grundverschiedener Charakter aufgedrückt und dadurch dafür gesorgt, daß, wenn es
auch nur gelingen wollte, die Mitglieder der verfolgten Linken zur Verurthei-
lung in Festungsstrafe zu bringen, doch diese der Zuchthausstrafe sich in mög¬
lichst hohem Grade annäherte.




Die Vegetation der Jetztzeit und die der Vorwelt.
2. Pflanzengeographie.

Seit der Erlangung genauerer Kenntniß der geographischen Vertheilung
jetzt lebender Pflanzenformen hat auf viele Forscher die Aufgabe einen mäch¬
tigen Reiz geübt, aus den vorliegenden Thatsachen Schlüsse zu ziehen auf die
Abstammung und Entstehung der Arten. Sah man ab von auf dogmatische
Ueberlieferung begründeten Anschauungen; setzte man voraus, daß die organi¬
schen Wesen, in ihren Lebenserscheinungen bedingt durch das Zusammenwirken
der Materie innewohnender Kräfte, von der Art dieser Kräfte in ihren For¬
men und Eigenschaften abhängig seien, so war die Folgerung unabweisbar,
daß unter völlig gleichen äußeren Umständen die gleichen Formen von Pflan¬
zen oder Thieren auftreten mußten. An diesen, für sich berechtigten Stand¬
punkt tritt die Versuchung nahe heran. annähernd ähnliche äußere Bedingungen
der Existenz für völlig identische zu halten, und dann das Vorkommen der
nämlichen Form auf weit entlegenen. durch scheinbar unübersteigliche Hindernisse
getrennten Punkten der Erdoberfläche durch die Annahme des selbständigen
Auftretens. der wiederholten Erschaffung der gleichen Form in ihren verschiede-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/310>, abgerufen am 27.09.2024.