Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Wegs, in Palmar, ein kleines Detachement von 22 mexicanischen Reitern auf'
gehoben hatte, am 18, Mai wieder in Orizaba an. In dem dicht vor diesem
Orte gelegenen Dorfe Jngenio ließ Lorencez ein Bataillon vom ncunundneun-
zigstcn Regiments und zwei Geschütze zurück, um das Thal zu schließen, welches
von hier nach Orizaba führte. Dieses Detachement rettete den General Mar-
quez noch vor den Truppen Zaragozas, welche jenen mit einem Theile seiner
Cavallerie schon fast abgeschnitten hatten, machte in dem bei dieser Ge¬
legenheit am Abend des 18. Mai stattfindenden Gefechte viele Gefangene und
erbeutete eine mexicanische Fahne.

Nach Orizaba zurückgekehrt, gab General de Lorencez seinem Armeecorps
und seinen Verwaltungsbeamten in zwei Tagesbefehlen vom 21. und 22. Mai
seine volle Anerkennung kund für den Muth und die Hingebung, welche sie
während des Feldzuges vom 18. April bis zum 18. Mai bewiesen hätten.
Mit Eifer beschäftigte er sich dann mit der Befestigung seiner Stellung
durch Verschanzungen und mit der Herstellung seiner Verbindung mit Vera¬
cruz. Ein Bataillon Zuavcn wurde nach Cordova und Chicuite geschickt,
um die Couriere und Transportcolonncn zu schützen, von welchen mehre durch
die Guerillas angegriffen und aufgehoben worden waren. Marquez Cavallerie
wurde zur Aufklärung der Straße verwendet und leistete bald nützliche
Dienste.

Während dieser Beschäftigungen erfuhr Lorencez, daß die Generale Ortega
und Zaragoza ihre Streitkräfte vereinigten und einen gemeinschaftlichen Angriff
auf Orizaba vorbereiteten. Ortega sollte mit 4000 Mann den Cerro-del-Bor-
rcgo, eine Höhe, welche Orizaba beherrscht, besetzen und so den Angriff, welche"
General Zaragoza auf der Straße von Angostura gegen die Stadt richten
würde, decken und unterstützen. Am Abend des 12. Juni erschien ein mexi-
canischer Offizier, Oberst Colombres, als Parlamentär in Orizaba und über¬
brachte dem General de Lorencez einen Brief von Zaragoza, in welchem er
jenem eine Kapitulation vorschlug, deren Grundlage die Räumung des Gebiets
der mexicanischen Republik von Seiten der Franzosen sein sollte. Lorencez er¬
theilte auf dieses Schreiben eine etwas ausweichende Antwort, weil er Ze>^
gewinnen wollte, um das in Jngenio zu gefährdet stehende Detachement erst
heranzuziehen, welches denn auch sofort geholt wurde und schon am 13. Jun'
Morgens in Orizaba einzog. Gleich darauf singen die Mexicaner nut den fran¬
zösischen Vorposten zu plänkeln an, doch kam es am 13. nur zu unbedeutenden
Scharmützeln. In der Nacht vom 13. auf den 14. Juni aber wurde Oberst
l'Herillier. der Commandeur des 99. Regiments, benachrichtigt, daß der Fein^
auf dem Gipfel des Berges Borrego stehe, welchen die Franzosen für unzugänglich
gehalten und deshalb unvorsichtigerweise nicht besetzt hatten. Die Compagnie
des Hauptmanns Dvtrie wurde, sofort beauftragt, die steilen, fast unzugänglichen


Wegs, in Palmar, ein kleines Detachement von 22 mexicanischen Reitern auf'
gehoben hatte, am 18, Mai wieder in Orizaba an. In dem dicht vor diesem
Orte gelegenen Dorfe Jngenio ließ Lorencez ein Bataillon vom ncunundneun-
zigstcn Regiments und zwei Geschütze zurück, um das Thal zu schließen, welches
von hier nach Orizaba führte. Dieses Detachement rettete den General Mar-
quez noch vor den Truppen Zaragozas, welche jenen mit einem Theile seiner
Cavallerie schon fast abgeschnitten hatten, machte in dem bei dieser Ge¬
legenheit am Abend des 18. Mai stattfindenden Gefechte viele Gefangene und
erbeutete eine mexicanische Fahne.

Nach Orizaba zurückgekehrt, gab General de Lorencez seinem Armeecorps
und seinen Verwaltungsbeamten in zwei Tagesbefehlen vom 21. und 22. Mai
seine volle Anerkennung kund für den Muth und die Hingebung, welche sie
während des Feldzuges vom 18. April bis zum 18. Mai bewiesen hätten.
Mit Eifer beschäftigte er sich dann mit der Befestigung seiner Stellung
durch Verschanzungen und mit der Herstellung seiner Verbindung mit Vera¬
cruz. Ein Bataillon Zuavcn wurde nach Cordova und Chicuite geschickt,
um die Couriere und Transportcolonncn zu schützen, von welchen mehre durch
die Guerillas angegriffen und aufgehoben worden waren. Marquez Cavallerie
wurde zur Aufklärung der Straße verwendet und leistete bald nützliche
Dienste.

Während dieser Beschäftigungen erfuhr Lorencez, daß die Generale Ortega
und Zaragoza ihre Streitkräfte vereinigten und einen gemeinschaftlichen Angriff
auf Orizaba vorbereiteten. Ortega sollte mit 4000 Mann den Cerro-del-Bor-
rcgo, eine Höhe, welche Orizaba beherrscht, besetzen und so den Angriff, welche»
General Zaragoza auf der Straße von Angostura gegen die Stadt richten
würde, decken und unterstützen. Am Abend des 12. Juni erschien ein mexi-
canischer Offizier, Oberst Colombres, als Parlamentär in Orizaba und über¬
brachte dem General de Lorencez einen Brief von Zaragoza, in welchem er
jenem eine Kapitulation vorschlug, deren Grundlage die Räumung des Gebiets
der mexicanischen Republik von Seiten der Franzosen sein sollte. Lorencez er¬
theilte auf dieses Schreiben eine etwas ausweichende Antwort, weil er Ze>^
gewinnen wollte, um das in Jngenio zu gefährdet stehende Detachement erst
heranzuziehen, welches denn auch sofort geholt wurde und schon am 13. Jun'
Morgens in Orizaba einzog. Gleich darauf singen die Mexicaner nut den fran¬
zösischen Vorposten zu plänkeln an, doch kam es am 13. nur zu unbedeutenden
Scharmützeln. In der Nacht vom 13. auf den 14. Juni aber wurde Oberst
l'Herillier. der Commandeur des 99. Regiments, benachrichtigt, daß der Fein^
auf dem Gipfel des Berges Borrego stehe, welchen die Franzosen für unzugänglich
gehalten und deshalb unvorsichtigerweise nicht besetzt hatten. Die Compagnie
des Hauptmanns Dvtrie wurde, sofort beauftragt, die steilen, fast unzugänglichen


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0106" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/188133"/>
          <p xml:id="ID_334" prev="#ID_333"> Wegs, in Palmar, ein kleines Detachement von 22 mexicanischen Reitern auf'<lb/>
gehoben hatte, am 18, Mai wieder in Orizaba an. In dem dicht vor diesem<lb/>
Orte gelegenen Dorfe Jngenio ließ Lorencez ein Bataillon vom ncunundneun-<lb/>
zigstcn Regiments und zwei Geschütze zurück, um das Thal zu schließen, welches<lb/>
von hier nach Orizaba führte. Dieses Detachement rettete den General Mar-<lb/>
quez noch vor den Truppen Zaragozas, welche jenen mit einem Theile seiner<lb/>
Cavallerie schon fast abgeschnitten hatten, machte in dem bei dieser Ge¬<lb/>
legenheit am Abend des 18. Mai stattfindenden Gefechte viele Gefangene und<lb/>
erbeutete eine mexicanische Fahne.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_335"> Nach Orizaba zurückgekehrt, gab General de Lorencez seinem Armeecorps<lb/>
und seinen Verwaltungsbeamten in zwei Tagesbefehlen vom 21. und 22. Mai<lb/>
seine volle Anerkennung kund für den Muth und die Hingebung, welche sie<lb/>
während des Feldzuges vom 18. April bis zum 18. Mai bewiesen hätten.<lb/>
Mit Eifer beschäftigte er sich dann mit der Befestigung seiner Stellung<lb/>
durch Verschanzungen und mit der Herstellung seiner Verbindung mit Vera¬<lb/>
cruz. Ein Bataillon Zuavcn wurde nach Cordova und Chicuite geschickt,<lb/>
um die Couriere und Transportcolonncn zu schützen, von welchen mehre durch<lb/>
die Guerillas angegriffen und aufgehoben worden waren. Marquez Cavallerie<lb/>
wurde zur Aufklärung der Straße verwendet und leistete bald nützliche<lb/>
Dienste.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_336" next="#ID_337"> Während dieser Beschäftigungen erfuhr Lorencez, daß die Generale Ortega<lb/>
und Zaragoza ihre Streitkräfte vereinigten und einen gemeinschaftlichen Angriff<lb/>
auf Orizaba vorbereiteten. Ortega sollte mit 4000 Mann den Cerro-del-Bor-<lb/>
rcgo, eine Höhe, welche Orizaba beherrscht, besetzen und so den Angriff, welche»<lb/>
General Zaragoza auf der Straße von Angostura gegen die Stadt richten<lb/>
würde, decken und unterstützen. Am Abend des 12. Juni erschien ein mexi-<lb/>
canischer Offizier, Oberst Colombres, als Parlamentär in Orizaba und über¬<lb/>
brachte dem General de Lorencez einen Brief von Zaragoza, in welchem er<lb/>
jenem eine Kapitulation vorschlug, deren Grundlage die Räumung des Gebiets<lb/>
der mexicanischen Republik von Seiten der Franzosen sein sollte. Lorencez er¬<lb/>
theilte auf dieses Schreiben eine etwas ausweichende Antwort, weil er Ze&gt;^<lb/>
gewinnen wollte, um das in Jngenio zu gefährdet stehende Detachement erst<lb/>
heranzuziehen, welches denn auch sofort geholt wurde und schon am 13. Jun'<lb/>
Morgens in Orizaba einzog. Gleich darauf singen die Mexicaner nut den fran¬<lb/>
zösischen Vorposten zu plänkeln an, doch kam es am 13. nur zu unbedeutenden<lb/>
Scharmützeln. In der Nacht vom 13. auf den 14. Juni aber wurde Oberst<lb/>
l'Herillier. der Commandeur des 99. Regiments, benachrichtigt, daß der Fein^<lb/>
auf dem Gipfel des Berges Borrego stehe, welchen die Franzosen für unzugänglich<lb/>
gehalten und deshalb unvorsichtigerweise nicht besetzt hatten. Die Compagnie<lb/>
des Hauptmanns Dvtrie wurde, sofort beauftragt, die steilen, fast unzugänglichen</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0106] Wegs, in Palmar, ein kleines Detachement von 22 mexicanischen Reitern auf' gehoben hatte, am 18, Mai wieder in Orizaba an. In dem dicht vor diesem Orte gelegenen Dorfe Jngenio ließ Lorencez ein Bataillon vom ncunundneun- zigstcn Regiments und zwei Geschütze zurück, um das Thal zu schließen, welches von hier nach Orizaba führte. Dieses Detachement rettete den General Mar- quez noch vor den Truppen Zaragozas, welche jenen mit einem Theile seiner Cavallerie schon fast abgeschnitten hatten, machte in dem bei dieser Ge¬ legenheit am Abend des 18. Mai stattfindenden Gefechte viele Gefangene und erbeutete eine mexicanische Fahne. Nach Orizaba zurückgekehrt, gab General de Lorencez seinem Armeecorps und seinen Verwaltungsbeamten in zwei Tagesbefehlen vom 21. und 22. Mai seine volle Anerkennung kund für den Muth und die Hingebung, welche sie während des Feldzuges vom 18. April bis zum 18. Mai bewiesen hätten. Mit Eifer beschäftigte er sich dann mit der Befestigung seiner Stellung durch Verschanzungen und mit der Herstellung seiner Verbindung mit Vera¬ cruz. Ein Bataillon Zuavcn wurde nach Cordova und Chicuite geschickt, um die Couriere und Transportcolonncn zu schützen, von welchen mehre durch die Guerillas angegriffen und aufgehoben worden waren. Marquez Cavallerie wurde zur Aufklärung der Straße verwendet und leistete bald nützliche Dienste. Während dieser Beschäftigungen erfuhr Lorencez, daß die Generale Ortega und Zaragoza ihre Streitkräfte vereinigten und einen gemeinschaftlichen Angriff auf Orizaba vorbereiteten. Ortega sollte mit 4000 Mann den Cerro-del-Bor- rcgo, eine Höhe, welche Orizaba beherrscht, besetzen und so den Angriff, welche» General Zaragoza auf der Straße von Angostura gegen die Stadt richten würde, decken und unterstützen. Am Abend des 12. Juni erschien ein mexi- canischer Offizier, Oberst Colombres, als Parlamentär in Orizaba und über¬ brachte dem General de Lorencez einen Brief von Zaragoza, in welchem er jenem eine Kapitulation vorschlug, deren Grundlage die Räumung des Gebiets der mexicanischen Republik von Seiten der Franzosen sein sollte. Lorencez er¬ theilte auf dieses Schreiben eine etwas ausweichende Antwort, weil er Ze>^ gewinnen wollte, um das in Jngenio zu gefährdet stehende Detachement erst heranzuziehen, welches denn auch sofort geholt wurde und schon am 13. Jun' Morgens in Orizaba einzog. Gleich darauf singen die Mexicaner nut den fran¬ zösischen Vorposten zu plänkeln an, doch kam es am 13. nur zu unbedeutenden Scharmützeln. In der Nacht vom 13. auf den 14. Juni aber wurde Oberst l'Herillier. der Commandeur des 99. Regiments, benachrichtigt, daß der Fein^ auf dem Gipfel des Berges Borrego stehe, welchen die Franzosen für unzugänglich gehalten und deshalb unvorsichtigerweise nicht besetzt hatten. Die Compagnie des Hauptmanns Dvtrie wurde, sofort beauftragt, die steilen, fast unzugänglichen

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/106
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/106>, abgerufen am 27.09.2024.