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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.

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Hiernach sind auch die Fragen von der Zusammenlegung der..Grundstücke
Fidcicvmmisse zu beurtheilen. So kann für das eine Land zweckmäßig sein
was des anderen Verderben wäre; so kann es oft räthlich sein, neben wäl¬
zenden Grundstücken arrondirte große Güter und Bauernhöfe zu belassen. Für
einen größeren Staat werden sich Gesetze, die für Alle in dieser Sache Weiches
verordnen, gewiß nicht empfehlen.




Die vergangene Woche für Schlesuiig-Holstein.

Die Exccutionstruppen rücken ein, Stände und Volk Holsteins fordern
ihren Herzog, der König von Bayern hat die Rechte der Herzogthümer und
ihres Fürsten anerkannt, der Abgeordnetentag hat der gehobenen Stimmung
der Deutschen würdigen Ausdruck gegeben, der dänische Reichstag ist geschlossen,
und dadurch ist die Rücknahme der octrohirtcn Verfassung, sind die Beschwich¬
tigungsversuche der Großmächte, sind die Vermittlerrollen der Herren v. Bis-
marck und Ncchberg unmöglich geworden. Das find viele gute Nachrichten
in wenig Tagen.

Aber die Hauptsache ist immer noch nicht entschieden. Und diese Haupt¬
sache ist die Stellung, welche Preußen zu dem jetzt unvermeidlichen Kampfe
einnehmen wird. Ein ferneres Zurückhalten und Verläugnen der patriotischen
Forderungen wird auch dort immer schwieriger. Selbst die klägliche Adresse
des Herrenhauses kann trotz dem Bestreben, die Adresse der Abgeordneten zu
neutralisiren und das nützliche Ministerium zu stützen, nicht ganz verläugnen,
wohin Gewissen, Ehrgefühl und Patriotismus die Conservativen drängen. Mit der
Entlassung des dänischen Reichstags ohne Rücknahme des Jncorporativnspatents
fällt zum 1. Januar auch der letzte scheinbare Grund, am londoner Protokoll
festzuhalten; allmälig bemächtigt sich auch in Preußen eine stärkere Bewegung
der Gemüther, welche bitter und zornig die ruhmlose Rolle, zu welcher der
Staat herabgekommen ist, verurtheilt. Noch ist es Zeit für Preußen, gut zu
machen, was bis jetzt versäumt wurde. Aber es naht eines traurigen Jahres
letzte Stunde und die letzte Stunde für eine Wahl zwischen Pflicht und Unehre.

Stürmisch und finster endet dies Jahr, was die Zukunft des nächsten
durch unsere Herzen leiten wird, Schmerz und Freude, wir erwarten es mit
der Beharrlichkeit, welche wir unseren Gegnern, und mit dem Vertrauen, wel¬
ches wir der guten Haltung des deutschen Volkes verdanken.

Ungern schließen wir, ein preußisch gesinntes Blatt, welches in Sachsen
erscheint, das Jahr mit einer abweisender Bemerkung. Wir Preußen sind


Hiernach sind auch die Fragen von der Zusammenlegung der..Grundstücke
Fidcicvmmisse zu beurtheilen. So kann für das eine Land zweckmäßig sein
was des anderen Verderben wäre; so kann es oft räthlich sein, neben wäl¬
zenden Grundstücken arrondirte große Güter und Bauernhöfe zu belassen. Für
einen größeren Staat werden sich Gesetze, die für Alle in dieser Sache Weiches
verordnen, gewiß nicht empfehlen.




Die vergangene Woche für Schlesuiig-Holstein.

Die Exccutionstruppen rücken ein, Stände und Volk Holsteins fordern
ihren Herzog, der König von Bayern hat die Rechte der Herzogthümer und
ihres Fürsten anerkannt, der Abgeordnetentag hat der gehobenen Stimmung
der Deutschen würdigen Ausdruck gegeben, der dänische Reichstag ist geschlossen,
und dadurch ist die Rücknahme der octrohirtcn Verfassung, sind die Beschwich¬
tigungsversuche der Großmächte, sind die Vermittlerrollen der Herren v. Bis-
marck und Ncchberg unmöglich geworden. Das find viele gute Nachrichten
in wenig Tagen.

Aber die Hauptsache ist immer noch nicht entschieden. Und diese Haupt¬
sache ist die Stellung, welche Preußen zu dem jetzt unvermeidlichen Kampfe
einnehmen wird. Ein ferneres Zurückhalten und Verläugnen der patriotischen
Forderungen wird auch dort immer schwieriger. Selbst die klägliche Adresse
des Herrenhauses kann trotz dem Bestreben, die Adresse der Abgeordneten zu
neutralisiren und das nützliche Ministerium zu stützen, nicht ganz verläugnen,
wohin Gewissen, Ehrgefühl und Patriotismus die Conservativen drängen. Mit der
Entlassung des dänischen Reichstags ohne Rücknahme des Jncorporativnspatents
fällt zum 1. Januar auch der letzte scheinbare Grund, am londoner Protokoll
festzuhalten; allmälig bemächtigt sich auch in Preußen eine stärkere Bewegung
der Gemüther, welche bitter und zornig die ruhmlose Rolle, zu welcher der
Staat herabgekommen ist, verurtheilt. Noch ist es Zeit für Preußen, gut zu
machen, was bis jetzt versäumt wurde. Aber es naht eines traurigen Jahres
letzte Stunde und die letzte Stunde für eine Wahl zwischen Pflicht und Unehre.

Stürmisch und finster endet dies Jahr, was die Zukunft des nächsten
durch unsere Herzen leiten wird, Schmerz und Freude, wir erwarten es mit
der Beharrlichkeit, welche wir unseren Gegnern, und mit dem Vertrauen, wel¬
ches wir der guten Haltung des deutschen Volkes verdanken.

Ungern schließen wir, ein preußisch gesinntes Blatt, welches in Sachsen
erscheint, das Jahr mit einer abweisender Bemerkung. Wir Preußen sind


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[0524] Hiernach sind auch die Fragen von der Zusammenlegung der..Grundstücke Fidcicvmmisse zu beurtheilen. So kann für das eine Land zweckmäßig sein was des anderen Verderben wäre; so kann es oft räthlich sein, neben wäl¬ zenden Grundstücken arrondirte große Güter und Bauernhöfe zu belassen. Für einen größeren Staat werden sich Gesetze, die für Alle in dieser Sache Weiches verordnen, gewiß nicht empfehlen. Die vergangene Woche für Schlesuiig-Holstein. Die Exccutionstruppen rücken ein, Stände und Volk Holsteins fordern ihren Herzog, der König von Bayern hat die Rechte der Herzogthümer und ihres Fürsten anerkannt, der Abgeordnetentag hat der gehobenen Stimmung der Deutschen würdigen Ausdruck gegeben, der dänische Reichstag ist geschlossen, und dadurch ist die Rücknahme der octrohirtcn Verfassung, sind die Beschwich¬ tigungsversuche der Großmächte, sind die Vermittlerrollen der Herren v. Bis- marck und Ncchberg unmöglich geworden. Das find viele gute Nachrichten in wenig Tagen. Aber die Hauptsache ist immer noch nicht entschieden. Und diese Haupt¬ sache ist die Stellung, welche Preußen zu dem jetzt unvermeidlichen Kampfe einnehmen wird. Ein ferneres Zurückhalten und Verläugnen der patriotischen Forderungen wird auch dort immer schwieriger. Selbst die klägliche Adresse des Herrenhauses kann trotz dem Bestreben, die Adresse der Abgeordneten zu neutralisiren und das nützliche Ministerium zu stützen, nicht ganz verläugnen, wohin Gewissen, Ehrgefühl und Patriotismus die Conservativen drängen. Mit der Entlassung des dänischen Reichstags ohne Rücknahme des Jncorporativnspatents fällt zum 1. Januar auch der letzte scheinbare Grund, am londoner Protokoll festzuhalten; allmälig bemächtigt sich auch in Preußen eine stärkere Bewegung der Gemüther, welche bitter und zornig die ruhmlose Rolle, zu welcher der Staat herabgekommen ist, verurtheilt. Noch ist es Zeit für Preußen, gut zu machen, was bis jetzt versäumt wurde. Aber es naht eines traurigen Jahres letzte Stunde und die letzte Stunde für eine Wahl zwischen Pflicht und Unehre. Stürmisch und finster endet dies Jahr, was die Zukunft des nächsten durch unsere Herzen leiten wird, Schmerz und Freude, wir erwarten es mit der Beharrlichkeit, welche wir unseren Gegnern, und mit dem Vertrauen, wel¬ ches wir der guten Haltung des deutschen Volkes verdanken. Ungern schließen wir, ein preußisch gesinntes Blatt, welches in Sachsen erscheint, das Jahr mit einer abweisender Bemerkung. Wir Preußen sind

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115927/524>, abgerufen am 15.01.2025.