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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

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der Baum der Cypresscnsümpfc, Sequoia, die Gattung, zu welcher die riesige
Wellingtvnie Californiens gehört, der Tulpenbaum, der Slyraxbaum lebten
zusammen mit Feigenbäumen, denen des tropischen Amerika und Afrika ähn¬
lich, mit Palmen und Caesalpinien, welche brasilischen Formen entsprechen, mit
Pflanzen von ausgeprägt neuholländischen Charakter (die Proteaceen und die
Santalacee Ocningens), mit einigen Formen vom Cap, Südeuropas (der ge¬
meinen Myrthe, dem europäischen Snmach z. B.), Japans, des tropischen und
mittleren Asiens; endlich mit Pflanzen der no>blieben gemäßigten Zone (Adler-
farrn, Schilfrohr, Heidel- und Moosbeeren -- die letzteren Pflanzen meiden
heutzutage schon im südlichen Deutscbland die niederen Gegenden). Wie in
der Gesammtheit der Vegetation, so findet sich auch innerhalb derselben Gat¬
tung zur Tertiärzeit das Nebencinandervortommen heute weit getrennter Arten.
Unter den Eichen Ocningens sind nordameril'arische, mexicanische und südeuro-
Päischc Formen; unter den Wallnußbäumen persische und amerikanische, unter
den Tannen mexicanische, nordamerikanische und mitteleuropäische.

Die große Mehrzahl der mit jetzt lebenden Arten nahezu übereinstim¬
menden Pflanzen der obersten Schichten der Brauntohienformation ähnelt Arten
des wärmeren Nordamerika. In zweiter Reihe folgen in dieser Beziehung die
nördlicheren Vereinigten Staaten; dann das Mittelmeergcbiet, das. mittlere
Europa, das tropische Amerika, das gemäßigte Asien (Kleinasien, der Kaukasus,
Japan), das wärmere Asien, Afrika, die atlantischen Inseln. Nordasien, Neu-
holland, in letzter Stelle Chile. Die meisten dieser Länder haben ein wär¬
meres Klima, als Süddeutschland und die Nordschweiz es heutzutage besitzen.
Man wird nicht wen, wenn man mit Heer annimmt, daß die mittlere Jahres¬
temperatur der späteren Braunkohlcnzeit zwischen -H-1S" und -> 20° 0 gelegen
haben muß (die gegenwärtige der Schweiz ist beiläufig

Das Verhältniß fossiler Pflanzenreste, welche jetzt lebenden Arten entsprechen,
zu der Gesamnüvcgctation der untersuchten geologischen Periode ist ein anderes,
wenn man mit der obersten Tertiärschicht sowohl jüngere, höhere, als auch
ältere und tiefere vergleicht. Eine Vegetation, welche derjenigen der Braun¬
kohlcnzeit folgte, und der Zeit der Ablagerung des Diluvium vorherging, ist
an vielen Orten, wenn auch nicht in sehr mannigfaltigen Resten uns erhalten.
Der Haupttheil der gewaltigen Masse des Aetna ruht auf pflanzcnsührcnden,
aus Trümmern vulkanischer Producte gebildeten Tuffen. Aehnliche Tuffe kom¬
men auf der liparischen Insel Stromboli vor. Hier und da in Mitteleuropa
sind Pflanzenreste in älterem, vvrdiluvialen Kalktuff eingeschlossen, oder als
Schicfcrkohlcn erhalten. Auf Madeira ist eine, von einer mächtigen Decke aus
Basalt und vulkanischem Tuff überlagerte pflanzenführende Schicht bekannt ge¬
worden. Allen diesen Ablagerungen ist die große Uebereinstimmung mit den
gegenwärtigen Floren ihrer Umgebung gemeinsam. Die Schieferkohlen von


der Baum der Cypresscnsümpfc, Sequoia, die Gattung, zu welcher die riesige
Wellingtvnie Californiens gehört, der Tulpenbaum, der Slyraxbaum lebten
zusammen mit Feigenbäumen, denen des tropischen Amerika und Afrika ähn¬
lich, mit Palmen und Caesalpinien, welche brasilischen Formen entsprechen, mit
Pflanzen von ausgeprägt neuholländischen Charakter (die Proteaceen und die
Santalacee Ocningens), mit einigen Formen vom Cap, Südeuropas (der ge¬
meinen Myrthe, dem europäischen Snmach z. B.), Japans, des tropischen und
mittleren Asiens; endlich mit Pflanzen der no>blieben gemäßigten Zone (Adler-
farrn, Schilfrohr, Heidel- und Moosbeeren — die letzteren Pflanzen meiden
heutzutage schon im südlichen Deutscbland die niederen Gegenden). Wie in
der Gesammtheit der Vegetation, so findet sich auch innerhalb derselben Gat¬
tung zur Tertiärzeit das Nebencinandervortommen heute weit getrennter Arten.
Unter den Eichen Ocningens sind nordameril'arische, mexicanische und südeuro-
Päischc Formen; unter den Wallnußbäumen persische und amerikanische, unter
den Tannen mexicanische, nordamerikanische und mitteleuropäische.

Die große Mehrzahl der mit jetzt lebenden Arten nahezu übereinstim¬
menden Pflanzen der obersten Schichten der Brauntohienformation ähnelt Arten
des wärmeren Nordamerika. In zweiter Reihe folgen in dieser Beziehung die
nördlicheren Vereinigten Staaten; dann das Mittelmeergcbiet, das. mittlere
Europa, das tropische Amerika, das gemäßigte Asien (Kleinasien, der Kaukasus,
Japan), das wärmere Asien, Afrika, die atlantischen Inseln. Nordasien, Neu-
holland, in letzter Stelle Chile. Die meisten dieser Länder haben ein wär¬
meres Klima, als Süddeutschland und die Nordschweiz es heutzutage besitzen.
Man wird nicht wen, wenn man mit Heer annimmt, daß die mittlere Jahres¬
temperatur der späteren Braunkohlcnzeit zwischen -H-1S" und -> 20° 0 gelegen
haben muß (die gegenwärtige der Schweiz ist beiläufig

Das Verhältniß fossiler Pflanzenreste, welche jetzt lebenden Arten entsprechen,
zu der Gesamnüvcgctation der untersuchten geologischen Periode ist ein anderes,
wenn man mit der obersten Tertiärschicht sowohl jüngere, höhere, als auch
ältere und tiefere vergleicht. Eine Vegetation, welche derjenigen der Braun¬
kohlcnzeit folgte, und der Zeit der Ablagerung des Diluvium vorherging, ist
an vielen Orten, wenn auch nicht in sehr mannigfaltigen Resten uns erhalten.
Der Haupttheil der gewaltigen Masse des Aetna ruht auf pflanzcnsührcnden,
aus Trümmern vulkanischer Producte gebildeten Tuffen. Aehnliche Tuffe kom¬
men auf der liparischen Insel Stromboli vor. Hier und da in Mitteleuropa
sind Pflanzenreste in älterem, vvrdiluvialen Kalktuff eingeschlossen, oder als
Schicfcrkohlcn erhalten. Auf Madeira ist eine, von einer mächtigen Decke aus
Basalt und vulkanischem Tuff überlagerte pflanzenführende Schicht bekannt ge¬
worden. Allen diesen Ablagerungen ist die große Uebereinstimmung mit den
gegenwärtigen Floren ihrer Umgebung gemeinsam. Die Schieferkohlen von


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[0233] der Baum der Cypresscnsümpfc, Sequoia, die Gattung, zu welcher die riesige Wellingtvnie Californiens gehört, der Tulpenbaum, der Slyraxbaum lebten zusammen mit Feigenbäumen, denen des tropischen Amerika und Afrika ähn¬ lich, mit Palmen und Caesalpinien, welche brasilischen Formen entsprechen, mit Pflanzen von ausgeprägt neuholländischen Charakter (die Proteaceen und die Santalacee Ocningens), mit einigen Formen vom Cap, Südeuropas (der ge¬ meinen Myrthe, dem europäischen Snmach z. B.), Japans, des tropischen und mittleren Asiens; endlich mit Pflanzen der no>blieben gemäßigten Zone (Adler- farrn, Schilfrohr, Heidel- und Moosbeeren — die letzteren Pflanzen meiden heutzutage schon im südlichen Deutscbland die niederen Gegenden). Wie in der Gesammtheit der Vegetation, so findet sich auch innerhalb derselben Gat¬ tung zur Tertiärzeit das Nebencinandervortommen heute weit getrennter Arten. Unter den Eichen Ocningens sind nordameril'arische, mexicanische und südeuro- Päischc Formen; unter den Wallnußbäumen persische und amerikanische, unter den Tannen mexicanische, nordamerikanische und mitteleuropäische. Die große Mehrzahl der mit jetzt lebenden Arten nahezu übereinstim¬ menden Pflanzen der obersten Schichten der Brauntohienformation ähnelt Arten des wärmeren Nordamerika. In zweiter Reihe folgen in dieser Beziehung die nördlicheren Vereinigten Staaten; dann das Mittelmeergcbiet, das. mittlere Europa, das tropische Amerika, das gemäßigte Asien (Kleinasien, der Kaukasus, Japan), das wärmere Asien, Afrika, die atlantischen Inseln. Nordasien, Neu- holland, in letzter Stelle Chile. Die meisten dieser Länder haben ein wär¬ meres Klima, als Süddeutschland und die Nordschweiz es heutzutage besitzen. Man wird nicht wen, wenn man mit Heer annimmt, daß die mittlere Jahres¬ temperatur der späteren Braunkohlcnzeit zwischen -H-1S" und -> 20° 0 gelegen haben muß (die gegenwärtige der Schweiz ist beiläufig Das Verhältniß fossiler Pflanzenreste, welche jetzt lebenden Arten entsprechen, zu der Gesamnüvcgctation der untersuchten geologischen Periode ist ein anderes, wenn man mit der obersten Tertiärschicht sowohl jüngere, höhere, als auch ältere und tiefere vergleicht. Eine Vegetation, welche derjenigen der Braun¬ kohlcnzeit folgte, und der Zeit der Ablagerung des Diluvium vorherging, ist an vielen Orten, wenn auch nicht in sehr mannigfaltigen Resten uns erhalten. Der Haupttheil der gewaltigen Masse des Aetna ruht auf pflanzcnsührcnden, aus Trümmern vulkanischer Producte gebildeten Tuffen. Aehnliche Tuffe kom¬ men auf der liparischen Insel Stromboli vor. Hier und da in Mitteleuropa sind Pflanzenreste in älterem, vvrdiluvialen Kalktuff eingeschlossen, oder als Schicfcrkohlcn erhalten. Auf Madeira ist eine, von einer mächtigen Decke aus Basalt und vulkanischem Tuff überlagerte pflanzenführende Schicht bekannt ge¬ worden. Allen diesen Ablagerungen ist die große Uebereinstimmung mit den gegenwärtigen Floren ihrer Umgebung gemeinsam. Die Schieferkohlen von

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/233>, abgerufen am 20.10.2024.