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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

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dem allwöchentlich steigenden Goldagio und vor der Aussicht, in einer Sünd-
fluth uneinlösbaren und unconvertirbaren Papiergeldes unterzugehen. Alle fest
Angestellten, nicht blos die Beamten, leiden Noth, indem ihre Gehalte, in
diesem Papiergeld ausgezahlt, sich gegen früher wie 6 zu 10 verhalten. Der
Finanzminister soll sich weiterer Ausgabe von derartigen Noten abgeneigt er¬
klärt haben, der Präsident hat sich so erklärt. Das Haus der Repräsentanten
allerdings hat durch sein Oommitte" ot 'Wg.zsg xmä Noans den Willen kund¬
gegeben, jede beliebige Zahl Millionen von "(Zreeirbs-eins" zu Votiren. Aber
von dem umsichtigeren und maßvolleren Senat ist solcher Leichtsinn kaum zu
erwarten. Inzwischen ist man mit dem Sold der Truppen im Rückstand, und
von der großen Tax-Bill, welche der Beginn besserer Tage und die Begrün¬
dung eines gesünderen Systems sein sollte, hören wir absolut nichts mehr.
Nun wird kein Verständiger vor der Lection, welche beide Theile der Kämpfen¬
den uns gegeben haben, d. h. vor den wunderbaren Möglichkeiten eines
Papiergeldes unter gewissen Umständen und für eine gewisse Frist, die
Augen verschließen wollen. Aber ebensowenig wird der kühle Beobachter ver¬
gessen, daß der Erfolg und die Duldung jedes solchen Systems ganz und gar
von der Fortdauer des Vertrauens auf den endlichen Sieg und die endliche
Einlösung seiner Papiere mit Baargeld abhängt."

Noch eins. Mit jeder neuen Nachricht aus Washington werden wir mehr
inne, daß die Pläne und Hoffnungen der Führer des Nordens deutlicher, schär¬
fer umgrenzt und greifbarer werden. Obwohl sie's noch nicht offen sagen, be¬
merkt man, daß sie für eine gute Grenze und nicht für eine Wiedervereinigung
kämpfen. Sie haben begonnen, sich zu gestehen, daß die Unterwerfung des
Südens wo nicht unmöglich, doch ohne Gewinn sein würde. Aber sie glauben
offenbar, daß sie im Stande sein werden, die Herrschaft über den Mississippi
zu gewinnen und so die neue Republik in enge Grenzen zu bannen. Sie Hof'
fen derselben Texas, Arkansas, Missouri und die Gebiete des fernen Westens
zu entreißen und sie auf ein Gebiet zu beschränken, welches etwa zwischen dem
Mississippi, dem Kamm der Alleghanies (in Tennessee, Georgia, Nordcarolina
und Virginien), dem Potomac und dem Meer gelegen wäre. Sie fechten mit
Einem Wort wohl nicht mehr für die Union, sondern für das Recht und die
Macht, die Bedingungen der Separation zu bestimmen.

Nun ist das gewiß ein weit verständigeres Ziel, als das frühere, aber
kein so begeisterndes und aufregendes. Die Union war eine Idee, die Grenze
ist ein Interesse. Ein großer Gedanke erweckt den heißesten nationalen
Eifer. Vortheilhafte Bedingungen können nie mehr als eine Verhältniß'
mäßig laue Theilnahme für sich beanspruchen. Die Erhaltung jener ungetheilten
und riesenhaften Republik für eine Zukunft voll nie dagewesener Größe und
Herrlichkeit, einer Republik, deren Gedeihen sie in wenigen Jahrzehnten in den


dem allwöchentlich steigenden Goldagio und vor der Aussicht, in einer Sünd-
fluth uneinlösbaren und unconvertirbaren Papiergeldes unterzugehen. Alle fest
Angestellten, nicht blos die Beamten, leiden Noth, indem ihre Gehalte, in
diesem Papiergeld ausgezahlt, sich gegen früher wie 6 zu 10 verhalten. Der
Finanzminister soll sich weiterer Ausgabe von derartigen Noten abgeneigt er¬
klärt haben, der Präsident hat sich so erklärt. Das Haus der Repräsentanten
allerdings hat durch sein Oommitte« ot 'Wg.zsg xmä Noans den Willen kund¬
gegeben, jede beliebige Zahl Millionen von „(Zreeirbs-eins" zu Votiren. Aber
von dem umsichtigeren und maßvolleren Senat ist solcher Leichtsinn kaum zu
erwarten. Inzwischen ist man mit dem Sold der Truppen im Rückstand, und
von der großen Tax-Bill, welche der Beginn besserer Tage und die Begrün¬
dung eines gesünderen Systems sein sollte, hören wir absolut nichts mehr.
Nun wird kein Verständiger vor der Lection, welche beide Theile der Kämpfen¬
den uns gegeben haben, d. h. vor den wunderbaren Möglichkeiten eines
Papiergeldes unter gewissen Umständen und für eine gewisse Frist, die
Augen verschließen wollen. Aber ebensowenig wird der kühle Beobachter ver¬
gessen, daß der Erfolg und die Duldung jedes solchen Systems ganz und gar
von der Fortdauer des Vertrauens auf den endlichen Sieg und die endliche
Einlösung seiner Papiere mit Baargeld abhängt."

Noch eins. Mit jeder neuen Nachricht aus Washington werden wir mehr
inne, daß die Pläne und Hoffnungen der Führer des Nordens deutlicher, schär¬
fer umgrenzt und greifbarer werden. Obwohl sie's noch nicht offen sagen, be¬
merkt man, daß sie für eine gute Grenze und nicht für eine Wiedervereinigung
kämpfen. Sie haben begonnen, sich zu gestehen, daß die Unterwerfung des
Südens wo nicht unmöglich, doch ohne Gewinn sein würde. Aber sie glauben
offenbar, daß sie im Stande sein werden, die Herrschaft über den Mississippi
zu gewinnen und so die neue Republik in enge Grenzen zu bannen. Sie Hof'
fen derselben Texas, Arkansas, Missouri und die Gebiete des fernen Westens
zu entreißen und sie auf ein Gebiet zu beschränken, welches etwa zwischen dem
Mississippi, dem Kamm der Alleghanies (in Tennessee, Georgia, Nordcarolina
und Virginien), dem Potomac und dem Meer gelegen wäre. Sie fechten mit
Einem Wort wohl nicht mehr für die Union, sondern für das Recht und die
Macht, die Bedingungen der Separation zu bestimmen.

Nun ist das gewiß ein weit verständigeres Ziel, als das frühere, aber
kein so begeisterndes und aufregendes. Die Union war eine Idee, die Grenze
ist ein Interesse. Ein großer Gedanke erweckt den heißesten nationalen
Eifer. Vortheilhafte Bedingungen können nie mehr als eine Verhältniß'
mäßig laue Theilnahme für sich beanspruchen. Die Erhaltung jener ungetheilten
und riesenhaften Republik für eine Zukunft voll nie dagewesener Größe und
Herrlichkeit, einer Republik, deren Gedeihen sie in wenigen Jahrzehnten in den


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/506>, abgerufen am 22.11.2024.