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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

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sie jetzt begonnen hat, Ostasien sehr bald seine Kohlen statt aus England von
hier beziehen wird. "Wir haben/' berichtet unsre Quelle, "in Singapore,
Hongkong und Schanghai 17 bis 20 Dollars für die Tonne Wales-Kohlen
bezahlt, während wir eine Quantität japanesischer von demselben Nutzeffect in
Nangasaki für 4^2. in Hongkong für 10 bis 11 Dollars kauften. Schon jetzt
gehen jährlich über hundert Schiffe nach Nangasaki, um Kohlen für China zu
holen, und alle Kriegsdampfer, welche in der Nähe vorbeipassiren, versehen
sich damit."

Ein anderer beachtenswerther Ausfuhrartikel wird mit der Zeit Rapsöl
werden, von welchem der Pikul -- 120 Zollpfund -- jetzt 8 Thaler kostet.
Ferner Wachs, welches aus den Beeren des allenthalben wildwachsenden Wachs¬
baums gepreßt wird und an Weiße, Festigkeit und Brcnnfähigkcit unserm Bie¬
nenwachs kaum nachsteht. Dann besitzt Japan treffliches Bauholz, namentlich
einen großen Reichthum von Cedern, Kampherbäumen, Eschen und Eichen.
Endlich eignen sich eine Anzahl der Manufacturartikel des Landes zur Ausfuhr
nach Europa. Seine Seidengewebe sind bereits erwähnt. Nicht minder wichtig
aber sind seine Lackwaaren, sein Porzellan, seine Stahl- und Bronzcwaaren und
sein Papier, Der japanische Lack, aus dem Lackbaum, Wu,8 ve'rlckecr gewonnen,
ist der beste der Welt, er wird weder von kochendem Wasser noch von Säuren
angegriffen, letztere müßten denn ätzend sein, und die Kunsttischler des Landes
verstehen ihn aus das Geschmackvollste zu verwenden. Das Porzellan ist eben¬
falls vorzüglich, feiner und durchsichtiger als das chinesische und dabei ungemein
fest. Die Vereitung desselben erfordert viel Mühe, man rechnet, daß ein Ge¬
schirr bis zu seinem Fertigwerdcn durch nicht weniger als 72 Hände geht, und
so ist sein Preis ziemlich hoch. Indeß ist letzterer im Vergleich mit dem Preis
unsres Porzellans immerhin 30 bis 40 Procent niedriger, und außerdem hat
das Porzellan Japans einen viel höhern innern Werth als das beste euro¬
päische. Die Malerei war bisher nicht so geschmackvoll und fein wie die unsere.
Indeß sind die Fortschritte darin seit Eröffnung des Landes außerordentlich
groß gewesen, und ebenso hat man seit vier Jahren die Formen europäischer
Tafel- und Theeservice mit Glück nachgeahmt. Unser Berichterstatter sah Vasen,
die durch ihre originelle Schönheit, ihre gefälligen Formen und ihre seine Ma¬
lerei allgemeine Bewunderung erregten. Die Brvnzewaaren, theils ciselirt, theils
getriebne Arbeit, find prachtvoll und dabei höchst wohlfeil. Selbst bei der feinsten
Ciselirarbeit tauft man die großen Vronzesachcn zu einem Preise, der kaum die
Hälfte des Kupferwerths übersteigt, welche dieselben bei uns haben.

Das japanische Papier unterscheidet sich von dem unsern durch seiden¬
artige Weichheit und merkwürdige Haltbarkeit, infolge deren es zu vielen
Zwecken verwendet wird, zu denen wir das unsere nicht gebrauchen können.
Es wird aus der Rinde der jungen Zweige eines eigenthümlichen Maulbeer-


sie jetzt begonnen hat, Ostasien sehr bald seine Kohlen statt aus England von
hier beziehen wird. „Wir haben/' berichtet unsre Quelle, „in Singapore,
Hongkong und Schanghai 17 bis 20 Dollars für die Tonne Wales-Kohlen
bezahlt, während wir eine Quantität japanesischer von demselben Nutzeffect in
Nangasaki für 4^2. in Hongkong für 10 bis 11 Dollars kauften. Schon jetzt
gehen jährlich über hundert Schiffe nach Nangasaki, um Kohlen für China zu
holen, und alle Kriegsdampfer, welche in der Nähe vorbeipassiren, versehen
sich damit."

Ein anderer beachtenswerther Ausfuhrartikel wird mit der Zeit Rapsöl
werden, von welchem der Pikul — 120 Zollpfund — jetzt 8 Thaler kostet.
Ferner Wachs, welches aus den Beeren des allenthalben wildwachsenden Wachs¬
baums gepreßt wird und an Weiße, Festigkeit und Brcnnfähigkcit unserm Bie¬
nenwachs kaum nachsteht. Dann besitzt Japan treffliches Bauholz, namentlich
einen großen Reichthum von Cedern, Kampherbäumen, Eschen und Eichen.
Endlich eignen sich eine Anzahl der Manufacturartikel des Landes zur Ausfuhr
nach Europa. Seine Seidengewebe sind bereits erwähnt. Nicht minder wichtig
aber sind seine Lackwaaren, sein Porzellan, seine Stahl- und Bronzcwaaren und
sein Papier, Der japanische Lack, aus dem Lackbaum, Wu,8 ve'rlckecr gewonnen,
ist der beste der Welt, er wird weder von kochendem Wasser noch von Säuren
angegriffen, letztere müßten denn ätzend sein, und die Kunsttischler des Landes
verstehen ihn aus das Geschmackvollste zu verwenden. Das Porzellan ist eben¬
falls vorzüglich, feiner und durchsichtiger als das chinesische und dabei ungemein
fest. Die Vereitung desselben erfordert viel Mühe, man rechnet, daß ein Ge¬
schirr bis zu seinem Fertigwerdcn durch nicht weniger als 72 Hände geht, und
so ist sein Preis ziemlich hoch. Indeß ist letzterer im Vergleich mit dem Preis
unsres Porzellans immerhin 30 bis 40 Procent niedriger, und außerdem hat
das Porzellan Japans einen viel höhern innern Werth als das beste euro¬
päische. Die Malerei war bisher nicht so geschmackvoll und fein wie die unsere.
Indeß sind die Fortschritte darin seit Eröffnung des Landes außerordentlich
groß gewesen, und ebenso hat man seit vier Jahren die Formen europäischer
Tafel- und Theeservice mit Glück nachgeahmt. Unser Berichterstatter sah Vasen,
die durch ihre originelle Schönheit, ihre gefälligen Formen und ihre seine Ma¬
lerei allgemeine Bewunderung erregten. Die Brvnzewaaren, theils ciselirt, theils
getriebne Arbeit, find prachtvoll und dabei höchst wohlfeil. Selbst bei der feinsten
Ciselirarbeit tauft man die großen Vronzesachcn zu einem Preise, der kaum die
Hälfte des Kupferwerths übersteigt, welche dieselben bei uns haben.

Das japanische Papier unterscheidet sich von dem unsern durch seiden¬
artige Weichheit und merkwürdige Haltbarkeit, infolge deren es zu vielen
Zwecken verwendet wird, zu denen wir das unsere nicht gebrauchen können.
Es wird aus der Rinde der jungen Zweige eines eigenthümlichen Maulbeer-


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[0267] sie jetzt begonnen hat, Ostasien sehr bald seine Kohlen statt aus England von hier beziehen wird. „Wir haben/' berichtet unsre Quelle, „in Singapore, Hongkong und Schanghai 17 bis 20 Dollars für die Tonne Wales-Kohlen bezahlt, während wir eine Quantität japanesischer von demselben Nutzeffect in Nangasaki für 4^2. in Hongkong für 10 bis 11 Dollars kauften. Schon jetzt gehen jährlich über hundert Schiffe nach Nangasaki, um Kohlen für China zu holen, und alle Kriegsdampfer, welche in der Nähe vorbeipassiren, versehen sich damit." Ein anderer beachtenswerther Ausfuhrartikel wird mit der Zeit Rapsöl werden, von welchem der Pikul — 120 Zollpfund — jetzt 8 Thaler kostet. Ferner Wachs, welches aus den Beeren des allenthalben wildwachsenden Wachs¬ baums gepreßt wird und an Weiße, Festigkeit und Brcnnfähigkcit unserm Bie¬ nenwachs kaum nachsteht. Dann besitzt Japan treffliches Bauholz, namentlich einen großen Reichthum von Cedern, Kampherbäumen, Eschen und Eichen. Endlich eignen sich eine Anzahl der Manufacturartikel des Landes zur Ausfuhr nach Europa. Seine Seidengewebe sind bereits erwähnt. Nicht minder wichtig aber sind seine Lackwaaren, sein Porzellan, seine Stahl- und Bronzcwaaren und sein Papier, Der japanische Lack, aus dem Lackbaum, Wu,8 ve'rlckecr gewonnen, ist der beste der Welt, er wird weder von kochendem Wasser noch von Säuren angegriffen, letztere müßten denn ätzend sein, und die Kunsttischler des Landes verstehen ihn aus das Geschmackvollste zu verwenden. Das Porzellan ist eben¬ falls vorzüglich, feiner und durchsichtiger als das chinesische und dabei ungemein fest. Die Vereitung desselben erfordert viel Mühe, man rechnet, daß ein Ge¬ schirr bis zu seinem Fertigwerdcn durch nicht weniger als 72 Hände geht, und so ist sein Preis ziemlich hoch. Indeß ist letzterer im Vergleich mit dem Preis unsres Porzellans immerhin 30 bis 40 Procent niedriger, und außerdem hat das Porzellan Japans einen viel höhern innern Werth als das beste euro¬ päische. Die Malerei war bisher nicht so geschmackvoll und fein wie die unsere. Indeß sind die Fortschritte darin seit Eröffnung des Landes außerordentlich groß gewesen, und ebenso hat man seit vier Jahren die Formen europäischer Tafel- und Theeservice mit Glück nachgeahmt. Unser Berichterstatter sah Vasen, die durch ihre originelle Schönheit, ihre gefälligen Formen und ihre seine Ma¬ lerei allgemeine Bewunderung erregten. Die Brvnzewaaren, theils ciselirt, theils getriebne Arbeit, find prachtvoll und dabei höchst wohlfeil. Selbst bei der feinsten Ciselirarbeit tauft man die großen Vronzesachcn zu einem Preise, der kaum die Hälfte des Kupferwerths übersteigt, welche dieselben bei uns haben. Das japanische Papier unterscheidet sich von dem unsern durch seiden¬ artige Weichheit und merkwürdige Haltbarkeit, infolge deren es zu vielen Zwecken verwendet wird, zu denen wir das unsere nicht gebrauchen können. Es wird aus der Rinde der jungen Zweige eines eigenthümlichen Maulbeer-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/267>, abgerufen am 28.09.2024.