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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

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einige von den Comtoiren des Finanzministeriums damit verbunden sein dürfte,
daß die Hauptbücher nunmehr ein klein wenig anders eingerichtet werden, als
sie zu Anfang des Finanzjahrs eingerichtet waren."

In finanzieller Beziehung erschienen diese Explicationen den dänischen
Blättern natürlich sehr angenehm. Denn sie machten die Meinung zu nichte,
als werde der holsteinische Beitrag zu den Ausgaben ausfallen und das König¬
reich sich" deshalb, um das aus seinem Schooß hervorgegangene, seine politischen
Velleitäten vertretende Cabinet am Nuder zu erhalten, möglicherweise gezwungen
sehen, den Ausfall wenigstens theilweise zu decken. Gleichwohl wurde den
dänischen Prcßorganen bei den officiösen Explicationen nicht recht wohl zu
Muthe. Sie konnten sich der Frage nicht entschlagen, was Wohl die fremden
Mächte, wenn ihnen klar würde, daß durch die dänische Erklärung vom
29. Juli und ihre hinterherige Interpretation die ganze Concession in eine
"Buchhaltereifrage" umgewandelt wurde, zu der Redlichkeit eines solchen
Manövers sagen würden. "Hoffentlich," sagte selbst das ministerielle "Dagblad"
in der angeführten Nummer, "hat die Negierung den freundschaftlich gesinnten
Mächten bei den stattgehabten considenticllcn Verhandlungen im Borwegc deut¬
lich und bestimmt zu verstehen gegeben, daß eben das gemachte Zugeständnis;
in Wahrheit c^uf nichts, auf eine bloße Formalität hinausläuft. Hat die Re¬
gierung dies unterlassen, hat sie es versäumt sich hierüber auszusprechen, so
fürchten wir allerdings, daß sie trotz aller Erklärungen sich neuen Beschul¬
digungen wegen mals, na"s ausgesetzt sehen wird."

Die anderen dänischen Preßorgane "Danevirke", "Flyveposten", "Fädrelandet,,
u. f. w. waren sämmtlich darin einig, daß der Werth des dänischen Zugeständ¬
nisses, wenn eS in der eben bezeichneten Weise zur Ausführung gebracht würde
-- und es ist thatsächlich so zur Ausführung gebracht worden -- "materiell
und finanziell vollständig Null sei" und zu einer bloßen Umbuchung des hol¬
steinischen Beitrags verwandelt werde. Aber, wendeten sie ein, man werde
der dänischen Regierung unzweifelhaft sagen, "daß sie Deutschland hinters
Licht geführt habe." -- "Fädrelandet" erklärte geradezu, daß ihm die ganze
Manipulation "nicht redlich" erscheine', daß sie ein "Taschenspielerkunststück
eines politischen Bosco" sei. Und wenn den dänischen Preßorganen auch nicht
gerade viel daran gelegen war, welchen Eindruck das Verfahren ihrer Regie¬
rung in Deutschland machen werde, so waren sie doch der "freundschaftlich ge¬
sinnten Mächte", insbesondere Englands wegen besorgt. "Glaubt man," sagte
eines dieser Organe, "daß die Mächte, an deren Freundschaft uns allerdings
sehr viel gelegen sein muß, auf eine Auffassung eingehen werden, durch welche
der Theil, auf dessen Seite sie sich während der vorläufigen Unterhandlungen
gestellt haben, geradezu am Narrenseile umhergeführt werden würde? Werden
sie nicht sich selbst für getäuscht ansehen?"


einige von den Comtoiren des Finanzministeriums damit verbunden sein dürfte,
daß die Hauptbücher nunmehr ein klein wenig anders eingerichtet werden, als
sie zu Anfang des Finanzjahrs eingerichtet waren."

In finanzieller Beziehung erschienen diese Explicationen den dänischen
Blättern natürlich sehr angenehm. Denn sie machten die Meinung zu nichte,
als werde der holsteinische Beitrag zu den Ausgaben ausfallen und das König¬
reich sich" deshalb, um das aus seinem Schooß hervorgegangene, seine politischen
Velleitäten vertretende Cabinet am Nuder zu erhalten, möglicherweise gezwungen
sehen, den Ausfall wenigstens theilweise zu decken. Gleichwohl wurde den
dänischen Prcßorganen bei den officiösen Explicationen nicht recht wohl zu
Muthe. Sie konnten sich der Frage nicht entschlagen, was Wohl die fremden
Mächte, wenn ihnen klar würde, daß durch die dänische Erklärung vom
29. Juli und ihre hinterherige Interpretation die ganze Concession in eine
„Buchhaltereifrage" umgewandelt wurde, zu der Redlichkeit eines solchen
Manövers sagen würden. „Hoffentlich," sagte selbst das ministerielle „Dagblad"
in der angeführten Nummer, „hat die Negierung den freundschaftlich gesinnten
Mächten bei den stattgehabten considenticllcn Verhandlungen im Borwegc deut¬
lich und bestimmt zu verstehen gegeben, daß eben das gemachte Zugeständnis;
in Wahrheit c^uf nichts, auf eine bloße Formalität hinausläuft. Hat die Re¬
gierung dies unterlassen, hat sie es versäumt sich hierüber auszusprechen, so
fürchten wir allerdings, daß sie trotz aller Erklärungen sich neuen Beschul¬
digungen wegen mals, na«s ausgesetzt sehen wird."

Die anderen dänischen Preßorgane „Danevirke", „Flyveposten", „Fädrelandet,,
u. f. w. waren sämmtlich darin einig, daß der Werth des dänischen Zugeständ¬
nisses, wenn eS in der eben bezeichneten Weise zur Ausführung gebracht würde
— und es ist thatsächlich so zur Ausführung gebracht worden — „materiell
und finanziell vollständig Null sei" und zu einer bloßen Umbuchung des hol¬
steinischen Beitrags verwandelt werde. Aber, wendeten sie ein, man werde
der dänischen Regierung unzweifelhaft sagen, „daß sie Deutschland hinters
Licht geführt habe." — „Fädrelandet" erklärte geradezu, daß ihm die ganze
Manipulation „nicht redlich" erscheine', daß sie ein „Taschenspielerkunststück
eines politischen Bosco" sei. Und wenn den dänischen Preßorganen auch nicht
gerade viel daran gelegen war, welchen Eindruck das Verfahren ihrer Regie¬
rung in Deutschland machen werde, so waren sie doch der „freundschaftlich ge¬
sinnten Mächte", insbesondere Englands wegen besorgt. „Glaubt man," sagte
eines dieser Organe, „daß die Mächte, an deren Freundschaft uns allerdings
sehr viel gelegen sein muß, auf eine Auffassung eingehen werden, durch welche
der Theil, auf dessen Seite sie sich während der vorläufigen Unterhandlungen
gestellt haben, geradezu am Narrenseile umhergeführt werden würde? Werden
sie nicht sich selbst für getäuscht ansehen?"


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/53>, abgerufen am 27.11.2024.