Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.Montag den 30 Juli schloß die Ausstellung. Tags darauf fand die Preis¬ Auch eine Frage, die selbst das Staatswesen wiederholt erschütterte: ob Gro߬ Dann aber entscheiden die Verhältnisse des Bodens und des Klimas über 65*
Montag den 30 Juli schloß die Ausstellung. Tags darauf fand die Preis¬ Auch eine Frage, die selbst das Staatswesen wiederholt erschütterte: ob Gro߬ Dann aber entscheiden die Verhältnisse des Bodens und des Klimas über 65*
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Montag den 30 Juli schloß die Ausstellung. Tags darauf fand die Preis¬
vertheilung statt. Consul Schön sprach die Schlußrede. Jos. A. Wright,
Exgouverneur von Jndiana glänzende Worte des Danks und des Abschieds. Die
Amerikaner verehrten der Stadt Hamburg eine Anzahl ihrer Maschinen zur
Erinnerung. In einem landwirtschaftlichen Museum sollen sie Play finden.
Das Gegengeschenk war eine Hamburger Flagge, die über diesem Platz geweht,
der Menschen fast aller Nationen und Erzeugnisse aller Culturstaaten, sowie
die riesenhaften Fortschritte dieser Zeit, in Werkzeugen sich vorstellend, die zu
weiterer Cultur dienen, gastlich, leider nur für zu wenig Tage, dennoch aber
belehrend, anregend und kräftigend, versammelt hatte. Alles ging wieder hin,
woher es gekommen. Aber die Landwirthe haben Gedanken, die seit der Ham¬
burger Ausstellung keimen, mit fortgenommen. Auf den Tausenden von Feldern,
die sie Pflügen, mögen sie wachsen und wirken!
Auch eine Frage, die selbst das Staatswesen wiederholt erschütterte: ob Gro߬
oder Kleinbetrieb in der Landwirthschaft das Bessere sei. wurde zu Hamburg in
diesen Tagen öfter vorgelegt. Sie scheint der Dampf, der die moderne Welt ge¬
staltet, und das Dentrcsultat solcher Ausstellungen der Lösung näher zu führen.
Das. was die Industrie, das Fabrikwesen. andere Gewerbe verändernd geschaffen,
wird auch die Landwirthschaft zum Großbetrieb führen: die Frage nach wohl¬
feilerem Producte. Denn der Fortschritt des Maschinenwesens und der Zucht auf
Zweck und Ziel bei den Thieren kommt wesentlich größeren Wirthschaften zu
Gute. Wo sie fehlen, bleibt auch die Möglichkeit aus, durch Arbeitsteilung,
kaufmännischen Geist, Maschinenkrast, größeren Capitalaufwand größere Resul¬
tate, billigere Producte zu gewinnen. Freilich wird in der Landwirthschaft
niemals ein so großartiger Betrieb, wie andere Gewerbe ihn gut heißen, vor-
theilhaft sein. Denn sie ist zwar heute weit weniger abhängig von Boden und
Klima, als früher, aber Umstände, die den Landwirth nicht immer mit Sicher¬
heit das Gervollte erreichen lassen, und die das Sichanhäufen der Arbeit inner¬
halb weniger Monate bedingen, gebieten den Umfang der Güter auf ein ge¬
wisses Maximum zu beschränken.
Dann aber entscheiden die Verhältnisse des Bodens und des Klimas über
diese Frage. Wo der Spaten die Erde fast wie bildend zu der erwünschtesten
Krume formt, wo die Gartencultur sich annähernd einstellt, wo die Handels-
gewächse lohnen, wo das Klima den Menschen unabhängig von Zufällen läßt
und die Arbeit begünstigt, können alle Vortheile des Großbetriebs nicht —
nicht die Maschinen, nicht das länglichere Vieh, nicht das größere Capital dem
Kleinbetrieb Concurrenz bereiten. Aber wo der schlechtere Boden und das
rauhere Klima die Arbeit des Menschen nicht recht belohnen, überhaupt ohne
größeres Capital nichts auszurichten ist. da muß Großbetrieb im Lause der
Zeit einkehren oder, wo er schon "ist, bleiben.
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