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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

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dene Weise leicht verbessern, und es wurde ihm bei dem Bestreben hierzu von
seinen Obern die möglichste Unterstützung gewährt. Die Einen ertheilten den
Söhnen reicher Bürger in den verschiedensten Gegenständen Unterricht, während
Andere bei Ingenieuren und Fabriken als Zeichner beschäftigt waren, oder
wenigstens durch Abschreiben und Coloriren sich Einiges verdienten. Mehre
Bombardiere und Feuerwerker wurden nachmals als Professoren an verschiedenen
Lehranstalten angestellt*).

Von den Artillerietruppen, welche in Oestreich zu jener Zeit noch bestan¬
den, sind noch das Feucrwerkcorps, das Feldzeugamt und die Garnisvnsartil-
lerie zu bemerken.

Ersteres, zur Bedienung der im Jahre 1810 durch den damaligen Major
Augustin aus England gebrachten Kriegsraketen bestimmt, bestand aus fünf
Compagnien, welche so wie jene der Artillerieregimenter organisirt waren. Man
hat viel von dem Geheimniß, welches bei der Erzeugung der östreichischen
Kricgsraketen. beobachtet werde, und von deren Vortrefflichkeit gefabelt. Indeß
dürfte der Grund der vergleichsweise etwas besseren Leistungsfähigkeit der
östreichischen Raketen wohl nur in der guten Ausbildung der Raketeure und
der Großartigkeit der Raketenfabrik in Wiener-Neustadt zu suchen sein.
Uebrigens haben die Raketen durch die in den letzten Kriegen gemachten Er¬
fahrungen, besonders aber durch den Tod des Feldzeugmcisters Augustin, welcher
das Naketeurwesen mit fast unbegrenzter Vorliebe Pflegte, einen argen Stoß
erlitten.

Das Feldzeugamt, die erzeugende Artillerie, umfaßte die Geschützgießereien,
Gewehrfabriken und den größten Theil der Artilleriewerkstätten, bestand dem¬
nach nur aus Ouvriers und den zu der Leitung der verschiedenen Arbeiten
erforderlichen Offizieren, stand jedoch bei seiner Dienstleistung mit der Gar-
nisonsartillcrie in engster Verbindung.

Die Garnisonsartillerie bestand aus vierzehn Districten. welche sich in den
Provinzhauptstädten und den wichtigsten Festungen befanden. Sie hatte die
Aufbewahrung und Verwaltung aller Artillerievorräthe zu besorgen und nahm
auch an der Erzeugung derselben Antheil. Im Kriege sollte sie aber auch bei
der Vertheidigung der Festungen mitwirken. Sie ergänzte sich aus Individuen
der Feldartillerie, welche für den Dienst bei der letzteren nicht mehr geeignet
waren und nicht krüppelhaft genug schienen, um in ein Jnvalidenhaus auf-



-) W würde zu weitläufig sein, all- jene Männer, welche in dem Bombardiercorps ihre
Ausbildung erhielten und sich außer der Artillerie einen Namen erwarben, anzuführen. In
der neuesten Zeit sind besonders der General Klavkn, der kürzlich verstorbene ehemalige Mini¬
ster v. Schwarzer, der bekannte Romanschriftsteller Eduard Breier und viele ander- Schriftsteller
als ehemalige Bombardiere zu bemerken.

dene Weise leicht verbessern, und es wurde ihm bei dem Bestreben hierzu von
seinen Obern die möglichste Unterstützung gewährt. Die Einen ertheilten den
Söhnen reicher Bürger in den verschiedensten Gegenständen Unterricht, während
Andere bei Ingenieuren und Fabriken als Zeichner beschäftigt waren, oder
wenigstens durch Abschreiben und Coloriren sich Einiges verdienten. Mehre
Bombardiere und Feuerwerker wurden nachmals als Professoren an verschiedenen
Lehranstalten angestellt*).

Von den Artillerietruppen, welche in Oestreich zu jener Zeit noch bestan¬
den, sind noch das Feucrwerkcorps, das Feldzeugamt und die Garnisvnsartil-
lerie zu bemerken.

Ersteres, zur Bedienung der im Jahre 1810 durch den damaligen Major
Augustin aus England gebrachten Kriegsraketen bestimmt, bestand aus fünf
Compagnien, welche so wie jene der Artillerieregimenter organisirt waren. Man
hat viel von dem Geheimniß, welches bei der Erzeugung der östreichischen
Kricgsraketen. beobachtet werde, und von deren Vortrefflichkeit gefabelt. Indeß
dürfte der Grund der vergleichsweise etwas besseren Leistungsfähigkeit der
östreichischen Raketen wohl nur in der guten Ausbildung der Raketeure und
der Großartigkeit der Raketenfabrik in Wiener-Neustadt zu suchen sein.
Uebrigens haben die Raketen durch die in den letzten Kriegen gemachten Er¬
fahrungen, besonders aber durch den Tod des Feldzeugmcisters Augustin, welcher
das Naketeurwesen mit fast unbegrenzter Vorliebe Pflegte, einen argen Stoß
erlitten.

Das Feldzeugamt, die erzeugende Artillerie, umfaßte die Geschützgießereien,
Gewehrfabriken und den größten Theil der Artilleriewerkstätten, bestand dem¬
nach nur aus Ouvriers und den zu der Leitung der verschiedenen Arbeiten
erforderlichen Offizieren, stand jedoch bei seiner Dienstleistung mit der Gar-
nisonsartillcrie in engster Verbindung.

Die Garnisonsartillerie bestand aus vierzehn Districten. welche sich in den
Provinzhauptstädten und den wichtigsten Festungen befanden. Sie hatte die
Aufbewahrung und Verwaltung aller Artillerievorräthe zu besorgen und nahm
auch an der Erzeugung derselben Antheil. Im Kriege sollte sie aber auch bei
der Vertheidigung der Festungen mitwirken. Sie ergänzte sich aus Individuen
der Feldartillerie, welche für den Dienst bei der letzteren nicht mehr geeignet
waren und nicht krüppelhaft genug schienen, um in ein Jnvalidenhaus auf-



-) W würde zu weitläufig sein, all- jene Männer, welche in dem Bombardiercorps ihre
Ausbildung erhielten und sich außer der Artillerie einen Namen erwarben, anzuführen. In
der neuesten Zeit sind besonders der General Klavkn, der kürzlich verstorbene ehemalige Mini¬
ster v. Schwarzer, der bekannte Romanschriftsteller Eduard Breier und viele ander- Schriftsteller
als ehemalige Bombardiere zu bemerken.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/118>, abgerufen am 27.11.2024.