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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

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aus Schleswig-Holstein vorkommen, hätten wegbleiben sollen, Sie beruhen auf
gänzlicher Unkenntniß der Person des Generals und der damals obwaltenden Ver-
nältnissc.


Auf der Universität, Von Theodor Storni. Münster, Verlag von
C, Brunn, 1863.

Ein schönes Bürgermädchen, in niedern Verhältnissen geboren, ober vornehm
geartet und durch Einführung in einen Kreis von Gclehrtcnschülern mit Gefallen
an den Naturen höherer Stände erfüllt, fühlt sich unbefriedigt mit der Liebe, die
ein braver, aber etwas unbeholfner Handwerker ihr cntgcgenträgt. Ein Mißverständ¬
nis; kommt hinzu, und Lore wird die Beute eines wüsten Naugrafen, der sich Stu¬
direns halber in der Universitätsstadt aufhält, wo sie als Waise lebt. Das Ende
ist freiwilliger Tod der schönen Unglücklichen im See hinter dem Ballhaus, wo sie
gefallen. Die Geschichte ist sehr gut erzählt, etwa in der Art Mörikes, dem das
kleine Buch gewidmet ist.


Verworrenes Leben. Novelle" und Skizzen von Wilhelm -Rabe.
Glogau, Verlag von Carl Flemming. 1863.

Das Beste unter diesen fünf kleinen Geschichten sind die Mittheilungen "Ans
den, Lebensbuch des Schulmeistertem" Michel Haas", die ein recht gutes Lebens¬
und Sittenbild aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts geben. Dieselben schei¬
nen wirklich "nach einem alten Manuscript" erzählt zu sein; denn man unterscheidet
deutlich zwei Arten von-Stil, den des ursprünglichen Verfassers, der eine Natur
wie Grimmelshauscn und der Simplicissimus ist, und den des Bearbeiters, welcher
die naive Erzählung mit nicht immer passenden Zuthaten ausstattete. Die übrigen
Stücke der Sammlung erheben sich nicht über die gewöhnliche Leihbibliotheken-
Literatur.




Vermischte Literatur.
Ernst Moritz Arndt und die Universität Greifswald zu Anfang
unseres Jahrhunderts. Ein Stück aus seinem und ihrem Leben mit einem Anhang
aus Arndts Briefen. Von or. Albert Höfer. Berlin, Wcidmannschc Buch¬
handlung, 1 863,

Großentheils "ach amtlichen Quellen und ungedruckten Briefen zusammengestellt,
mit warmer Liebe zur Sache geschrieben und mit Sorgfalt geordnet, ist diese
Schrift ein sehr dankenswerther Beitrag zur Kulturgeschichte der Zeit, in welcher
Arndt in Greifswald wirkte, und ebenso zur Charakteristik des verewigten Patrioten
selbst. Zu letzterer liefert sie eine nicht unbedeutende Anzahl neuer Züge, die, wenn
sie zum Theil Schatten auf das verehrte Antlitz werfen, das in unsrer Erinnerung
lebt, darum nicht weniger Werth haben. Wir sehen, was er der Universität und
was wiederum sie ihm gewesen in der ersten Zeit seiner Lehrthätigkeit, Die Schrift
zeigt uns sei" unstetes Lebe", aber auch die Kraft und Fülle seines Strebens,
Sie stellt verschiedene äußere Begegnisse, die ihm selbst später nicht recht mehr gegen-


aus Schleswig-Holstein vorkommen, hätten wegbleiben sollen, Sie beruhen auf
gänzlicher Unkenntniß der Person des Generals und der damals obwaltenden Ver-
nältnissc.


Auf der Universität, Von Theodor Storni. Münster, Verlag von
C, Brunn, 1863.

Ein schönes Bürgermädchen, in niedern Verhältnissen geboren, ober vornehm
geartet und durch Einführung in einen Kreis von Gclehrtcnschülern mit Gefallen
an den Naturen höherer Stände erfüllt, fühlt sich unbefriedigt mit der Liebe, die
ein braver, aber etwas unbeholfner Handwerker ihr cntgcgenträgt. Ein Mißverständ¬
nis; kommt hinzu, und Lore wird die Beute eines wüsten Naugrafen, der sich Stu¬
direns halber in der Universitätsstadt aufhält, wo sie als Waise lebt. Das Ende
ist freiwilliger Tod der schönen Unglücklichen im See hinter dem Ballhaus, wo sie
gefallen. Die Geschichte ist sehr gut erzählt, etwa in der Art Mörikes, dem das
kleine Buch gewidmet ist.


Verworrenes Leben. Novelle» und Skizzen von Wilhelm -Rabe.
Glogau, Verlag von Carl Flemming. 1863.

Das Beste unter diesen fünf kleinen Geschichten sind die Mittheilungen „Ans
den, Lebensbuch des Schulmeistertem» Michel Haas", die ein recht gutes Lebens¬
und Sittenbild aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts geben. Dieselben schei¬
nen wirklich „nach einem alten Manuscript" erzählt zu sein; denn man unterscheidet
deutlich zwei Arten von-Stil, den des ursprünglichen Verfassers, der eine Natur
wie Grimmelshauscn und der Simplicissimus ist, und den des Bearbeiters, welcher
die naive Erzählung mit nicht immer passenden Zuthaten ausstattete. Die übrigen
Stücke der Sammlung erheben sich nicht über die gewöhnliche Leihbibliotheken-
Literatur.




Vermischte Literatur.
Ernst Moritz Arndt und die Universität Greifswald zu Anfang
unseres Jahrhunderts. Ein Stück aus seinem und ihrem Leben mit einem Anhang
aus Arndts Briefen. Von or. Albert Höfer. Berlin, Wcidmannschc Buch¬
handlung, 1 863,

Großentheils »ach amtlichen Quellen und ungedruckten Briefen zusammengestellt,
mit warmer Liebe zur Sache geschrieben und mit Sorgfalt geordnet, ist diese
Schrift ein sehr dankenswerther Beitrag zur Kulturgeschichte der Zeit, in welcher
Arndt in Greifswald wirkte, und ebenso zur Charakteristik des verewigten Patrioten
selbst. Zu letzterer liefert sie eine nicht unbedeutende Anzahl neuer Züge, die, wenn
sie zum Theil Schatten auf das verehrte Antlitz werfen, das in unsrer Erinnerung
lebt, darum nicht weniger Werth haben. Wir sehen, was er der Universität und
was wiederum sie ihm gewesen in der ersten Zeit seiner Lehrthätigkeit, Die Schrift
zeigt uns sei» unstetes Lebe», aber auch die Kraft und Fülle seines Strebens,
Sie stellt verschiedene äußere Begegnisse, die ihm selbst später nicht recht mehr gegen-


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[0046] aus Schleswig-Holstein vorkommen, hätten wegbleiben sollen, Sie beruhen auf gänzlicher Unkenntniß der Person des Generals und der damals obwaltenden Ver- nältnissc. Auf der Universität, Von Theodor Storni. Münster, Verlag von C, Brunn, 1863. Ein schönes Bürgermädchen, in niedern Verhältnissen geboren, ober vornehm geartet und durch Einführung in einen Kreis von Gclehrtcnschülern mit Gefallen an den Naturen höherer Stände erfüllt, fühlt sich unbefriedigt mit der Liebe, die ein braver, aber etwas unbeholfner Handwerker ihr cntgcgenträgt. Ein Mißverständ¬ nis; kommt hinzu, und Lore wird die Beute eines wüsten Naugrafen, der sich Stu¬ direns halber in der Universitätsstadt aufhält, wo sie als Waise lebt. Das Ende ist freiwilliger Tod der schönen Unglücklichen im See hinter dem Ballhaus, wo sie gefallen. Die Geschichte ist sehr gut erzählt, etwa in der Art Mörikes, dem das kleine Buch gewidmet ist. Verworrenes Leben. Novelle» und Skizzen von Wilhelm -Rabe. Glogau, Verlag von Carl Flemming. 1863. Das Beste unter diesen fünf kleinen Geschichten sind die Mittheilungen „Ans den, Lebensbuch des Schulmeistertem» Michel Haas", die ein recht gutes Lebens¬ und Sittenbild aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts geben. Dieselben schei¬ nen wirklich „nach einem alten Manuscript" erzählt zu sein; denn man unterscheidet deutlich zwei Arten von-Stil, den des ursprünglichen Verfassers, der eine Natur wie Grimmelshauscn und der Simplicissimus ist, und den des Bearbeiters, welcher die naive Erzählung mit nicht immer passenden Zuthaten ausstattete. Die übrigen Stücke der Sammlung erheben sich nicht über die gewöhnliche Leihbibliotheken- Literatur. Vermischte Literatur. Ernst Moritz Arndt und die Universität Greifswald zu Anfang unseres Jahrhunderts. Ein Stück aus seinem und ihrem Leben mit einem Anhang aus Arndts Briefen. Von or. Albert Höfer. Berlin, Wcidmannschc Buch¬ handlung, 1 863, Großentheils »ach amtlichen Quellen und ungedruckten Briefen zusammengestellt, mit warmer Liebe zur Sache geschrieben und mit Sorgfalt geordnet, ist diese Schrift ein sehr dankenswerther Beitrag zur Kulturgeschichte der Zeit, in welcher Arndt in Greifswald wirkte, und ebenso zur Charakteristik des verewigten Patrioten selbst. Zu letzterer liefert sie eine nicht unbedeutende Anzahl neuer Züge, die, wenn sie zum Theil Schatten auf das verehrte Antlitz werfen, das in unsrer Erinnerung lebt, darum nicht weniger Werth haben. Wir sehen, was er der Universität und was wiederum sie ihm gewesen in der ersten Zeit seiner Lehrthätigkeit, Die Schrift zeigt uns sei» unstetes Lebe», aber auch die Kraft und Fülle seines Strebens, Sie stellt verschiedene äußere Begegnisse, die ihm selbst später nicht recht mehr gegen-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/46>, abgerufen am 24.11.2024.