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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

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sie mir haben Uebles thun wollen, ist. es eine kleine Rache sie zu Perst.
stiren."

Friedrich schont neben Ludwig dem Fünfzehnten und der Pompadour auch
den Herzog von' Choiseul nicht, den Minister, welcher dieser versailler Wirth¬
schaft den Glanz seines staatsmännischen Talents und seiner Kenntnisse lieh.


Nais certain <Zuo, s'illllLtr-me K ^wais
Lauverg, kr^neais
Laus oavitaine, sans Knalles,
Sans ^.weriyus, s"us xruäsnoe,

Verse wie:

fanden durch Voltaire ihren Weg nach Versailles. Der französische Minister
erwiederte diesen Haß.

..Der Herzog von Choiseul wird über Luc in der einen oder andern Weise
triumphiren und dann -- welche Freude!" schreibt Voltaire an Argental am
Is. Februar 1760. Voltaire hatte Alles gethan, um den politischen Verhältnissen
diese persönliche Schärfe zu geben. Er schreibt am 25. Oct. 1761 an den
Cardinal Berneis. indem er Choiseul zum Jäger des gehetzten Königs
macht:

"Eines tröstet mich, ehe ich sterbe, daß ich -- ein so elendes Wesen als
ich bin - nicht wenig dazu beigetragen habe. -- einen gewissen Eber und
Ihren Jäger zu unversöhnlichen Feinden gemacht zu haben. .Ich lache mir
darüber ins Fäustchen." Die Jagd gegen diesen Eber hatte einen sonderbaren
Charakter angenommen. Friedrich konnte von sich schreiben: ..Wenn ich unter¬
gehe, so werde ich unter einem Hausen ihrer Libelle und unter gebrochenen Waf¬
fen auf einem Schlachtfelde untergehen."

Was speciell Choiseul betrifft, so war er bereit, den König auch persönlich
auf dem literarischen Felde zu bekämpfen. Es ist bekannt, daß Friedrich schon
im Jahre 1759 ein die Erbärmlichkeit der pariser Machthaber brandmarkendes
Gedicht an Voltaire schickte, welches dieser dann, was auch ohne Zweifel die
Absicht des Königs war, sofort an Choiseul mittheilte.

In seinen Memoiren sagt Voltaire darüber: "Ich nahm an. daß der
Herzog v. Choiseul -- sich daraus beschränken werde, den König von Frank¬
reich zu überreden, daß der König von Preußen ein unversöhnlicher Feind sei.
den man vernichten müsse, wenn man könne. Der Herzog v. Choiseul be¬
schränkte sich aber nicht darauf; derselbe ist ein sehr geistreicher Mann. er macht
Gedichte, er hat Freunde, die welche machen; er zahlte dem Könige von Preußen
mit gleicher Münze und schickte mir eine Ode an Friedrich, ebenso beißend,
ebenso schrecklich wie die Friedrichs gegen uns."

Der versailler Friede, welcher Frankreich nach einem ruhmlosen Kriege
den Verlust bedeutender transatlantischer Besitzungen brachte, schied die franzö¬
sische Regierung von der Nation; er erschütterte auch ChoiseulS Stellung; es


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sie mir haben Uebles thun wollen, ist. es eine kleine Rache sie zu Perst.
stiren."

Friedrich schont neben Ludwig dem Fünfzehnten und der Pompadour auch
den Herzog von' Choiseul nicht, den Minister, welcher dieser versailler Wirth¬
schaft den Glanz seines staatsmännischen Talents und seiner Kenntnisse lieh.


Nais certain <Zuo, s'illllLtr-me K ^wais
Lauverg, kr^neais
Laus oavitaine, sans Knalles,
Sans ^.weriyus, s»us xruäsnoe,

Verse wie:

fanden durch Voltaire ihren Weg nach Versailles. Der französische Minister
erwiederte diesen Haß.

..Der Herzog von Choiseul wird über Luc in der einen oder andern Weise
triumphiren und dann — welche Freude!" schreibt Voltaire an Argental am
Is. Februar 1760. Voltaire hatte Alles gethan, um den politischen Verhältnissen
diese persönliche Schärfe zu geben. Er schreibt am 25. Oct. 1761 an den
Cardinal Berneis. indem er Choiseul zum Jäger des gehetzten Königs
macht:

„Eines tröstet mich, ehe ich sterbe, daß ich — ein so elendes Wesen als
ich bin - nicht wenig dazu beigetragen habe. — einen gewissen Eber und
Ihren Jäger zu unversöhnlichen Feinden gemacht zu haben. .Ich lache mir
darüber ins Fäustchen." Die Jagd gegen diesen Eber hatte einen sonderbaren
Charakter angenommen. Friedrich konnte von sich schreiben: ..Wenn ich unter¬
gehe, so werde ich unter einem Hausen ihrer Libelle und unter gebrochenen Waf¬
fen auf einem Schlachtfelde untergehen."

Was speciell Choiseul betrifft, so war er bereit, den König auch persönlich
auf dem literarischen Felde zu bekämpfen. Es ist bekannt, daß Friedrich schon
im Jahre 1759 ein die Erbärmlichkeit der pariser Machthaber brandmarkendes
Gedicht an Voltaire schickte, welches dieser dann, was auch ohne Zweifel die
Absicht des Königs war, sofort an Choiseul mittheilte.

In seinen Memoiren sagt Voltaire darüber: „Ich nahm an. daß der
Herzog v. Choiseul — sich daraus beschränken werde, den König von Frank¬
reich zu überreden, daß der König von Preußen ein unversöhnlicher Feind sei.
den man vernichten müsse, wenn man könne. Der Herzog v. Choiseul be¬
schränkte sich aber nicht darauf; derselbe ist ein sehr geistreicher Mann. er macht
Gedichte, er hat Freunde, die welche machen; er zahlte dem Könige von Preußen
mit gleicher Münze und schickte mir eine Ode an Friedrich, ebenso beißend,
ebenso schrecklich wie die Friedrichs gegen uns."

Der versailler Friede, welcher Frankreich nach einem ruhmlosen Kriege
den Verlust bedeutender transatlantischer Besitzungen brachte, schied die franzö¬
sische Regierung von der Nation; er erschütterte auch ChoiseulS Stellung; es


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/525>, abgerufen am 28.07.2024.