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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

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bon unter dem Titel: "I.es eng-tinses roz^les on r^gner: 0puseuls
iueclit 6e Ir6cZ6i'i<: II, an 1ö KririlÄ, roi als ?i risse" erschienen ist.

Der Name Friedlich des Großen und die Angabe, daß diese Schrift bisher nicht
gedruckt sei, haben derselben überall und namentlich in Deutschland Verbreitung
verschafft, so daß schon nach wenigen Wochen eine andere Ausgabe derselben mit
beigefügter deutscher Uebersetzung, sowie eine deutsche Bearbeitung erschienen sind.

Darüber, daß diese Schrift bisher nicht ungedruckt war, kann eine Reihe
von Drucken und Übersetzungen, welche mit 1766 beginnt und mit 1860
schließt, genügenden Ausschluß geben. Dagegen, daß sie aus der Feder Frie¬
drich des Großen geflossen ist, würden schon bei flüchtigem Durchblättern erheb¬
liche Zweifel entstehe".

Ihr Inhalt ist, daß der König seinen Neffen belehrt, sowohl in der Politik
als im Privatleben die Gesetze der Bioral mit Füßen zu treten. "Willst Du
für einen Helden gelten? greife kühn zum Verbrechen. Für einen Weisen?
verstelle Dich geschickt", ruft der König aus. Und daneben gibt es von der auf
die Täuschung der Menschen berechneten Kleidung und von der vorsichtigen und
sinnreichen Gewohnheit, sich neben seinem Leite zu betrinken, bis zu wider¬
natürlichen Lastern und dem Giftmorde wenige Schlechtigkeiten und Verbrechen,
deren sich der König in dieser Schrift nicht schuldig bekennte.

Zu diesen Ungeheuerlichkeiten des Inhaltes tritt dann noch die That¬
sache, daß Friedrich der Große, als die Nirtinsss 1766 zuerst im Druck er¬
schienen, dieselben in den Hamburger und altonaer Zeitungen für unecht er¬
klären ließ, und daß weder von Seiten des unbekannten Verlegers, noch von
Seiten des ebenso unbekannten ersten Herausgebers eine Gegenerklärung erschien,
oder der Versuch gemacht wurde, die Autorschaft des Königs zu beweisen.

Da überdies bei der ungeordneten Prcßgesctzgebung in der Mitte des
vorigen Jahrhunderts sehr gewöhnlich war, daß unechte Schriften unter dem
Namen hervorragender Männer erschienen, und da die Kritik diese N-rtmöes
stets als eine Friedlich dem Großen fälschlich untergeschobene Schrift bezeichnet
hat, so dürfen wir von dem neuesten englischen Herausgeber um so mehr einen
strengen Beweis erwarten, als er schon durch den Titel die Pietät gegen einen
König gekränkt hat, den wir Deutsche zu unsern größten Männern zählen.

Sir I. Acton, -- dies ist nach Nanckes unwidersprochener Angabe in der
Times der Name des englischen Herausgebers, --- hat in der That etwas von
einer solchen Verpflichtung gefühlt. Wenn auch nicht in der von ihm heraus¬
gegebenen Schrift, wohin der Beweis ihrer Echtheit gehörte, so hat Herr
Acton doch in einer englischen Zeitschrift, der llcims 6t eure-ign revien die
Thatsachen angeführt, welche nach seiner Ansicht die Autorschaft Friedrich
des Großen beweisen.

Es wird von Interesse sein, diesen Beweis einer eingehenden Prüfung


bon unter dem Titel: „I.es eng-tinses roz^les on r^gner: 0puseuls
iueclit 6e Ir6cZ6i'i<: II, an 1ö KririlÄ, roi als ?i risse" erschienen ist.

Der Name Friedlich des Großen und die Angabe, daß diese Schrift bisher nicht
gedruckt sei, haben derselben überall und namentlich in Deutschland Verbreitung
verschafft, so daß schon nach wenigen Wochen eine andere Ausgabe derselben mit
beigefügter deutscher Uebersetzung, sowie eine deutsche Bearbeitung erschienen sind.

Darüber, daß diese Schrift bisher nicht ungedruckt war, kann eine Reihe
von Drucken und Übersetzungen, welche mit 1766 beginnt und mit 1860
schließt, genügenden Ausschluß geben. Dagegen, daß sie aus der Feder Frie¬
drich des Großen geflossen ist, würden schon bei flüchtigem Durchblättern erheb¬
liche Zweifel entstehe».

Ihr Inhalt ist, daß der König seinen Neffen belehrt, sowohl in der Politik
als im Privatleben die Gesetze der Bioral mit Füßen zu treten. „Willst Du
für einen Helden gelten? greife kühn zum Verbrechen. Für einen Weisen?
verstelle Dich geschickt", ruft der König aus. Und daneben gibt es von der auf
die Täuschung der Menschen berechneten Kleidung und von der vorsichtigen und
sinnreichen Gewohnheit, sich neben seinem Leite zu betrinken, bis zu wider¬
natürlichen Lastern und dem Giftmorde wenige Schlechtigkeiten und Verbrechen,
deren sich der König in dieser Schrift nicht schuldig bekennte.

Zu diesen Ungeheuerlichkeiten des Inhaltes tritt dann noch die That¬
sache, daß Friedrich der Große, als die Nirtinsss 1766 zuerst im Druck er¬
schienen, dieselben in den Hamburger und altonaer Zeitungen für unecht er¬
klären ließ, und daß weder von Seiten des unbekannten Verlegers, noch von
Seiten des ebenso unbekannten ersten Herausgebers eine Gegenerklärung erschien,
oder der Versuch gemacht wurde, die Autorschaft des Königs zu beweisen.

Da überdies bei der ungeordneten Prcßgesctzgebung in der Mitte des
vorigen Jahrhunderts sehr gewöhnlich war, daß unechte Schriften unter dem
Namen hervorragender Männer erschienen, und da die Kritik diese N-rtmöes
stets als eine Friedlich dem Großen fälschlich untergeschobene Schrift bezeichnet
hat, so dürfen wir von dem neuesten englischen Herausgeber um so mehr einen
strengen Beweis erwarten, als er schon durch den Titel die Pietät gegen einen
König gekränkt hat, den wir Deutsche zu unsern größten Männern zählen.

Sir I. Acton, — dies ist nach Nanckes unwidersprochener Angabe in der
Times der Name des englischen Herausgebers, —- hat in der That etwas von
einer solchen Verpflichtung gefühlt. Wenn auch nicht in der von ihm heraus¬
gegebenen Schrift, wohin der Beweis ihrer Echtheit gehörte, so hat Herr
Acton doch in einer englischen Zeitschrift, der llcims 6t eure-ign revien die
Thatsachen angeführt, welche nach seiner Ansicht die Autorschaft Friedrich
des Großen beweisen.

Es wird von Interesse sein, diesen Beweis einer eingehenden Prüfung


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[0482] bon unter dem Titel: „I.es eng-tinses roz^les on r^gner: 0puseuls iueclit 6e Ir6cZ6i'i<: II, an 1ö KririlÄ, roi als ?i risse" erschienen ist. Der Name Friedlich des Großen und die Angabe, daß diese Schrift bisher nicht gedruckt sei, haben derselben überall und namentlich in Deutschland Verbreitung verschafft, so daß schon nach wenigen Wochen eine andere Ausgabe derselben mit beigefügter deutscher Uebersetzung, sowie eine deutsche Bearbeitung erschienen sind. Darüber, daß diese Schrift bisher nicht ungedruckt war, kann eine Reihe von Drucken und Übersetzungen, welche mit 1766 beginnt und mit 1860 schließt, genügenden Ausschluß geben. Dagegen, daß sie aus der Feder Frie¬ drich des Großen geflossen ist, würden schon bei flüchtigem Durchblättern erheb¬ liche Zweifel entstehe». Ihr Inhalt ist, daß der König seinen Neffen belehrt, sowohl in der Politik als im Privatleben die Gesetze der Bioral mit Füßen zu treten. „Willst Du für einen Helden gelten? greife kühn zum Verbrechen. Für einen Weisen? verstelle Dich geschickt", ruft der König aus. Und daneben gibt es von der auf die Täuschung der Menschen berechneten Kleidung und von der vorsichtigen und sinnreichen Gewohnheit, sich neben seinem Leite zu betrinken, bis zu wider¬ natürlichen Lastern und dem Giftmorde wenige Schlechtigkeiten und Verbrechen, deren sich der König in dieser Schrift nicht schuldig bekennte. Zu diesen Ungeheuerlichkeiten des Inhaltes tritt dann noch die That¬ sache, daß Friedrich der Große, als die Nirtinsss 1766 zuerst im Druck er¬ schienen, dieselben in den Hamburger und altonaer Zeitungen für unecht er¬ klären ließ, und daß weder von Seiten des unbekannten Verlegers, noch von Seiten des ebenso unbekannten ersten Herausgebers eine Gegenerklärung erschien, oder der Versuch gemacht wurde, die Autorschaft des Königs zu beweisen. Da überdies bei der ungeordneten Prcßgesctzgebung in der Mitte des vorigen Jahrhunderts sehr gewöhnlich war, daß unechte Schriften unter dem Namen hervorragender Männer erschienen, und da die Kritik diese N-rtmöes stets als eine Friedlich dem Großen fälschlich untergeschobene Schrift bezeichnet hat, so dürfen wir von dem neuesten englischen Herausgeber um so mehr einen strengen Beweis erwarten, als er schon durch den Titel die Pietät gegen einen König gekränkt hat, den wir Deutsche zu unsern größten Männern zählen. Sir I. Acton, — dies ist nach Nanckes unwidersprochener Angabe in der Times der Name des englischen Herausgebers, —- hat in der That etwas von einer solchen Verpflichtung gefühlt. Wenn auch nicht in der von ihm heraus¬ gegebenen Schrift, wohin der Beweis ihrer Echtheit gehörte, so hat Herr Acton doch in einer englischen Zeitschrift, der llcims 6t eure-ign revien die Thatsachen angeführt, welche nach seiner Ansicht die Autorschaft Friedrich des Großen beweisen. Es wird von Interesse sein, diesen Beweis einer eingehenden Prüfung

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/482>, abgerufen am 28.11.2024.