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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

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der der Bergregion angehörigen und der von Menschen eingeschleppten) 824
Arten, darunter aus jenen 2ü Familien nur 91 Holzpflanzen, und dies bei
einem Areal, das zuverlässig um vieles größer ist, als dasjenige, aus welchem die
öninger Pflanzenreste stammen.-- Wie die Pflanzendecke, so war auch den er¬
haltenen Resten nach zu schließen die Insektenwelt der Tertiärzeit ungleich
artenreicher, als die des heutigen gemäßigten Europa. Ein ähnlicher Artenreich¬
thum von Pflanzen und Thieren findet sich heutzutage nur noch in einigen der
begünstigtsten Gebiete der südlichen Halbkugel: Ostbrasilien, Capland z. B.

Die Unterschiede der Pflanzen der tertiären Zeit von den jetzt lebenden
sind nur mäßig. Bei vielen der niederen Gewächse, bei Pilzen, Moosen z. B.,
haben deren gar keine sich auffinden lassen; bei höher organisirten in mehren
Fällen nur so geringfügige, daß die Meinungen der Systematiker über die
Identität der tertiären Arten mit modernen auscinandngehen. Sehr viele ter¬
tiäre Pflanzen sind von modernen in niederem Grade verschieden, als die
Stammeltern vieler Kulturpflanzen von ihrer Nachkommenschaft es sind. Die
große Mehrzahl tertiärer Pflanzen gehört zu Gattungen, von denen Arten noch
jetzt auf der Erde leben. Nur sehr wenige Formen weichen so weit von mo¬
dernen ab, daß die Aufstellung besonderer Gattungen für sie nöthig wurde;
keine in dem Maße, daß sie nicht in einer der bekannten Familien jetzt leben¬
der Pflanzen Platz gefunden hätte. Die Pflanzendecke der Erde hat sich seit
der Tertiärzeit im Großen und Ganzen weil weniger geändert, als ihre Bevöl¬
kerung durch Säugethiere. Was der Vegetation der Tertiärperiode ihren eigen¬
thümlichen Charakter verleiht, das ist das Zusammenwohnen mannigfaltiger
Pflanzenformen, deren jetzige Hcimathbezirke durch weite Räume getrennt sind.

Der Häufigkeit bestimmter Pflanzenreste in den jüngsten tertiären Ab¬
lagerungen, denen von Oeningen z. B., nach zu schließen, bildeten in den
Wäldern des letzten Abschnittes der Brauntvhlenzeit solche Bäume einen wesent¬
lichen Theil der Vegetation, deren Gattungsgenossen noch jetzt zahlreich bei
uns vorkommen: Weiden und Ahorne; die ersteren jetzt lebenden europäischen,
die letzteren zum größeren Theile nordamerikanischen, zum kleineren mittel- und
südeuropäischen Arten ähnlich. Aber unter den herrschenden Pflanzenformen
waren diesen uns gewohnten in überwiegender Zahl fremdartige beigemischt.
Vor Allem traten durch Artenzahl und Häufigkeit Kampherbäume in den Vorder¬
grund, den japanesischen der Jetztzeit ähnlich: demnächst Wallnußbäume, theils
von asiatischem, theils von nordamerikanischen Typus; Lorbeerbäume, Robinien
und verwandte Formen schmetterlingsblüthigcr Bäume, unter den Nadelhölzern
Glyptostrvbus, eine jetzt auf das westliche Nordamerika und das östlichste Asien
beschränkte Form.

Noch bunter ist das Bild, wenn wir die minder häufigen Formen ins
Auge fassen. Bäume von ausgeprägt nordamerikanischen Typus, wie Taxodium


der der Bergregion angehörigen und der von Menschen eingeschleppten) 824
Arten, darunter aus jenen 2ü Familien nur 91 Holzpflanzen, und dies bei
einem Areal, das zuverlässig um vieles größer ist, als dasjenige, aus welchem die
öninger Pflanzenreste stammen.— Wie die Pflanzendecke, so war auch den er¬
haltenen Resten nach zu schließen die Insektenwelt der Tertiärzeit ungleich
artenreicher, als die des heutigen gemäßigten Europa. Ein ähnlicher Artenreich¬
thum von Pflanzen und Thieren findet sich heutzutage nur noch in einigen der
begünstigtsten Gebiete der südlichen Halbkugel: Ostbrasilien, Capland z. B.

Die Unterschiede der Pflanzen der tertiären Zeit von den jetzt lebenden
sind nur mäßig. Bei vielen der niederen Gewächse, bei Pilzen, Moosen z. B.,
haben deren gar keine sich auffinden lassen; bei höher organisirten in mehren
Fällen nur so geringfügige, daß die Meinungen der Systematiker über die
Identität der tertiären Arten mit modernen auscinandngehen. Sehr viele ter¬
tiäre Pflanzen sind von modernen in niederem Grade verschieden, als die
Stammeltern vieler Kulturpflanzen von ihrer Nachkommenschaft es sind. Die
große Mehrzahl tertiärer Pflanzen gehört zu Gattungen, von denen Arten noch
jetzt auf der Erde leben. Nur sehr wenige Formen weichen so weit von mo¬
dernen ab, daß die Aufstellung besonderer Gattungen für sie nöthig wurde;
keine in dem Maße, daß sie nicht in einer der bekannten Familien jetzt leben¬
der Pflanzen Platz gefunden hätte. Die Pflanzendecke der Erde hat sich seit
der Tertiärzeit im Großen und Ganzen weil weniger geändert, als ihre Bevöl¬
kerung durch Säugethiere. Was der Vegetation der Tertiärperiode ihren eigen¬
thümlichen Charakter verleiht, das ist das Zusammenwohnen mannigfaltiger
Pflanzenformen, deren jetzige Hcimathbezirke durch weite Räume getrennt sind.

Der Häufigkeit bestimmter Pflanzenreste in den jüngsten tertiären Ab¬
lagerungen, denen von Oeningen z. B., nach zu schließen, bildeten in den
Wäldern des letzten Abschnittes der Brauntvhlenzeit solche Bäume einen wesent¬
lichen Theil der Vegetation, deren Gattungsgenossen noch jetzt zahlreich bei
uns vorkommen: Weiden und Ahorne; die ersteren jetzt lebenden europäischen,
die letzteren zum größeren Theile nordamerikanischen, zum kleineren mittel- und
südeuropäischen Arten ähnlich. Aber unter den herrschenden Pflanzenformen
waren diesen uns gewohnten in überwiegender Zahl fremdartige beigemischt.
Vor Allem traten durch Artenzahl und Häufigkeit Kampherbäume in den Vorder¬
grund, den japanesischen der Jetztzeit ähnlich: demnächst Wallnußbäume, theils
von asiatischem, theils von nordamerikanischen Typus; Lorbeerbäume, Robinien
und verwandte Formen schmetterlingsblüthigcr Bäume, unter den Nadelhölzern
Glyptostrvbus, eine jetzt auf das westliche Nordamerika und das östlichste Asien
beschränkte Form.

Noch bunter ist das Bild, wenn wir die minder häufigen Formen ins
Auge fassen. Bäume von ausgeprägt nordamerikanischen Typus, wie Taxodium


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[0232] der der Bergregion angehörigen und der von Menschen eingeschleppten) 824 Arten, darunter aus jenen 2ü Familien nur 91 Holzpflanzen, und dies bei einem Areal, das zuverlässig um vieles größer ist, als dasjenige, aus welchem die öninger Pflanzenreste stammen.— Wie die Pflanzendecke, so war auch den er¬ haltenen Resten nach zu schließen die Insektenwelt der Tertiärzeit ungleich artenreicher, als die des heutigen gemäßigten Europa. Ein ähnlicher Artenreich¬ thum von Pflanzen und Thieren findet sich heutzutage nur noch in einigen der begünstigtsten Gebiete der südlichen Halbkugel: Ostbrasilien, Capland z. B. Die Unterschiede der Pflanzen der tertiären Zeit von den jetzt lebenden sind nur mäßig. Bei vielen der niederen Gewächse, bei Pilzen, Moosen z. B., haben deren gar keine sich auffinden lassen; bei höher organisirten in mehren Fällen nur so geringfügige, daß die Meinungen der Systematiker über die Identität der tertiären Arten mit modernen auscinandngehen. Sehr viele ter¬ tiäre Pflanzen sind von modernen in niederem Grade verschieden, als die Stammeltern vieler Kulturpflanzen von ihrer Nachkommenschaft es sind. Die große Mehrzahl tertiärer Pflanzen gehört zu Gattungen, von denen Arten noch jetzt auf der Erde leben. Nur sehr wenige Formen weichen so weit von mo¬ dernen ab, daß die Aufstellung besonderer Gattungen für sie nöthig wurde; keine in dem Maße, daß sie nicht in einer der bekannten Familien jetzt leben¬ der Pflanzen Platz gefunden hätte. Die Pflanzendecke der Erde hat sich seit der Tertiärzeit im Großen und Ganzen weil weniger geändert, als ihre Bevöl¬ kerung durch Säugethiere. Was der Vegetation der Tertiärperiode ihren eigen¬ thümlichen Charakter verleiht, das ist das Zusammenwohnen mannigfaltiger Pflanzenformen, deren jetzige Hcimathbezirke durch weite Räume getrennt sind. Der Häufigkeit bestimmter Pflanzenreste in den jüngsten tertiären Ab¬ lagerungen, denen von Oeningen z. B., nach zu schließen, bildeten in den Wäldern des letzten Abschnittes der Brauntvhlenzeit solche Bäume einen wesent¬ lichen Theil der Vegetation, deren Gattungsgenossen noch jetzt zahlreich bei uns vorkommen: Weiden und Ahorne; die ersteren jetzt lebenden europäischen, die letzteren zum größeren Theile nordamerikanischen, zum kleineren mittel- und südeuropäischen Arten ähnlich. Aber unter den herrschenden Pflanzenformen waren diesen uns gewohnten in überwiegender Zahl fremdartige beigemischt. Vor Allem traten durch Artenzahl und Häufigkeit Kampherbäume in den Vorder¬ grund, den japanesischen der Jetztzeit ähnlich: demnächst Wallnußbäume, theils von asiatischem, theils von nordamerikanischen Typus; Lorbeerbäume, Robinien und verwandte Formen schmetterlingsblüthigcr Bäume, unter den Nadelhölzern Glyptostrvbus, eine jetzt auf das westliche Nordamerika und das östlichste Asien beschränkte Form. Noch bunter ist das Bild, wenn wir die minder häufigen Formen ins Auge fassen. Bäume von ausgeprägt nordamerikanischen Typus, wie Taxodium

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/232>, abgerufen am 20.10.2024.