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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

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dem Könige, wie dem Naturforscher, gerade das Papier aus. oder er hatte die
Sache schon am selben Tage vergessen, oder er wollte seinem Freunde Alembert
das Geständnis; nickt ablegen, welches er dem unbekannten Fremden in der
öffentlichen Audienz gemacht hatte.

Wir haben indeß noch eine andere Nachricht über diese Audienz. Ein
Freund Buffons schreibt dem Sohn am 26. Juli 1782") offenbar in Beant¬
wortung eines Briefs desselben:

"Ich war von dem schmeichelhaften Empfange, den Sie. mein theurer
Freund, beim Könige von Preußen gehabt haben und von der Art. wie Sie
sich dabei benommen, schon unterrichtet. Aus den wenigen Worten, die
dieser große Fürst, ein Kenner des Verdienstes, an Sie richtete, haben Sie ge¬
sehen, wie hoch er Ihren berühmten Vater achtet."

Also auch dieser Freund hatte aus dem Briefe des Sohnes nur von wenigen
Worten, die der König gesprochen, erfahren. Vielleicht war indeß auch dem
Sohne bei seinem Briefe das Papier ausgegangen. Jedenfalls erfahren wir
wieder von dem Manuscript nichts.

Aber woher wissen wir denn überhaupt, daß dieses Manuscript existirte?

Leider nur aus einer etwas späten Quelle, von dem Großneffen Buffons.
Herrn Nadault de Buffon, der im Jahre 1860 die Korrespondenz des Letzteren
herausgegeben hat. Er sagt:

"Ich gebe hier einen Beweis der hohen Achtung, welche das unvergleich¬
liche Talent Buffons dem König von Preußen einflößte.

"Bei der Rückkehr aus Deutschland übergab Graf Buffon seinem Vater
ein Manuscript, weiches ihm der große Friedrich anvertraut hatte,
und das den Titel führte: "1.6s eng.t.in6of et" ?ieä<zrie II. ^ "on neveu
^!'6<kli'le-(ZuiI1anno, jzon suceösseui' d, 1a couioirne."

"Dieses Manuscript, welches Buffon seinen Freunden sehen ließ und dessen
d>e Memoiren von Bachaumont erwähnen, ist niemals veröffentlicht. Herr Hum-
bert-Bazile, sein Secretär. mußte für ihn mehre Abschriften davon machen. Eine
blieb ihm. Seine Tochter. Frau Beaudesson. hat mir dieselbe mitgetheilt."

Worauf stützt sich nun diese Erzählung von dem Geschenk des Manuscripts?
Herr Nadault de Buffon ist aufrichtig genug gewesen, uns darüber nicht in
Zweifel zu lassen. Denn er fügt hinzu, daß eine Stelle der ungedruckten Memoi-
"n Humbert-Bazile's die Authenticität des merkwürdigen Fragments entscheide.

Wir wollen, um den Leser nicht zu ermüden, nur das Wesentliche aus der
langen Geschichte mittheilen:

"Buffon ist eines Tags in Se. Ouen; sein Sohn fordert den Secretär



) I" der em-rsspolläg-neu insctits 6c! Lutkou steht "1780", ein offenbarer Druckfehler,
der übrige Inhalt des Briefs zeigt, daß er 1782 geschrieben wurde.

dem Könige, wie dem Naturforscher, gerade das Papier aus. oder er hatte die
Sache schon am selben Tage vergessen, oder er wollte seinem Freunde Alembert
das Geständnis; nickt ablegen, welches er dem unbekannten Fremden in der
öffentlichen Audienz gemacht hatte.

Wir haben indeß noch eine andere Nachricht über diese Audienz. Ein
Freund Buffons schreibt dem Sohn am 26. Juli 1782") offenbar in Beant¬
wortung eines Briefs desselben:

„Ich war von dem schmeichelhaften Empfange, den Sie. mein theurer
Freund, beim Könige von Preußen gehabt haben und von der Art. wie Sie
sich dabei benommen, schon unterrichtet. Aus den wenigen Worten, die
dieser große Fürst, ein Kenner des Verdienstes, an Sie richtete, haben Sie ge¬
sehen, wie hoch er Ihren berühmten Vater achtet."

Also auch dieser Freund hatte aus dem Briefe des Sohnes nur von wenigen
Worten, die der König gesprochen, erfahren. Vielleicht war indeß auch dem
Sohne bei seinem Briefe das Papier ausgegangen. Jedenfalls erfahren wir
wieder von dem Manuscript nichts.

Aber woher wissen wir denn überhaupt, daß dieses Manuscript existirte?

Leider nur aus einer etwas späten Quelle, von dem Großneffen Buffons.
Herrn Nadault de Buffon, der im Jahre 1860 die Korrespondenz des Letzteren
herausgegeben hat. Er sagt:

„Ich gebe hier einen Beweis der hohen Achtung, welche das unvergleich¬
liche Talent Buffons dem König von Preußen einflößte.

„Bei der Rückkehr aus Deutschland übergab Graf Buffon seinem Vater
ein Manuscript, weiches ihm der große Friedrich anvertraut hatte,
und das den Titel führte: „1.6s eng.t.in6of et« ?ieä<zrie II. ^ »on neveu
^!'6<kli'le-(ZuiI1anno, jzon suceösseui' d, 1a couioirne."

„Dieses Manuscript, welches Buffon seinen Freunden sehen ließ und dessen
d>e Memoiren von Bachaumont erwähnen, ist niemals veröffentlicht. Herr Hum-
bert-Bazile, sein Secretär. mußte für ihn mehre Abschriften davon machen. Eine
blieb ihm. Seine Tochter. Frau Beaudesson. hat mir dieselbe mitgetheilt."

Worauf stützt sich nun diese Erzählung von dem Geschenk des Manuscripts?
Herr Nadault de Buffon ist aufrichtig genug gewesen, uns darüber nicht in
Zweifel zu lassen. Denn er fügt hinzu, daß eine Stelle der ungedruckten Memoi-
"n Humbert-Bazile's die Authenticität des merkwürdigen Fragments entscheide.

Wir wollen, um den Leser nicht zu ermüden, nur das Wesentliche aus der
langen Geschichte mittheilen:

„Buffon ist eines Tags in Se. Ouen; sein Sohn fordert den Secretär



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[0485] dem Könige, wie dem Naturforscher, gerade das Papier aus. oder er hatte die Sache schon am selben Tage vergessen, oder er wollte seinem Freunde Alembert das Geständnis; nickt ablegen, welches er dem unbekannten Fremden in der öffentlichen Audienz gemacht hatte. Wir haben indeß noch eine andere Nachricht über diese Audienz. Ein Freund Buffons schreibt dem Sohn am 26. Juli 1782") offenbar in Beant¬ wortung eines Briefs desselben: „Ich war von dem schmeichelhaften Empfange, den Sie. mein theurer Freund, beim Könige von Preußen gehabt haben und von der Art. wie Sie sich dabei benommen, schon unterrichtet. Aus den wenigen Worten, die dieser große Fürst, ein Kenner des Verdienstes, an Sie richtete, haben Sie ge¬ sehen, wie hoch er Ihren berühmten Vater achtet." Also auch dieser Freund hatte aus dem Briefe des Sohnes nur von wenigen Worten, die der König gesprochen, erfahren. Vielleicht war indeß auch dem Sohne bei seinem Briefe das Papier ausgegangen. Jedenfalls erfahren wir wieder von dem Manuscript nichts. Aber woher wissen wir denn überhaupt, daß dieses Manuscript existirte? Leider nur aus einer etwas späten Quelle, von dem Großneffen Buffons. Herrn Nadault de Buffon, der im Jahre 1860 die Korrespondenz des Letzteren herausgegeben hat. Er sagt: „Ich gebe hier einen Beweis der hohen Achtung, welche das unvergleich¬ liche Talent Buffons dem König von Preußen einflößte. „Bei der Rückkehr aus Deutschland übergab Graf Buffon seinem Vater ein Manuscript, weiches ihm der große Friedrich anvertraut hatte, und das den Titel führte: „1.6s eng.t.in6of et« ?ieä<zrie II. ^ »on neveu ^!'6<kli'le-(ZuiI1anno, jzon suceösseui' d, 1a couioirne." „Dieses Manuscript, welches Buffon seinen Freunden sehen ließ und dessen d>e Memoiren von Bachaumont erwähnen, ist niemals veröffentlicht. Herr Hum- bert-Bazile, sein Secretär. mußte für ihn mehre Abschriften davon machen. Eine blieb ihm. Seine Tochter. Frau Beaudesson. hat mir dieselbe mitgetheilt." Worauf stützt sich nun diese Erzählung von dem Geschenk des Manuscripts? Herr Nadault de Buffon ist aufrichtig genug gewesen, uns darüber nicht in Zweifel zu lassen. Denn er fügt hinzu, daß eine Stelle der ungedruckten Memoi- "n Humbert-Bazile's die Authenticität des merkwürdigen Fragments entscheide. Wir wollen, um den Leser nicht zu ermüden, nur das Wesentliche aus der langen Geschichte mittheilen: „Buffon ist eines Tags in Se. Ouen; sein Sohn fordert den Secretär ) I» der em-rsspolläg-neu insctits 6c! Lutkou steht „1780", ein offenbarer Druckfehler, der übrige Inhalt des Briefs zeigt, daß er 1782 geschrieben wurde.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/485>, abgerufen am 28.07.2024.