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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

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Portefeuille geflossen sei, und selbst der mit Untersuchung der Sache betraute
Ausschuß des Kongresses deutete dies an. Und noch mehr. Ein Schiff, ge¬
nannt "Stars and Stnpes", wurde von Morgan für 70,000 Dollar? getauft,
obwohl es nur 45,000 Dollars zu bauen gekostet. Das Fahrzeug gehörte
einer Gesellschaft, deren Präsident das Geschäft abschloß, eine MttKt. für die
er den siebenten Theil der Kaufsumme zurückbehielt, Als die Gesellschaft dar¬
über murrte, erklärte jener kaltblütig, solche Verträge konnten in Washington
nicht ohne Kosten durchgesetzt werden, da die Beihülfe von Mitgliedern des
Congresses zu honoriren sei. Herr Wells ist trotz alledem noch Minister, ob¬
wohl die Erklärung, mit welcher er sein Verfahren rechtfertigte, alle die er¬
wähnten Thatsachen zugestand.

Ein vierter Fall. Im April 1861 brauchic die Armee allerlei Vorräthe,
und der Kriegsminister Eameron übertrug die Beschaffung derselben einem
Herrn Cummings, welcher ihm nahe befreundet und bis dahin Herausgeber
einer Zeitung in Philadelphia gewesen war. Der Mann verstand nicht das
Mindeste von der Aufgabe, die ihm sein Freund Cameron zugewiesen, aber er
verstand z'u verdienen, und bei den zwei Millionen Dollars, die ihm zur Ver"
fügung gestellt wurden, war in der That etwas zu verdienen. Er taufte für
23.000 Dollars leinene Beinkleider und Strohhüte -- nicht weil die Armee
dergleichen verlangte, sondern "weil er dachte, sie würden ihr bei der Hitze
gut sein," Er taufte ferner 280 Dutzend Pinien Ale. eine Partie Stockfisch,
Heringe, londoner Porter, 23 Fässer mit Eingemachtem, 200 Kisten Käse, eine
ziemliche Menge Butter u. s. w., nicht weil er sie gerade für nothwendig hielt,
sondern weil Freunde ihn daraus aufmerksam machten, welche diese Artikel
auf Lager hatten, und zu verkaufen wünschten, Er kaufte sodann von einem
Herrn Davidson, der ihm durch einen Zeiiungsredacteur seiner Partei empfohlen
worden, Materialwaaren. "Er wußte nicht recht, womit Davidson handelte,
wie er nicht recht wußte, was er eigentlich taufen sollte, aber Davidson erbot
sich, ihm etwas zu verlaufen, was er, Cummings, für eine Art Lebensmittel
hielt, und so wurde es getauft. In ähnlicher Weise erwarb er der Regierung
ein paar Schiffe. Dann taufte er 75,000 Paar Schuhe, die er einem Herrn
Hall mit etwa zehn Silbergroschen über den eigentlichen Preis bezahlte -- "nicht
weil jener ihm für das Geschäft etwas gegeben hätte, sondern als Dank für
Gefälligkeiten, Darlehen von 500 oder 1000 Dollars u. d.. mit welchen jener
ihn früher verpflichtet," Zu Ende der Untersuchung, welche über diese Ver¬
schleuderung von Staatsgeldern angestellt wurde, stellte sich heraus, daß Herr
Eummings von den zwei Millionen noch 180,000 Dollars in Kasse haben
müsse. Er hatte vergessen, dieser Kleinigkeit in der Berechnung zu erwähnen,
"die Summa scheint von ihm bei der Aussage übersehen worden zu sein", s"g^
der Bericht. Das war der Freund des Kriegsministers, dem zwei Millionen


Portefeuille geflossen sei, und selbst der mit Untersuchung der Sache betraute
Ausschuß des Kongresses deutete dies an. Und noch mehr. Ein Schiff, ge¬
nannt „Stars and Stnpes", wurde von Morgan für 70,000 Dollar? getauft,
obwohl es nur 45,000 Dollars zu bauen gekostet. Das Fahrzeug gehörte
einer Gesellschaft, deren Präsident das Geschäft abschloß, eine MttKt. für die
er den siebenten Theil der Kaufsumme zurückbehielt, Als die Gesellschaft dar¬
über murrte, erklärte jener kaltblütig, solche Verträge konnten in Washington
nicht ohne Kosten durchgesetzt werden, da die Beihülfe von Mitgliedern des
Congresses zu honoriren sei. Herr Wells ist trotz alledem noch Minister, ob¬
wohl die Erklärung, mit welcher er sein Verfahren rechtfertigte, alle die er¬
wähnten Thatsachen zugestand.

Ein vierter Fall. Im April 1861 brauchic die Armee allerlei Vorräthe,
und der Kriegsminister Eameron übertrug die Beschaffung derselben einem
Herrn Cummings, welcher ihm nahe befreundet und bis dahin Herausgeber
einer Zeitung in Philadelphia gewesen war. Der Mann verstand nicht das
Mindeste von der Aufgabe, die ihm sein Freund Cameron zugewiesen, aber er
verstand z'u verdienen, und bei den zwei Millionen Dollars, die ihm zur Ver»
fügung gestellt wurden, war in der That etwas zu verdienen. Er taufte für
23.000 Dollars leinene Beinkleider und Strohhüte — nicht weil die Armee
dergleichen verlangte, sondern „weil er dachte, sie würden ihr bei der Hitze
gut sein," Er taufte ferner 280 Dutzend Pinien Ale. eine Partie Stockfisch,
Heringe, londoner Porter, 23 Fässer mit Eingemachtem, 200 Kisten Käse, eine
ziemliche Menge Butter u. s. w., nicht weil er sie gerade für nothwendig hielt,
sondern weil Freunde ihn daraus aufmerksam machten, welche diese Artikel
auf Lager hatten, und zu verkaufen wünschten, Er kaufte sodann von einem
Herrn Davidson, der ihm durch einen Zeiiungsredacteur seiner Partei empfohlen
worden, Materialwaaren. „Er wußte nicht recht, womit Davidson handelte,
wie er nicht recht wußte, was er eigentlich taufen sollte, aber Davidson erbot
sich, ihm etwas zu verlaufen, was er, Cummings, für eine Art Lebensmittel
hielt, und so wurde es getauft. In ähnlicher Weise erwarb er der Regierung
ein paar Schiffe. Dann taufte er 75,000 Paar Schuhe, die er einem Herrn
Hall mit etwa zehn Silbergroschen über den eigentlichen Preis bezahlte — „nicht
weil jener ihm für das Geschäft etwas gegeben hätte, sondern als Dank für
Gefälligkeiten, Darlehen von 500 oder 1000 Dollars u. d.. mit welchen jener
ihn früher verpflichtet," Zu Ende der Untersuchung, welche über diese Ver¬
schleuderung von Staatsgeldern angestellt wurde, stellte sich heraus, daß Herr
Eummings von den zwei Millionen noch 180,000 Dollars in Kasse haben
müsse. Er hatte vergessen, dieser Kleinigkeit in der Berechnung zu erwähnen,
„die Summa scheint von ihm bei der Aussage übersehen worden zu sein", s"g^
der Bericht. Das war der Freund des Kriegsministers, dem zwei Millionen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/478>, abgerufen am 28.11.2024.