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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

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pathetisch sein dagegen steht ihm trotz Klaus Groth übel zu Gesicht, Manche dieser
Rosmarin und Ringelblumen aber zwingen sogar Erinnerungen an heincsche Gedanken
in diesen Dialekt. -- "Frische Kannten ut Krischavn Schulter sin Mus'list," (Derselbe
Verlag.) Eine ähnliche Sammlung von gereimten Anekdoten, Schnurren und
Scherzen wie Reuters "Läuschen un Niemals", die zwar ohne die humoristische Ader
dieses Dichters ist, aber immerhin manches gut und wirksam erzählte Geschichtchen
enthält.


Gedichte von Karl Sichel. Dritte veränderte Auflage. Leipzig und
Iserlohn, I. Bädeckcr. 1863.

Neben manchem Trivialen und vielen Gedichten, die bloße Reminiscenzen an
Heine, Freiligrath und Andere sind, auch einzelne tiefempfundene Lieder. Zu tadeln
ist, daß die Stoffe großentheils aus dem alltäglichen Leben genommen sind, und
daß ein beträchtlicher Theil der Sammlung in Verse gebrachtes Mitleid mit ver¬
krüppelten Kindern, Blinden, Schwindsüchtigen und andern Unglücklichen ist. Auch
die Form läßt zu wünschen übrig. Bisweilen kommt sogar die Grammatik übel weg,
und noch häufiger der Wohlklang. So gleich im Schlüsse des ersten Gedichts:


So ist zuletzt wohl gar der Haß
Noch dazu auserkoren,
Gewcihet und gewürdigt, daß
Aus ihm werd' Lieb' geboren.

Gedichte von Adolf Schults. Vierte Auflage. Iserlohn, Verlag von
I. Bädeckcr. 1863.

Ein bescheidenes Talent, 'das sich in meist gutklingendcn Versen über die
Lerchen und Veilchen des Frühlings freut, seinem Behagen an einer stillgemüth-
lichcn Häuslichkeit Ausdruck gibt, sinnend im Walde wandelt und sich nur bisweilen,
wie im "Negerschiff", in "Nonzcval", in "Johannes Huß" an mächtigere Stoffe
wagt, deren Bearbeitung dann ziemlich matt ausfällt.


Kleine Welt. Von Emil Edel. Zweite veränderte Auflage. Hildesheim,
Gerstcnbcrgschc Buchhandlung. 1863.

Originalpocsicn und Uebersetzungen, welche die kleinen Leiden und Freuden der
Kinderwelt besingen, manches recht Anmuthige und Sinnreiche darunter. Vgl. die
Gedichte "Entsagung", "Leichenbegängnis;", "Frische Veilchen" u. a. in.


Gedichte von A. R. de Wilson. Posen, in Commission bei Louis Mcrz-
bach. 1862.

Wo der Verfasser einen ernsten Ton anschlägt, reine platte Prosa, wo er zu
scherzen versucht, schalste Spaßmacherci, das Ganze nur insofern erwähnenswerth,
als es zeigt, was für wunderbare Begriffe von Poesie noch hin und wieder
vorkommen.


Geschichten und Gestalten. Erzählende Dichtungen nebst einem lyrischen
Anhang. Von Bernhard Endrulat. Hamburg. Ncstler und Meile. 1863.

Wohl gefügte Verse, reine Reime, stark liberale Gesinnung, in der zweiten
Hälfte ein paar hübsche erotische Gedichte, im Ganzen aber mehr Rhetorik als echte
poetische Empfindung, mehr Anklänge als eigenes starkes Tönen. Die Mehrzahl der
längeren Gedichte in der ersten Hälfte des Bandes besteht aus Poesien mit politischer
Tendenz im Tone Herweghs (vgl. "Deutsches Heimweh") und Freiligraths, aber


pathetisch sein dagegen steht ihm trotz Klaus Groth übel zu Gesicht, Manche dieser
Rosmarin und Ringelblumen aber zwingen sogar Erinnerungen an heincsche Gedanken
in diesen Dialekt. — „Frische Kannten ut Krischavn Schulter sin Mus'list," (Derselbe
Verlag.) Eine ähnliche Sammlung von gereimten Anekdoten, Schnurren und
Scherzen wie Reuters „Läuschen un Niemals", die zwar ohne die humoristische Ader
dieses Dichters ist, aber immerhin manches gut und wirksam erzählte Geschichtchen
enthält.


Gedichte von Karl Sichel. Dritte veränderte Auflage. Leipzig und
Iserlohn, I. Bädeckcr. 1863.

Neben manchem Trivialen und vielen Gedichten, die bloße Reminiscenzen an
Heine, Freiligrath und Andere sind, auch einzelne tiefempfundene Lieder. Zu tadeln
ist, daß die Stoffe großentheils aus dem alltäglichen Leben genommen sind, und
daß ein beträchtlicher Theil der Sammlung in Verse gebrachtes Mitleid mit ver¬
krüppelten Kindern, Blinden, Schwindsüchtigen und andern Unglücklichen ist. Auch
die Form läßt zu wünschen übrig. Bisweilen kommt sogar die Grammatik übel weg,
und noch häufiger der Wohlklang. So gleich im Schlüsse des ersten Gedichts:


So ist zuletzt wohl gar der Haß
Noch dazu auserkoren,
Gewcihet und gewürdigt, daß
Aus ihm werd' Lieb' geboren.

Gedichte von Adolf Schults. Vierte Auflage. Iserlohn, Verlag von
I. Bädeckcr. 1863.

Ein bescheidenes Talent, 'das sich in meist gutklingendcn Versen über die
Lerchen und Veilchen des Frühlings freut, seinem Behagen an einer stillgemüth-
lichcn Häuslichkeit Ausdruck gibt, sinnend im Walde wandelt und sich nur bisweilen,
wie im „Negerschiff", in „Nonzcval", in „Johannes Huß" an mächtigere Stoffe
wagt, deren Bearbeitung dann ziemlich matt ausfällt.


Kleine Welt. Von Emil Edel. Zweite veränderte Auflage. Hildesheim,
Gerstcnbcrgschc Buchhandlung. 1863.

Originalpocsicn und Uebersetzungen, welche die kleinen Leiden und Freuden der
Kinderwelt besingen, manches recht Anmuthige und Sinnreiche darunter. Vgl. die
Gedichte „Entsagung", „Leichenbegängnis;", „Frische Veilchen" u. a. in.


Gedichte von A. R. de Wilson. Posen, in Commission bei Louis Mcrz-
bach. 1862.

Wo der Verfasser einen ernsten Ton anschlägt, reine platte Prosa, wo er zu
scherzen versucht, schalste Spaßmacherci, das Ganze nur insofern erwähnenswerth,
als es zeigt, was für wunderbare Begriffe von Poesie noch hin und wieder
vorkommen.


Geschichten und Gestalten. Erzählende Dichtungen nebst einem lyrischen
Anhang. Von Bernhard Endrulat. Hamburg. Ncstler und Meile. 1863.

Wohl gefügte Verse, reine Reime, stark liberale Gesinnung, in der zweiten
Hälfte ein paar hübsche erotische Gedichte, im Ganzen aber mehr Rhetorik als echte
poetische Empfindung, mehr Anklänge als eigenes starkes Tönen. Die Mehrzahl der
längeren Gedichte in der ersten Hälfte des Bandes besteht aus Poesien mit politischer
Tendenz im Tone Herweghs (vgl. „Deutsches Heimweh") und Freiligraths, aber


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[0530] pathetisch sein dagegen steht ihm trotz Klaus Groth übel zu Gesicht, Manche dieser Rosmarin und Ringelblumen aber zwingen sogar Erinnerungen an heincsche Gedanken in diesen Dialekt. — „Frische Kannten ut Krischavn Schulter sin Mus'list," (Derselbe Verlag.) Eine ähnliche Sammlung von gereimten Anekdoten, Schnurren und Scherzen wie Reuters „Läuschen un Niemals", die zwar ohne die humoristische Ader dieses Dichters ist, aber immerhin manches gut und wirksam erzählte Geschichtchen enthält. Gedichte von Karl Sichel. Dritte veränderte Auflage. Leipzig und Iserlohn, I. Bädeckcr. 1863. Neben manchem Trivialen und vielen Gedichten, die bloße Reminiscenzen an Heine, Freiligrath und Andere sind, auch einzelne tiefempfundene Lieder. Zu tadeln ist, daß die Stoffe großentheils aus dem alltäglichen Leben genommen sind, und daß ein beträchtlicher Theil der Sammlung in Verse gebrachtes Mitleid mit ver¬ krüppelten Kindern, Blinden, Schwindsüchtigen und andern Unglücklichen ist. Auch die Form läßt zu wünschen übrig. Bisweilen kommt sogar die Grammatik übel weg, und noch häufiger der Wohlklang. So gleich im Schlüsse des ersten Gedichts: So ist zuletzt wohl gar der Haß Noch dazu auserkoren, Gewcihet und gewürdigt, daß Aus ihm werd' Lieb' geboren. Gedichte von Adolf Schults. Vierte Auflage. Iserlohn, Verlag von I. Bädeckcr. 1863. Ein bescheidenes Talent, 'das sich in meist gutklingendcn Versen über die Lerchen und Veilchen des Frühlings freut, seinem Behagen an einer stillgemüth- lichcn Häuslichkeit Ausdruck gibt, sinnend im Walde wandelt und sich nur bisweilen, wie im „Negerschiff", in „Nonzcval", in „Johannes Huß" an mächtigere Stoffe wagt, deren Bearbeitung dann ziemlich matt ausfällt. Kleine Welt. Von Emil Edel. Zweite veränderte Auflage. Hildesheim, Gerstcnbcrgschc Buchhandlung. 1863. Originalpocsicn und Uebersetzungen, welche die kleinen Leiden und Freuden der Kinderwelt besingen, manches recht Anmuthige und Sinnreiche darunter. Vgl. die Gedichte „Entsagung", „Leichenbegängnis;", „Frische Veilchen" u. a. in. Gedichte von A. R. de Wilson. Posen, in Commission bei Louis Mcrz- bach. 1862. Wo der Verfasser einen ernsten Ton anschlägt, reine platte Prosa, wo er zu scherzen versucht, schalste Spaßmacherci, das Ganze nur insofern erwähnenswerth, als es zeigt, was für wunderbare Begriffe von Poesie noch hin und wieder vorkommen. Geschichten und Gestalten. Erzählende Dichtungen nebst einem lyrischen Anhang. Von Bernhard Endrulat. Hamburg. Ncstler und Meile. 1863. Wohl gefügte Verse, reine Reime, stark liberale Gesinnung, in der zweiten Hälfte ein paar hübsche erotische Gedichte, im Ganzen aber mehr Rhetorik als echte poetische Empfindung, mehr Anklänge als eigenes starkes Tönen. Die Mehrzahl der längeren Gedichte in der ersten Hälfte des Bandes besteht aus Poesien mit politischer Tendenz im Tone Herweghs (vgl. „Deutsches Heimweh") und Freiligraths, aber

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/530>, abgerufen am 22.12.2024.