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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

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und das Fort San Juan de Ulua; vier Wochen später langten auch das
französische und das englische ExpediUvnscorps unter Jurien de 1a Gra¬
viere und Dunlop an. Allein das EinVerständniß zwischen den drei euro¬
päischen Mächten sollte nicht lange dauern. Am Is. Februar 1862 schloß
General Prim, der Befehlshaber der spanischen Streitkräfte mit dem mexica-
nischen Minister Dvblado die Convention von Soledad, in Folge deren Unter¬
handlungen zwischen den Verbündeten und der mexicanischen Regierung zur
Feststellung aller Forderungen der ersteren und zum Abschlüsse von Verträgen
eröffnet wurden. Während dieser Unterhandlungen sollten die europäischen
Truppen die ungesunden Küstengegenden verlassen und die Städte Cordova,
Orizaba und Tehuacan besetzen; würden die Unterhandlungen aber abgebrochen,
ohne daß man zu einer friedlichen Losung gekommen wäre, so sollten die Ver¬
bündeten wieder in ihre ersten Stellungen zurückkehren, und ihre Hospitäler
dann unter dem Schutze der mexicanischen Nation stehn.

In Folge dieser Übereinkunft legte das französische Corps unangefochten
seinen Marsch durch die ungesunde tivii'Ä ealicmtv zurück; erstieg die erste Ge-
birgsstufe der Cordilleren und nahm seine Quartiere in der auf der Hochebene
von Puebla gelegenen Stadt Tehuacan, während die spanischen Truppen die
Städte Cordova und Orizaba besetzten.

Die französische Negierung versagte indessen der Convention ihre Geneh¬
migung, und der schon vorbereitete Bruch der europäischen Allianz wurde in
der Konferenz vom 9. April officiell. Die englischen Marinetruppen waren
schon wieder eingeschifft worden, auch das spanische Corps trat nun seinen
Rückmarsch an. Die französischen Bevollmächtigten, Admiral Jurien de la
Graviöre und Dubois de Saligny, zeigten dagegen in einer von Orizaba aus
ein den General Dvblado gerichteten Note vom 9. April 1862 der Regierung
Juarez die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten an und sagten am Schlüsse
dieser Note, daß sie dem Vertrage von Soledad gemäß zurückmarschiren und
ihre Kranken unter dem Schutze der mexicanischen Nation zurücklassen würden.
Ferner richteten sie am 17. April eine Proclqmation an die Mexicaner, in
welcher sie dieselben über die Zwecke belehrten, >o"lebe Frankreich in Mexico
verfolge, und sie aufforderten, die französische Fahne ni'^ el,^ befreundete zu
betrachten und sich ihr gegen die Regierung Juarez anzuschlie^.

Mittlerweile' war General de Lorenccz mit der zweiten französischen
Expeditionscolonne angekommen und hatte das Commando über t,-,s ganze
nun fast 10,000 Mann starke Corps übernommen. Ihm gegenüber Sta.h die
mexicanische "Ostarmee", deren Stärke auf 26,000 bis 30,000 Mann angegebn
wird, beim Beginne des Krieges unter den Befehlen des Generals Zaragoza-
¬

Ein Brief dieses Generals vom 16. April, in welchem er Lorencez auf
forderte, die zur Bewachung der Lazarethkrcmken in Orizaba gelassenen sranzo-


und das Fort San Juan de Ulua; vier Wochen später langten auch das
französische und das englische ExpediUvnscorps unter Jurien de 1a Gra¬
viere und Dunlop an. Allein das EinVerständniß zwischen den drei euro¬
päischen Mächten sollte nicht lange dauern. Am Is. Februar 1862 schloß
General Prim, der Befehlshaber der spanischen Streitkräfte mit dem mexica-
nischen Minister Dvblado die Convention von Soledad, in Folge deren Unter¬
handlungen zwischen den Verbündeten und der mexicanischen Regierung zur
Feststellung aller Forderungen der ersteren und zum Abschlüsse von Verträgen
eröffnet wurden. Während dieser Unterhandlungen sollten die europäischen
Truppen die ungesunden Küstengegenden verlassen und die Städte Cordova,
Orizaba und Tehuacan besetzen; würden die Unterhandlungen aber abgebrochen,
ohne daß man zu einer friedlichen Losung gekommen wäre, so sollten die Ver¬
bündeten wieder in ihre ersten Stellungen zurückkehren, und ihre Hospitäler
dann unter dem Schutze der mexicanischen Nation stehn.

In Folge dieser Übereinkunft legte das französische Corps unangefochten
seinen Marsch durch die ungesunde tivii'Ä ealicmtv zurück; erstieg die erste Ge-
birgsstufe der Cordilleren und nahm seine Quartiere in der auf der Hochebene
von Puebla gelegenen Stadt Tehuacan, während die spanischen Truppen die
Städte Cordova und Orizaba besetzten.

Die französische Negierung versagte indessen der Convention ihre Geneh¬
migung, und der schon vorbereitete Bruch der europäischen Allianz wurde in
der Konferenz vom 9. April officiell. Die englischen Marinetruppen waren
schon wieder eingeschifft worden, auch das spanische Corps trat nun seinen
Rückmarsch an. Die französischen Bevollmächtigten, Admiral Jurien de la
Graviöre und Dubois de Saligny, zeigten dagegen in einer von Orizaba aus
ein den General Dvblado gerichteten Note vom 9. April 1862 der Regierung
Juarez die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten an und sagten am Schlüsse
dieser Note, daß sie dem Vertrage von Soledad gemäß zurückmarschiren und
ihre Kranken unter dem Schutze der mexicanischen Nation zurücklassen würden.
Ferner richteten sie am 17. April eine Proclqmation an die Mexicaner, in
welcher sie dieselben über die Zwecke belehrten, >o»lebe Frankreich in Mexico
verfolge, und sie aufforderten, die französische Fahne ni'^ el,^ befreundete zu
betrachten und sich ihr gegen die Regierung Juarez anzuschlie^.

Mittlerweile' war General de Lorenccz mit der zweiten französischen
Expeditionscolonne angekommen und hatte das Commando über t,-,s ganze
nun fast 10,000 Mann starke Corps übernommen. Ihm gegenüber Sta.h die
mexicanische „Ostarmee", deren Stärke auf 26,000 bis 30,000 Mann angegebn
wird, beim Beginne des Krieges unter den Befehlen des Generals Zaragoza-
¬

Ein Brief dieses Generals vom 16. April, in welchem er Lorencez auf
forderte, die zur Bewachung der Lazarethkrcmken in Orizaba gelassenen sranzo-


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[0102] und das Fort San Juan de Ulua; vier Wochen später langten auch das französische und das englische ExpediUvnscorps unter Jurien de 1a Gra¬ viere und Dunlop an. Allein das EinVerständniß zwischen den drei euro¬ päischen Mächten sollte nicht lange dauern. Am Is. Februar 1862 schloß General Prim, der Befehlshaber der spanischen Streitkräfte mit dem mexica- nischen Minister Dvblado die Convention von Soledad, in Folge deren Unter¬ handlungen zwischen den Verbündeten und der mexicanischen Regierung zur Feststellung aller Forderungen der ersteren und zum Abschlüsse von Verträgen eröffnet wurden. Während dieser Unterhandlungen sollten die europäischen Truppen die ungesunden Küstengegenden verlassen und die Städte Cordova, Orizaba und Tehuacan besetzen; würden die Unterhandlungen aber abgebrochen, ohne daß man zu einer friedlichen Losung gekommen wäre, so sollten die Ver¬ bündeten wieder in ihre ersten Stellungen zurückkehren, und ihre Hospitäler dann unter dem Schutze der mexicanischen Nation stehn. In Folge dieser Übereinkunft legte das französische Corps unangefochten seinen Marsch durch die ungesunde tivii'Ä ealicmtv zurück; erstieg die erste Ge- birgsstufe der Cordilleren und nahm seine Quartiere in der auf der Hochebene von Puebla gelegenen Stadt Tehuacan, während die spanischen Truppen die Städte Cordova und Orizaba besetzten. Die französische Negierung versagte indessen der Convention ihre Geneh¬ migung, und der schon vorbereitete Bruch der europäischen Allianz wurde in der Konferenz vom 9. April officiell. Die englischen Marinetruppen waren schon wieder eingeschifft worden, auch das spanische Corps trat nun seinen Rückmarsch an. Die französischen Bevollmächtigten, Admiral Jurien de la Graviöre und Dubois de Saligny, zeigten dagegen in einer von Orizaba aus ein den General Dvblado gerichteten Note vom 9. April 1862 der Regierung Juarez die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten an und sagten am Schlüsse dieser Note, daß sie dem Vertrage von Soledad gemäß zurückmarschiren und ihre Kranken unter dem Schutze der mexicanischen Nation zurücklassen würden. Ferner richteten sie am 17. April eine Proclqmation an die Mexicaner, in welcher sie dieselben über die Zwecke belehrten, >o»lebe Frankreich in Mexico verfolge, und sie aufforderten, die französische Fahne ni'^ el,^ befreundete zu betrachten und sich ihr gegen die Regierung Juarez anzuschlie^. Mittlerweile' war General de Lorenccz mit der zweiten französischen Expeditionscolonne angekommen und hatte das Commando über t,-,s ganze nun fast 10,000 Mann starke Corps übernommen. Ihm gegenüber Sta.h die mexicanische „Ostarmee", deren Stärke auf 26,000 bis 30,000 Mann angegebn wird, beim Beginne des Krieges unter den Befehlen des Generals Zaragoza- ¬ Ein Brief dieses Generals vom 16. April, in welchem er Lorencez auf forderte, die zur Bewachung der Lazarethkrcmken in Orizaba gelassenen sranzo-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/102>, abgerufen am 27.09.2024.