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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

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nur noch aus jungen Leuten, welche wenig besser als Rekruten waren, und
aus Unteroffizieren, von welchen nur einzelne einer weitern Ausbildung fähig
und einer Beförderung würdig waren. Unter den Offizieren gab es allerdings
noch sehr viele erprobte und kenntnißreiche Männer.

Unzweifelhaft hatte die Artillerie in diesem zweijährigen Zeiträume das
Rühmlichste geleistet und sich auf allen Schlachtfeldern Italiens und Ungarns,
sowie bei der Belagerung und Vertheidigung vieler Festungen sehr ausgezeichnet.
Doch hielt man mit Recht dafür, daß bei einer besseren Organisation und bei
einem vollkommneren Material noch Größeres hätte erzielt werden können.

Aber man meinte, vorerst mit einer veränderten taktischen Gliederung der
Truppen und später mit einer Verbesserung der Geschütze Alles gethan zu
haben. Man übersah, daß es die tüchtige Ausbildung der Offiziere und
Mannschaft gewesen war, welche mit veralteten Waffen und bei einer mangel¬
haften Organisation solche Erfolge erlangt hatte. In Ungarn, wo der Geg¬
ner seine Artillerie nach den nämlichen Grundsätzen errichtet hatte und nur
östreichische Geschütze besaß, zeigte sich dieses deutlich genug. Jetzt aber konnte
die beste Formation des Artilleriecorps und die Einführung der vollkommensten
Geschütze nur wenig helfen, so lange nicht an die Heranbildung eines tüchtigen
Personals auch in den untersten Graden und eines hoffnungsreichen Nach¬
wuchses zur Besetzung der höheren Stellen gedacht wurde. Und in dieser
Hinsicht wurde wenig gethan.

Das Zweckmäßigste, was geschah, war die Vereinigung des Fuhrwesens
mit der Artillerie. Die Zahl der Regimenter blieb, doch wurde deren Orga¬
nisation verändert.

Jedes Regiment bestand aus 24 Batterien zu je acht Geschützen; die
Batterie wurde von einem Hauptmann befehligt und war fast ganz nach preu"
ßischcm Muster organisirt. Dem Hauptmann standen drei Offiziere Izur Seite,
und die drei Feuerwerker fungirten als gewöhnliche Unteroffiziere, während
vordem der Feuerwerker die erste Person nach dem Batteriecommandanten ge¬
wesen war. Dadurch wurde allerdings dem früher so oft gerügten Mangel an
Befehlshabern abgeholfen, aber auch die Selbständigkeit und Selbstthätigkeit
jedes Einzelnen beschränkt.

Zur Vertheidigung der Küsten, der Festungen im Innern des Reiches, und
zur Bemannung der Reserve- und Belagerungsparke wurden acht Festungs¬
bataillone errichtet. Die Garnisonsartillerie wurde in eine "Zeugsartillerie"
umgewandelt und ausschließlich mit der Erzeugung und Verwaltung des Artillerie¬
materials betraut.

Das Feuerwerkscorps wurde verstärkt und erhielt die Benennung "Raketeur-
corps". Das Bombardicrcorps wurde aufgelöst und aus dessen Resten zuerst die Ar¬
tilleriehauptschule, später aber die noch jetzt bestehende Artillerieakademie errichtet.


nur noch aus jungen Leuten, welche wenig besser als Rekruten waren, und
aus Unteroffizieren, von welchen nur einzelne einer weitern Ausbildung fähig
und einer Beförderung würdig waren. Unter den Offizieren gab es allerdings
noch sehr viele erprobte und kenntnißreiche Männer.

Unzweifelhaft hatte die Artillerie in diesem zweijährigen Zeiträume das
Rühmlichste geleistet und sich auf allen Schlachtfeldern Italiens und Ungarns,
sowie bei der Belagerung und Vertheidigung vieler Festungen sehr ausgezeichnet.
Doch hielt man mit Recht dafür, daß bei einer besseren Organisation und bei
einem vollkommneren Material noch Größeres hätte erzielt werden können.

Aber man meinte, vorerst mit einer veränderten taktischen Gliederung der
Truppen und später mit einer Verbesserung der Geschütze Alles gethan zu
haben. Man übersah, daß es die tüchtige Ausbildung der Offiziere und
Mannschaft gewesen war, welche mit veralteten Waffen und bei einer mangel¬
haften Organisation solche Erfolge erlangt hatte. In Ungarn, wo der Geg¬
ner seine Artillerie nach den nämlichen Grundsätzen errichtet hatte und nur
östreichische Geschütze besaß, zeigte sich dieses deutlich genug. Jetzt aber konnte
die beste Formation des Artilleriecorps und die Einführung der vollkommensten
Geschütze nur wenig helfen, so lange nicht an die Heranbildung eines tüchtigen
Personals auch in den untersten Graden und eines hoffnungsreichen Nach¬
wuchses zur Besetzung der höheren Stellen gedacht wurde. Und in dieser
Hinsicht wurde wenig gethan.

Das Zweckmäßigste, was geschah, war die Vereinigung des Fuhrwesens
mit der Artillerie. Die Zahl der Regimenter blieb, doch wurde deren Orga¬
nisation verändert.

Jedes Regiment bestand aus 24 Batterien zu je acht Geschützen; die
Batterie wurde von einem Hauptmann befehligt und war fast ganz nach preu»
ßischcm Muster organisirt. Dem Hauptmann standen drei Offiziere Izur Seite,
und die drei Feuerwerker fungirten als gewöhnliche Unteroffiziere, während
vordem der Feuerwerker die erste Person nach dem Batteriecommandanten ge¬
wesen war. Dadurch wurde allerdings dem früher so oft gerügten Mangel an
Befehlshabern abgeholfen, aber auch die Selbständigkeit und Selbstthätigkeit
jedes Einzelnen beschränkt.

Zur Vertheidigung der Küsten, der Festungen im Innern des Reiches, und
zur Bemannung der Reserve- und Belagerungsparke wurden acht Festungs¬
bataillone errichtet. Die Garnisonsartillerie wurde in eine „Zeugsartillerie"
umgewandelt und ausschließlich mit der Erzeugung und Verwaltung des Artillerie¬
materials betraut.

Das Feuerwerkscorps wurde verstärkt und erhielt die Benennung „Raketeur-
corps". Das Bombardicrcorps wurde aufgelöst und aus dessen Resten zuerst die Ar¬
tilleriehauptschule, später aber die noch jetzt bestehende Artillerieakademie errichtet.


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[0158] nur noch aus jungen Leuten, welche wenig besser als Rekruten waren, und aus Unteroffizieren, von welchen nur einzelne einer weitern Ausbildung fähig und einer Beförderung würdig waren. Unter den Offizieren gab es allerdings noch sehr viele erprobte und kenntnißreiche Männer. Unzweifelhaft hatte die Artillerie in diesem zweijährigen Zeiträume das Rühmlichste geleistet und sich auf allen Schlachtfeldern Italiens und Ungarns, sowie bei der Belagerung und Vertheidigung vieler Festungen sehr ausgezeichnet. Doch hielt man mit Recht dafür, daß bei einer besseren Organisation und bei einem vollkommneren Material noch Größeres hätte erzielt werden können. Aber man meinte, vorerst mit einer veränderten taktischen Gliederung der Truppen und später mit einer Verbesserung der Geschütze Alles gethan zu haben. Man übersah, daß es die tüchtige Ausbildung der Offiziere und Mannschaft gewesen war, welche mit veralteten Waffen und bei einer mangel¬ haften Organisation solche Erfolge erlangt hatte. In Ungarn, wo der Geg¬ ner seine Artillerie nach den nämlichen Grundsätzen errichtet hatte und nur östreichische Geschütze besaß, zeigte sich dieses deutlich genug. Jetzt aber konnte die beste Formation des Artilleriecorps und die Einführung der vollkommensten Geschütze nur wenig helfen, so lange nicht an die Heranbildung eines tüchtigen Personals auch in den untersten Graden und eines hoffnungsreichen Nach¬ wuchses zur Besetzung der höheren Stellen gedacht wurde. Und in dieser Hinsicht wurde wenig gethan. Das Zweckmäßigste, was geschah, war die Vereinigung des Fuhrwesens mit der Artillerie. Die Zahl der Regimenter blieb, doch wurde deren Orga¬ nisation verändert. Jedes Regiment bestand aus 24 Batterien zu je acht Geschützen; die Batterie wurde von einem Hauptmann befehligt und war fast ganz nach preu» ßischcm Muster organisirt. Dem Hauptmann standen drei Offiziere Izur Seite, und die drei Feuerwerker fungirten als gewöhnliche Unteroffiziere, während vordem der Feuerwerker die erste Person nach dem Batteriecommandanten ge¬ wesen war. Dadurch wurde allerdings dem früher so oft gerügten Mangel an Befehlshabern abgeholfen, aber auch die Selbständigkeit und Selbstthätigkeit jedes Einzelnen beschränkt. Zur Vertheidigung der Küsten, der Festungen im Innern des Reiches, und zur Bemannung der Reserve- und Belagerungsparke wurden acht Festungs¬ bataillone errichtet. Die Garnisonsartillerie wurde in eine „Zeugsartillerie" umgewandelt und ausschließlich mit der Erzeugung und Verwaltung des Artillerie¬ materials betraut. Das Feuerwerkscorps wurde verstärkt und erhielt die Benennung „Raketeur- corps". Das Bombardicrcorps wurde aufgelöst und aus dessen Resten zuerst die Ar¬ tilleriehauptschule, später aber die noch jetzt bestehende Artillerieakademie errichtet.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/158>, abgerufen am 24.11.2024.